Auch in Sendenhorst muss gelten - Nie wieder Nazis!
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Kalender NfG & Heimatverein gibt's bei Haushaltswaren Voges Raumausstattung Hölscher Modekommode Malerfachgeschäft Budt Albersloh - Blumengeschäft Strüsken & auf dem Weihnachtsmarkt
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Lebendige Erinnerungskultur

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Ein wichtiger Bestandteil unseres Vereinslebens ist die Pflege der lebendigen Erinnerungskultur. Durch Bewusstsein der Vergangenheit wird man motiviert, Werte wie Freiheit, Einigkeit, Demokratie und Toleranz aktiv zu leben und unsere freiheitlich demokratische Ordnung zu wahren und gegen ewig Gestrige zu schützen, im Rahmen eines vereinten Deutschlands, aber auch eines vereinten Europas, dies ist unsere Zukunft! Wir stehen für ein weltoffenes Deutschland und tolerieren keine Reichsbürger, Nazis oder sonst wie Gestrige!

Fortsetzung Ehrenmal Hoetmarer Straße
...1930 wurde das Denkmal schließlich auf einem größeren Freigelände (Ehemals befand sich hier ein Tecich, die "Greinkuhle") an der Ecke Hoetmarer Straße/Osttor errichtet. Es hat expressionistische & neoklassizistische Formen und wurde aus lokal traditionellen Materialien gebaut. An der Vorderfront des längsrechteckigen Blocks, der an einen Sarkophag erinnerte, befand sich die Inschrift: "Die Treue ist das Mark der Ehre". Ursprünglich saß ein Adler auf dem Block.

Im Januar 1933, wenige Tage vor der Machtübernahme durch die NSDAP, wurde der Adler durch einen aus Sandstein gearbeiteten Helm mit Seitengewehren ersetzt, der auf einem Eichenkranz ruht. Die Gedenkstätte ist ein bedeutendes Beispiel für die Gestaltung einer Totenehrung nach dem Ersten Weltkrieg. Die Veränderungen 1933 und 1985 zeigen den weiteren Umgang mit dieser Form der Erinnerungskultur.

1985 wurde das Denkmal durch eine von dem Sendenhorster Künstler und Bildhauer Bernhard Kleinhans gestaltete Stele ergänzt. Diese Stele steht abgerückt und setzt sich mit der Geschichte des "Kriegerehrenmals" auseinander. Durch die ergänzende Stele von Bernhard Kleinhans wird das Denkmal heute eher als "Mahnmal" betrachtet. Es kann sowohl als historisches, künstlerisches und handwerkliches Zeugnis vergangener Formen des Gedenkens und der Erinnerungskultur betrachtet werden, als auch zur kritischen Auseinandersetzung mit den verheerenden Folgen der Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auffordern. Kleinhans bezieht sich in seiner Stele auf das "Ehrenmal" mit Inschrift und Helm und gibt damit seine eigene künstlerische Aussage wieder.
Somit stellt das Ehrenmal heute einen Kontext zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dar.

Inschrift der Stele (2023 aktueller denn je):
„Die Würde des Menschen ist unantastbar
Wir bekennen uns zur Unverletzlichkeit der Menschenrechte
Sie sind die Grundlage jeder Gemeinschaft des Friedens und der Gerechtigkeit
Niemand darf den Geist des Guten verkehren,
die Lust zum Bösen wecken
Nie wieder darf Unrecht zum Gesetz werden
Wir gedenken in Trauer der Toten aller Kriege
Millionen Menschen starben viele 100 aus unserer Stadt
Die Opfer von Gewalt und Terror mahnen uns zur Verständigung und zum Frieden unter den Völkern“

Über das Ehrenmal an der Hoetmarer Straße
Filmrollen Arbeitslager Senden
Volkstrauertag 2016 | Teil 1: An der Stele  | Teil 2: Am Ehrenmal
F.P. Martin, Erlangen - Spuren des Ehepaars Johannes Laink-Vissing und seiner jüdischen Frau Hildegard, geb. Katz
Filmrollen aufgetaucht.
In unserem Archiv sind mehrere Filmrollen aufgetaucht. Einen Probefilm habe ich digitalisieren lassen. Es geht nach Senden in die NS-Zeit. Gezeigt wird die Errichtung des Arbeitslagers Senden. 

 

Rede zum Volkstrauertag 2016 - CH
1. Teil an der Stele der Synagoge

Sehr geehrte Damen und Herren, - sehr geehrter Hr. Bürgermeister, - liebe Sendenhorster und mit dem Ort verbundene Bürger,

Wir haben uns hier an dieser Stelle versammelt, - um gemeinsam den Volkstrauertag zu begehen. - Wir gedenken heute den Opfern der Weltkriege- , aber auch allen Opfern von Krieg und Gewalt. - Von zahlreichen Kriegen in aller Welt erreichen uns täglich grausame Bilder - aus dem Fernsehen und dem Internet. 
Nie wieder Krieg,-  das sollte für alle die Lehre aus diesen Ereignissen sein. Es mag Kriege geben, die eine Legitimation besitzen, z.B. der Krieg gegen den sogenannten Islamischen Staat, der zz in seine entscheidende Phase zu treten scheint. Aber Krieg bedeutet immer Not, Leid, Elend und Tod.
Frieden beginnt aber auch immer im Kleinen, im menschlichen. Achtung vor dem Andersdenkenden, Respekt gegenüber Mitmenschen, egal welcher Hautfarbe, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung, Respekt gegenüber Umwelt, so kann Frieden immer Kleinen gelebt werden!
Es ist mir als Vorsitzender des Heimatvereins eine ganz besondere Ehre, sie hier an dieser Stelle zu begrüßen zu dürfen. An dieser Stelle finden wir eine Gedenkstele von dem Sendenhorster Ehrenbürger Bernhard Kleinhans, die auf die ehemalige Synagoge unserer jüdischen Gemeinde hinweist. 
Diese Synagoge war Mittelpunkt einer lebendigen Gemeinde, die unser Stadtleben entscheidend mitgeprägt hat. Der Raum war wohl eher ein Betraum, nichts destotrotz ein Versammlungsraum, an dem mindestens 10 Juden zusammen kamen und somit ihren Gottesdienst feriern konnten. Die jüdische Gemeinde bestand in Sendenhorst von 1693 - 1904 und umfasste zeitweilig bis zu 100 Personen. 
Heute kann man Reste der jüdischen Kultur in unserer Stadt auf dem Begräbnisplatz auf dem Ostenwall betrachten. Ein wunderbar stiller Ort, der den Bürgern erst seit dem letzten Jahr wieder vollkommen offen steht.
Die jüdische Bevölkerung war auch immer Diskriminierungen ausgesetzt. So wurde bei der Aufteilung der Gemeinschaftshude Ostheide unter der Sendenhorster Bevölkerung die jüdische Bevölkerung schlichtweg übergangen. Auch das die letzte jüdische Familie Sendenhorst 1904 verlassen hat, deutet auf ein eher zwiegespaltenes Verhältnis zur Bevölkerung hin. Das der jüdische Friedhof über die Zeit der Nazis erhalten geblieben ist, grenzt an ein Wunder, zumal es nicht an Versuchen gemangelt hat, diesen Begräbnisplatz zu vernichten.
Im Anschluss gehen wir nun gemeinsam zum Ehrenmal.


2. Teil - Ehrenmal
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Hr. Bürgermeister, liebe Freunde Sendenhorsts


es bedeutet mir viel, heute – an diesem Feiertag – hier in Sendenhorst zum Volkstrauertag -  sprechen zu dürfen. Ich bedanke mich daher sehr für diese Einladung. Der Volkstrauertag ist der wohl schwierigste Feiertag, den wir in Deutschland begehen. Ein Tag, an dem wir hin- und hergerissen zwischen Vergangenheit und Gegenwart sind, an dem gerade eben unsere Vergangenheit uns besonders schmerzhaft bewusst wird und an dem unsere Verantwortung in der Gegenwart besonders eindrücklich präsent ist. Aber auch einen Tag, dessen Bedeutung selbst sich immer wieder gewandelt hat und der Facetten in seiner Geschichte hat, die so gar nichts mit der heutigen Bedeutung zu tun hat.
Wir erinnern uns heute an die Gräueltaten, an das Leid und an die Gewalt in den beiden Weltkriegen, wir erinnern uns aber auch an die Kriege davor und an die Kriege danach. Wir tun dies heute mit vollster Überzeugung: Nie wieder Krieg. Es ist aber noch gar nicht so lange her, in der Zeit des Nationalsozialismus, da hieß dieser Tag Heldengedenktag.
Man darf nicht übersehen: Auch heute noch, im Jahr 2016 – 98 Jahre nach Ende des ersten Weltkriegs und 71  Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, gibt es immer noch viele Menschen, die an diesem Tag ein Heldengedenken feiern. Und manchmal fürchte ich, es werden wieder mehr. 
Und dann, wenn wir den Blick einmal weglenken von Deutschland, von unserer heute so sicheren, so friedlichen und sozialen Umgebung, dann sehen wir: Um uns herum toben noch immer Konflikte, und es scheint von Monat zu Monat schlimmer zu werden.

Die Ereignisse 2014 in der Ukraine haben uns sehr erschreckt, dort herrscht nun schon 2 Jahre Krieg, gerade deshalb, da wir diese alte Konfliktlinie zwischen Ost und West für gelöst betrachtet hatten. Dass ein bis vor kurzem noch recht stabiles, entwickeltes, ruhiges Land innerhalb weniger Wochen sich in ein Kriegsgebiet verwandeln kann, haben wir nicht mehr für möglich gehalten. Und auch heute, wo zwar ein Abkommen Minsk 2 die Konfliktparteien trennen soll, ist die Lage äußerst instabil. Wir alle hoffen aus tiefsten Herzen, dass die Lage dort, genauso wie auch die Weltlage, trotz zunehmender aggressiver Töne, in den nächsten Jahren nicht weiter eskaliert! Die Angst vor einem nuklearen Overkill, sowie in den 1980ern Jahren empfunden, ist mir und wahrscheinlich noch vielen der hier Anwesenden noch stark in Erinnerung geblieben!

Die Situation in Syrien und im Irak macht uns zu tiefst betroffen. Diese Staaten mit einer Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende alten Kultur versinken im Chaos und Elend. Ich kann meinem Entsetzen über das, was uns von dort an Berichten erreicht, kaum Worte verleihen. Uns erreichen gerade täglich Bilder, aus Aleppo, aus Mossul, die an Grausamkeit, ja Perversion, kaum vorstellbar waren. Die aus diesem Konflikt resultierenden Flüchtlingsströme, das Leid der Menschen, die in der Türkei unter unmenschlichen Bedingungen versuchen zu überleben, die auf der Überfahrt ins scheinbar sichere Europa ums Leben kommen, lassen uns ganz klar erkennen: 
Wir, hier zuhause in Deutschland und Europa, müssen gerade in dieser Zeit und angesichts dieser Gräueltaten besondere Menschlichkeit zeigen. Die Integration der hier angekommenen Flüchtlinge sollte angesichts des brutalen Krieges in deren Heimat und aus reiner Menschlichkeit eine Selbstverständlichkeit sein.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Heimatfreunde,
77 Jahre nach dem Beginn des zweiten Weltkriegs und 102 Jahre nach Beginn des ersten Weltkriegs werden wir immer wieder mit einer Aussage konfrontiert: Lassen wir die Vergangenheit ruhen, es müsse nun Schluss sein, mit den Rückblicken, mit den Schuldgefühlen, mit der Trauer. Angesichts von über 50. Mio. Toten, die der 2. Weltkrieg gefordert hat und über 6 Mio. ermordeter Juden in Europa, den unglaublichen Verbrechen, die in der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden,  
aber auch in der heutigen Zeit: Krisen, Terror und Mord auf der ganzen Welt, angesichts von rechtem NSU-Terror und wachsenden Zulauf zu populistischen Parteien und rechtsextremen Gruppen und sonstigen rechten Rattenfängern, die scheinbar so einfache Lösungen anbieten, zeigt sich ganz deutlich:


Es darf noch lange nicht Schluss sein darf mit der Erinnerung an diese Zeit. Derartige Extremisten dürfen nie wieder in Deutschland Macht erhalten! Daher bin ich über Tage wie diesen hier heute dankbar. Tage, die es einem nicht leicht machen und immer wieder den Finger in die Wunde legen – und uns erinnern.  Denn Tage, die uns bewusst machen, welche Geschichte uns geprägt hat, lassen uns die Gegenwart und die Herausforderungen der Zukunft klarer erkennen. Der Blick zurück kann uns wachsamer und aufmerksamer machen und uns vor dem warnen, was kommen kann. 
Eine lebendige Erinnerungskultur zu pflegen, dazu möchte auch der Heimatverein beitragen. Geschichte und Geschichten aus Sendenhorst darzustellen, auch aus der NS-Zeit, sehen wir als ein großen Aufgabe und auch als eine Verantwortung. Frieden beginnt auch immer im Kleinen, im menschlichen Miteinander. Achtung vor dem Andersdenkenden, Respekt gegenüber Mitmenschen, egal welcher Hautfarbe, Nationalität, Religion, sexueller Orientierung, Respekt gegenüber Umwelt, so kann Frieden im Kleinen gelebt werden! Daher bin ich Menschen wie Ihnen dankbar, die sich für diese Erinnerungen und gemeinsamen Werte  engagieren.  Nie wieder Krieg - Demokratie schützen, zu wahren, sich einzusetzen für die Freiheit und Toleranz – das ist das wichtigste.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
F.P. Martin, Erlangen Zur Vorbereitung einer 5-tägigen Exkursion zu „unbequemen Erinnerungsstätten“ in Bayern (Nürnberg, Erlangen, München und Dachau) habe ich mich in der letzten Zeit mehrfach auf der Webseite des Sendenhorster Heimatvereins aufgehalten. Denn in Erlangen werden wir im September den Spuren des Ehepaars Johannes Laink-Vissing und seiner jüdischen Frau Hildegard, geb. Katz folgen. Teilnehmer werden  etwa 25 Personen sein, alles meine Cousins und Cousinen im Ersten und Zweiten Grad, die versuchen wollen, den Lebensweg  der mit uns weitläufig verwandten Familie nachzuvollziehen:  Ein Weg, der für die Frau in der Gaskammer, für den Mann nach der bereits 1939 durch (vermutlich) die „Nürnberger Rassegesetze erzwungenen Trennung im Selbstmord und für die gemeinsame Tochter 1944 bei einem Bombenangriff tödlich endete. 
Paul Kornelius Johannes Laink-Vissing – so sein vollständiger Name - ein Vetter meiner westfälischen Oma Clara Topp geb. Lainck-Vissing  wurde am 16. Januar 1888 als letztes Kind des Kornbrenners Johannes Joseph Laink-Vissing und seiner Frau Clara, geb. Böcker geboren. Clara starb am 6. 2. 1888 im Wochenbett, ihr Mann Johannes, dem sie 9 Kinder im Alter zwischen 13 Jahren und 3 Wochen hinterließ, heiratete am 3. Juli 1888, also 5 Monate später, die aus Oelde stammende Anna Göbel.
Johannes scheint das Elternhaus sehr früh verlassen zu haben, denn weitere ihn betreffende Vorgänge und Beurkundungen habe ich in Sendenhorst - auch mit tatkräftiger Hilfe des Heimatvereins und seines rührigen Webmasters - nicht ausfindig machen können, es gibt auch in Familienunterlagen wie z.B. der „Chronik des Wüllener Hofes „Vissing“ keine Hinweise auf ihn und sein Schicksal. Soweit mein eigenes Gedächtnis und das meiner ältesten Verwandten, die ich alle befragt habe, zurückreicht, kommen Auschwitz und Shoah in der Familiengeschichte nicht vor.  Erst aus dem Jahr 1915 liegt mir ein amtliches Dokument über diesen Vetter meiner Oma vor, denn da rückte er bei der Bayrischen Armee als „ungedienter Landsturmpflichtiger“ beim 19. Bayer. Infanterie-Regiment in (Erlangen) I Ersatzbataillion ein. Bis dahin war er in Nürnberg polizeilich gemeldet. An der Front scheint er nicht gewesen zu sein, aber mehrere längere Lazarettaufenthalte  in Erlangen wegen Herzbeschwerden sind dokumentiert.
Am 30. März 1916 heiratete er in Erlangen die Jüdin Hildegard Katz, Tochter des dort gewerbeansässigen  Fotografen Simon Katz. Die Trauung erfolgte nach katholischem Ritus, Hildegard Katz blieb aber weiterhin mit dem Bekenntnis „Israelitisch“ eingetragen. Die am 14. Dezember 1916 geborene gemeinsame Tochter Clara war, ebenso wie ihr Vater Johannes, katholisch.  Da an keiner Stelle ein Religionswechsel Hildegard Laink-Vissings geborene Katz erwähnt ist, scheint sie an ihrem jüdischen Glauben festgehalten zu haben. Dass sie trotzdem Taufpatin für (mindestens) zwei Kinder Ihrer Schwester Gottliebe Bénesi geb. Katz war, die ebenfalls in einer katholisch-jüdischen „Mischehe“ lebte, widerspricht zwar dem katholischen Kirchrecht, schien also  für den katholischen Pfarrer, der die Taufen vornahm, kein Problem gewesen zu sein. In der Sterbeurkunde des Johannes Laink-Vissing vom 12. Mai 1939 ist Hildegards  Konfession weiterhin mit „Isr“ angegeben.
Offenbar gab Johannes seinen Beruf als Bankbeamter nach der Hochzeit auf und arbeitete im Fotogeschäft Katz, das nach dem Tod von Hildegards Vater Simon Katz ab 1927 von dessen beiden Töchtern gemeinsam geführt wurde. Seine Berufsbezeichnung wird von da an mit „Kaufmann“ angegeben, neben der Tätigkeit im Fotogeschäft ist er als Vertreter  für diverse Firmen tätig, darunter Textilien, Werkzeuge, Maschinen sowie Reklame- und Zugabeartikel.
Bei den Pogromen vom November 1938, die in Erlangen ihren Höhepunkt in den Morgenstunden des 10. November erreichten, wurde auch das Fotogeschäft geplündert. Hildegard Laink-Vissing und die inzwischen 18jährige Tochter Clara  wurden mit anderen Erlanger Juden in „Schutzhaft“ genommen, derweil „im hohen Bogen aus dem Foto- und Zigarrengeschäft Katz/Bénesi/Laink-Vißing“ Fotoartikel, Zigaretten Zigarren und Zubehör (flogen)“. 1950 wurde in einem Prozess der ziemlich misslungene Versuch gemacht,  die Schuldigen der Pogrome  zu belangen.  Von 26 Angeklagten wurden 19 freigesprochen – weil sie „Opfer eines politischen Irrtums“ geworden seien. Die übrigen 7 Angeklagten erhielten Freiheitsstrafen  von maximal 11 Monaten, die aber keiner der Angeklagten antraten musste. 
Ab  November 1937 lebte Hildegard Laink-Vissing mit Ihrem Mann Johannes und Tochter Clara in dem Mehrfamilienhaus Bayreuther Straße 17½ in Erlangen, wo sich seit 2006 auch ein „Stolperstein“ mit ihrem Namen befindet. Denn das war ihre „letzte selbst gewählte Wohnung“.  Aus dieser gemeinsamen Wohnung zogen Vater und Tochter am 1. April 1939 aus und meldeten sich 4 Tage später in Nürnberg, Bruckerstraße 86 an, wo Johannes am 11. Mai 1939 gemäß der vom zuständigen Oberstaatsanwalt erstatteten Sterbefallanzeige  tot aufgefunden wurde. Die Todesursache „Selbstmord“ findet sich nicht in der Sterbefallanzeige, wohl aber in seiner Gewerbekarte. 
Die mit 43 Jahren Witwe gewordene Hildegard Laink-Vissing behielt zunächst die bisherige Wohnung, am 25. Juni 1940 wurde ihr in Erlangen im „Judenhaus“ Raumerstraße 11 eine neue Wohnung zugewiesen, wo  seit März 1939 bereits Hildegards Mutter Wilma und Schwester Gottliebe mit ihrer fünfköpfigen Familie lebte. Vermutlich aufgrund Ihres Status‘ als Witwe eines „Ariers“ blieb sie bis August 1943 von den Nazis weitgehend unbehelligt und musste auch keinen Judenstern tragen. Am 3. August 1943 traf aber auch sie das Schicksal von 6 Million jüdischen Leidensgenossen: Sie wurde verhaftet und über Heidelberg und Nürnberg am 20. Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert. Als Todestag ist der 4. Dezember 1943 amtlich protokolliert. Danach berühmte sich Erlangen, „judenfrei“ zu sein.
Tochter Clara heiratete am 24. Dezember 1940 in Nürnberg den Heitersheimer Kaufmann Franz August Heinrich Brück und zog mit ihm nach Freiburg. Am 27. November 1944 kam sie dort bei einem schweren Luftangriff ums Leben.
Mit diesem Gästebucheintrag möchte ich zweierlei bezwecken:
1. Die Sendenhorster auf das bislang offensichtlich Schicksal eines ehemaligen Mitbürgers und seiner Familie aufmerksam machen,
2. Um Hilfe bei der Erforschung des Lebenswegs von  Paul Kornelius Johannes Laink-Vissing bitten, insbesondere der Zeit bis zu seinem Wegzug aus Sendenhorst. Jeder Hinweis ist willkommen!
Den Lesern dieses Eintrags danke ich für ihre Geduld und dem Heimatverein für seine vielfältigen Aktivitäten bei der Erforschung der lokalen Geschichte und der Menschen, welche diese Geschichte erlebt und geprägt haben.  Für einen auswärtigen Interessenten ist die Homepage eine perfekte Anlaufstelle, um von da aus weitere Informationsquellen zu erschließen. Ad multos annos!
Franz Peter Martin
St. Georgenstraße 7
65520  Bad Camberg
Tel. +49 (0) 6434 4566
Fax +49 (0) 6434 907 008
fpmartin@badcamberg.de

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