In alten Akten gibt es viel zu lesen 1.2.2022 .| CH
So gibt es einen interessanten Fall
aus dem Jahr 1834 über Geister und Aberglauben und Menschen, die das schamlos ausnutzen. Da die Familien-
namen im hier dargestellten Protokoll aus dem Jahr 1834 noch heute in Sendenhorst verbreitet sind, wurden
diese abgekürzt.
1834, JUNI 4
Bürgermeister Brüning schickt Venehmungsprotokolle zu Behauptungen und Vorlällen durch die Tagelöhnerin Maria Cath. W.. deren Sohn Johannes
und die Ehefrau des Kötters J. in der Brachter Bauerschaft
1834, JUNI 6
Erschien Polizeidiener Dengehadt und machte folgende Anzeige: Er habe in Erfahrung gebracht, daß l. Maria Cath W.. 2. ihr Sohn Johannes. 3. Ehefiau des Kötters J. sich unterständen. leichtgläubigen
Leuten weiß zu machen, daß ihre verstorbenen Angehörigen aus jener Welt wiedergekommen wären und hier jetzt spuken girıgerı, weil sie noch etwas abzubüßen und noch einige Gelübde einzulösen hätten.
Die drei Vorgenannten gäben sich dafür aus, sie könnten die Geister der Verstorbenen erlösen. forderten dann von solchen leiclıtgläubigen Leuten Geld und trieben allerlei Unfug. Dieses sollten
sie
hauptsächlich getan haben bei dem Colon N.. bei der Witwe G., bei Schuster B.. bei dem Colon P.. Kirchspiel Ahlen. und bei dem Colon K.. Kirch- spiel Drensteinfurt.
Erst 20 Jahre später fertiggestellt: St. Martin
Folgende Einzelvernehmungen wurden durchgeführt:
1.
Witwe G.:
Kurz nach dem Absterben meines seligen Mannes. kam an einem Sonntagmorgen die Ehefrau des Kötters J. zu mir und sagte mir, wie ich diesen Morgen nach der Kirche gegangen wäre, sei mir der Geist
meines Mannes nachgefolgt. Sic. die Ehefrau J ., habe mit ihm gesprochen. Er habe zu ihr gesagt, daß er nicht eher zu Gnaden kommen könnte, bis er ein gethanes Gelübde, nämlich nach Telgte zu
wallfahrten. erfüllt habe. Anfangs wollte ich es niclıt glauben, ließ mich aber doch bereden, und übemahm die Wallfahrt nach Telgte im Namen meines Mannes, welche ich dann auch ausgeführt habe. Femer
bemerkte die Wwe G. noch, daß die Ehefrau J. ihr auch noch gesagt habe, daß, wenn sie die Wallfahrt nach Telgte nicht übemehmen wolle, sie, die Ehefrau J., es thun müßte, um
es für ihren Mann zu übemehmen.
2.
MAGDA SOPHIA S. BEIM HIESIGEN WIRT UNTIEDT:
Kurz vor Fastnacht des Jahres erhielten meine Eltem einen Brief von Maria Catlı. W., ich habe denselben gelesen und erinnere mich an Folgendes davon: Meine Großeltem, die beinahe schon 30 Jahre todt
sind. wären noch nicht am rechten Orte. Wir müßten Wallfahrten gehen nach Warendorf tınd 2 Taler 2 Sg 6 Pf an das dortige Kloster sclıicken, danach dem Kreuz in der Coesfelder Kirche ll Sg 3 Pf.
Dieses könnten wir aber selbst nicht, sondern dies sollte ihr Sohn Johannes thun, weil sich derselbe damit am Besten zu verhalten wüßte. femer nach Telgte 7 Sg 6 Pf. oder I0 Sg. dieses wollten sie
Stockhoff mitgeben, weil derselbe gelegentlich dorthin ginge. Die vorgedachten 2 Taler 2 Sg 6 Pfhabe ich sebst in Begleitung meiner Schwester Maria Anna, welche sich im elterlichen Hause befindet. und
meiner hier wohnenden Schwägerin. Ehefrau S.. nach Warendorf in das Kloster gebracht. Die übrigen 22 Sg 6 Pf habe ich der Maria Cath. W. zu Besorgung selbst übergeben. Außerdem mußten wir tür jeden
Tag, die Zahl derselben weiß ich nicht
genau, dem Johannes W. für die Besorgung der Gelder an Ort und Stelle - außer den ihm mitgegebenen Nahrungsmitteln - noch 4 bis 5 Sg zahlen, so daß der ganze Betrag der Kosten des Johannes W.
sich auf 5 Tlr betragen hat. Femer gab dieselbe arı, daß sie kurz vor Fastnacht von ihrer Mutter gehört habe, daß die Maria Cath.
W. bei der Witwe Schnöder in Drensteinfurt gewesen sei und derselben erklärt habe, daß ihr verstorbener Mann noch nicht an Ort und Stelle sei. weil er noch ein Gelübde, nach Rulle (im Bistum
Osnabrück) zu gehen, zu lösen hätte. Sie hätte bei der Gelegenheit geäußert. daß ihr Sohn Fehler an den Füßen habe. Darauf hätte ihr dieselbe erwidert, es solle wohl mit deınselben die Bewandtnis
haben, wie mit ihrem Mann. Meine Mutter begab sich darauf nach der Maria Cath. W. und erhielt darauf das vorbemerkte Schreiben.
3.
1834, MAI 7 MARIA ANNA G., EHEFRAU DES S., erklärte auf Befragen.
in wieweit sie in betreff der Geisterbanner-Geschichte Auskunft geben könne: Kurz vor Fastnacht an einem Sonntage kam Maria Cath. W. zu mir urıd sagte mir, daß an dem Hause meiner Schwiegereltem in
Drensteinfurth namens S. zwei Geister gingen. Wenn diese zur Ruhe kommen sollten, so müßten von den Angehörigen an das Kreuz in der Kirche zu Coesfeld 11 Sg 3 Pf gebracht werden. Derjenige, welcher
es dorthin brächte, müßte in bloßen Füßen gehen und 3 Stunden vor dem Kreuz beten, weil es aber keiner ihrer Familie thun dürfte. so möchten sie ihren Sohn Johannes dorthin gehen lassen und den
dieses Geld verdienen lassen. Die übrigen ll Sg 3 Pf für das Kreuz zu Coesfeld hätte der Johannes W. aus dem Hause ihrer Schwiegereltern mitgenommen, weil die Maria Cath. W. erklärt habe, daß der
Wallfahrter aus dem unreinen Hause ausgehen müßte.
4.
AUSSAGE DER EHEFRAU DES COLON K.:
Am 28. v. M. kam die Kötterfrau J. in Begleitung der Kötterfrau W. nach unserem Hause. Die Maria Cath. W. erklärte uns zuerst, es gingen 4 Geister auf unserm Hofe. dieses hätte ihr die Ehefrau J .
besagt. Darauf bestätigte dieses die J.
und gab Folgendes noch an:
1. Der erste Geist sei der Frau Ks. selige Mutter,dafür müßten sie für 3 Messen Geld nach Haltenı schicken, und zwar an den alten Pastor, und ferner 3 Sg 9 Pf Kerzengeld.
2. Der zweite sei ein zu Drensteinfurt verstorbener Kaltlıöner, dieser komme auf ihren Hofe, um seine dort wohnende Enkelin zu besuchen.
3. Der Geist des verstorbenen Bruders meines Mannes, welcher seinem Vater Geld abgestohlen habe, ginge auch herum, um seinem Vater die Hand zu reichen. damit er ihm vergeben möchte. Zur
Erlösung müßten sie eine Wallfahrt nach Telgte mit bloßen Füßen machen.
4. Der Geist des verstorbenen Schwiegervaters: Dieser habe 60 Taler in der Erde vergraben. Dabei die Verpflichtung zur Setzung eines Kreuzes. welches sein Vorgesetzter schon geholt hätte, nicht
erfüllt. Sie müßten daher zu seiner Seelenrulıe das Kreuz im Wert von 10 Taler setzen lassen, eiıı Kalb zu 4 Taler Wert an das Kloster zu Warendorf schicken und zur Erhebung wäre ein schwarzer
Ziegenbock und ein schwarzer Hahn erforderlich. Femer bemerkte die Comparentin, daß die J. erklärt habe, die Geister der Verstorbenen kämen beständig zu ihnen, um sie um Rat zu fragen und um sie zu
ersuchen, ihnen zu helfen.
Es folgen 4 weitere Fälle, alle nach ähnlichem Muster. Bemerkenswert. wie viele Leichtgläubige darauf hereinfielen! Darauf erfolgt offensichtlich der Prozess und die Verurteilung der drei
Beschuldigten durch das lnquisitoriat Münster. Entassungsschein vom I0. September l835 liegt bei den Akten (vemutlich 2 - 3 Monate Arrest).
Erinnerungen an das alte Sendenhorst 1.3.2019 | CH
Erinnerungen in interessanter Text ist im Archiv
aufgetaucht: Es scheint sich um ein Interview zu handeln, wahrsch. Entstehung 1980er – Autor u Interviewter sind leider unbekannt
Kriegerverein
Frage nach dem Kriegerehrenmal ... ja der Kriegerverein in Sendenhorst, das war immer kein richtiger Zusammenhalt. Da ist viel Streit drin gewesen; der
eine wollte gerne Hauptmann sein und der andere auch (soviel ich weiß). Das war nie ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl gewesen. Vorsitzender war der alte Herr Roetering, der Vater von Anitas
Mann; Bernhard Roetering; war seinerzeit auch Rendant gewesen bei der Sparkasse. Auf dem Denkmal hat so ein kleiner Vogel, wie ein Adler, draufgestanden. Hatte die Flügel aber anliegend. Ob der Adler
während des Krieges abgenommen wurde, das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich glaube, daß das eher gewesen ist. Der Helm ist aber vor dem Krieg drauf gekommen!
Stadtvertretung
Die Stadtvertreter wurden bestimmt von bestimmten Leuten; von den Herren Brennern, die hatten damals das Sagen. Aber die hatten vordem noch mehr zu sagen.
Promenaden
früher Kastanien, aber die nahmen das Licht weg für die Gärten
Stadtgraben vor dem Nordtor
"Wellkuhle", das weiß ich noch, das ist, wo heute Pagenkemper ist; das sind ja noch so schmale Gärten an der Seite, und das so'n bißchen weiter, da war de
Wellkuhle.
Da habe ich seinerzeit mit meinem Nachbarssohn Berheide und Theo Zimmermann, das war zur Weihnachtszeit, da hatten Strothmann (was heute Koch ist an der Ecke, und vordem Pöttken war) was auf das Eis
geschmissen, und der Zimmermann, der wollte sich das holen, ist eingebrochen und ist dabei ertrunken.
Geistlichkeit
Pfarrer Beckmann kannte man nur mit einem langen Rock. Bei seiner Beerdigung da war es so kalt. Es hatt geschneit. Die Schulkinder mußten alle den Schnee
trampeln. So ist das gewesen. Der Pastor hat immer einen langen Rock gehabt.
Sportvereine
Es gab TUS und DJK. DJK spielte Fußball, hatte mehr Zuschauer. von Tergeist hatten sie ein Teil Land gepachtet, und das wurde nachher zu teuer. Das war die Ecke wo heute das Hallenbad
ist.
Badeanstalt
war auf der Hardt. Bademeister war Karl Möllers, das ist da, wo heute derBürgermeister (Reuscher, Osttor) wohnt. Der hatte ein Tuchgeschäft, der hatte auch
ein Tuchgeschäft.
Hotel
Bernhard H. hatte Kaufmann gelernt, ist gefallen. Und der das nachher weitergeführt hat, das war Josef, das war ein Rechtsanwalt. die älteste Schwester war
Josefine, die war kränklich. Und die andere Schwester, Elisabeth, hat einen Bergassessor geheiratet. Das Geschäft wurde verkauft.
Transportmittel
Ich weiß, daß wir in der Jugend das auch wohl mal gemacht haben: Da wurde von Schulze Tergeist ein Leiterwagen geholt und da wurden ein paar Bretter draufgelegt, und dann ging es mit dem Leiterwagen
zum Zug nach Drensteinfurt.
Prozession nach Telgte
Da gingen mehrere Leiterwagen mit; zwei drei bestimmt.
Ackerbürger
mußten eine Kuh haben, um was zu essen zu haben. Das Land wurde gepachtet. War alles Kirchenland. Das war sehr knapp und wer viel Geld hatte, der konnte
auch Land kriegen.
Schule
Hauptlehrer Möllers; Dann hatten wir eine Zeitlang eine Vertretung, ein Hermann Nachtigõller, hat lange Zeit auf dem Südendamm gewohnt; Gewerbelehrer. Der hatte Pausenvertretung. dann kam Lehrer
Brüggemann. Fräulein Erpenbeck, Fräulein Verspohl, Fräulein Menting, Fräulein Vandenhoeck, Fräulein Bußmann, Lehrer Obermeyer, der war ja der Nachfolger von Dr. Schwermann (OG-Leiter), Lehrer Knieper
... Schulzucht, Strenge: Bei Lehrer Möllers, da kriegten wir schon was dran her. Der war ganz eisern, gibts gar nichts.
Kriegsbewirtschaftung 1914
Die kamen alle mit den Marken. Wenn ich aus der Schule kam, dann mußte ich jeden Tag mit dem Handwagen zu … div. Bauern .. da mußten wir Eier holen, und
dann wurde das aufgeschrieben Und dann kamen die Leute mit den Marken dahin und dann wurde das verteilt. Und die Marken mußten immer auf eine Zeitung geklebt werden, vorgedruckte Marken, die kamen
vom Amt.
Die Sattler in Sendenhorst
Schmülling kam aus Beckum. Es wurden Matratzen gemacht, Sättel weniger. Ackergeschirre, Kutschgeschirre. Zweispännergeschirre, aber Sättel haben wird
nicht gemacht. Hölscher: War früher eine Seilerei. Der Anton (Jahrgang 1907) hat gelernt in Warendorf. Der ältere Bruder Heinrich ist nach Hamburg gezogen. War Spezialist für Taue. Wie
Reepverbindungenn gibt es auch Tauverbindungen, und der konnte die zusammenknoten.
Mühlen
Kiesekamps Mühlen; eine hat gestanden im Süden: Kattekamp (?) Kellekamps Mühlen, die hat da gestanden, wo heute der Bernhard Hartmann wohnt, Bersenkamp da oben.(Stricker). Niehues (Neuhaus)- Mühle:
ungefähr, ein bißchen weiter, wo Werner (L.Verspohl) wohnt, ungefähr da muß die Mühle gewesen sein. Christoph Sommersell. Der alte Sommersell (von Lothar der Vater), Ingenieur, war etwas verkrüppelt.
Die ganze Ecke gehörte dem Betrieb.
Früher, allgemein
eine harte Zeit, vor allem die Inflationszeit. Konnte man nicht kriegen, konnte man nichts kaufen. Geld war knapp. Den Handwerkern ging es schlecht.
Ende des Jahres wurde abgerechnet. Welche konnten's, welche konnten's nicht. Zum Beispiel bei Sieckmann, die hatten ja den Viehhandel, da wurde das Vieh abgenommen, dann kriegten die Geld, und dann
hatten die den Tuchladen, dann kam die Frau Sieckmann und nahm ihnen das Geld wieder ab (jetzt Gunnemann).
Gefallene
Manche Familien haben viele Söhne verloren: Heiringhoff; Bernhard, das war mein Freund. War mein Alter, hat damals den Kassierer gemacht, beim DJK, hat
auch mitgespielt.
Ramesohl
Zentrifugen haben die viel gemacht. Löckmann war der Heute gibt es keine Ramesohl mehr in Sendenhorst.
Konsum
Der Konsum war früher auf der Südstraße in dem Haus Löbker (Arnskötter, Schmiede); Voßding gegenüber, hinter Geiping das Haus.
Bergleute
Früher da hatten die Bergleute einen Omnibus drin stehen. Die hatten sich einen Omnibus gekauft und fuhren damit jeden Tag nach Ahlen. Es gab viele
(Bergleute), die nach Ahlen gefahren sind.
NSDAP
Es gab schon ein paar SA-Leute in Sendenhorst; und dann kam seinerzeit der Stahlhelm. Und da bin ich zum Jungstahlhelm gegangen. Und da kam der
Röhm-Putsch, da bin ich nicht mehr hingegangen (zur SA) und dann kam ich später zur NSBO und so weiter. Jeder Handwerker mußte ja irgendwo bei sein.
Und dann kam der Winter nach SENDENHORST 1.2.2022 .| CH
Für besonders viel Schnee ist ja unsere Heimat nicht bekannt. Und der
Klimawandel macht es nicht unbedingt besser?
Als Anfang 2021 dann doch mal wieder der Schnee über das Münsterland kam, war zumindest die Überraschung groß. Wie das wohl 2023 wird? Hoffentlich wird es nicht zu kalt angesichts der
Energiekrise…
Link
Eine kleine Liste der eher seltenen
Winterereignisse vor Ort:
Februar 2021
2010 - Kurz vor Weihnachten – reichlich Schnee
2005 - Das Schneechaos im November - Richtung Steinfurt
1985-87 Drei kalte Winter hintereinander – mit mehrfach bis zu -20 Grad!
1986 - Kalt und viel Schnee | Januar
1978/79 - Schneechaos in Deutschland
1969 Samstag, Sonntag vor KarnevalDie Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit!
Auch im Archiv lässt sich ‚bisher‘ wenig zum Thema Schnee finden…
Bilder: Und dann kam der Winter nach Sendenhorst...
NACHTS WIRD ABGESCHLOSSEN - SENDENHORST VOR 200 JAHREN 1.2.2022 .| CH
Sendenhorst besitzt seit mindestens 1315 Stadtrechte (erste offizielle urkundliche Erwähnung = offizieller Geburtstag: 11.08.1315) – also mindestens 707 Jahre. Wenn wir heute knapp 10.000 Einwohner in Sendenhorst (Stadt und Land - ohne Albersloh) zählen, so waren es vor 200 Jahren nicht einmal 1.500, wie folgender Text aus dem Heimatarchiv zeigt:.
VOR 200 JAHREN:
Die städtische Siedlung hat im Ganzen gesehen eine ovale Gestalt, in etwa die Form eines Wappens. Sie ist außen von einem Graben umgeben, jenseits dessen sich damals noch keine bürgerliche Behausung
befand, ein Zeichen, wie konservativ jahrhundertelang das Weichbild der Stadt sich erhalten hat. Erst kurz nach 1830 begann man, sich auch außerhalb des Stadtgrabens anzubauen. Die vier
Himmelsrichtungen geben den einzelnen Abschnitten des Grabens und der Hauptstraßen ihren Namen. So heißt es: Ostgraben, Oststraße, Südgraben, Südstraße, Westgraben, Weststraße, Nordgraben,
Nordstraße. Außer dem Osttorhaus, das 1806 dem Brande zum Opfer fiel und später abseits wieder aufgebaut wurde, sehen wir die übrigen Torhäuser eingezeichnet. Die Tore wurden von den Pförtnern
bewacht, sie wehrten Unberufenen den Eingang.
Bild:
Hölscher Opa Anton und Oma Käthe vorm Laden in der Weststraße
ANMERKUNG 2022:
Der „Grabenversatz“ – Für zumindest leichte Desorientierung sorgt auch heute noch der Versatz: Die Nordstraße geht – ganz klar – nach Norden. Der Nordgraben und die Nordenpromenade führen jedoch von
Norden, Nord-West nach Westen. Gleiches gilt für die anderen Himmelsrichtungen, so führt der Westgraben von der Weststraße – über die Overbergstraße – zur Südstraße, die Südenpromenade an der Schluse
entlang und dann links ab bis zur Oststraße und der Ostgraben über die Neustraße bis zur Nordstraße. Also immer von der Hauptstraße aus gegen den Uhrzeigersinn – „links“herum.
Bild:
Dichte Hinterhofbebauung zwischen Weststraße und Kühl mit Landwirtschaft und Schreinerei Mössing
ZURÜCK INS 19. JAHRHUNDERT
Nachts wurden die Tore geschlossen und verrammelt und geduldig musste das Landvolk zur Morgenstunde warten, bis der Pförtner Einlass gewährte. In der Mitte der Karte sehen wir die alte Kirche
(Kreuzkirche) mit ihrem großen Kirchplatz (Friedhof). Vor dem alten Rathaus breitet sich der Marktplatz aus. Auf der Nordstraße Parz. Nr. 105 stand die Mädchenschule. Die Parzelle Nr. 81 - 85 an der
Schulstraße zeigte das „Arme Lühus“ an. Die Judensynagoge stand unter Parz. Nr. 270. (2022: Parkplatz Schlabberpohl). Im Jahre 1816 hatte die Stadt Sendenhorst nach den statistischen Angaben 265 Häuser, 1 ist ganz massiv erbaut, 2 im
Fachwerk und nicht weniger als 262 Häuser ganz aus Holz. Die überwiegende Mehrzahl (215) war mit Ziegeln gedeckt und 50 hatten nach alter Väter Weise noch ein Strohdach.
Bild:
Drostenhof im Vordergrund Kolonialwaren Höne
Der vorliegende Plan verzeichnet Häuser. Nach einer Statistik von 1824 betrug die Zahl der Einwohner 1492, von ihnen waren 6 evangelischen Bekenntnisses, 1429 katholisch und 57 jüdisch. Verheiratet
waren 260 männliche und 262 weibliche.
Nach Altersklassen war die Bevölkerungszahl folgendermaßen aufgeschlüsselt:
Kinder unter 15 Jahren: Knaben 240, Mädchen 208 Personen von 15 - 60 Jahren: männliche 437, weibliche 468 Personen über 60 Jahre: männliche 68, weibliche 71.
Der Viehbestand im Jahre 1826 belief sich auf 60 Pferde und Füllen, 506 Kühe und Jungvieh, 30 Ziegen und 300 Schweine.
Nach dem katasteramtlichen Verzeichnis der Grundgüter von 1833 ist der Flächeninhalt der steuerbaren steuerpflichtigen Grundgüter wie folgt:
Gemüsegarten 18 Morgen, Wiesen 1 Morgen, Gebäudefläche 33 Morgen, Teiche 3 Morgen, Sa. 55 Morgen, des ertragsfähigen steuerfreien Grundeigentums: Gemüsegarten 1 Morgen, Gebäudefläche 3 Morgen,
insgesamt 4 Morgen, und des steuerbaren ertraglosen Grundeigentums:
8 Morgen Wege pp
Bild:
Heute Gebäude Westfälischer Hof, Nordstraße
BERUFE:
13 Schuhmacher und Schuhflickermeister, 1 Handschuhmacher und Beutlermeister, 8 Drechsler in kleinen Holzwaren, 2 Böttcher- und 5 Kleinbindermeister, 2 Rade- und Stellmachermeister, 2 Bäckereien, 4
Branntweinbrennereien, 3 Brauereien, 4 Seilermeister, 6 Messer- Bohr und Schlossermeister, 1 Schornsteinfegermeister, 2 Maurer- und Schieferdeckermeister, 2 Glasermeister, 1 Hutmachermeister, 10
Schneidermeister, 2 Färbereien, 5 Unternehmer Handel mit Kaufmannswaren, 3 Kruge (Gasthöfe). Die Akte Commissionis des Krieges - Commissarti Kurhtbaum betr. die Lage und Gewerbeverhältnisse der
Städte und Wiegbolde des Erbfürstentums Münster von 1803 lässt uns wissen, dass in Sendenhorst Stadt 55 Leinweber existierten, die teils für eigene Rechnung zum Verkauf, teils für Lohn webten.
Die öffentlichen Einrichtungen waren nach dem Adressbuch Westfalen von 1832 folgendermaßen besetzt:
Ortsbehörde:
Markus, Bürgermeister, Dr. Forstmann, Beigeordneter. Kirchl. Behörde: Dr. Darup, Pfarrer, Domkapitular und Landdechant, Pickart, Kaplan, Darup, Vikar.
Bild:
Schlabberpohl - heute nicht wieder zu erkennen
Elementarschule:
Pfarrer Dr. Darup, Schulinspektor, Kriegs, Lehrer, M.A.Wessels, Lehrerin. Erwähnt sei hier, dass Sendenhorst 2 Schulen und 2 Lehrpersonen hatte, das ist nicht gerade viel, wenn man hört, dass
140
Knaben und 140 Mädchen unterrichtet werden mussten.
Als Medizinalpersonen sind genannt:
Arzt Dr. Forstmann, Apotheker Rose. Post: Expedition Bonse.
Mit seiner Umwelt war Sendenhorst durch 2 Postlinien verbunden, eine Botenpost von Warendorf Ausgang, eine Reiterpost von Münster über Sendenhorst in der Richtung nach Soest.
Ja, da hat sich zum Glück viel getan in den letzten 200 Jahren…
ZU DEN BILDERN:
Bei der maroden Bausubstanz, die hier deutlich zu erkennen ist, stellt sich, zumindest für mich, nicht die Frage, ob diese alle hätten um jeden Preis erhalten werden müssen. Veränderungen im
Lebensraum Stadt können trotzdem identitätserhaltend sein, wie man an den vielen schönen (trotz Stadtsanierung) verbliebenen Gebäuden in unserer Stadt sehen kann. Entwicklung bedeutet immer auch
Veränderung, aber sie muss maßvoll sein, denn sonst erzeugt sie Angst und Ablehnung. Wir Sendenhorster*innen freuen uns
außerordentlich, dass z. B. Haus Leifert nun restauriert werden soll! Aber: Das wird wahrscheinlich nicht kostengünstig sein…. Könnte man sich zumindest vorstellen. Ein positives Beispiel für das
Zusammenspiel zwischen Alt und Neu! Mehr davon!
16.06.2022 – FRONLEICHNAM FEIERN WIR SCHÜTZENFEST – SAVE THE DATE! 1.3.2022 .| CH
16.06.2022 – Fronleichnam feiern wir Schützenfest, wenn die Covid-Zahlen es zulassen…. Wir gehen jetzt davon aus und der Verein hat den 16. Juni fest im Visier! Dann war ich 3 Jahre König – und ja, um die o gestellte Frage zu beantworten: Dann wird es genug gewesen sein.
Bild:
St. Martinus-Schützen vor Hs. Siekmann (vor 2. Weltkrieg?)
Das Long-Königstum hat natürlich auch seine schönen Seiten, denn unsere Throngemeinschaft ist in der Zeit toll zusammen gewachsen und wir haben ab und an coronakonform auch gefeiert. Ein Jahr
ist da fast ein wenig zu kurz, darüber wäre ich doch ein wenig traurig gewesen, aber: Jetzt ist es gut und wir, Königin und König und Thron, freuen uns auf einen neuen König! Während es bei uns ‚nur‘
die Pandemie war, so sind Schützenfeste auch in der Vergangenheit schon mal ausgefallen, dann aber in wirklich schrecklichen Zeiten, nämlich im Krieg oder wirtscha licher Depression. Auch diese Frage
wurde schon oft gestellt: Wann hatten wir das denn schon?
In der Jubiläumsschrift des St. Martinus-Schützenvereins von 1964 zum 100. Jubiläum gibt es einiges zu erfahren:
Nach der Gründung 1864 gab es die allererste ‚Pause‘ 1866 aufgrund des Krieges zwischen Preußen und Österreich.
Bis 1875 gab es jährlich das Schützenfest – bis es zu einer 25-jährigen Pause kam…
KÖNIGSLISTE AB 1864 – 1876
1864 Bernard Werring - Anna Werring
1865 Kaspar Jönsthövel - Dina Jönsthövel
1866 wegen des Preußisch-Österreichischen Krieges nicht gefeiert.
1867 Anton Schulte - Lisette Schulte
1868 Bernhard Füchte - Elisabeth Brandhove
1869 Anton Mays - Anna Bücker
1870/71 Theodor Jönsthövel - Anna Tüte
1872 Theodor Löffler - Gertrud Vagedes
1873 Theodor Zacharios - Anna Gunnemann
1874 Heinrich Heimann - Sophia Schwick
1875 Theodor Schmetkamp - Maria Kerkling
1876 Theodor Höne - Wilhelmine Höne
Bild:
Mächtig was los in Sendenhorst in den 1920er Jahren
25 JAHRE KEIN SCHÜTZENFEST!
Man muss das Geschehen im zeitlichen Kontext sehen, es kam letztlich so: …Es war traurig und wenig ruhmvoll, dass die letzten Feste dem Verein beim Festwirt eine Schuld von 120,-- Mark belassen
hatten, die nicht aufzubringen waren. So nahm dann der Festwirt zu seiner Sicherung alle dem Verein gehörigen Gegenstände an sich, u. a. Königskette, Fahnen, Trommeln und Degen. Die behördlicherseits
nachdrücklich geförderten alljährlichen Erinnerungsfeiern an Sedan und den siegreichen Einzug in Paris mit ihrem neuen militärischen Glanz sowie die jungen Kriegervereinsfeste stellten das aus der
alten Wurzel lebende Bürgerfest offensichtlich in den Schatten. Verdrängen ließ es sich aus der Erinnerung freilich nicht.
Bild:
Mitbegründer und die ersten „Goldjubilare“ des 1901 neu erstandenen allgemeinen Schützenvereins
stehend von I. n. r.: Theodor Hurtig, Hermann Brünemann, Hermann Overhage, Gerhard Wegmann, Josef Schmies, Theodor Menke; sitzend: Heinrich Höne, Kasper Becklos, Theodor Geilern, Melchior Overhage
und Joh. Silling
[Nach mehreren Versuchen einer Neugründung] bescherte endlich das Jahr 1901 Sendenhorst nach 25-jähriger
Unterbrechung wieder sein Allgemeines Schützenfest. Hermann Kruse rief Anfang Januar seine Mitbürger Hermann Schlautmann, Heinrich Höne und Hermann Degenhardt zu einer Besprechung im Lokal Heinrich
Panning, Weststraße, zusammen. Dort beschloss man, Anton lsfort, der schon einmal den Anstoß gegeben hatte, den Posten als Präses des neuen Vereins anzutragen. Nach weiteren Besprechungen in größerem
Kreis kam es im Mai zu einer Generalversammlung bei Topp. Hier konstituierte sich der Schützenverein endgültig. Hermann Kruse sah seine Idee verwirklicht. Mit dem ersparten Reingewinn trug er die
Schuld bei dem Wirt Silling ab und löste die Vereinsgegenstände ein, im Zeichen, dass man die Geschichte des Allgemeinen Schützenvereins fortsetzen wolle.
KÖNIGSLISTE AB 1901 – 1948
angebracht 1901
‚1876 wurde ich zum König proklamiert, 25 volle Jahre habe ich regiert.‘
1901 Hermann Ramesohl - Gertrud Ramesohl
1902 Bernhard Drees - Elisabeth Suermann
1903 Heinrich Höne - Ehefrau Pottmeyer, Anno, geb. Bennemann
1904 Joh. Laink-Vissing - Frau Bürgermeister Hetkamp
1905 Friedrich Hesse - Frau M. Roetering
1906 Gerhard Wegmann - Frau W. Brünemann
1907 Heinrich Bönemann - Frau Sch.-Horstrup
1908 Kaspar Becklas - Frau Kaspar Möllers
1909 Heinrich Löckmann - Frau Th. Horstmann
1910 Melchior Overhage - Frau Alb. Brückmann
1911 Heinrich Bücker - Frau Heinrich Höne
1912 Carl Bischof-Schöckinghoff – Klärehen(Klärchen?) Ramesohl
1913 Heinrich Kruse - Frau Heinr. Teiges
1914 Franz Sch.-Horstrup - Frau Maria Brebaum
„1914 wurde ich zum König proklamiert
und habe während des ganzen Krieges regiert.“
5 JAHRE KEIN SCHÜTZENFEST | 1. Weltkrieg
1919 Josef Halene - Frau E. Laink-Vissing
1920 Wilhelm Timmes - Gertrud Jürgens
1921 Josef Offers - Frau Jos. Triebus
1922/23 Theodor Entrup - Frau Hch. Kruse
1 JAHR KEIN SCHÜTZENFEST | Inflation
1924 Valentin Dünnewald - Frau Hch. Löckmann
1925 Heinrich Höne - Frau Kaspar Overhage
1926 Anton Nachtigäller - Anno Buchholz
1927 Josef Alfers - Paula Lammerding
1928 Wilhelm Körkemeyer - Frau Theod. Jaspert
1929 Gerhard Nordhoff - Maria Halene
1930 Wegen Arbeitslosigkeit nicht gefeiert.
1931 Bernhard Börger - Frau Herrn. Vossding
1932 Bernhard Jönsthövel - Frau Toni Jönsthövel
1933 Otto Milz - Frau C. Zurmühlen-Werring
1934 Franz Brückmann - Frau Maria Kaupmann
1935 Karl Derichsweiler - Tine Werring-Averhoff
1936 Theodor Brückmann - Elisabeth Graute
1937 Karl Werring - Frau Mora Austrup
1938 Theodor Strull - Frau Bernhard Börger
1939 Bernhard Holtel - Mathilde Arnemann
1940-1948 während des Krieges und der ersten Nachkriegsjahre wurden keine Schützenfeste gefeiert. 8 JAHRE KEIN SCHÜTZENFEST - 2. WELTKRIEG UND FOLGEJAHRE
Bild:
Letzter König vor dem 2. Weltkrieg
König Bernhard Holtel & Königin Mathilde Arnemann mit Hofstaat
v.l. Irina Wolf, Monika Eustermann und Manuela Gajewski
Schützenfest im Jahr des Ausbruchs des 2. Weltkrieges, dem auch der König am 19. Aug. 1941 an der Ostfront zum Opfer fiel. Seitdem gab es zu unser aller Glück keinen Krieg und keine
wirtschaftliche Extremsituation wie die Inflation 1922 mehr, so dass unser Schützenfest bis 2019 durchgängig gefeiert werden konnte! Das mit dem Krieg und der wirtschaftlichen Depression haben wir
nicht erleben müssen, hoffentlich bleibt das auch so mit Blick auf die aktuelle Situation in der Ukraine. Denn 33 Jahre nach dem Kalten Krieg müsste es doch endlich jeder verstanden haben: Krieg ist
furchtbar! Und auch diese Pandemie ist eine Herausforderung, ich hab den Booster und fühl mich gut! Fronleichnam ist Schützenfest, save the Date! Und Mitgliederversammlung am 01.04. Einladung
folgt!
SENDENHORSTER HEIMATLIED 202XX19 .| CH
Gefunden im Heimatarchiv - GEDICHTET VOM ELFERRAT | MELODIE: WO DIE NORDSEEWELLEN...(WANN WAR DAS WOHL? ...)
Wo ein jeder trinkt son Schnäpschen gern.
Wo dat lesen sammelt unser lesenhiärm.
Onkel Reinhold kennt ein jedes Kind.
O, mien leiwes Städtken, we di mich kennt, ist blind.
Wo die Angel plätschert durch das Münsterland.
Wo gediegen ist das Herz und rauh die Hand.
Da lasst uns singen jetzt in lautem Braus:
Hier ist meine Heimat, hier bin ich zu Haus!
Wo die Menschen haben ein echt Westfalenherz.
Wo man nimmt nicht übel einen kräftigen Scherz.
Da, wo Holtkamps Auto durch die Straßen saust,
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.
Wo die Mädchen ungestört von Tom mies sind.
Und man an den Ecken keinen Schutzmann find't.
Nur eine Straßenlampe erhellt die ganze Stadt.
Da ist meine Heimat, 'ne schönere niemand hat.
Wo der Pengelanton durch die Wiesen pfeift.
Wo die Fußballmannschaft weder bolzt noch kneift.
Wo man jeden Sonntag rennt zum Sportplatz raus.
Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.
Wo bei Firma Losto trifft sich Jung und Alt.
Wo von Eppi's Chören laut die Gegend schallt.
Wo mit kurzem Schornstein brennt man Balkenbrand.
Da ist meine Sehnsucht, ist mein Heimatland.
Wo seit einem Jahre ist beliebter Brauch,
dass der Vikar fährt Schneeschuh und's Kaplänchen
auch.
Und wo alle Leute schaun begeistert zu.
›ıWir stehen hier im Trocknen - Ihr kriegt nasse Schuhl"
Wo Rennfahrer Haake durch die Kurve geht.
dass der Zugwind beinah das Getreide mäht.
Wo Humor hat alles - alles, groß und klein.
Da ist mein Zuhause, da nur kann es sein.
Wo Hiärm Bäcker kräftig seine Schelle schwingt,
dass im allerfeinsten Trommelfell es klingt.
Wo lachende Geschichten gehen von Mund zu Mund.
Da ist meine Heimat, nur da bin ich gesund.
Wo ein jeder Fußballjunge unsern Harry kennt.
Und man die Dinge beim rechten Namen nennt.
Wo man unverwüstlich hängt am alten Brauch.
Da bin ich zu Hause - und das bleib ich auch!
Herrschaftliche Adelssitze - König findet alte Schlösser… 4.10.2020.| CH
Ein Schloss ist ein Gebäude, das im Auftrag des Landesherrn oder anderer Mitglieder des
Adels errichtet wurde; es bezieht diese Bezeichnung damit unabhängig von der Größe oder der künstlerischen Gestaltung. Soweit so gut. Auf der Suche in Sendenhorst nach einem Schloss stößt man da
schnell an Grenzen. Einen herrschaftlichen Sitz sucht man hier erstmal vergebens, auch wenn viele schöne und alte Gebäude die Straßen säumen. Somit ist die „fast“ historische Altstadt durchaus der
100- Schlösser-Route würdig. Diese führt, wie wir seit neuestem wissen, auch einen großen Teil durch Stadt und Kirchspiel (=Bauerschaften im Umland, „da, wo die Glocken von St. Martin noch zu hören
sind…)“.
Bild: 1975 - Bau des
Bürgerhauses: Familie Gassner, Schulze Rötering
Und es gibt Sie doch! Schlösser im Sinne der Wikipedia-Definition und sie liegen direkt an der 100-Schlösser-Route in Sendenhorst. Leider sind sie noch nicht historisch mit eingeordnet, der Blick in
die Geschichtsbücher oder auf die Homepage vom Heimatverein mag da helfen … Schon bei Petzmeyer ist von „Herrmann von Sendenhorst“ zu lesen, der seinen Stammsitz im Bereich des heutigen Bürgerhauses
hatte, wahrscheinlich 12. Jahrhundert. 1975, während des Baus des Bürgerhauses, wurden dort riesige uralte Fundamente gefunden, so wie einige Artefakte. So auch eine Katapult- oder Kanonenkugel
(Bild). Der Straßenname Drostenhof, leitet sich ab vom Haus Sendenhorst mit angrenzenden Gebäuden ab, dem Hof des Drosten = Verwalter des Bischofs und der war adelig. Spätere Eigentümer, (Grafen von
Merveldt) wohnten nicht mehr am Ort. Es gab aber auch weitere herrschaftliche Sitze in alten Zeiten in Sendenhorst: Aus den digitalen Akten des Heimatarchivs: 1856 Amtliches Verzeichnis der
Bauerschaften und der adligen Häuser - Zur Wiese (Bauerschaft Bracht, Im Holt – Wilder Eck - heute Winkelmann) – Deitkamp (Bauerschaft Rinkhöven, Bereich geplante Feierhalle), sowie die Tockenburg,
gelegen in der Bauerschaft Sandfort. Beide liegen unmittelbar an der 100-SR, jedoch deutet hier heut zu Tage nichts auf den herrschaftlichen Sitz hin.
Besonders hervorzuheben ist jedoch ein weiter Adelssitz, der ebenfalls direkt an der Route liegt! Es handelt sich um einen bischöflichen Oberhof aus dem 10./11. Jahrhundert. Dieser wurde im Jahr 2003
hinter der VEKA AG ausgegraben. Bei diesen Ausgrabungen wurden die u.a. ältesten Schachfiguren Westfalens, sowie 2 Backgammonsteine gefunden. Diese Spielsteine weisen auf Adel hin, da Schach nur in
diesen Kreisen verbreitet war. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Stammsitz der weit über Westfalen bekannten Adels-Familie Schorlemer. Die Ausgrabungen in der Flur „Großer Hof“ östlich
von Sendenhorst offenbarten einen Oberhof des Hochstifts Münster. Das Gut im Schörmel, lat. »Scurilingis miri« (im Schierlingsumpf) – der erste Namensträger der Familie erscheint unter dem Namen de
Scurlemere –, war eine hochmittelalterliche ritterliche Hofstelle, die sich durch Bauform und vor allem durch das Fundgut von den damals üblichen Höfen der bäuerlichen Bevölkerung unterscheidet.[Sie]
… zeugen von einem herausgehobenen Status seiner Bewohner. Leider wurde bisher diese Stelle nicht entsprechend ausgewiesen, obwohl es sich hier um einen der bedeutendsten Funde unserer
Stadtgeschichte handelt und das, ohne gegenseitiges zu tun, direkt an der 100-Schlösser-Route! Denkbar wäre z.B. ein Hinweisschild an der Wetterschutzhütte, versehen mit dem Hinweis auf dieses
historische Siedlungsstätte.
Zurück zum neuen Schloss „Siekmann“. Das Haus Siekmann hätte korrekterweise Haus Schöckinghoff heißen müssen, aber eins nach dem anderen. Der Schöckinghoff ist einer der ältesten Höfe innerhalb
Sendenhorst (Petzmeyer, einer der ersten von 3). Die ursprüngliche genaue Lage ist nicht bekannt, Häuser wanderten im Laufe der Jahrhunderte. Die Schocke (erste Bewohner) hielt es jedoch nicht in
Sendenhorst. Sie verkauften den Hof u.a. nach Freckenhorst. 1922 übernahm der Viehhändler R. Siekmann das Anwesen, bevor es 1992 zum soziokulturellem Zentrum umgebaut und zur Heimat für z.B. für den
Heimatverein und viele andere wurde. Seis drum, es ist einer unser schönen Gebäude in der Altstadt auch ohne stilechte Remise und Adel. Zum Glück fiel das Gebäude Ende der 1970er nicht der
Stadtsanierung zum Opfer, die Genehmigung lag schon vor. 2020: Der Rasen ist verlegt und der Anbau ist fast fertig! Der Eingan zur Altstadt mit den Häusern Graute, Löwenstein, Schulze Rötering direkt
gegenüber rundet das Ensemble ab, somit ist das Ergebnis, Sendenhorst in seinem schönen Facetten zu präsentieren, voll erreicht.
Nicht zu vergessen: Die 100-Schlösser-Route läuft gleich mit dem Wandweg X3. Denn die „Xe“ an der Strecke, dafür zeichnet der Westfälische Heimatbund verantwortlich, der hier seine Wanderwege hegt
und pflegt!
Beschreibung von Westen nach Osten: Der Wanderweg X3 und die 100-Schlösser-Route laufen von Albersloh bis Sendenhorst Innenstadt zusammen, der X3 zweigt dann an der Volksbank ab in Richtung
Schützen-Bürgerwald. Die 100SR führt weiter in Richtung Alter Postweg und weiter. An der Hardt treffen beide dann noch einmal zusammen, der X3 kommt von rechts und führt nach links Richtung
Everswinkel, während die 100SR in Richtung Hardt, Wittenberg, Sudfeld, Vorhelm weiterführt. Wir vom Heimatverein Sendenhorst freuen uns über die Aufwertung der 100SR und die positiven Effekte für uns
alle!
Auch wenn man sich mitunter wie auf einer Baustelle fühlt: Es ist mal wieder Bewegung in
der Weststraße. Aktuell werden neue Geschäfte eröffnet, viele Veränderungen ergeben sich. Der Brunnen vor der Sparkasse, gern genutzt als Sendenhorster Freibad, ist nun auch schon wieder vier Jahre
alt...
Eine meiner Kindheitserinnerungen an die Weststraße sind die Panzer, die sich zu Hochzeiten des Kalten Krieges in den 1980er Jahren sich durch die Weststraße quälten, aber natürlich gibt es viele
andere Geschichten aus den Jahrzehn-ten. Auch wenn sich in Sendenhorst viel über die Jahre tut und getan hat, ein alter Freund sagte mir nach 30 Jahren Abwesenheit und einem Rundgang durch die Stadt
und um die Promenade: Es hat sich verändert, aber es hat seinen Charme erhalten.
Wir dürfen weiter gespannt bleiben, wie sich unsere schöne Altstadt weiter entwickelt. Hier der Blick über die Jahrzehnte zurück in die Weststraße, Quelle:Heimatarchiv Sendenhorst
Wenn einer eine Reise macht...… 1.1.2019 .| CH
Denn auch Sendenhorst kann mitunter mal langweilig?! sein. Da hilft es, mal die Perspektive zu wechseln!
An dieser Stelle soll hier kein Reisebericht entstehen, Sri Lanka muss man selbst erleben.
Aber einige Aspekte sind schon vergleichbar oder ganz unterschiedlich und da lässt einen (mich) die Stadtgeschichte auch in der Ferne einfach nicht los.
Vorweg: Der Bürgerkrieg ist vorbei. An keiner Stelle hat man sich unsicher gefühlt,
Polizisten mit MP sieht man ja auch z. B. in Köln am Hauptbahnhof. Taschendiebstähle haben wir keine erlebt, aber von „Inselkennern“ von solchen gehört.
Schon bei der Ankunft wird einem schlagartig bewusst, dass man in den Tropen gelandet ist. Läppische 31 Grad, allerdings 90 % Luftfeuchte (und selbst der Regen ist warm, genauso wie der Indische
Ozean). Fragt der Busfahrer, der uns zum Hotel bringt: Deutschland really cold? Ja, was soll man da sagen, wenn man gerade einen Sommer mit 38 Grad und 5 Monate praktisch ohne Regen hinter sich hat.
Really cold, ja jetzt im Januar schon, in Sri Lanka gibt’s nur Regen oder Sonne und die 30 Grad sind dafür konstant.
Schon auf der Hotelfahrt werfen einen die visuellen Eindrücke förmlich um, aber direkt als Erstes ein heimatverbundenes Thema: Bildstöcke! Natürlich mit Buddha, aber auch christliche mit der Mutter
Gottes gab es zu sehen, denn mittlerweile leben die Religionen in Frieden miteinander. »Wir haben vom Krieg die Sch.. voll« so ein Reiseleiter. »Buddhisten, Hindus, Moslems und Christen tolerieren
einander.« [Auch wenn nach den Attentaten im April 2019 dies nicht so erscheint. Es handelt sich aber um das Werk von Extremisten, und: Das könnte leider heute überall in der Welt passieren.]
Bildstöcke und Wegkreuze,
die gibt es ja „zuhauf“ bei uns in Westfalen, alleine auf Sendenhorster Gebiet ca. knapp 40. In Albersloh sind die Bildstöcke in diesem Jahr wieder illuminiert, das kommt bestimmt auch noch für
Sendenhorst, da ist der Heimatverein am Ball. In Sri Lanka sind alle Bildstöcke und Kapellchen illuminiert und das vom allerbuntesten und es gibt quasi eins an jeder Ecke. Alleine das bringt eine
Farbenvielfalt ins Spiel, die sich gar nicht vermitteln lässt. In 2019 wird es u. a. bei uns eine ausgearbeitete Bildstocktour geben. Wir, der Heimatverein arbeiten daran.
Aber so, wie es in Sri Lanka war, war es dann doch zu grell, aber schön! Bei uns ist es ja grün, also wenn der Sommer nicht alles wegbrennt, aber dort ist es eine grüne Hölle. Meine kleinen
Zimmerpalmen würden bei jedem Einheimischen Mitleid erregen: Kein Wunder, die Bananen und Fikusse erreichen ungeahnte Dimensionen. Die Flora ist schon gigantisch, aber auch viele Tiere gibt’s zu
sehen: Echsen, Warane, Affen, Elefanten, Schildkröten, ja sogar Blauwale.
Das Land ist im Kommen, die Alphabetisierungsquote beträgt weit über 90%, ein Spitzenwert! Überall sieht man die Kinder in ihren weißen Schuluniformen. Auf gute Ausbildung wird Wert gelegt.
Gleichberechtigung von Mann und Frau setzt sich durch. Zu uns waren alle Menschen sehr offen wie z. B. die Busfahrer auf unseren Touren. Klar gibt es noch viel Armut, aber an der Bundesstraße reiht
sich ein Einzelhandel an den nächsten. Da gab es alles zu kaufen, unbeschreiblich: über etliche Kilometer eine Verhökerbude neben der nächsten. Aber die Straßen und die Autobahn sind tiptop. Das
würde man sich natürlich auch mal bei uns wünschen!
EIN WEITERES THEMA „AUS DER HEIMAT“:
Auf unserer Tour kamen wir zu den Mondsteinminen. In mühevoller Handarbeit wurden hier aus einer 20 Meter tiefen Mine per Hand Mondstein und andere Edelsteine gewonnen. Anschließend wurden sie in
Kleinsthandarbeit zu schönen Steinen verarbeitet. Gut, vielleicht war das so vor 20 Jahren. Der angrenzende Show-Room war nämlich dem Standard einer europäischen Großstadt vergleichbar. Letztlich war
klar, dass die Arbeiter wohl nicht auf diese traditionelle Art produzieren und das Ganze wohl eher Show war. Hier der Bezug zur Heimatgeschichte: In den 1880er Jahren gab es im südlichen Münsterland
den Strontianitboom. Das Mineral wurde hier in unserer Gegend im südlichen Münsterland als einzigem Standort weltweit abgebaut. Es diente der Zuckerherstellung. Leider erlahmte der Boom ganz schnell,
nachdem ein Ersatzprodukt für die Entzuckerung gefunden wurde. Diese Mine als Show-Mine hier vor Ort, das wäre doch mal was, denn spektakulär war es schon.
ZUR KOLONIALZEIT IST ZU SAGEN:
Zuerst waren die Holländer hier am Ort nach dem 30-jährigen Krieg und bauten u. a. die Festung Galle (Bild). Es folgten die Portugiesen und dann die Engländer. 1948 wurde Sri Lanka unabhängig. Seit
1972 ist die englische Queen hier nicht mehr Königin, sondern ein gewählter präsident ist Staatsoberhaupt. Viel wurde von den Engländern übernommen und die negativen Seiten der Kolonialzeit sind
mental überwunden. Der Linksverkehr funktioniert, obwohl selber fahren mochte niemand. Warum auch, dazu gibt es ja das Tuk-Tuk-Taxi und das macht immer Good brrice Apropos: Bis auf Zigaretten ist
alles recht günstig, bezahlt wird mit Rubrien. Geld kann man überall tauschen, Euro und Dollar sind willkommen genauso wie die Kreditkarte. Kleiner Reisetrick, den ich gelernt habe: Mit Dollar kann
man Trinkgeld feiner dosieren als mit Euro – aufgrund des 1-Dollar-Scheines! Auf dem Weg zurück in die Heimat war ein Fliegerwechsel in Abu Dhabi angesagt. Der Flughafen dort war schon und da musste
man zwangsläufig an den Sendenhorster Airport denken. Dieser wurde Anfang der 1970er Jahre als ein internationales Drehkreuz genau vor unserer Haustür geplant, mit insgesamt 5 Start- und Landebahnen
in der letzten Ausbaustufe (bis 1980). So ist es nicht gekommen und nur die Luftaufnahmen verraten, wie es damals ausgesehen hätte, wären die Flieger hier vor der Haustür gelandet und nicht wie heute
in Düsseldorf.
NEN ÄCHTEN SENHUÖRSKEN - So ändern sich sich die Zeiten 1.6.2018.| CH
Gerade mal 60 Jahre alt ist dieser Bericht aus dem Archiv und heute nur noch schwer
vorstellbar: Sendenhorst, Stadt der Kornbrenner! So ändern sich sich die Zeiten&hellibr;. Gerade mal 60 Jahre? ist dieser Bericht aus dem Archiv alt. Heute nur noch schwer vorstellbar:
Sendenhorst, Stadt der Kornbrenner.
Bild:
Haus Everke mit Witschaftsgebäude 1981
Der „aolle Klaore“ in Sendenhorst, der Stadt der zwölf Brennereien - B. Fascies - So mannigfaltig wie Art und Brauch, Landschaft und Kultur sind auch Sbreis und Trank. Vielgerühmt ist der Wein vom
Rhein, vielgetrunken wird Münchener, Dortmunder, Westfalia und Langenberger Bier. Hier soll von dem guten „aollen Klaoren“ dem heimatlichen, bodenständigen Branntwein, die Rede sein. Die Frage liegt
nahe: „Seit wann gibt es überhaubrt Brennereien und damit Branntwein?“ Die „Geschichte der deutschen Kornbrennereien“, herausgegeben von der Fachgrubrbre Kornbrennereien der Wirtschaftsgrubrbre
Sbriritusindustrie (Berlin 1936), läßt uns folgendes wissen: „Die Ahnen des Kornbrenners waren deutsche Bauern in den Getreidegegenden Deutschlands. Die ersten Kornbrennereien waren
landwirtschaftliche, mit dem Bauernhof eng verbundene Betriebe. Für die Bauern war die Kornbrennerei die notwenige Fortsetzung ihres landwirtschaftlichen Betriebes, ein Mittel zur Verwertung des
Ernteüberschusses und vor allem ein Mittel zur Erzeugung des Kraftfuttermittels Schlembre. Die Branntweingewinnung war Nebensache. In einem wie starkem Umfange sich das Bedürfnis zur Einrichtung
landwirtschaftlicher Brennereien geltend gemacht hat, zeigt die Aufzählung von 22 969 Brennereien im Jahre 1831 in brreußen, wovon 69 brrozent auf dem Lande betrieben wurde. Wann nun hier die erste
Brennerei entstanden ist, kann mit einiger Sicherheit nicht festgestellt werden“.
In der Akte Commissionis des Kriegs-Commissari Kurlbaum betreffs Lage und Gewerbe, Verhältnisse der Städte und Wiegbolde des Erbfürstentums Münster wird über Sendenhorst unterm 2. Abrril 1803
folgendes geschrieben: „Es befinden sich hier überhaubrt nur drei Brandwein-Brenner, welche nur allein im Winter und alsdann auch nur bei Tage und nicht die Nacht hindurch brennen. Einer dieser
Brandweinbrenner, der Colon und Bürger Suergeist (heute Tergeist), wohnt außerhalb der Stadt nahe vor dem Tore.“ Weiter heißt es: „In der Nähe wohnt keiner, der Brandwein brennt. Der nächste
Brandweinbrenner wohnt ein bis eineinhalb Stunde von der Stadt“. Die statistische Aufnahme von 1816 zeigt vier Branntweinbrennereien an. Diese waren Suergeist (heute Tergeist), Brüning (heute
Roetering), Böcker (heute Triebus) und Frede. In den nächsten Jahrzehnten folgten Arens-Sommersell, Beumer-Jönsthövel, Böcker-Laink, Vissing, Bonse, Everke, Elmenhorst, branning, Silling (Oststraße),
Silling (Weststraße), Suermann, Tobrbr-Herweg, Wieler-Ridder, Werring-Löbker, Homann-Telges, Horstmann-Rhemen, Werring-Zurmühlen.
Seit alters geht nun das Gläschen mit dem „aollen Klaoren“ in froher Runde um. Der Bergmann gönnt sich seinen verdienten Halben, wenn er aus der Grube kommt; der Maurer gebraucht einen „Kluck“ bei
seinen Arbeiten; in der Erntezeit schenkt der Bauer den fleißigen Helfern einen „aollen Klaoren“ ein, und auch am Stammtisch wird er gern getrunken. Im Hause bewillkommnet er die Gäste und
verscheucht nach allzu guter Mahlzeit jegliche Beschwerden des Leibes. Nicht zu missen ist der Korn in der Schlachtzeit. brannhas, Töttchen und das leckere Mett wären ohne ihn unverdaulich. Die
kräftigen Esser würden traumschwere Nächte erleben gleich Jans Baunenkambr, den Karl Wagenfeld während der bösen Hungersnot 1917 leibhaftig zur Hölle fahren ließ, weil er als Hamster gegen die
Gesetze des Vaterlandes gesündigt hatte. Unter Umständen vermag der „ächte Senhuörske“ einen Mann umzuwerfen, was mehrere Ebrisoden bezeugen. Auch in der Hausabrotheke nimmt der Schnabrs einen brlatz
ein, einmal als Hausmittel bei Zahnschmerzen usw. und zum anderen als Vorbeugungsmittel. Vielfach wird heute noch nach dem Haarschneiden der Kobrf mit „Fusel“ eingerieben.
Wie nun der „aolle Klaore“ in Sendenhorst, der Stadt der zwölf Brennereien, besungen wird, zeigt das folgende Lied, das die Sendenhorster Johannisbrüder schon vor Jahrzehnten in ihr Liederbuch
aufgenommen haben. Gesungen wird es nach der Melodie „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein“: Viel Schönes giff’t ubr düse Welt, watt lecker iss to drinken, weil hät de Saken alls telt, de uss doht
fröndlik winken. Man drinket Beer, man drinket Wien, un Sekt drinkt wull en Daohren; men’t beste iss bie Lust und brien en schönen „Aollen Klaoren“. Valerie, valera usw. Det Muorgens fröh, so giegen
tein, freist eenem nao de Bollen; man ätt däorum en Töttken sik un drinkt „En halwen Aollen“. Det Middags, eh‘ man geiht to Disk, schmäck gued so’n kleines Schlücksken. Det Aobends, kuort vüör
Schlaobrengaohn, bekümbr em guet en Klücksken. Bi Kärmiss, Kinddaubr, Schützenfest iss he nich to entbehren, man drinkt em in dat kleinste Nest, well will uss dat verwehren? En „Aollen Klaoren“
drinkt de Buer, de Raot, de Büörgermester, de Handwiärks- un de Arbeitsmann, de Schwiene kriegt de Trester. Nu giff et aower manche Lüe, de daoht dat schrecklich finnen, wenn eener sik maol aff un to
ess döht „en Halwen“ günnen. Vüör düsse Mensken will wi uss wahrhaftig nich verkrubren; wie drinket doch, ähr tom Verdruß; man brukt jä nich to subren! Von’t beste Korn, dao mot he sien, gebrannt ubr
zünft’ge Wiese, dann schmäck viel biätter he äs Wien, vertabrbrt in guede Hüse. Men well uss giff Katuffelschnabrs un läöt sik den betahlen, äs wäör et „gueden Aollen“ west, den sall de
Leider hat das Plattdeutsche im weiteren 20. Jahrhundert gerade in Sendenhorst enorm an Bedeutung verloren, doch es gibt auch Ansätze der Wiederbelebung, so z.B. das Jahr für Jahr stattfindende
erfolgreiche plattdeutsche Theater „Dröget Schnüffelken“. Vielleicht kann der geneigte Leser den Text lesen oder sich sogar von einem platt-kundigen vorlesen lassen. Wie kann man das plattdeutsche
„retten“ ? Dies ist ein ganz großes problem, gerade für Sendenhorst. Wie kann man Leute bewegen, die es noch verstehen oder noch ein „bietken küern“, wenn z.B. die Eltern oder Großeltern noch
platt gesprochen haben, zusammen zu kommen?
Ich selber habe ebenfalls Probleme mit sprechen, verstehen kann ich 95%, trotz Kursus Teil 1 Grundlagen. Manchmal denke ich, ein „Auslandspraktikum“ auf einem Bauernhof bei uns im Kirchspiel könnte
helfen… An dieser Stelle der Aufruf, wer möchte sein platt verbessern, wer interessiert sich, Alter spielt keine Rolle! Gerne auch Anfänger. Ideen, Anregungen sind willkommen. Der plattdeutsche Krink
des Heimatvereins hilft auf jeden Fall auch, er findet jeden 3. Mittwoch im Monat um 19:30 im Kaminzimmer Hs. Siekmann statt.
1756-1763 - 7-jähriger Krieg im Münsterland & Sendenhorst 1.5.2018.| CH
Kriegsgegner waren die Verbündeten Österreich und Frankreich und weitere [u.a. auch das
Fürstbistum Münster] auf der einen und Preußen unter Friederich II. auf der anderen Seite, der mit England, Hannover und Braunschweig verbündet war. Das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ mit
dem Kaiser an der Spitze existierte als mehr oder minder loser Staatenbund, so dass Kriege zwischen den Einzelstaaten möglich waren. Der Krieg wurde in Mitteleuropa, Portugal, Nordamerika, Indien,
der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten.
Karte:
Truppenbewegungen im 7-jährigen Krieg in unserer Gegend - Nichts groß angebrannt - Schwein gehabt!
Das Fürstbistum Münster, „unser“ Staat, war als Unterstützer von Maria Theresia, der Kaiserin von Österreich, wiederholt Kriegsschauplatz. Es kommt zu zahlreichen wechselseitigen Besetzungen durch
französische, braunschweigische, englische und hannoversche Truppen. Dabei werden gewaltige Kontributionen auferlegt. 1759 geht das Martiniviertel in Münster durch Beschuss in Flammen auf. Die Stadt
wechselt mehrfach den Besatzer. BiAuch andere Städte und Bauerschaften des Münsterlandes werden immer wieder von den verschiedenen Kriegsparteien besetzt und leiden unter den Einquartierungen und
Plünderungen. Besonders die Preußen und ihre Verbündeten sind verhasst. Die wirtschaftlichen Schäden für das Land sind imens.
Bild:
Das bettelnde Soldatenweib
So findet sich dazu im Stadtarchiv:
Wenn auch die Kriegsfackel nicht unmittelbar nach hier
getragen wurde, so hat doch die Bevölkerung unter den Begleiterscheinungen des Krieges unermeßliche Opfer bringen müssen. Einige Jahre vor Beginn des Krieges wurde das Städtchen fast zweimal ein Raub
der Flammen. Von den 127 und 58 Nebenhäusern, die es um damalige Zeit zählte, brannten 1751 allein 70. und nachdem diese größtenteils wieder aufgebaut waren, brannten 1751 67 ab. Dann kam 1756 der
Krieg, der dem verarmten Volke unerträgliche Lasten auferlegte. Abgesehen von den Naturalleistungen mussten laufende Kriegskontributionen aufgebracht werden. Da die Bewohner mit geringen Ausnahmen an
den Bettelstab gekommen waren, war von ihnen kein Geld zu holen. Sparkassen und andere öffentliche Kreditinstitute gab es damals hier noch nicht. Infolgedessen musste das Geld von privater Seite und
aus Stiftungen geliehen werden. Zur Deckung der Lasten wurden folgende Gelder geliehen: Es finden sich Namen aller namhafter Sendenhorster Familien, aber auch die Kirche und die Armen liehen
Geld.
Bild:
Altes Sendenhorst von Nord-Osten, die Kirche St. Martin wurde erst 1865 fertig gestellt.
Die Armut und Not der damaligen Zeit wird in folgendem Ratsprotokoll eingehender geschildert: „Demnach der verderbliche Krieg von denen Allierten Chur Hannöverischen, Königlichen Engelländischen,
Schottländischen, Preussischen Hertzzoglichen, Braunschweigerischen, Landgräflichen Hessischen und Gräflichen Bückeburgischen Völkern gegen denen Königlichen Frantzösischen Trouppen in diesem
Hochförstlichen Münsterischen Hochstift im Jahr 1757 ums pfingsten seinen Anfang genommen und biss im mertz 1763 forthgedauert hatt, in welchen Kriegerischen jahren die bürgerschaft dieser stadt fast
alle jahren, durch beybringung deren persohn, hause und schatzung, täglicher durchmarschen, fourage lieferungen, fouragierungen vom feldt, Einquartierungen, zweymaliger Winterquartierungen hessischer
Trouppes, ordinatzen, hin und wieder mit stellung deren arbeiter auf denen marschrichten, festungs Werkeren zu Münster, Hamm und anderer orthen, auf denen Landtstraßen, zweymaliger Cropierung des
hornviehes, häufiger hergebung Landesherrlicher Schatzungen, wie dan auch durch beybringung deren gezwungenen dahrlehns, orontribution und quotisations Summen, die jeder in Capitalien von diesen
einwöhneren dieser stadt haben negotieren und aufnehmen müssen, zu welcher erleichterung deren pensionen im jahr 1766 gegen erlagten und erhaltenen quitungen, nachstehende mit vier siegelen
befästigte landesobligationes hiesiger stadt mitgeteilet und in archivie auf dem Rathhause hingeleget worden, alss folgen. BiIn fidem Jobst Henrich Duffhues " Secretarius.“
Bild: Preußische
Füsseliere - Infantrie Regiment Prinz Heinrich von Preußen 1757
Im Pfarrarchiv
... vermerkt Pfarrer Kuipers für diesen Zeitraum viel Elend und Not:
1759 Wegen der Kriegsunruhen sind in diesem Jahr wenig zur Trauung geschritten. Im folgenden Jahre begann Andreas Kuipers mit den Aufzeichnungen mitten in den Kriegswirren.
1760, 1. 9. wurden Christian Brinkers und Anna Maria Ridder getraut, jetzt mit dem siebten Manne.
1760, den 20sten Januarii haben drey compagnien Hessischer troupps des Regimente von Töll, dahier das Winter quatier genommen, welchen man frey Essen und Trinken geben musste.
1761 In diesem Jahre wurden 167 Personen beerdigt, während hier Typhus herrschte, an anderer Krankheit starben im gleichen Jahre 58, zusammen 225 Menschen. In demselben Jahre sind die Franzosen
durchgezogen nach Hamm und haben sich in den Feldfrüchten gelagert.
1761, 31. Juli. Joan Bernd Röper; dieser ist als erster an Typhus gestorben, an welchem fast alle bis Ende Dezember gestorben sind, einige aus Armseligkeit, Unterernährung, Pest, einige zogen sich
die Krankheit durch Ansteckung zu. Diese sind in der großen Zahl enthalten, so daß fast kein Haus in der Stadt und fast kein Haus im Kirchspiel von der Krankheit verschont wurde. Das Pastorat und das
Haus des Küsters blieben verschont, ebenso das Haus des Organisten (Orgelspielers).
1761. In der Zeit, während Typhus herrschte, sind 167 Personen gestorben. 18 bezw. 19 Ärzte unseres Patrona ( Fürstbischof von Münster ) waren hier, die zu dem Zweck hierher beordert waren, daß sie
den Kranken helfen sollen. Den Armen wurde ohne Entgelt durch Sachspenden und Medizin geholfen, andere wurden später gezwungen beides zu bezahlen.
1761 den 10 December hat der Major vom Oldenkop mit 90 Man Hessen hier in der Stadt drey compagnien von selbigen Barteks Regiment das Winter quatier im Kispel genommen, erstere seindt den 14 ten
april abmaschiret und den 24 sten april 1762 wieder kommen und in alten quatier einige tage verblieben.
1761. Von dieser Zeit an beginnt die Kuhpest, sowohl in der Stadt wie auch im Kirchspiel. Diese Seuche, bis dahin hier unbekannt, ist jetzt zum zweiten Male unter Pastor Homoet.
1762. Die Kuhpest dauert noch fort und ist von neuem ausgebrochen. Die Not war hier so groß, weil zugleich eine Schar Feinde während des ganzen Winters hier einquartiert war, eine Schar, die dem
Frieden absolut abhold war.
1763. Hier beginnen die regenreichen Jahre.
Bild: Mitteleuropa
ca. 1760 zz des 7-jährigen Krieges
Fazit
Für die Bevölkerung der beteiligten Staaten in den Kriegsgebieten hatte der Krieg zum Teil katastrophale Auswirkungen. Der Verlust an Soldaten war immens – so verlor allein Preußen 180.000 Mann. Auch
die Zivilbevölkerung wurde dezimiert, insbesondere in den am stärksten betroffenen Gebieten wie Sachsen oder Pommern.
Preußen hatte sich durch den Krieg als fünfte Großmacht im europäischen Mächtekonzert etabliert. Frankreich, das durch den Krieg schwer verschuldet war, misslang der Erwerb der Österreichischen
Niederlande (heute Belgien). Die Friedensbestimmungen brachten ferner den Verlust aller nordamerikanischen Besitzungen östlich des Mississippi und alle indischen Besitzungen an die Briten.
Sendenhorst weiht sein Bürgerhaus - ZURÜCK INS JAHR 1975… 1.4.2018.| CH
2018 - Bald wird der Saal des Bürgerhauses Geschichte sein, da lohnt sich ein Blick
zurück zu den Anfängen. Folgende Texte ließen sich im digitalen Archiv des Heimatvereins dazu finden ...
Bild: Bau des Saales -
vor 44 Jahren - 1975 vom kommunalen Forum (heute) aus
Mit ihrem neuen Bürgerhaus, das jetzt dem Rat als Vertreter der Bürgerschaft übergeben und von den Kirchen gleichzeitig geweiht wird, hat die Stadt Sendenhorst etwas, das seinesgleichen sucht. Zwar
gibt es auch hierzulande städtische oder gemeindliche Säle, aber Sendenhorst präsentiert ein ganzes Haus! Und an den Bürgern wird es liegen, Leben in die Räume zu bringen, daraus erst ein Bürgerhaus
zu machen.
Als Ratsbeauftragter Ewald Rüschenschmidt am 8. Januar dieses Jahres den ersten Spatenstich tat, glaubte außer Architekt Helmut Hülsey niemand so recht daran, daß der Bau tatsächlich im Dezember
fertig sei. Nun - er wurde es noch im November. Dank dafür gebührt dem Architekten selbst, den Bauhandwerkern des Generalunternehmers Gebr. Wittkemper aus Vellern und all seiner Subunternehmen,
ebenso aber auch dem Rat, insbesondere seinem Bürgerhausausschuß, und - eigentlich an erster Stelle zu nennen - Bürgermeister Heinz Schibill, der permanent täglich zur Baustelle radelte und da druck
hintersetzte, wo es notwendig war.
Bild: Saal 2018, kurz
vor dem endgültigen Aus...
Seit Franz Kaupmann seinen Saal geschlossen hatte, der vorher an gleicher Stelle Treffpunkt der Sendenhorster Bürger und Vereine gewesen war, fehlte etwas in der Stadt. Und da kam die Hilfe - diesmal
von oben. Bund und Land stellten mit ihrem ersten Konjunkturprogramm 1 134 000 Mark bereit, das sind 60 Prozent der unrentierlichen Kosten von 1 890 000 Mark bei einer veranschlagten Gesamtsumme von
2 130 000 Mark. Eine Million hatte aber die Stadt selbst aufzubringen. Sie wagte es und gewann ein Bürgerhaus. Zweiter „Möglichmacher“ war Architekt Hülsey, der beim Bekanntwerden des
Konjunkturprogramms einen fertigen Plan aus der Schublade ziehen konnte, der seiner Konzeption von der Neugestaltung der Weststraße entsprach, für die er schon die Geschäftshäuser co-op / Meyer und
den neben dem Bürgerhaus gelegenen Stock-Markt entworfen hatte.
Nach seinen Plänen wurde das Haus erstellt, das mehr sein soll, als eine Gastwirtschaft mit Saal. Die Gaststätte im Erdgeschoß wird 50 Sitzplätze enthalten und eine große Theke für die, die lieber
näher am Zapfhahn sitzen. Sie wird geleitet von A. Stoffmehl, dem die Stadt über die Hoga-GmbH die Bewirtschaftung des Hauses verpachtet hat. Im Vertrag ist genau festgelegt, welche Rechte und
Pflichten der Pächter hat. Er wird ein Speiselokal eröffnen und auch eine gewisse Verwaltung für das ganze Haus übernehmen. Der Saal kann sowohl von ihm als auch - getrennt von der Gastwirtschaft -
für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. Dieser Saal umfaßt rund 500 Sitzplätze in Reihen und etwa 320 Plätze an Tischen bei Veranstaltungen mit Verzehr. Zum Saal gehören eine transportable
Bühne besonderer Bauart, ein Foyer als Empfangsraum, Garderoben und eigene Toilettenanlagen.
Ein Teil der beiden Obergeschosse ist als Inset-Haus für die Wohnung des Wirtes belegt. Für die Bürger aber stehen dort Räume zur verschiedenartigsten Nutzung zur Verfügung. Der Rat selbst hat sich
einen Sitzungssaal vorbehalten, in dem zukünftig die Ratssitzungen stattfinden sollen, nachdem der Rathaussaal schon wieder zu klein geworden ist. Ein Raum für die Übungsgruppen des Jugendmusikwerks
und ein weiterer, größerer Musikraum sind im Obergeschoß; dort können auch die Chöre üben. Ferner ist ein allgemeiner Jugendraum eingerichtet worden, der von den verschiedensten Gruppen genutzt
werden kann, sofern sich jemand bereit erklärt, der Stadt gegenüber die Haftung zu übernehmen.
Im Keller sind drei moderne Bundeskegelbahnen installiert worden, damit auch die Kegelklubs auf ihre Kosten kommen, und ein Schießstand, den die Schießgruppe St. Martini in ihre Obhut übernehmen
möchte.
Bild: Baugrube 1975 - Bald sieht es wohl wieder so
aus...
Die ersten Veranstaltungen im Bürgerhaus
Bild: Damals schon
dabei und noch heute (2019) erfolgreich! Gaby Baginsky aus Rheine
Einweihung und Übergabe
Zu einem Festakt anläßlich der Eröffnung des Bürgerhauses hat die Stadt Sendenhorst etwa 180 Gäste eingeladen. Auf der Liste steht an erster Stelle Regierungspräsident Dr. Möcklinghoff, gefolgt von
Dezernenten seines Regierungspräsidiums. Es folgen die Spitzen der Kreisverwaltung und Oberkreisdirektor Winfried Schulte bzw. Kreisdirektor Dr. Thöne, die Geistlichkeit der Stadt, die Schulleiter,
Kindergartenleiterinnen, die Ehrenbürger Dr. Lintel-Höping und Brandhove, die Vorseitzenden der Sendenhorster und Albersloher Vereine und Verbände, Vertreter der Bundeswehr-Partnerschaftskompanie,
der Polizei. Nicht fehlen dürfen selbstverständlich die Ratsmitglieder und die sachkundigen Bürger des Rates, die Mitglieder des Umlegungsausschusses, der Leiter des Jugendmusikwerks, die Stadt- und
Sanierungsplaner und –träger, schließlich der Architekt, die beteiligten Firmen und Handwerker.
So soll das Programm ablaufen:
* Musikvortrag der Flötengruppe der Musikschule Sendenhorst Rodrigro-Suite von Georg Friedrich Händel für Blockflöten-Trio und Basso continuo – 2. Satz: Menuett, 3. Satz: Bourree.
* Kirchliche Weihe des Hauses durch die Pfarrer Brink und Günther
* Musikvortrag der Flötengruppe der Musikschule Sendenhorst Rodrigo-Suite von Georg-Friedrich Händel, 4. Satz: Rigaudon, 5. Satz: Gigue
* Begrüßung und Ansprache des Bürgermeisters und Stadtdirektors
* Musikvortrag des Schülerchors der Hauptschule Sendenhorst
* Wir radeln durch das Land Fahrende Musikanten
* Grußworte der Gäste
* Musikvortrag des Kirchenchors „Cäcilia“ Sendenhorst
Viele verachten die edle Musik – Weise von J. K. Bachofen, Satz G. Wolters
Fallalla (Kanon) – Worte J. Rohwer / G. Wolters, Weise: J. Rohwer
* Schlüsselübergabe durch Architekt Hülsey an Bürgermeister Schibill und durch Bürgermeister Schibill an Pächter A. Stoffmehl
* Musikvortrag des Kolpingchors Sendenhorst
* Auf, ihr Brüder, laßt uns singen – H. Iphoven
* Frei weg – Peter Arens / Jakob Christ
* Besichtigung des Hauses und Imbiß
* Tanz und Unterhaltung
Samstag, 29. November, 20 Uhr
Es singt Gabi Baginsky aus Rheine, bekannt von der ZDF-Hitparade.
Es spielen „The Rainbow’s zum Tanz“
Samstag, 13. Dez., um 20 Uhr
Ein festliches Konzert
Mitwirkende:
Kammersänger Heinz Hoppe, am Flügel begleitet von Ursula König
Kolpingchor Sendenhorst unter Leitung von Alfons Book, Klavierbegleitung Heinz Braunsmann
Kirchenchor „Cäcilia“ unter Leitung von Josef Reiling, Klavierbegleitung Ursula König
Orchester der Landesregierung NRW unter Leitung von Franz Lamprecht.
Durch das Programm führt Johannes Stoffers.
1. TEIL
Orchester:
Ungarischer Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms
Kolpingchor:
„Amapolita – mexikanische Weisen von O. Groll
„Habt Dank, ihr Freunde“ – schottische Weise von O. Groll
Kirchenchor „Cäcilia“:
„Es klingt ein Lied“ – irische Weise von O. Groll
„Funiculi – Funicula“ – neapolitanische Weise von Luigi Denza
Orchester:
Zwischenaktmusik Nr. 2 zu „Rosamunde“ von Franz Schubert
Heinz Hoppe:
„Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ von Robert Schumann
„Heideröslein“ von Franz Schubert
„Am Brunnen vor dem Tore“ von Franz Schubert
„Der Musensohn“ von Franz Schubert
Orchester:
Ouvertüre D-Dur im italienischen Stil von Franz Schubert
2. TEIL
Orchester:
Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart.
Orchester, Heinz Hoppe und Chöre:
„Ich bin nur ein armer Wandergesell“ aus der Operette „Der Vetter aus Dingsda“ von Eduard Künneke
„Vater, Mutter, Schwestern, Brüder“ aus der Oper „Undine“ von Albert Lortzing
Ballettmusik Nr. 2 aus der Oper „Rosamunde“ von Franz Schubert
„Als flotter Geist“ aus der Operette „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß
Orchester und Chöre:
„Kaiserwalzer“ von Johann Strauß
Schon im Terminbuch belegt:
16. Dezember 1975
Tagung der CDU-Frauenvereinigung Sendenhorst im Bürgerhaus
28. Dezember 1975
Deutsche Bundes-Kegelmeisterschaften im Bürgerhaus Sendenhorst
Über den Ausbau der Promenade - Über die Gräfte 1.3.2018.| CH
[Gräfte = ehemaliger „Stadtgraben“, einst zu Verteidigungszwecken angelegt] … was im Ort
in Scherben ging, das warfen die Leute hinein. Und die Gräfte schluckte alles: Reste von Flachsbrechen und Spreu vom Wannen, faule Rüben und wurmstichige Äpfel, alte Hunde und junge Katzen. Die Ufer fielen ein und die Gräfte wurde immer
schmaler.
Bild:
Damals schon schön - So wie heute! Eingang Ostenpromenade bei Voges
Eine Bodenleiter schon konnte Brücke darüber sein. Und wer etwas gewandt auf den Beinen und im Kopfe nicht schwindelich war, der lief auf einer Stelle sogar über eine alte Wagendeichsel darüber hin
oder hielt sich an einer Fitzbohnenstange fest, die halb im Morast stak. Dann bullerte es verdrießlich aus dem schwarzen Wasser ob dieser Geringschätzung. Im Sommer zog die Gräfte ein grünes Kleid an
von feinblättrigen "Aanflott", und glitzernde Libellen schossen über dem Schilf hin, den barfüßige Jungen mit ihren Groschenmessern für die Prozession schnitten. Aber als mit der Zeit der Morast
höher stand als das Wasser und im Sommer Moderdust und Mückenschwärme die Luft verdarben, da fuhr man Erde in die Gräfte", aber keinen Mutterboden von der Geist, sondern Mergel und Chausseedreck.
Seitdem die Gräfte eingeebnet, wurde der Zustand gar noch schlimmer.
Die ehemaligen Festungsanlagen sollten nur noch landwirtschaftlichen Zwecken nutzbar gemacht werden. Im Sommer bot die Gräfte willkommene Spielplätze für die Zwecke der Jugendpflege, sie diente als
Tummelplatz für muntere Zicklein und junge Ferkel. Eine Abwechslung erhielt das Bild durch die wohl- oder übelriechenden Dünger- und Misthaufen. Im Winter bot sie passende Abladestätten für Brenn-
und Nutzholz, oder zu Runkel- und "Kartoffelkraut". Überall ein gar trostloser Anblick.
Jetzt will man mit einem Male der an der
Gräfte zur vollen entfalteten Landwirtschaft den Garaus machen und die Gräfte in einen Park umwandeln, damit andre drin spazieren geht. So war die Begeisterung für die Promenade am Graben anfangs
nicht sehr groß. Vom Volksgericht wurde zu Fastnacht 1914 die Bedürfnisfrage verneint und von den Richtern das Urteil darüber gefällt, daß die Promenade nicht nur kostspielig, überflüssig und
zwecklos sei, sondern sogar hemmend auf die heimische Volkswohlfahrt wirken würde. Während unter diesen Gesichtspunkten das Projekt einseitig bekämpft wurde, wurde eifrig an der Verwirklichung des
Planes gearbeitet.
Es wurden nicht die berechtigten Wünsche der Interessenten vergessen, um so nach Möglichkeit aller gerecht zu werden und der Allgemeinheit zu dienen. Der ursprüngliche Plan, der fast den ganzen
städtischen Grundbesitz zur Promenadenanlage vorsah, wurde fallen gelassen. Man begnügte sich vielmehr mit einem etwa 8 Meter breiten Streifen, um den übrigen grösseren Teil den Anwohnern für
geringes Entgelt als Eigentum zu überlassen. Diesen ist somit Gelegenheit geboten, den Grund und Boden zweckmässiger als bisher auszunutzen.Wie hat sich nicht der Graben, der nach den vier
Himmelsrichtungen getauft ist, in den letzten Jahren aufgeputzt? Kanalisation und neues Pflaster legte die Stadt an. Durch Fleiß und Sparsamkeit und Schönheitssinn der Anwohner entstand ein
förmlicher Wettstreit, um dem Heime ein freundliches Gesicht zu geben. Hier am Graben herrscht trotz einiger verfehlter Neuerungen, über die das Auge gern hinwegsieht, noch der alte Kleinstadtzauber.
Nirgends langweilt sich das Auge an gerade Häuserfluchten. Überall die kleinen behaglichen Giebelhäuser und blumenbunte Fenster. Überall zeigt sich die auspägende Mischung von Handwerksfleiß und
Ackerbau. Hier am Graben haben sich am längsten die breiten "Diälen" mit der "Niendör" gehalten. Da lehnt sich der Hausvater noch gern behaglich mit der Abendpfeife über die untere Tür hinaus,
während durch den oberen Flügel die Hausschwalbe zwitschernd ein- und ausfliegt.
An der Hofseite schweift der Blick gern in
das Grün der alten Wallgärten, die vielfach in ihrer lauschigen Abgeschlossenheit so recht zu dem reizvollen Bilde passen. aber nimmt man seinen Weg an der Gräfte, und schaut von hier in die
Wallgärten, dann ist leider das Bild weniger reizvoll. Von hier schaut das Auge viele unansehnliche Hinterfronten, die zu ihren Schwestern an der Straße etwas stiefmütterlich behandelt sind.
Hoffentlich wird man hier allmählich das Versäumte nachholen. Mit geringem Aufwand werden diese Schwächen mit der Zeit bald überwunden werden. Die Hofseiten der Häuser und die Hausgärten werden sich
dann vorteilhaft der neuen Promenade anpassen.
Die Aufgabe, welche damit für die Anlieger der neuen Promenade entsteht, ist wahrlich keine geringe zu nennen, und ganz besonders den Besitzern der Grundstücke an der inneren Stadtseite möchten wir
das Mahnwort zurufen: die Stadt hat ihre Schuldigkeit getan, tut Ihr die Eure! Wir erinnern an die vielen und erfreulichen Bemühungen um die Erhaltung und Wiedererweckung kleinstädtischer, ländlicher
Schönheiten, die in Wort und Tat allenthalben weiteste Verbreitung gefunden haben und insbesondere auch in unserer engeren Heimat getätigt werden. Laßt uns gegen die stetig aus dem Südteile unserer
Provinz vordringende Industrie mit ihren kalten, öden Landschaftsbildern einen Schutzwall errichten für die gute alte niedersächsische Landschönheit!
Möge ein jeder auf dem hinter seinem Hause gelegenen Garten auch in Zukunft seinen Kohl bauen, wenn er sich daneben nur etwas der schönen poesievollen Kinder der ländlichen Gartenflora, der
Stockrosen, Nelken, Pfingstrosen, des Pholor, der Georgine und anderer erinnern wollte. Nur beileibe hier keine geschniegelten und aufgeputzten "Ziergärten" im Stile der großen Stadt! Nur keine
"moderne Kunst", sondern die wiederauflebende Liebe unserer Großeltern für die schattige Laube von Jasmin und Jelängerjelieber und für sauber gezogene Hecken und freundliche schlichte Gartentörchen
muß die Leiterin bei dem weiteren Ausbau der Promenade sein. Das wäre dann Heimatschutz und -Pflege in der wahrsten und edelsten Bedeutung.
Durch die Regulierung des Besitzes der
zwischen der neuen Promenade und den Häusern der Stadtseite gelegenen Gartengrundstücke wird ja die alte bestehende Hecke notwendig in Wegfall kommen und muß durch eine neue schmuckere ersetzt
werden, und zwar am vorteilhaftesten in der Weise, daß die Neuanlage möglichst mit gleichem Material und in ihrer Gesamtheit von einem Unternehmer ausgeführt würde, damit von vornherein die
wünschenswerte Einheitlichkeit erzielt werden kann.
Der kommende Sommer, in dem sich der jetzt angepflanzte Teil des Promenadenweges zum ersten Male im Schmucke seines jungen Grünes zeigen soll, bietet reichlich Zeit, der Frage nach der weiteren
Ausgestaltung näher zu treten, und die Stadtverwaltung ist gern bereit, mit geeigneten Vorschlägen und Zeichnungen für Gartentore und Einfriedigungsschmuck die Interessenten zu unterstützen.
Dabei möchten wir noch auf einen beinahe völlig in Vergessenheit geratenen Zweig der schönen Gartenkunst hinweisen, der leider bei uns in Deutschland seine Anhänger verloren zu haben scheint, dagegen
in England wie auch in Frankreich zu hoher Blüte gekommen ist, das ist das Ausschneiden und Formen allerlei Tiergruppen auf der Hecke und das Überleiten der Hecke über die Törchen zum
Eingangsbogen.
Mit dem Ausbau des ersten Viertels der Promenade in diesem Frühjahre und mit der nun hoffentlich auch allgemein einsetzenden Verschönerung der anliegenden Gärten ist die Entwicklung Sendenhorsts
gewissermaßen auf eine neue Bahn geleitet worden, und Bürgerschaft wie Stadtverwaltung geben sich ein ehrendes Zeugnis mit den mannigfachen Neueinrichtungen und Verbesserungen in der letzten Zeit.
Die wichtigste Frage für die weitere Verschönerung der Stadt dürfte sein, nun, nachdem zunächst eine wirkungsvolle Verbindung zwischen dem Bahnhofe und dem prächtigen Krankenhaus hergestellt ist, für
eine würdige Überleitung vom Bahnhofe zur Stadt selbst Sorge zu tragen.
Da die jetzige Verbindungsstraße bereits mit
Linden bepflanzt ist, so würde es angebracht sein, die Verlängerung der neuen Promenade nach dem jüdischen Friedehofe zu, wo geeignetes Gelände in grösserer Breitenabmessung zur Verfügung steht, nach
dem Bahnhofe hin mit kleineren Zieranlagen auszuschmücken.
Die Bepflanzung des Promenadenweges selbst müsste zu den Linden in wirkungsvollen Kontrast treten, wozu sich die rotfrüchtige Eberesche mit ihrem zierlichen Blattwerk wohl am besten eignen würde; die
Eberesche mit der Pracht ihrer roten Früchte wird als Alleebaum noch gar nicht genügend gewürdigt. Für die beiden Enden jeweils an den Toren kämen dann wieder zwei andere Bäume in Betracht, welche,
wie das auch bei dem jetzt angepflanzten Teile mit dem Götterbaum Ailanthus gandulega durchgeführt ist, mit weit ausladenden Kronen eine mächtige Flankierung der Torstraßen bilden werden. In wenigen
Jahren werden sich die jungen Bäumchen zu einer prächtigen Allee vereinigen und mit nicht geringem Teile dazu mitwirken, wenn die Stadt, die sie mit ihrem schattenspenden, blütenreichen Ringe
umgeben, immer grösser Würdigung und Beliebtheit auch bei weiteren Kreisen genießen wird.
Pfarrer Lorenbeck in Sendenhorst 1.3.2018.| CH
m Archiv ließ sich folgender Text aus
dem Jahre 1930 finden (Der Text stammt von Rentmeister Bernhard Kleinhans, dem Gründer des Heimatvereins aus dem Jahre 1910): Es war im Münsterlande von jeher ein schöner Brauch, dem Oberhirten der
Diözese oder seinem Stellvertreter einen feierlichen Empfang zu bereiten...
Bild:
Altes Sendenhorst - Die Lorenbeckstraße - Es gibt sie noch gar nicht! An der Mauer war Schluss...
Die Firmungs- und Visitationsreise des hochseligen Bischofs Caspar Max Freiherr zu Droste Vischering begann im Jahre 1839 in Sendenhorst und sah dann folgende Reiseroute vor: Vorhelm, Enniger, und
weiter in östlicher Richtung. Am Tage vor Fronleichnam, am Mittwoch, dem 29. Mai, abends um 6 1/2 Uhr, traf der Hochwürdigste Herr in Sendenhorst ein. Bis Tönnishäuschen waren ihm 36 Reiter
entgegengeritten. Am Stadttore bereiteten ihm die Geistlichkeit und die Schulen einen festlichen Empfang und geleiteten ihn in feierlicher Prozession zum Pastorat. Dort machte der Bürgermeister mit
dem Gemeinderat seine Aufwartung Bis 9 Uhr erscholl feierliches Glockengeläute vom Turme, und in den Pausen wurden Böllerschüsse abgegeben. Soweit verlief die Feier sehr würdig. Wie es häufig
vorkommt, können aber nach einer Feier manche nicht sofort den Weg nach Hause finden. Sie kehren unterwegs in einer Wirtschaft ein, um die Feier »würdig« zu beschließen. So kam es auch hier.
Bild unten:
Blick auf die Lorenbeckstraße in den 1960ern Richtung Innenstadt: ALLE Häuser sind noch vorhanden!
Die Gemeinde hatte sich einige Jahre vorher, im Jahre 1834, ihre geborstenen Glocken durch den Franzosen Boitel umgießen lassen. Das Geläute war besonders gut ausgefallen. So lag es nahe, daß bei
Anwesenheit des Bischofs das Läuten länger ausgedehnt werden sollte. Der Pfarrer Lorenbeck war aus triftigen Gründen nicht dafür. Auf seine Anordnung wurde um 9 Uhr Schluß gemacht und die Kirche
abgeschlossen. Diese Maßnahme des jungen Pfarrers wurde arg bekämpft. Man trank sich eine Wut an, die in einen regelrechten Aufruhr gegen den Pfarrer ausartete.
Büste Pfarrer Lorenbeck (Bernhard
Kleinhans)
Pfarrer Lorenbeck hatte im Anfange seiner Amtsperiode einen schweren Kampf gegen eine gewisse Klique zu kämpfen, um Ordnung und Disziplin zu halten. Einige Monate vorher war er gegen die Auswüchse
bei der Karfreitagsprozession, über die kürzlich in dieser Zeitung berichtet wurde, vorgegangen. Das hatten ihm seine Gegner nicht vergessen. Jetzt war eine Gelegenheit gekommen, sich an ihm zu
rächen. Von der Wirtsstube aus wurden mehrere Burschen zum Küster Philipps geschickt, die Schlüssel von der Kirche und vom Turme zu holen, damit weiter bis in die Nacht hinein geläutet werden könne.
Der Küster verweigerte auf Anordnung seines Pfarrers die Herausgabe. Inzwischen war es dunkel in den Straßen geworden. Da war nun der Zeitpunkt gekommen, dem Pfarrer in Anwesenheit des Bischofs einen
gemeinen Streich zu spielen. Es wurden die Radebraken herangeholt. Während die Anstifter den besseren Teil der Tapferkeit erwählten und sich im Hinterhalt hielten, wurden junge Burschen aufgewiegelt,
mit den Instrumenten Lärm zu schlagen. Mit unheimlichem Geklapper zogen diese um die Kirche, das Pastorat und durch die Straßen der Stadt, und in der Wirtsstube hatten die Urheber eine teuflische
Freude über den Ärger des Pfarrers. Der Polizeidiener Degenhardt wurde herbeigerufen, die Burschen zu fassen. Diese warfen aber schnell die Klapperdinger von sich und flohen. Als wieder Ruhe war,
wurde in aller Stille ein neuer Plan gegen den Pfarrer ausgebrütet.
St. Martin - Innenraum - Noch mit
Kanzel, Triumphkreuz, keine Heiligenfiguren....
Die Stadt schlief in tiefem Schlummer. Nur der Nachtigall Gesang klang in die stille Maienzeit hinein, und der Frösche Gequake drang aus dem Morast der Stadtgräfte. Unschuldige Kinderseelen träumten
von der Fronleichnamsprozession des folgenden Tages. Sie hatten sich vorgenommen, ganz andächtig zu sein. Würde doch der Bischof selbst dabei sein und sie mit dem Allerheiligsten segnen. Der
Nachtwächter hatte soeben an den Stadttoren und Straßenkreuzungen sein viermaliges »Füht, Füht, Füht« geflötet und schickte sich zu einer Pause an. Da sah er am südlichen Himmel einen hellen
Feuerschein. Er stieß in sein Horn, und es dauerte nicht lange, da rasselte die Brandspritze durch die Straßen der Stadt. Die Fenster und Türen öffneten sich. Zuerst ein großer Schrecken, dann ein
Rufen und Fragen. Als aber die Halbangezogenen erfuhren, daß Gefahr für eigenes Hab und Gut nicht vor war, eilten nur Berufene und Neugierige zum Tor hinaus. Sie wussten nicht, wo es brannte. Stand
doch kein Wohnhaus in der Gegend des Feuerscheines. Die eifrigen Feuerwehrleute füllten unterwegs beim Hellenbache ihre Bottiche und weiter ging es durch die Brockstraße. Was mochte brennen? fragten
sie sich unterwegs. Das Ziel war erreicht.
Aber man konnte mit den Feuerlöschgeräten nicht hinkommen. Graben und Hecken hinderten die Weiterfahrt. Rund um das Feuer lief ein halbes Dutzend Kühe im Kreise mit hochgehobenen Schwänzen. Nun war
das Rätsel gelöst. Die mit Stroh gedeckte Kuhhütte des Pfarrers stand in Flammen. »Wenn anners nich brennt«, sagte der eine, »dat is bloß Leigheit giegen den Pastor«, der andere. Voll Erbitterung
über die Enttäuschung gegen die rachedurstigen Brandstifter zogen die Feuerwehrleute wieder ab. Die Sache hatte noch gerichtliches Nachspiel, aber die Schuldigen wurden nicht gefasst. Der Pfarrer
wurde durch die Freveltaten arg mitgenommen. Es bäumte sich sein Gerechtigkeitssinn auf und klopfenden Herzens schreib er dem Bürgermeister Brüning: »Sie werden es mir nicht verübeln, wenn ich den
Wunsch ausspreche, daß die Untersuchung mit Tätigkeit betrieben werde; denn schon trösten sich die Aufrührer mit dem Gedanken, die Sache werde einschlafen. Wer kann Vorgesetzter sein, wenn Empörung
nicht gestraft werden soll?«
Der Landrat tadelte nachher, daß die Polizei nicht auf dem Posten gewesen sei. Eine weitere schandlose Tat musste der Pfarrer bald darauf erleben. In seinem religiösen Eifer hatte er das 40-stündige
Gebet auf Fastnacht eingeführt, um dadurch die an diesen Tagen herrschenden Unsitten zu beseitigen. Das passte manchen nicht. An diesen Tagen wollte man die Zügel schießen lassen und sich austoben.
Man organisierte wieder einen Aufruhr. Des Abends, während der Schlußandacht, zogen die Fastnachtsgecken mit Musik singend und johlend in die Kirche, setzten Tische und Stühle um den Kirchplatz,
zechten und trieben allerhand Unfug. Als der Pfarrer sich hierüber beklagte, zogen die Unholde mit Mistgabeln und Sensen bewaffnetvor das Pfarrhaus und demonstrierten. Pfarrer Lorenbeck ließ aber
nicht locker, wenn er auch oft selbst die Polizei am Orte spielen musste. Er ging trotz aller Anfeindungen den geraden Weg der Pflicht. Durch Festhalten an seinen Grundsätzen brachte er die
Gutgesinnten auf seine Seite, und die anderen wurden von der Bürgerschaft geächtet. Nach und nach fand er durch seinen Eifer und sein selbstloses Wesen volles Verständnis. Sonst wäre es ihm nicht
möglich gewesen, mit Hilfe der Gemeinde eine so herrliche Kirche zu bauen, wie sie heute der Stolz der Stadt ist. Ein Augenzeuge erzählte dem Schreiber dieser Zeilen Folgendes: "Als wir die
Fundamente zum Denkmal setzen wollten, kam uns der Gedanke, noch einmal den lieben Pfarrherrn zu sehen. Wir öffneten den Deckel des Sarges und sahen, daß die Leiche noch ganz unverwest war. Das
Gerücht über die Öffnung des Grabes hatte sich bald in der Stadt verbreitet, und viele eilten zum Grabe, um den Verstorbenen zu schauen und ihm ein stilles Gedenken zu widmen."
Schätze im Kreis Beckum – Münzfunde in der Gegend 1.3.2018.| CH
Im Stadtarchiv konnte wieder ein
interessanter Text gefunden werden: Es geht um Münzfunde im damaligen Kreis Beckum (entspricht in etwa dem südlichen Kreis Warendorf) und: Auch von unserem Schatz gibt es mehr zu erfahren!
Bild: Groschen aus unserem Schatz
Original Zeitungsbericht vom Sendenhorster Münzschatzfund von 1932 Der Text ist bis hier unleserlich, und der Inhalt lässt sich nur erahnen...
KEIN FUNDE AUS DER RÖMERZEIT
So wird von zahlreichen römischen Münzfunden in Westfalen berichtet, aber bisher noch von keinem Fund im Kreis Beckum. (...) Dies könnte sich vielleicht in Zukunft gegebenenfalls noch ändern. Eine
These aus späterer Zeit lautet, dass der römische Feldherr und Statthalter in Germanien, Quinctilius Varus, auf den Eroberungszügen auch durch unsere Gegend kam. (...) Zwei Münzen wurden als
Grabbeigaben in einem fränkischen Gräberfeld bei Beckum gefunden. Die Gräber stammen aus dem 7. Jahrhundert, also der Zeit der Völkerwanderung. Es handelt sich um fränkische Gräber. (...) Ab jetzt
wird die Qualität des Textes deutlich besser!
Bild:
Fund "unseres" Schatzes im Jahr 1932
LIESBORN
[...] wurde im Oktober 1904 entdeckt, als die Brömser Linde neben der Mühle von Hentrup, Gemeinde Liesborn, im Zuge des Straßenbaus beseitigt wurde.
Man fand ein kleines Gefäß mit 64 Silbermünzen und einem kleinen viereckigen Schmuckstück. Es handelt sich also um einen regelrechten Schatzfund, dessen Münzen seine Vergrabung etwa in die Zeit um
1115 verweisen. Er berichtet uns deutlich, wie das Geld aussah, das um 1115 im Gebiet des Kreises Beckum im Umlauf war. Man kannte damals nur Silbergepräge, den Pfennig im Gewicht von etwa 1,2 g
Silber und einem Durchmesser, der etwa dem heutigen Zehnpfennigstück entspricht. Der weitaus größte Teil der Hentruper Münzen, über 50 %, entstammt der Münzstätte Soest. Soest war zu Beginn des 12.
Jahrhunderts das große westfälische Handelszentrum, so sind denn seine Münzen auch so reichlich in dem Hentruper Schatzfund vertreten. Alle anderen Münzstätten treten dahinter weit zurück. So
enthielt der Fund von Herford nur ein Stück, von Goslar zwei und selbst aus der großen Handelsmetropole Köln nur drei Pfennige. Rein zufällig sind ferner auch zwei um 1110 in Bamberg geprägte
Pfennige in den Schatz geraten. Dagegen sind die dreizehn flandrischen Pfennige des Fundes sicherlich nicht nur zufällig in den Fund geraten; sie machen über 20 % des Fundinhaltes aus und legen die
Vermutung nahe, daß der Eigentümer und Vergräber des Schatzes irgendeine Handelsbeziehung nach Flandern gehabt haben mag. Wer der Eigentümer gewesen sein mag, wird wohl immer in ein Dunkel gehüllt
bleiben; es läßt sich durch nichts beweisen, daß er eine Verbindung zu Mönchen des Liesborner Klosters gehabt hätte, die gerade damals schwere Zeiten und Kriegszüge über sich ergehen lassen mußten.
Jedenfalls läßt der Hentruper Fund aber doch erkennen, daß die Naturalwirtschaft zu Beginn des 12. Jahrhunderts wieder im Abklingen war und die Geldwirtschaft an Bedeutung zunahm.
OELDE
Der Fund wurde, wie die »Glocke« am 16. Februar 1892 zu berichten wußte, auf dem Schützenhof zu Oelde entdeckt und enthielt Silbermünzen aus aller Herren Länder. Leider ist der Fund damals nur ganz
summarisch aufgezeichnet worden, aber einige in das Bielefelder Museum gelangte Fundstücke lassen doch erkennen, daß dieser Oelder Schatz um 1370/75 vergraben worden sein mag. Unter seinen Münzen
stehen die Gepräge von Münster und Osnabrück weitaus an erster Stelle, gefolgt von Pfennigen von der Grafschaft Mark, Dortmund, Essen und Werden. Weiterhin waren Münzen darunter von Ravensberg,
Paderborn, Lippe, Brilon und Recklinghausen, aber auch auswärtige, nichtwestfälische Münzen aus den Niederlanden (Utrecht, Brabant, Holland, Flandern), den Rheinlanden, England, Schottland,
Frankreich und Böhmen. So bunt war das Gelddurcheinander im Lauf des 14. Jahrhunderts geworden; um 1370/80 wurde Westfalen von großen Inflationen erschüttert, und der Oelder Schatzfund ist nur ein
Spiegelbild davon. Beim Oelder Fund, der um 1375 in die Erde gekommen sein dürfte, läßt sich das Schicksal des Eigentümers und Vergräbers auch besser und eindeutiger erklären. 1376 begann die große
Tecklenburger Fehde der Bischöfe von Münster und Osnabrück gegen den Grafen von Tecklenburg und den Burggrafen von Stromberg. Die Belagerung von Stromberg im Jahre 1376 hat sicherlich auch die ganze
Umgebung in Mitleidenschaft gezogen und dürfte damals auch den Eigentümer des Oelder Schatzes hinweggerafft haben, der sein Vermögen so gut versteckt zu haben glaubte.
SENDENHORST
– UND JETZT ZU UNSEREM SCHATZ - Der nächstjüngere Schatzfund, vergraben etwa um 1425, zählt auch wieder zu Westfalens bedeutendsten Münzfunden. Er wurde am 30. November 1932 in
Sendenhorst in einer zum Hofe Große Kogge gehörigen Sandgrube entdeckt. In drei Tongefäßen steckten mehrere tausend Münzen, vorwiegend aus Silber, aber es waren auch wenigstens zwei Goldstücke
darunter. Leider ist dieser für die münsterländische Geld- und Wirtschaftsgeschichte so überaus wichtige Fund gleich zu Beginn in die falschen Hände geraten und für die Wissenschaft nahezu verloren
gegangen. Die Finder glaubten, besonders geschäftstüchtig zu sein, und verkauften die Münzen partienweise in alle Welt; bei manchen Interessenten sind sie dabei tüchtig über das Ohr gehauen worden,
in anderen Fällen haben sie tatsächlich gelegentlich auch den Gegenwert erhalten. Sie hätten besser daran getan, sich zunächst mit einem Museum, wie etwa dem Landesmuseum in Münster, in Verbindung
gesetzt zu haben, das sie kostenlos über den Wert ihres Fundes aufgeklärt und ihnen Wege des reellen und günstigen Verkaufes gewiesen hätte. Nach § 984 des BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) steht bei der
Entdeckung eines solchen Schatzes ja sowieso die eine Hälfte dem Finder und die andere Hälfte dem Grundstückseigentümer zu, man ist nur verpflichtet, den Fund zunächst einer Behörde oder besser einem
Museum anzuzeigen, damit der Fund im Sinne der Heimat- und Landesgeschichte wissenschaftlich ausgewertet werden kann.
Bild:
Milchvertrieb in den 1930ernMilchvertrieb in den 1930ern in Sendenhorst - A. Kersting
Der Sendenhorster Fund fällt in eine Zeit, da Westfalen bereits wesentliche Geld- und Währungsverschiebungen hinter sich hatte. Münster und Osnabrück, die im Oelder Fund um 1375 noch so reich
vertreten waren, kommen im Sendenhorster Fund kaum mehr vor. Man hatte infolge der wirtschaftlichen Veränderungen dort inzwischen für eine längere Zeit die Prägung eingestellt. An westfälischen
Münzen enthält der Sendenhorster Fund so denn auch fast ausschließlich Silberpfennige der Grafschaft Mark (Münzstätten Hattingen, Schwerte, Unna, Breckerfeld) und der Grafschaft Limburg
(Münzstätten Hohenlimburg und Rellinghausen). Neben dieser westfälischen Gruppe wäre als weiterer Fundteil eine große Zahl von »Witten« der norddeutschen Hansestädte Lüneburg, Hamburg, Lübeck,
Wismar, Rostock, Anklam, Stralsund usw. zu nennen. Eine Anzahl dieser norddeutschen Witten, die die Hansebeziehungen zwischen dem Münsterland und Norddeutschland erkennen lassen, tragen nachträglich
eingeschlagene Stempel, sogenannte Gegenstempel. Am häufigsten war der Kopf des hl. Paulus als Gegenstempel auf den Witten anzutreffen, er war das Symbol der Stadt Münster. Ferner fanden sich
Gegenstempel von Osnabrück (Rad) und Herford (Balkenschild). Diese Gegenstempel sollten der Bevölkerung den Unterschied zwischen guthaltigen und minderwertigen Witten zu erkennen geben.
Gegenstempel, besonders der Pauluskopf von Münster, fanden sich auch in großer Zahl auf der dritten umfangreichen Gruppe des Sendenhorster Fundes, den niederländischen Groschen, die in ihrer Größe
als ein Vielfaches des westfälischen Pfennigs gerechnet wurden und im Handel den Zahlungsverkehr erleichterten. Freilich fanden sich in ihrer Gesellschaft zahlreiche minderwertige Nachahmungen, so
daß man auch hier zu dem Warnungsmittel des Gegenstempels griff. Naben dem Pauluskopf von Münster erscheinen das A von Unna, der Schachbalken von Hamm, der Balkenschild von Herford und das Rad von
Osnabrück.
Bild:
Heimatverein 1931
Unter die große Menge des Sendenhorster Fundes hatten sich auch weitgereiste Fremdlinge eingeschlichen, so ein Hohlpfennig des Deutschen Ordens in Ostpreußen, ein Grosso von Mailand und zwei
böhmische Groschen, einer mit dem Gegenstempel von Soest (Schlüssel), der andere mit dem von Herford (Balkenschild). Die beiden bekannt gewordenen Goldstücke des Sendenhorster Fundes waren ein
Goldgulden von Utrecht und ein Dukat König Sigismunds von Ungarn. Wer mag der Eigentümer des Sendenhorster Fundes gewesen sein? Sicherlich ein sehr reicher Mann, aber wir können es heute nicht mehr
sagen, warum er etwa 1430 sein Vermögen vergraben hat und es dann für fünfhundert Jahre in der Erde liegengeblieben ist.
Der Heimatverein freut sich, dass einige der Sendenhorster Münzen den Weg »Nach Hause« gefunden haben und wünscht allen Freunden Sendenhorst ein Frohes Neues Jahr 2018!
Auf nach Kirchberg – Partnerstadt von Sendenhorst seit 27 Jahren 1.3.2018.| CH
Kirchberg - Sendenhorst: Wieder mal gilt
es, den Blick auch nach außerhalb zu richten, um sich sein Bild der Welt zu vervollständigen! So ging der Urlaub dieses mal in die Partnerstadt von Sendenhorst, Kirchberg in Sachsen!
Kirchberger Rathaus am Neuen Markt - Der Markt wird bis Ende 2017 neu gestaltet
Leider war es nicht möglich, eine geeignete Ferienwohnung in Kirchberg selber zu finden, die unseren Anfordernissen entsprach, sodass wir Quartier in Stützengrün genommen haben. In Kirchberg selber
gibt es keine Ferienwohnungen, da gibt es noch Potenzial, so auch Frau Bürgermeisterin Obst.
Bild: Malerisches Stützengrün im
Erzgebirge (15km von Kirchberg)
Sendenhorst erlebt ja diesbezüglich gerade einen Boom, die Ferienwohnungen schießen wie Pilze aus dem Boden und sind trotzdem ständig ausgebucht. Stetig wachsender Tourismus, aber auch die Preise für
Quartiere in Münster z. B. während der "Skulptur Projekte", sind hier wohl als Gründe zu nennen.
Zurück nach Stützengrün: Dieser kleine beschauliche Ort im Erzgebirge liegt 15 km südlich von Kirchberg. Zur tschechischen Grenze (gute Einkaufsmöglichkeiten!), die direkt hinter dem fürs Skispringen
bekannten Ort Klingenthal liegt, sind es noch einmal 20 km. Alles ist gut mit dem Auto zu erreichen, wobei viele Straßenbau-Tätigkeiten immer noch einige Umleitungen verursachen. Da wo die Straßen
erneuert oder neu gebaut sind, fließt der Verkehr. So auch auf der neu erbauten Umgehungsstraße von Kirchberg. Von Einheimischen hört man, diese sei „nicht so schön“. Aber wir stellten fest, dass die
Straße einwandfrei zu befahren ist. Und selbst der Ausblick auf Kirchberg war malerisch. Da warten wir in Sendenhorst und Albersloh schon wesentlich länger auf Verkehrsentlastung…
Der Stadt Kirchberg hat es auf
jeden Fall eine deutliche Entlastung u. a. vom Schwerverkehr gebracht. Natürlich gab es wohl auch die Befürchtung, dass der Einzelhandel darunter leiden könnte. Dies hat sich aber nicht oder nur
bedingt bewahrheitet, das Einkaufszentrum "7 Hügel" wurde an der Umgehungsstraße errichtet.
Die Sendenhorster Eiche vorm Rathaus in KirchbergMalerisches Stützengrün im Erzgebirge (15km von Kirchberg)Die Freundschaft zwischen Sendenhorst und Kirchberg wird intensiv gepflegt. So kann einem
durchaus vor Ort in Kirchberg mal die Freiwillige Feuerwehr Sendenhorst über den Weg laufen (so passiert); die Ehrenabteilung der Martinusschützen war leider gerade schon wieder auf dem Weg zurück
nach Sendenhorst.
Bild links: Bürgermeisterin D. Obst, C. Hölscher, M. Erdenberger - Obligatorisch ist der Besuch an der „Sendenhorster Eiche“ (Bild rechts) auf dem neuen Markt neben dem historischen Rathaus. Der Baum
wurde mit Unterzeichnung der Partnerschaft am 03.10.1990 gepflanzt und hat nach 27 Jahren Wiedervereinigung eine passable Höhe erreicht.
Im wunderschönen historischen
Rathaus (mit Türmchen) empfängt die Bürgermeisterin Frau Obst gerne Gäste auch aus Sendenhorst, aber natürlich auch aus den anderen Partnerstädten Kirchbergs. Kirchberg hat auch noch weitere
Städtepartnerschaften, so Groß Umstadt / Kreis Darmstadt-Dieburg in Hessen und Houdain in Frankreich
Ein touristisches Highlight ist sicherlich das Museum „Alt-Kirchberg“. Hier kann man allerhand Wissenswertes über Kirchberg in früheren Zeiten erfahren. Man findet es an der Torstraße gegenüber vom
Altmarkt. Lauter frühere Stadtansichten der alten Tuchmacherstadt sind dort ausgestellt. Ein zeitgenössisches Café kann man ebenso betrachten wie ein altes Kellergewölbe mit Ausstellungsstücken des
mittlerweile abgerissenen Brauhauses.Verlässt man das Erdgeschoss und steigt die alten Treppen hinauf, begibt man sich in die vergangene Welt der DDR der 1960er und 70er Jahre
Fibel für Einarmige und
Ohnhänder im DDR Museum.
Thomas Lohmann (mit der Ehrenabteilung vor Ort): „Ein damaliges Wohnzimmer unterscheidet sich eigentlich nicht besonders von den uns bekannten Wohnzimmern. Beim Frisörladen ist der Unterschied schon
prägnanter. Welch interessante Technik damals eingesetzt wurde, um Mann und Frau hübsch aussehen zu lassen: von der Bartbinde zur Trockenhaube mit einzeln ausrichtbaren Fingern oder den per zahllosen
Kabeln beheizten Lockenwicklern. Ein Arztzimmer aus der Zeit erinnert eher an eine Folterkammer. Da wurde sicherlich viel geschrien, sei es bei Amputationen oder anderen Erkrankungen. Dort fand ich
auch die Fibel für Einarmige und Ohnhänder (siehe Foto).
Im nächsten Stockwerk kann man allerhand
DDR-Uniformen betrachten, ob von der Gesellschaft für Sport und Technik oder dem Ministerium für Staatssicherheit. Ebenso findet man dort allerlei zusammengetragene Sportgeräte und Kleidung, vom Ball
bis hin zu Schlittschuhen oder Skiern. Besonders spannend fand ich die dort ausgestellten Rodelschlitten, welche damals stabil und vor allem lenkbar waren. Zum Abschluss muss ich Wolfgang und seiner
Frau für die interessante Führung danken. Die haben sich so viel Mühe gegeben und wissen zu jedem Ausstellungsstück etwas zu berichten. Für die drei Euro Eintritt sollte das jeder mal besuchen.“
Hölscher: Bei mir haben die Fotos an der Wand besonderes „Schaudern“ ausgelöst, wenn einen der junge Erich Honecker anlächelt und ich unvermeidlich an ein einen Ausspruch von ihm denken: „Den
Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.“ Zum Glück ist der Kommunismus seit 27 Jahren Geschichte, auch wenn manche Spätfolgen noch zu sehen sind, z. B. alte Gebäude, aber es wird
und dauert halt seine Zeit, und die Deutsche Einheit wächst u. a. bei den zahlreichen Besuchen.
Thomas Lohmann: Vor dem Museumsbesuch waren wir zum Mittagessen auf dem Borberg im Anton-Günther-Haus. Der erzgebirgische Mundart-Sänger war selber nie im Borberghaus oder auf dem König-Albert-Turm
nebenan, aber dort kann man allerhand Zeichnungen, Büsten und zahlreiche Sprüche finden. Wir bekamen dort interessante Ausführungen über die Schiebböcker, welche die Tuchrollen zu Fuß mittels so
einer Art Schubkarre bis nach Leipzig (100 km) verbrachten (ähnlich bei uns die Tödden aus dem nördlichen Münsterland).
Bild:
Blick 2020 von der St. Margarethenkirche
Ebenso findet man im Borberghaus die Hutzn-Stuben. Zu dieser konnte man erfahren, dass die Leute damals mehr zusammengehalten haben. So traf man sich reihum mal bei dem einen Nachbarn, mal bei dem
anderen. Denn durch das Hutzn wurde nicht nur Brennstoff gespart. Der kalte, finstere Abend ging mit Geschichten und Gesang wesentlich schneller und angenehmer rum. Fernsehen oder gar Internet gab es
damals noch nicht.
Lohnenswert ist der Besuch im Besucherbergwerk Stollnsystem „Am Graben” (Im Erzgebirge heißt es Stolln, nicht Stollen!) Aus der Homepage der Stadt Kirchberg: Der alte Bergbaustollen „Am Graben” ist
ein Besucherbergwerk und stammt aus der Zeit des Eisenerzabbaus im 17. Jahrhundert in Kirchberg. Es ist ein weitverzweigtes Netz von Grubenbauen, welche aus Bergbau- sowie auch aus reinen
Kellerauffahrungen bestehen. Sehenswert sind die Aussinterungen von Eisenerz, schwarzem Manganerz und Calciten, die sich über Jahrhunderte gebildet haben. 1663 begann die Geschichte des Bergwerks. 49
Jahre später, im Jahr 1712, stellte man den Eisenerzabbau auf Grund des niedrigen Fundes an abbauwürdigen Erzen ein. Reiche Kirchberger Bürger erweiterten in den folgenden Jahrzehnten den vorhandenen
Grubenbau zu Bergkellern und schufen neue Kellerauffahrungen zur Bier- und Lebensmittellagerung. Ab 1940 wurde das Stollnsystem zu einem Luftschutzbunker ausgebaut. Am Ende des II. Weltkrieges wurde
der ausgebaute Luftschutzbunker auch genutzt.
Nach dem Ende des II. Weltkrieges vermüllte man das Stollnsystem und vermauerte es in den 1980er Jahren. Erst im Jahre 2000 erfolgte durch den Fachbereich Bergbau des NABU, Landesverband Sachsen
e.V., Ortsgruppe Kirchberg, die Aufgewältigung des alten Stolln- und Streckensystems. Das Grubengebäude wurde beräumt, und Sicherungsausbauten wurden vorgenommen. Die Stollnzugänge wurden gegen
unbefugtes Eindringen gesichert und für Fledermäuse mit Einflugschneisen versehen. … Geöffnet ist das Besucherbergwerk zum Borbergfest (Anfang Juni) und zum Altstadtfest (Anfang Oktober). Führungen
sind auch außerhalb dieser Öffnungszeiten jederzeit nach Anmeldung möglich.
Natürlich gibt es noch viel mehr in Kirchberg und der Umgebung zu entdecken, wir empfehlen dem Leser unbedingt einen Besuch in unserer Partnerstadt!
Stadt Kirchberg | Kirchberger Natur- und Heimatfreunde | Erzgebirgischer Heimatverein Kirchberg
Erste Siedler im Bereich um Sendenhorst 1.3.2018.| CH
So könnten auch die ersten Sendenhorster Höfe ausgesehen haben. Quelle: Heimatverein Greve
Sendenhorst - Nach dem wir in den vergangenen Ausgaben eher aktuelles Sendenhorster Zeitgeschehen beleuchtet haben, wenden wir uns dieses mal der „tiefen“ Vergangenheit zu.
Bild:
Sachsenhof bei GrevenIn
In Heinrich Petzmeyers Stadtgeschichte steht zu lesen, dass erste Spuren dauerhafter menschlicher Besiedlungen in Sendenhorst bereits 600-500 v. Chr. auftauchen. Vorher könnten bereits eiszeitliche
Nomaden oder Neandertaler unser Gebiet bewohnt oder zumindest durchstreift haben, darauf deuten Funde in der Umgebung hin.
Im Jahr wurden 1932, bzw. 1945 wurden zwei
Urnenfriedhöfe entdeckt, einer an der Spithöver Straße und der Urnenfriedhof „Martiniring“. Diese wurden der der späten Bronzezeit (600-500 v.Chr.) zugeordnet gelten als 1. indirekter Nachweis einer
dauerhaften Besiedlung des Sendenhorster Raumes. Wer diese Friedhöfe angelegt hat, bleibt jedoch im Dunkeln.
Bild: Aus dem Fund (Petzmeyer)
In der Zeit um Christi Geburt wird das Kernmünsterland, der sog. Dreingau durch die germanischen Brukterer besiedelt. Das römische Reich streckt seine Hand nach Ober-Germanien aus, Germanien wird
kurzzeitig römische Provinz, bis schließlich 9 n.Chr. die Germanen, u.a auch die hier lebenden Brukterer, sich gegen die Römer erheben. In der Varusschlacht bei Kalkriese / Osnabrück - verliert Rom 3
Legionen und gibt die Eroberungen jenseits des Rheins auf. Bei den anschließenden Rachefeldzügen des Germanicus kommen die Römer vielleicht auch in unsere Gegend.
In den darauffolgenden Jahrhunderten im Zuge der Völkerwanderung wandern die Brukterer aus dem Münsterland ab, das Kernmünsterland entvölkert. Die Brukterer schließen sich den germanischen Franken
an, die zu dieser Zeit den Raum Belgien, Nordfrankreich besiedeln.
Um 500 nach Christus erreichen Bauern vom germanischen Stamm der Sachsen von Norden nach Westen kommend, das Gebiet um das heutige Sendenhorst. Sie finden eine „entvölkerte menschenleere Einöde“ vor.
Die Neusiedler folgten dem mit Eichen, Buchen und Birken bewachsenen Kiessandrücken, den die Geographen Uppenberger Geestrücken nennen. Es handelt sich um ein Überbleibsel der letzten Eiszeit vor
10.000 Jahren: Bei Abschmelzen der Gletscher lief das Wasser durch eine „Toteisrinne“ ab und der im Eis mitgeführte Sand wurde vom Gletscher mit dem Schmelzwasser in die Rinne mitgerissen. Hier
lagerte sich der Sand dann ab. Als das Eis endgültig abgeschmolzen war, blieb der Sandrücken als leichte Erhebung zurück. Noch heute ist der Sandrücken, der sich von Beckum über Sendenhorst, über
Münster und Rheine, bis nach Salzbergen zieht, deutlich zu erkennen.
Bild:
Spielseteine gefunden 2003 bei der Ausgrabung Alter Hof, ca. 1000 n. Chr.
Auf der Geist (Geest, Geist =trocken) westlich und östlich des heutigen Weges „Auf der Geist“ fanden sie trockene‚ leicht zu bearbeitende Ackerflächen, die sie unter ihren hölzernen Pflug nahmen und
mit Gerste, Hafer oder Roggen besäten. Die Höfe dieser jungen Siedlung entstanden in der Nähe der gemeinsamen Ackerflur. Gepflügt wurden schmale, aber sehr. lange Ackerstreifen in Gemengelage. Zu
jedem der Höfe. gehörte ein Kamp beim Hause für die Einfriedigung der kümmerlichen Viehbestände zu Nachtzeiten.
Über Form und Größe der Häuser ist man relativ gut durch Ausgrabungen der letzten Jahre rund um Warendorf (Einen, Müssingen‚ Neuwarendorf, Telgte-Wöste, Raestrup und Milte) unterrichtet, Das
Haupthaus war bis zu 20 Meter lang und wie ein Schiffsrumpf ausgebuchtet. In der Mitte, an der breitesten Stelle maß es etwa fünf bis sechs Meter. Als Baumaterialien wurden Holz, Lehm und Stroh
benutzt. Um das Hauptgebäude lagerte sich .in der Regel eine Reihe von Grubenhäusern 70 cm in den Boden gesenkt und mit einem bis auf den bodenreichendem Dach. Hier lagerten die Vorräte, hier wurden
handwerkliche ‚ Arbeiten ausgeführt und hier verarbeiteten die Frauen den Flachs zu Leinen.
Landwirtschaftliche Besitzverhältnisse waren über Jahrhunderte fast unveränderlich So ist es möglich, noch nach 1200 Jahren die ältesten Ackerfluren, ihre Besitzer und damit die ältesten Höfe
festzustellen. Am Sendenhorster Esch, so nennt man die uralten Langstreifenfluren waren die Höfe Tergeist, Rüschey (Hofstelle seit etwa 500 Jahren verschwunden), Geisterholt (ebenfalls verschwunden),
der Hof des Pastors und das sich später im Besitz des Garfen von Merveldt befindene Haus Sendenhorst (vgl. Straßennamen Drostenhof in der Stadt) beteiligt.
Man weiß nicht, ob in dieser ersten Besiedlungsphase zwischen 500 und 600 noch andere Siedlungen entstanden. Die Flurbereinigung hat die Flurkarte so gründlich. verändert, dass es zur Zeit nicht
möglich ist, alte Langstreifenfluren festzustellen. In siedlunggeschichtlichen Untersuchungen über das Münsterland werden noch die Bauerschaften Bracht und Rinkhöven (Rinker Berg) als
frühgeschichtliche Esch-Siedlungen genannt.
Höfe gruppierten sich zum Drubbel (lockere Gemeinschaften) In den folgenden Jahrhunderten schritt der Landausbau weiter fort: Vom sandigen Geestrücken drangen Siedlern nach Norden und Süden vor und
ließen sich auf dem schweren, lehmigen und oft steinigen Böden in Elmenhorst, Jonsthövel und Bracht nieder. Man bevorzugte inzwischen blockförmige Ackerfluren von unregelmäßiger Form und Lage in
Besitzgemenge. Weiterhin gruppierten sich die Höfe zu lockeren Gemeinschaften („Drubbel“)‚ wie man noch heute ohne Schwierigkeiten sehen kann. Zur Bauerschaft Kulsincthorpe‘ (der Name ging später
unter und wurde durch Brock ersetzt ) gehörten die Höfe Rötgermann (Hofstelle. aufgegeben), Niestert, Vornholz und Kössentrup.
Die Höfe Baggelmann (Stratmann), Keithage (Köddewig), Lange und Joelmann (Haiene) gruppierten sich in Jonsthövel zu einem Drubbel. In Rinkhöven gaben Nähring = Nording (heute Hartmann) rund Suermann
= Südmann die nördliche und südlliche Begrenzung der Hofesgruppe an. Dazwischen lag Middrup (Vornholz) = Mitten im Dorf.
An staatlicher Verwaltung, an behördlichem Druck und Reglementierung erfuhren „die Sendenhorster der ersten Stunde“ absolut nichts. Man hatte eine einfache Gerichtsbarkeit, um nachbarliche
Streitigkeiten. zu schlichten; Man hatte sicherlich auch eine Art Götterverehrung. Aber eine ortsübergreifende Organisation war unbekannt oder doch zumindest bedeutungslos.
Ab 772 begannen die Franken unter Karl dem Großen, deren Reich mittlerweile zu einem Großreich im heutigen Frankreich, Nord-Italien, sowie große Teile Deutschalnds aufgestiegen war, die Sachsen im
Norden Deutschlands zu unterwerfen und zu missionieren. Dass sie in Zukunft zum Reich der Franken gehören und statt ihres Götterglaubens dem Christengott treu sein sollten, mag für die sächsischen
Bauern ein untergeordnetes Problem gewesen sein, die Forderung nach dem Zehnten, die die Sachsen in den Aufstand und in einen 30 Jahre währenden Krieg führte. Auch die Sendenhorster werden ihren
Beitrag zum sächsisch-fränkischen Krieg geleistet haben.
Ein Bauerntum, das überhaupt keine Überschüsse erwirtschaftete – wofür auch? – sollte plötzlich zehn Prozent vorn landwirtschaftlichen Rohertrag abliefern; Das ging an die Substanz. Entsprechend
hartnäckig war der Widerstand. In der Nachbargemeinde Warendorf wehrten sich die Bauern so verbissen, dass Karl der Große sie zwangsumsiedeln ließ und ihre Siedlung niederbrannte.
Dann kam endlich der Friede. Die zweite christliche Generation lernte die Segnungen des Glaubens kennen‚ vor allem durch überzeugende Missionare wie der erste Bischof von Münster, Liudger, der 805
zum Bischof des von ihm gegründeten Bistums Mimigernefaord = Münster ernannt wurde. Liudger gründete eine Reihe von sog. Urpfarreien im Münsterland, so z.B. Ahlen, Warendorf, Billerbeck. Von diesen
Urpfarreien wurden in späteren Jahrhunderten kleinere Pfarreien „abgepfarrt“, so auch Sendenhorst. Am Oberlauf der Ruhr in Werden hatte Liudger ein Mönchskloster gestiftet. Hier fand er seine letzte
Ruhestätte, nachdem er 809 in Billerbeck gestorben war.
Werdener Urbar
Kurz vor 900 schrieben die Werdener Mönche eine Liste aller Höfe die ihnen Abgaben zu liefern hatten. Dieses „Werdener Urbar“ ist eine hervorragende Quelle für die frühe Geschichte hiesiger
Siedlungen; In altertümlicher Form zeichnet das Urbar die heutigem Bauerschatsnamen auf: Braht (Bracht), Elmhurst (Elmenhorst), Gesondron (Geilern) und. Seondonhurst. Das Scurilingis Miri, der
Schierlingsumpf, ist der heutige Schörmel.
Hier wurden im Jahr 2003 die Überreste eines Adelshofes aus dem 9. Jahrhundert gefunden, wahrscheinlich der Stammsitz der weit über Westfalen bekannten Familie Schorlemer. Dabei wurden auch zwei der
(leider nur noch 2.) ältesten Schachfiguren Westfalens gefunden, sowie zwei Backgammonsteine. Die Spielsteine deuten auf einen gewissen Wohlstand hin.Hier wurden im Jahr 2003 die Überreste eines
Adelshofes aus dem 9. Jahrhundert gefunden, wahrscheinlich der Stammsitz der weit über Westfalen bekannten Familie Schorlemer. Dabei wurden auch zwei der (leider nur noch 2.) ältesten Schachfiguren
Westfalens gefunden, sowie zwei Backgammonsteine. Die Spielsteine deuten auf einen gewissen Wohlstand hin.
Die im Werdener Urbar nicht erwähnten Bauerschaften zeichnet das Register des Klosters Freckenhorst aus der Zeit um Tausend auf. Die Nonnen bezogen Getreideabgaben aus Scandforda (Sandfurt), Hart
(Hardt) und Judinashuvila (Jonsthövel). Einzig die Bauerschaft Brock wird in diesen frühen Registern nicht erwähnt. Der feuchte schwere Boden (Brock‘= Bruch) wurde sehr spät kultiviert. Irgendwann
zwischen 1100 und 1175 wird dann die Pfarrei Sendenhorst als „Gesamt-Pfarrei“ der genannten Bauerschaften gegründet. Die erste romanische Kirche wird im gedachten Schnittpunkt der Bauerschaften
erbaut, auf dem leicht erhöhten Kiessandrücken, heute noch an gleicher Stelle. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Abpfarrung von Ahlen, das ist leider nicht mehr nachvollziehbar.
Interessanterweise lag die bereits 890 erwähnte Bauerschaft Seondonhurst ca. 400m weiter östlich lag wohl die erste Bauerschaft Seondonhurst.
Weiter in die Zeit - 1175 - 1315 1175 wird Sendenhorst dann erste Mal als eigenständige Pfarrei erwähnt. Von da dauert es noch einmal fast 140 Jahre bis zur Stadtgründung durch Bischof Ludwig II. von
Hessen.
Und es ist schön geworden 1.7.2017.| CH
Sendenhorst: auch wenn manch einer es noch nicht sieht oder sehen mag: Unsere Innenstadt
ist schön und es lohnt sich, hier Station zumachen! Anfang der 2010er hatte die Innenstadt schwierige Zeiten hinter sich, nach der Schlecker-Pleite drohte wirklich ein Aussterben der Weststraße. Zum
Glück sind derlei Zeiten vorbei. ...
Bild:
Welch ein Entree: Fachwerk, Gastronomie, Fachgeschäfte, Spielplatz, Kunst, Geschichte und ganz viel Grün
..wozu auch die Innenstadtverschönerung zum Stadtjubiläum im Jahr 2015 beigetragen hat. Ein gemütliches Cafe in urigem Fachwerkstil lädt bereits bei Eintritt in die Fußgängerzone ein, zu verweilen.
Eingereiht in das wunderschöne Fachwerkensemble der ehemaligen Brennereien Graute und Schulze Rötering, von denen nach der Stadtsanierung zum Glück nur noch die schönen Wohngebäude erhalten sind.
„Neues“ Fachwerk prägt auch den Spielplatz direkt gegenüber. Da sah es hier in den 1960ern ganz anders aus. Anstatt spielender Kinder und der Quadriga, dem Denkmal an die Jauchefahrer, war hier ein
Verkehrsbrennpunkt.
Obwohl die Weststraße
(Bild) bis 1988 Einbahnstraße in Richtung Osten war, schossen hier um die Ecke die Fahrzeuge entweder aus Richtung Albersloh / Münster durch, oder auf dem Weg um das
„Sendenhorster Ei“, also der Runde rund um die Kirche, frisierte Mofas, Motorradfahrer und schnelle Autos. Da geht es heute deutlich gemütlicher zu.
Zur Quadriga: Kunstwerk des Sendenhorster Ehrenbürger Bernhard Kleinhans: Dargestellt sind 4 Jauchefahrer. Bis nach dem 2. Weltkrieg gab es in Sendenhorst keine fließende Abwasserentsorgung und so
mussten Fäkalien der Bewohner und des Nutzviehs, sowie Schlempe (Abfallprodukt bei der Kornerzeugung und gleichzeitig Mastfutter für das Vieh) von Hand / Karre aus der Stadt abtransportiert werden.
Diesem, für die Stadt enorm wichtigen, jedoch gering geschätztem Berufsstand, wurde mit der Quadriga Anerkennung gezollt und schon Kinder können neben dem Spielplatz mit Kunst und Geschichte in
Berührung kommen..
Das Cafe, der Biergarten, und viele Fachgeschäfte sind hinzugekommen, es lohnt sich, hier zu verweilen. Unterstützt wird dies durch die zahlreichen Verschönerungsmaßnahmen, wie z.B. das öffentliche
Bücherregal, die rote Bank und auch der Springbrunnen und nicht zu vergessen die buntbestrickten Laternen, die der deutsch-indische Freundeskreis initiiert hat.
Bild:
1960er: Nicht so schön, der Verkehrsknotenpunkt…
Von links der Verkehr aus der Schulstraße und von hinten aus Albersloh und Münster Erstaunlich auch, wie groß die Eichen in 30 Jahren Fußgängerzone geworden sind. Wenn diese dann zur
Vorweihnachtszeit wieder in warmen Licht beleuchtet werden, wie übrigens auch der weitere Ortskern, so der Gewerbeverein, strahlt die Weststraße und vermittelt das Gefühl „einer guten Stube von
Sendenhorst“.
Überhaupt staunt man bei genauerem Betrachten über das viele Grün in Sendenhorst, z.B. die Linden um die Kirche und natürlich das Juwel, unseren Promenadenring, der uns hoffentlich erhalten bleiben
möge. Natürlich bedürfen solche Bäume einer guten Pflege, um Wildwuchs, übermäßig „Lindendreck“ und Baumschäden zu vermeiden, aber das sollte uns unsere „Gute Stube“ wert sein.
Bild: Hier sind nicht
mal die Fahnen schön.. .
Gerade Touristen schätzen unsere schöne Stadt und die Promenade, auch wenn für manch einen Leser Sendenhorst als Urlaubsziel schwer vorstellbar ist. Das hat viel mit unserer Nachbarstadt Münster zu
tun. Sendenhorst profitiert von der Nähe zu Münster, dem Zentrum Westfalens. Die münsterländische Parklandscghaft ist aber auch ideal zum Radfahren, gerade jetzt im Herbst erstrahlen die Hecken und
Bäume in leuchtenden Farben. So führen ja die 100-Schklösser-Route, die „Perle der Fahrradrouten“ quer durch unsere Innenstadt, genauso wie der Wanderweg X3, der vom Bürgerwald (Ebenfalls ein
Sendenhorster Highlight) kommend, ebenfalls durch die Stadt führt. Zur angenehmen Atmosphäre in der Innenstadt haben auch die Bürgerstiftung mit ihrem Bild zur 700-Jahr-Feier und der Heimatverein mit
seinen Installationen zum Brennereipfad und den historischen Augenblicken beigetragen. Schade nur, dass man auf den Tafeln, auf denen die Geschichte der ehemals 12 Brennereien in der Stadt skizziert
wird, nicht die Geruch von Schlempe erfahren kann, denn dieser war prägend für die Stadt bis in die 1980er Jahre hinein und die Aussiedlung ins Kirchspiel war absolut richtig. Genauso zur
Verschönerung hat der „Ausgegraben“-Pfad beigetragen, der vom Künstler J. Krass in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein zur Dokumentation unserer 702 Jahre Stadtgeschichte beiträgt. Die
Insatallationen vom Heimatverein sind auch immer ein Hingucker wert….
Den Anfang der Weststraße bildet eine der schönsten Gebäude von Sendenhorst, die Pastorat, die nach dem Stadtbrand von 1806 errichtet wurde. Folgt man der südlichen Kirchstraße, so beeindruckt das
Fachwerkhaus Leifert und spätestens am wirklich gelungenem Brunnen lässt sich feststellen: Hier ist es schön und: Es gibt noch viele schöne und interessante Ecken in Sendenhorst zu entdecken! Hier am
Rathaus, am Zebrastreifen, hat man den besten Überblick auf zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude, so ist die Oststraße bis auf eine Ausnahme komplett erhalten geblieben. Und für diejenigen, die immer
meinen, früher war alles schöner, sind hier exemplarisch alte Ecken aus Sendenhorst abgebildet, die heute Dank Sanierung schöner als damals erscheinen! Heute
Bild: Auch (noch k)ein Hingucker:
Neustraße in den 1960ern. Viele der Häuser stehen noch und ergeben ein schönes Straßenbild!
Auch die nördliche Kirchstraße wird von (noch zum Teil) von alten schönen Häusern geprägt, genauso wie die Nordstraße. An dieser befinden sich zahlreiche schöne alte Häuser, u.a das nach neuesten
Ermittlungen älteste Haus von 1697!. Die Schulstraße ist dann eher 1970er Jahre Baukultur, aber auch dieser Baustil wird vielleicht mal in 50 Jahren als schön empfunden.. Aber auch hier ist ein
Fachwerkhaus erhalten geblieben, geht mal selber suchen! Auch auf den Gräben finden wir weitere schöne Häuser, die zurzeit in Google Maps hinterlegt werden. Und zu guter letzt noch mal der Hinweis
auf das wunderbare „Aroma“, dass bei Inversionswetterlage über der Stadt lag. Zum Glück gibt es das heute nicht mehr und noch kein „Aroma“ via Zeitung oder Internet.
Und es ist schön geworden 1.7.2017.| CH
Sendenhorst: auch wenn manch einer es noch nicht sieht oder sehen mag: Unsere Innenstadt
ist schön und es lohnt sich, hier Station zumachen! Anfang der 2010er hatte die Innenstadt schwierige Zeiten hinter sich, nach der Schlecker-Pleite drohte wirklich ein Aussterben der Weststraße. Zum
Glück sind derlei Zeiten vorbei. ...
Bild:
Welch ein Entree: Fachwerk, Gastronomie, Fachgeschäfte, Spielplatz, Kunst, Geschichte und ganz viel Grün
..wozu auch die Innenstadtverschönerung zum Stadtjubiläum im Jahr 2015 beigetragen hat. Ein gemütliches Cafe in urigem Fachwerkstil lädt bereits bei Eintritt in die Fußgängerzone ein, zu verweilen.
Eingereiht in das wunderschöne Fachwerkensemble der ehemaligen Brennereien Graute und Schulze Rötering, von denen nach der Stadtsanierung zum Glück nur noch die schönen Wohngebäude erhalten sind.
„Neues“ Fachwerk prägt auch den Spielplatz direkt gegenüber. Da sah es hier in den 1960ern ganz anders aus. Anstatt spielender Kinder und der Quadriga, dem Denkmal an die Jauchefahrer, war hier ein
Verkehrsbrennpunkt.
Obwohl die Weststraße
(Bild) bis 1988 Einbahnstraße in Richtung Osten war, schossen hier um die Ecke die Fahrzeuge entweder aus Richtung Albersloh / Münster durch, oder auf dem Weg um das
„Sendenhorster Ei“, also der Runde rund um die Kirche, frisierte Mofas, Motorradfahrer und schnelle Autos. Da geht es heute deutlich gemütlicher zu.
Zur Quadriga: Kunstwerk des Sendenhorster Ehrenbürger Bernhard Kleinhans: Dargestellt sind 4 Jauchefahrer. Bis nach dem 2. Weltkrieg gab es in Sendenhorst keine fließende Abwasserentsorgung und so
mussten Fäkalien der Bewohner und des Nutzviehs, sowie Schlempe (Abfallprodukt bei der Kornerzeugung und gleichzeitig Mastfutter für das Vieh) von Hand / Karre aus der Stadt abtransportiert werden.
Diesem, für die Stadt enorm wichtigen, jedoch gering geschätztem Berufsstand, wurde mit der Quadriga Anerkennung gezollt und schon Kinder können neben dem Spielplatz mit Kunst und Geschichte in
Berührung kommen..
Das Cafe, der Biergarten, und viele Fachgeschäfte sind hinzugekommen, es lohnt sich, hier zu verweilen. Unterstützt wird dies durch die zahlreichen Verschönerungsmaßnahmen, wie z.B. das öffentliche
Bücherregal, die rote Bank und auch der Springbrunnen und nicht zu vergessen die buntbestrickten Laternen, die der deutsch-indische Freundeskreis initiiert hat.
Bild:
1960er: Nicht so schön, der Verkehrsknotenpunkt…
Von links der Verkehr aus der Schulstraße und von hinten aus Albersloh und Münster Erstaunlich auch, wie groß die Eichen in 30 Jahren Fußgängerzone geworden sind. Wenn diese dann zur
Vorweihnachtszeit wieder in warmen Licht beleuchtet werden, wie übrigens auch der weitere Ortskern, so der Gewerbeverein, strahlt die Weststraße und vermittelt das Gefühl „einer guten Stube von
Sendenhorst“.
Überhaupt staunt man bei genauerem Betrachten über das viele Grün in Sendenhorst, z.B. die Linden um die Kirche und natürlich das Juwel, unseren Promenadenring, der uns hoffentlich erhalten bleiben
möge. Natürlich bedürfen solche Bäume einer guten Pflege, um Wildwuchs, übermäßig „Lindendreck“ und Baumschäden zu vermeiden, aber das sollte uns unsere „Gute Stube“ wert sein.
Bild: Hier sind nicht
mal die Fahnen schön.. .
Gerade Touristen schätzen unsere schöne Stadt und die Promenade, auch wenn für manch einen Leser Sendenhorst als Urlaubsziel schwer vorstellbar ist. Das hat viel mit unserer Nachbarstadt Münster zu
tun. Sendenhorst profitiert von der Nähe zu Münster, dem Zentrum Westfalens. Die münsterländische Parklandscghaft ist aber auch ideal zum Radfahren, gerade jetzt im Herbst erstrahlen die Hecken und
Bäume in leuchtenden Farben. So führen ja die 100-Schklösser-Route, die „Perle der Fahrradrouten“ quer durch unsere Innenstadt, genauso wie der Wanderweg X3, der vom Bürgerwald (Ebenfalls ein
Sendenhorster Highlight) kommend, ebenfalls durch die Stadt führt. Zur angenehmen Atmosphäre in der Innenstadt haben auch die Bürgerstiftung mit ihrem Bild zur 700-Jahr-Feier und der Heimatverein mit
seinen Installationen zum Brennereipfad und den historischen Augenblicken beigetragen. Schade nur, dass man auf den Tafeln, auf denen die Geschichte der ehemals 12 Brennereien in der Stadt skizziert
wird, nicht die Geruch von Schlempe erfahren kann, denn dieser war prägend für die Stadt bis in die 1980er Jahre hinein und die Aussiedlung ins Kirchspiel war absolut richtig. Genauso zur
Verschönerung hat der „Ausgegraben“-Pfad beigetragen, der vom Künstler J. Krass in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein zur Dokumentation unserer 702 Jahre Stadtgeschichte beiträgt. Die
Insatallationen vom Heimatverein sind auch immer ein Hingucker wert….
Den Anfang der Weststraße bildet eine der schönsten Gebäude von Sendenhorst, die Pastorat, die nach dem Stadtbrand von 1806 errichtet wurde. Folgt man der südlichen Kirchstraße, so beeindruckt das
Fachwerkhaus Leifert und spätestens am wirklich gelungenem Brunnen lässt sich feststellen: Hier ist es schön und: Es gibt noch viele schöne und interessante Ecken in Sendenhorst zu entdecken! Hier am
Rathaus, am Zebrastreifen, hat man den besten Überblick auf zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude, so ist die Oststraße bis auf eine Ausnahme komplett erhalten geblieben. Und für diejenigen, die immer
meinen, früher war alles schöner, sind hier exemplarisch alte Ecken aus Sendenhorst abgebildet, die heute Dank Sanierung schöner als damals erscheinen! Heute
Bild: Auch (noch k)ein Hingucker:
Neustraße in den 1960ern. Viele der Häuser stehen noch und ergeben ein schönes Straßenbild!
Auch die nördliche Kirchstraße wird von (noch zum Teil) von alten schönen Häusern geprägt, genauso wie die Nordstraße. An dieser befinden sich zahlreiche schöne alte Häuser, u.a das nach neuesten
Ermittlungen älteste Haus von 1697!. Die Schulstraße ist dann eher 1970er Jahre Baukultur, aber auch dieser Baustil wird vielleicht mal in 50 Jahren als schön empfunden.. Aber auch hier ist ein
Fachwerkhaus erhalten geblieben, geht mal selber suchen! Auch auf den Gräben finden wir weitere schöne Häuser, die zurzeit in Google Maps hinterlegt werden. Und zu guter letzt noch mal der Hinweis
auf das wunderbare „Aroma“, dass bei Inversionswetterlage über der Stadt lag. Zum Glück gibt es das heute nicht mehr und noch kein „Aroma“ via Zeitung oder Internet.
Vossding-Knobbe
So ging es mitunter zu im »Südpol« – Holpriger Start 1870 - Im digitalen Stadt-Heimatarchiv ließ sich
einmal mehr ein interessanter Text zur »Sendenhorster Kneipenkultur« finden. So ging es mitunter zu im »Südpol«:
Bild:
1970er: Gäste in der Gaststätte Knobbe-Vossding
»Ich glaub, mich tritt ein Pferd«, mag mancher Gast am Donnerstagabend in der Gaststätte Vossding-Knobbe gedacht haben, als er seinen Augen nicht traute. An der Theke »lehnte« in der Tat ein
leibhaftiges Pferd. Und das kam so: Im Fenster vom Friseur Höne steht ein toller Schlitten, fachmännisch bearbeitet von Bernhard H. »So einen Schlitten müsste man haben, ein Pferd dazu, und dann
würden wir durch die Stadt fahren«, meinte Jürgen K., alter Stammgast in der Gaststätte »Zum Südpol«. Du kriegst doch nie im Leben ein Pferd um diese Zeit«, provozierte Richard M. seinen
Thekenbruder. Aber dieser, für ausgefallene Sachen immer zu haben, nahm die Herausforderung an. »Wetten, dass ich in der nächsten halben Stunde ein Pferd hier stehen habe....«
Bild:
Südpol im Jahr 1920, davor ds Auto des Dr. Geiping (Erstes Auto in Sendenhorst)
Und Wirt Alfons Knobbe hielt‘s nicht für möglich und glaubte an einen Witz, als ihn beim Schnapsausschenken auf der Kegelbahn die Kunde erreichte: »Da steht ein Pferd an der Theke und wartet auf
Bedienung!« Und das Pferd war nicht zu übersehen! Nach eifrigem Telefonieren hatte es Jürgen K. geschafft: Er und ein richtiger Gaul von Rudolf »Witten« Wessel waren vom Südgraben bis zum »Südpol«
getrabt und hatten dafür gesorgt, dass Richard M. 50 Liter Bier zu bezahlen hatte. Noch bevor diese 50 Liter Bier allerdings - trotz zugkräftiger Hilfe von zwei Tennisdamen - geschluckt waren, hatte
sich das Pferd vornehm und rückwärts aus der Gaststätte wieder zurückgezogen. Echter Hafer war ihm lieber als flüssige Gerste. Zur geplanten Schlittenpartie ist es allerdings nicht mehr gekommen,
denn 50 Liter Bier machen nicht nur Pferde scheu.
Dies ist nur eine von vielen Geschichten, die es zur Gaststätte Knobbe-Vossing zu berichten gibt. Gerne sind ortskundige Leser aufgefordert, ihre Sendenhorster (Kneipen)- Geschichten zum Besten zu
geben. Wir, der Heimatverein, unterstützen Sie dann mit den entsprechenden Bildern. Bitte per E-Mail an Heimatverein-Sendenhorst@web.de. Knobbes Gastwirtschaft war bei den Sendenhorstern sehr
beliebt, und so wurde es sehr bedauert, als Alfons Knobbe und Ilse sich 1996 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedeten. Und noch heute kommt manche schöne Erinnerung hoch, wenn man am »Südpol«
vorbeikommt.
Alfons Knobbe, der gebürtige Emsländer, kam übrigens 1963 nach Sendenhorst. Seit 1967 stand er selbst als Wirt hinterm Tresen.
Bild: Gäste im
Biergarten (1950er?)
Die Geschichte des Hauses als Gastwirtschaft reicht ins 19. Jahrhundert zurück und war mit erheblichen Start-Schwierigkeiten behaftet. Hierzu fand sich ebenfalls ein Text im Stadtarchiv: 1865 stellte
der Bäcker Spöttel bereits seinen 3. Antrag auf die Konzession einer Schankwirtschaft »am Südthore Nr. 160«. Seinen bisherigen Begründungen fügte er neue hinzu, die übrigens seit den Kriegen 1863/64
(Preußen und Österreich gegen Dä- nemark) und 1866 (Preußen gegen Österreich) häufiger in den Gesuchen künftiger Wirtsleute auftaucht. »Im Jahre 1829, als ich vom Militär entlassen wurde, gab der
Prinz August, königliche Hoheit, den Abgehenden das Versprechen öffentlich und feierlich, daß jeder von uns ein beliebiges Gewerbe treiben könne, wozu er sich qualifiziert fühle.« Die Erlaubnis des
Staates war also hier unbedingt gegeben. Dass für seine Schankwirtschaft ein tatsächliches Bedürfnis bestehe, begründet Spöttel einleuchtend mit der günstigen Lage seines Hauses: Er habe sehr viel
Zuspruch von Eingesessenen und Kirchspielsleuten und auch von Auswärtigen, die Obdach für ihre Pferde nachsuchten. Am Südeingang der Stadt wohnend, war Spöttel für die Erhebung des »Pflastergeldes«,
eine Art Straßenbenutzungsgebühr, zuständig. Wörtlich heißt es in dem Gesuch: »Man wünscht vielseitig, etwas zur Erquickung zu trinken, denn mit leerem Munde wollen die Leute uns auch nicht
belästigen. Dazu ist auf der ganzen Südstraße nur der Kaufmann Brenner und Ökonom Böcker (Triebus: Gastwirtschaft Schumann) der eine Schenke hat, sich aber wegen seiner vielen Geschäfte wenig oder
vielmehr gar nicht darum kümmert. Deshalb können die Landsleute ihren Aufenthalt da nicht haben.«
Nach einjährigem Zögern entschloss sich der Landrat, auch diesen Antrag des Bäckers Spöttel abzulehnen. Spöttel legte unbeirrt 1867 seinen vierten Antrag vor. Dieses Mal würdigte der Landrat
ausführlich die Persönlichkeit und »Tadellose Führung des Petenten (gemeint ist wohl seine Militärzeit), die genügende Bürgschaft eines ordnungsgemäßen Gewerbebetriebes geben«. Allein das Bedürfnis
einer neuen Schenke kann nicht anerkannt werden. Es folgt das fünfte Gesuch 1868, in dem die Südstraße zum wirtschaftlichen Notstandsgebiet erklärt wird: »Erlauben wir nochmals die Bitte, die
Erteilung der Concession hochgenehmigst geben zu wollen, in dem die Bauersleute so sehr unzufrieden sind, dass sie nicht mal ein Gläschen Bier auf der ganzen Südstraße bekommen könnten, wenn sie hier
am Thor ihr Pflastergeld zahlen.« Spöttel war nicht der einzige, dessen Gesuch abgelehnt wurde. Genauso erging es dem Drechsler Klümper (später Kaupmann, Bürgerhaus) und dem Krämer und Müller
Horstmann (später Gastwirtschaft Werring). Gesuch Nr. 6 (1870). Nach dem Ankauf des Wohnhauses des Bäckers Franz Dietz auf der Nordstraße (Nr. 15, ehemaliger Westfälischer Hof, China-Restaurant
Wan) bittet er um Übertragung der bisher bestehenden Konzession zum Betrieb einer Gast- und Schankwirtschaft. Spöttel erklärt sich mit der Namensunterschrift bereit, »dasjenige reisende Publikum,
welches in der hiesigen Herberge nicht zu logieren beabsichtigt, bei mir aufzunehmen und für die Unterbringung ihrer Pferde Sorge zu tragen«.
Bild: Südstraße 1950er
Am 3. März 1870, 16 Jahre nach dem ersten Antrag, erhielt Bäcker Hermann Spöttel endlich seine Gaststättenkonzession. Für das Haus am Südtor erhielt Spöttel im Juni 1870 die Genehmigung einer
Kaffee-, Bier- und Weinwirtschaft, jedoch mit Ausschluss des Schnapsausschanks. Grund für die plötzliche Konzessionserteilung war die liberalisierte Gewerbegesetzgebung des Norddeutschen Bundes (1866
gegründeter Vorgänger des Deutschen Reiches – Gründung 1871) Das Original hängt übrigens noch heute 2017 rechts über dem Tresen... Der Innenraum ist ebenfalls quasi noch »voll in Schuss«, es sieht
fast genauso wie »früher« aus. Die traditionsreiche Gaststätte hat noch viel mehr an Geschichte zu bieten und nicht nur diese Sendenhorster Gastwirtschaft! Zeitzeugen sind aufgefordert, sich zu
melden! Gerne werden auch Berichte zu weiteren Kneipen veröffentlicht! Was gab es in der typischen Kneipe? Was gab es zu erzählen, was man sich so heute gar nicht mehr oder zumindest schwer
vorstellen kann... Wir haben (vielleicht) die Bilder dazu...
Sendenhorster Kneipenkultur II - Ridder-Herweg 01.05.2017 |
CH
Eine Stadt wandelt sich stetig, gerade an so exponierter Stelle (Ecke Kirchstraße – Südstraße). Heute
finden wir hier die Sendenhorster Filiale der Vereinigten Volksbank Münster (und gegenüber den Info-Kasten des Heimatvereins). Vor 50 Jahren hieß die Bank noch Spar- und Darlehenskasse (Spadaka)
Sendenhorst.
Luftbild (Anfang der 1970er)
Davor befand sich an dieser Stelle das Gasthaus und Hotel Ridder, von dem hier nun berichtet wird. Ein weiterer Text aus dem Stadtarchiv:
SPADAKA SENDENHORST ERWIRBT HOTEL RIDDER ZEIT: 1967 – 50 JAHRE HER..
Sendenhorsts altes und renommiertes Hotel Ridder am Kirchplatz ist in den letzten Monaten d. J. in das Eigentum der Spadaka Sendenhorst übergegangen. Damit verliert Sendenhorst ein lange Zeit
im besten Ansehen stehendes gut bürgerliches Gasthaus, das auch von auswärtigen Gästen, insbesondere von Reisenden, gern aufgesucht wurde. Die Spadaka, die bei der Ausweitung ihres
Geschäftsverkehrs gezwungen war, ihr vor 40 Jahren (im Bild Neustraße Ecke Ostgraben, Promenade , alle Häuser stehen noch) errichtetes Haus an der Neustraße aufzugeben, wird in Kürze mit dem
Abbruch des Hotels Ridder beginnen
Wenn auch angenommen werden darf, dass sie mit ihrem neuen Geschäftsgebäude an so bemerkenswerter Stelle im Herzen der Stadt einen neuen und befriedigenden Akzent in das Stadtbild setzen wird, so
sieht die Bevölkerung Sendenhorsts doch dem Verlust dieses behäbigen und in seinen Proportionen recht eindrucksvollen Bürgerhauses gehobenen Stiles mit einem gewissen Bedauern entgegen.
Der Name des Hotels Ridder stammt von dem Brennereibesitzer und Gastwirt Peter Jos. Ridder, der in Sundwick 1833 geboren war, und 1864 die Tochter des Ackerbürgers Joan Th. Wieler aus dem
benachbarten Hause heiratete. Joh. Th. Wieler vermählte sich 1853 in 2. Ehe mit der Ww. Lange, Maria, Elisabeth, geb. Hoßelmann- Ählke. Ridder setzte den Wirtschaftsbetrieb Topp fort, der inzwischen
die Wirtschaft auf der Südstraße übernommen hatte. Sein Vater Bernd Topp (1800 – 1874) stammte aus Beckum und war Metzger. Von 1800 stand das Haus in Eigentum der Familie Fry. Vor 200 Jahren wird als
Inhaber der Hausstätte der Wirtschafter und Brauer Joan Herm. Hölscher genannt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts heißt es nach dem Verzeichnis des Pfarrers Kuipers Geister, früher Suer jetzt
Hölscher.
Bild rechts (v.l.):
Surmann, Leifert, Südtsraße, Ridder (heute Volksbank), Plüschke-Lewe (Hurtig), Brandhove, Mössing (Löckmann& Greive), Hölscher
Aus der Geschichte des Hauses selbst ist als bemerkenswertestes Ereignis der Brand von 1806 zu erwähnen. Damals wurde das alte Gast- und Brauhaus wie zahlreiche Bürgerhäuser das Opfer eines
großen Stadtbrandes. Der Wiederaufbau erfolgte zweigeschossig mit abgewalltem Dach im Stile einiger repräsentativer Sendenhorster Bürgerhäuser wie frühere Nachbarhäuser Wieler - Bonse, Schwarte –
Brüning – Roetering – Meyer – Hesse – Graute, Jönsthövel, Everke, Bonse (Post) u. a. (Ende des Textes von 1967) Mehr erfahren »Historische Augenblicke« Das Projekt beschäftigt sich mit der
Aufhübschung von Stromkästen in Sendenhorst und Albersloh. Zu den Bildern gibt es im Netz per QR-Code mehr Infos, so auch hier zum Hotel Ridder und dem ersten Kino von Sendenhorst im hinteren Bereich
(Opens external link in new windowSprung hier auf der Seite).
Bild:
"Wahlkampf" der Nazis 1938, Veranstaltung im Saal, Interessant: Eine Zapfsäule befindet sich vor dem Hotel!"
Kino hinter dem Hotel
Im Jahre 1938 wurde vom Inhaber Bernhard Herweg ein Kino eingerichtet. Das hinter dem Hotel liegende Stallgebäude wurde hierbei zum Saal umgebaut.
Im Jahre 1946 wurde an der südlichen Seite des Wohnhauses der Neubau eines massiven Giebels anstelle des baufälligen Fachwerkgiebels vorgenommen. Der Hotelbesitzer Herweg, Kirchstraße, erstand dafür
die zum »Kühl« hin liegenden Hintergebäude, die ursprünglich als Stall genutzt wurden, um einen Saal und Garagen zu bauen.
Bild: Blick um die Ecke in die Südstraße
Neben Filmen und Wochenschauen gab es LiveAuftritte, wie z. B. das Komiker-Duo Pat & Patterchon, ein Flimpaar aus der Stummfilmzeit. Einen Filmvorführer, der auch gleichzeitig die Leinwand
bediente, gab es auch. Der erste Film, der gezeigt wurde, war »Quo Vadis«, in der Topbesetzung Robert Taylor als Marcus Vinicius, Deborah Kerr als Lygia und Peter Ustinov als Kaiser Nero. Der
Zeitzeuge C. W. aus S. erinnert sich, dass das Losto-Filmtheater auch den Anfang mancher Romanze bedeutete, skandalös für die damalige Zeit! Der technische und auch der hygienische Zustand waren wohl
eher gering, von Nagetieren war die Rede, so der Zeitzeuge, aber die gab es wohl überall im alten Sendenhorst, es gab ja auch überall noch Viehwirtschaft in der Stadt und natürlich die dazugehörigen Misthaufen. Auch wurde der
Filmvorführer wohl aufgrund einer Kriegsverletzung gemobbt, undenkbar heutzutage. Das Losto-Filmtheater zog später unter der gleichen Namensführung um an das Westtor in den Saal der
Gaststätte Werring, heutiger Standort des Deutschen Roten Kreuzes, Weststraße 29. Am Standort Kühl wurden die Räumlichkeiten weiterhin als Kino genutzt. Dies wurde unter dem Namen »Central-Theater«
betrieben.
Bild (v.r.): Lewe-Plüschke, Hotel Ridder, Uhrmacher Leifert, Gasthaus Surmann
Saal im oberen Stockwerk: Nicht zu vergessen ist der große Saal im oberen Stockwerk des Hotels, in dem z. B. gesellschaftliche und politische Veranstaltungen stattfanden genauso wie Hochzeiten.
Zeitzeugin I. Plüschke erinnert sich, dass im großen Saal des zweiten Stockwerks des Hotels Herweg regelmäßig der Kirchenchor »Cäcilia« unter der Leitung von Eberhard Haselmann, genannt »Eppi«,
probte. Auf den Bildern ist sehr schön das alte Sendenhorst zu sehen. Interessanterweise sind aber auch auf vielen Bildern alte Gebäude zu sehen, die die Stadtsanierung »überlebt« haben und noch
heute unser schönes Stadtbild prägen!
Sendenhorst Kneipenkultur I - Kaupmann 01.03.2017 | CH
Oaaaft schon wurde der Wunsch nach einer Serie über Sendenhorster Kneipen geäußert. Es stellte sich immer
die Frage, wo und wie anfangen? Von Kneipen, die man selbst noch kennt, bevor sie geschlossen wurden? Oder wo man sein erstes Bier getrunken hat? Oder von den heute 5 übrig-gebliebenen »reinen«
Kneipen? Schön wäre es auch, von Sendenhorstern alte Geschichten – Dönekes – zum Thema Kneipen zu erfahren, die dann mit in diese Serie aufgenommen werden könnten! Da Geschichte auch vom Mitmachen
lebt, soll diese Serie bei Facebook begleitet werden. Informationen gibt es auf der Facebook-Seite »Sendenhorster Geschichte(n)«. Zum Start geht es ins Jahr 1975. Folgender Text wurde im Stadtarchiv
gefunden:
Bild:
Vor 1975: Mitte Kaupmann, links daneben Hölscher
Abschied vom Saalbau Kaupmann – Heute Abend wird endgültig geschlossen – Erinnerung an schöne Tage und Feste
Sendenhorst. Wenn heute am späten Abend Franz Kaupmann die Hoteltüre verschließt und seine Frau Anni die letzten Lichter löscht, dann hat der allerletzte Gast das traditionsreiche alte Hotel
verlassen. Morgen wird nicht mehr geöffnet, wenigstens nicht für Hoteloder Gaststättengäste. Dann kommen bestenfalls noch die Möbelpacker und nach ihnen der große Räumbagger. Hotel Kaupmann wird es
nicht mehr geben. Einen Vorgeschmack davon hat man schon mitbekommen, als vor einem Jahr der Saal geschlossen wurde; aber da ließ sich Franz Kaupmann gelegentlich noch erweichen – diesmal ist
endgültig Schluss. – Das bekannte Haus wird fallen, und an seiner Stelle wird ein Bürgerhaus entstehen, das den Sendenhorstern wieder einen Saal bringt. Ob die alte Atmosphäre wieder entstehen kann,
bleibt abzuwarten. Denn das Haus Kaupmann hatte seine Eigenheit.
Als im August 1932 Bernhard Kaupmann und seine Frau Maria
geb. BornefeldKleikemper Hotel, Saal und Gastwirtschaft von Klümper-Hollerum übernahmen, zog nicht nur ein neuer Wirt in die damals schon weit über 100 Jahre alten Räume ein.
Bernhard Kaupmann, der aus Beckum kam, wusste den Geist des Hauses zu prägen und war bald beliebt und angesehen in Sendenhorst. Er verstand es, die Gastwirtschaft auszubauen, dem Hotel einen
Charakter zu geben und im Saal die Voraussetzungen zu schaffen, die zum fröhlichen Feiern nötig sind. 1956 übergab er alles seinem Sohn Franz und dessen Frau Anni geb. Mey; er selbst zog sich mehr
und mehr zurück.
Aber Franz Kaupmann war ein ebenso guter Wirt und leer war
es eigentlich nie. An der gemütlichen Theke und am Stammtisch nebenan fanden sich zu jeder Tageszeit die Gäste ein, ins Hotel kamen die Stammgäste neben vielen Durchreisenden, und für alle waren
Franz Kaupmann und seine Frau da, so dass sich jeder dort wohlfühlte. Kaupmanns Saal war ein Begriff. Generationen von Sendenhorster Backfischen und später Teenagern setzten hier zusammen mit ebenso
ungelenken Jünglingen den ersten Fuß aufs Tanzparkett, und die Zahl und Art der Tänze vom Menuett über Walzer, Tango bis hin zum Let-Kis und Hot unserer Tage ist kaum zu zählen. Dazu kamen Vereins-
und Parteiversammlungen, Theateraufführungen, die Schützenfeste der Jansbröers, die Karnevalsveranstaltungen und Kaninchenausstellungen – wer mag all die Veranstaltungen aufzählen, die dort
stattfanden?
Kurzum: Kaupmanns Saal war das Zentrum des Gemeinschaftslebens in Sendenhorst. Neben den verschiedenen Stammtischen, die sich regelmäßig dort einfanden, war auch die Kegelbahn nachmittags und abends
stets besetzt, und Kegelbrüder wie Kegelschwestern erholten sich anschließend an ihre Trimm-Stunden vorne im Lokal bei guten Getränken und bestem Essen. Denn Anni Kaupmann kochte nicht nur eine
Erbsensuppe, die weithin berühmt war, sie verstand es auch, jedem Gast das zu servieren, was er sich wünschte. Ihr Reich war die Küche, und da wurde manchmal Unmögliches möglich gemacht.
Inzwischen hatten sie alle offiziell Abschied genommen, die Stammgäste und Clubs, die Kolpingfamilie und die Kaninchenzüchter, die hier ihr Vereinslokal hatten, die ständigen Thekengäste und alle
die, die nur mal gelegentlich reinschauten. Freundschaft und Dankbarkeit sprach aus den Worten, die man dem Ehepaar Kaupmann mit auf den Weg in den Ruhestand gab. (Ende des Textes von 1975) Wie es
weiterging? Das Bürgerhaus steht nun auch schon wieder 42 Jahre, aber das ist eine andere Sendenhorster Geschichte... Wenn jemand sich nun erinnert, soll er gerne diese Erinnerungen teilen und sich
bitte melden! Entweder an Heimatverein-Sendenhorst@web.de oder bei Facebook. Wie z. B. der Zeitzeuge des Jahrgangs 1942, der so um 1952 als kleiner Junge für 5 Pfennig die Kegel am Ende der Kegelbahn
wieder aufstellen durfte, wenn die feinen Damen zum »feinen« Damenkegeln zusammenkamen. Der Notausgang führte übrigens direkt in die damalige Werkstatt des Sattler-und Polsterermeisters Anton
Hölscher, es war alles ein wenig verwinkelter vor der Stadtsanierung...
Pängel-Anton kommt zurück - 1903 – 1975 – 2025 – Jetzt wird’s ernst! Wenn in diesen Tagen die Planungen
der Westdeutschen Landeseisenbahn sich konkretisieren und die entsprechenden Anträge in Düsseldorf gestellt werden, dann darf man wieder vom Anschluss an die weite Welt träumen – in Sendenhorst,
Albersloh und Wolbeck. Das Geld ist laut WLE da, die Planungen sehr weit fortgeschritten und die Unterstützung in Politik und Gesellschaft breit, trotz natürlich auch geäußerter Sorgen. Die WLE zeigt
sich zuversichtlich.
Bild:
2013: Schon ganz gut: Sonderfahrt zum Münsteraner Hafenfest - Mit freundlicher Genehmigung: AG Schienenverkehr Münsterland
Und wenn dann noch die Umgehungsstraßen für Sendenhorst und Albersloh kommen... Hier ist allerdings StraßenNRW der Bauherr und somit ein ganz anderes Thema, das zu einem späteren Zeitpunkt im
stadtland magazin erörtert werden soll. Zur Geschichte der WLE findet sich ein Text im Stadtarchiv aus dem Jahre 1982, der Autor ist leider nicht bekannt.
Die erste Strecke der Landesbahn entstand 1883 und wurde von Warstein nach Lippstadt gebaut. Deshalb hatte die Bahn auch ursprünglich die Bezeichnung »Warstein-Lippstädter Eisenbahn«. Im Jahre 1896
wurde sie in die heutige »Westfälische Landes-Eisenbahn« umbenannt.
Im weiteren Ausbau des Streckennetzes folgten mehrere
Strecken:
• Lippstadt – Warstein seit dem 1. Nov. 1883,
• Lippstadt – Beckum seit 1898,
• Brilon – Stadt-Soest seit 1898/1899,
• Neubeckum – Warendorf seit 1899/1901
Als letzte Strecke kam 1903 die Strecke Neubeckum – Münster hinzu.
Bild:Einweihung 1903
Am 1. Oktober 1903 wurde die Strecke Münster – Neubeckum – Beckum eröffnet. siehe Bild Das Schienennetz der WLE von anfänglich 30 km Länge war mit der letztgenannten Strecke auf 265 km
ausgebaut worden. Mit dem Ausbau der Bahnstrecke Neubeckum – Münster erhielt Sendenhorst den langersehnten Anschluss an das überregionale Schienennetz. Die beschwerliche Zeit der Postkutschenfahrt –
man fuhr bisher von Sendenhorst per Postkutsche zur Haltestation der Staatsbahn in Drensteinfurt – war endgültig vorbei. Es war ein Lokalereignis besonderer Art, von dem die Tagespresse seinerzeit
wie folgt berichtete:
1903, 21. April: Ein Festtag. Heute Nachmittag lief der erste Transportzug der Bahn Neubeckum - Münster, festlich bekränzt, in den hiesigen Bahnhof ein. Böllerschüsse wurden abgegeben, und eine
Kapelle aus Wolbeck musizierte. 30. Sept.: Sendenhorst im reichen Flaggenschmuck. Feierliche Eröffnung der neuen Bahn. Mit einem Sonderzug, der mit grünen Zweigen und bunten Fähnchen geschmückt
war, fuhren die Festteilnehmer von Münster nach Neubeckum. Überall wurden die Festteilnehmer mit Böllerschüssen begrüßt. Von Neubeckum ging es dann um 11 Uhr 40 zurück. Auf der Station Sendenhorst
sprach Bürgermeister Hetkamp. Die Festgäste blieben 40 Minuten lang zur Einnahme des Frühstücks hier selbst. 500 Butterbrote waren in fünf Minuten vergriffen. Nicht minder wurden die verschiedenen
Fässer Bier im Angesichte der sengenden Sonnenglut leergetrunken. Auch der berühmte Sendenhorster Korn fehlte nicht. Um halb acht Uhr langte der Zug wieder auf unserer Station an, wo abermals
ein festlicher Empfang stattfand. Vom Bahnhof aus wurde unter Vorantritt einer eigens engagierten Kapelle ein Fackelzug veranstaltet. Einen würdigen Abschluss fand die Feier im Saale des Herrn B.
Schramm durch einen Kommers, der die Teilnehmer bis zum frühen Morgen in der fidelsten Stimmung beisammen hielt.
Bild rechts:
Lokschuppen
Das Bahnhofsgebäude an der Ladestraße war einmal Ausgangspunkt. Der verlassene Bahnhof, Laderampen, Güterschuppen, Stationsräume und Fahrkartenschalter erinnern noch an die frühere Bedeutung des
Bahnhofs zu einer Zeit, in der reger Personen- und Güterverkehr die WLEStrecke belebte. Über Bauzeit und Baukosten des Bahnhofs Sendenhorst liegen keine Angaben mehr vor. In den Akten der WLE ist
jedoch vermerkt, dass die Gleisanlagen in Sendenhorst nach 10-jähriger Betriebsdauer erheblich erweitert werden mussten. Das am 18. September 1913 beschlossene und am 15. März 1914 genehmigte
Bauvorhaben konnte wegen Mangel an Arbeitskräften durch den Ersten Weltkrieg erst Ende 1914 beendet werden.
Der Güterschuppen musste 1919 erweitert werden. 1956 war eine Zeit der besten Schienenverbindungen für den Bahnhof Sendenhorst. Damals verkehrten werktäglich 17 Triebwagenzüge, davon zwei
Eiltriebwagen von Warstein nach Münster und 2 Triebwagen von Münster nach Sendenhorst und zurück; drei Dampfzüge für den Personenverkehr und vier Güterzüge. Der Personenverkehr mit Triebwagen ist am
31. Mai 1975 eingestellt worden. Der letzte Personenzug (mit Diesellok) verkehrte am 27. September 1975. Von diesem Zeitpunkt an ist der Bahnhof Sendenhorst stationsmäßig nicht mehr mit Dienstkräften
besetzt.
Bild:
Geschäftiges Treiben auf dem Bahnsteig - vielleicht bald wieder?!
In den sieben Jahrzehnten seine Betriebes standen u. a. als Bahnhofsvorsteher vor: Schulz, Wilhelm Knoop, Hermann Kramer, Theodor Fenke, Leonhard Schuchardt und Erich Ender. Zeitweilig befand sich im
Bahnhof Sendenhorst die für die Bahnstrecke Neubeckum-Münster zuständige Bahnmeisterei. Der letzte Bahnmeister in Sendenhorst war Adolf Kröger. Zu einem Bahnhof gehört die Bahnhofsgaststätte. Wenn
auch nahezu seit sieben Jahren der Personenverkehr auf der WLE-Strecke eingestellt ist und nur noch ein oder zwei Güterzüge am Tage den Sendenhorster Bahnhof passieren, so hat sich die
Bahnhofsgaststätte dennoch behaupten können. Sie wurde mit Vertrag vom 23. September 1903 an Anton Spiegel verpachtet.
Ab 01.01.1933 war Paul Haski der Bahnhofswirt von Sendenhorst. »Onkel Paul«, wie ihn seine Kundschaft scherzhaft nannte, stand bei jung und alt gleich hoch im Ansehen. Seit dem 6. März 1968 ist Frau
Änne Schmitz Inhaberin der bekannten Gaststätte.
Das letzte große Ereignis für die WLE und damit bahnhofmäßig auch für Sendenhorst war im Jahre 1949 die Einführung der Strecke Neubeckum – Münster in den Hauptbahnhof Münster. Die Strecke Münster –
Neubeckum ist 36,12 km lang und endete bis 1949 im Bahnhof (Münster-Ost). Erst seit dem 15. Mai 1949 fahren die Reisezüge der WLE in den Hauptbahnhof ein, nachdem man 46 Jahre nach Eröffnung der
Strecke die fehlenden 700 Meter Gleise bis zum Hauptbahnhof gelegt hatte. Genau wie bei der Einweihung 1903 empfing die Sendenhorster Bürgerschaft den Sonderzug aus Lippstadt mit großem Aufgebot. Die
Stadt- und Feuerwehrkapelle musizierte, und die Ehrengäste des Zuges wurden von den Honoratioren der Stadt begrüßt. Ein großes Festbankett wurde im Rathaussaal abgehalten. Der Eröffnungszug war mit
Kränzen und Fähnchen prächtig geschmückt. Damals ahnte man noch nicht, dass bereits 27 Jahre später die zunehmende Verlagerung des Personenverkehrs von der Schiene auf die Straße dem Bahnhof
Sendenhorst Bestimmung und Bedeutung nehmen würde. (Ende des Berichts 1982)
Das Bahnhofsgebäude hat sich nach 1982 drastisch verändert. Im Jahre 1987 zog Ulli Pöttken mit »der Titanic« in den großen Wartesaal. Vorher befand sich die Titanic auf dem Ostgraben, ehemals
Fleischerei Wessel. Seitdem (und auch schon vorher) gilt der Live-Club Titanic als Kult und ist weit über die Grenzen von NRW bekannt. Nach dem Tode von Änne Schmitz 1997 übernahmen Ulli und Steffi
Pöttken auch die Kneipe Änne Bahn, so dass die urige Sendenhorster Originalkneipe mit Biergarten erhalten blieb. In der Kneipe hängen übrigens sehr schöne historische Sendenhorster Fotos,
sehenswert!
Die Gedanken zur Reaktivierung wurden 2013 richtig konkret, so die WLE. Wir freuen uns auf den ersten Personenzug, der 2020 am Sendenhorster Haltepunkt losfährt! Vorgesehen ist ein Halbstunden-Takt
in beide Richtungen. Und früher? Wenn man in alten Kursbüchern blättert, so schwankt die Anzahl der Personenzüge auf dieser Strecke. 1914 waren es zwölf, 1939 zwanzig, 1944 fünfzehn, 1950
einundzwanzig, 1966 sechzehn, 1972 bis 1974 zehn, 1975 nur noch drei Züge täglich.
Der Verkehr hat sich seit der Schließung der WLE vor 42 Jahren drastisch verändert, und wer kann schon sagen, ob Münster nicht womöglich eine Stadtbahn bekommt? Zur Entlastung der Straßen mit immer
mehr LKWs, PKWs und Bussen, gerade in und durch Sendenhorst und Albersloh, kann ein gut abgestimmter Schienenverkehr bestimmt beitragen. Und bestimmt käme ein wenig »Glanz« der weiten Welt zurück,
wenn wir schon keinen Flughafen bekamen...
Anmerkung red. 2023: Jetzt liegt es an der Bahn - Gleis 9 3/4 !!! 2026 soll's fertig sein....?
Sendenhorst & Cabo Verde - Trag Sonne im Herzen – No stress! 1.7.2017.| CH
Sendenhorst:- Cabo Verde Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das stimmt
wohl und so bietet es sich an, mal andere Orte perspektivisch zu betrachten, wobei der Bezug zu unserem heimatlichen Sendenhorst natürlich bestehen bleiben soll! Bei Minusgraden und leichtem
Schneefall schweifen die Gedanken ab zu Karneval, Schützenfest, Schnadegang (Heimatverein, 8. Juli) … aber auch zum letzten Urlaub Anfang Dezember auf den Kapverdischen Inseln.
Bild:
Vor 100 Millionen Jahren hatten wir bestimmt auch solche Strände... Strandbar in St. Maria
Die Kap Verden, deren Amtssprache
Portugiesisch ist, sind ein kleiner Inselstaat, ca. 450 km westlich von West-Afrika, bestehend aus 10 Inseln, von denen 9 bewohnt sind. Die Inseln sind eine ehemalige Kolonie Portugals und errangen
erst 1975 die vollständige Unabhängigkeit. Die Kapverdischen Inseln waren vor ihrer Entdeckung und Besiedlung durch Portugiesen unbewohnt. Aus der Durchmischung der Kulturen europäischer Siedler und
afrikanischer Sklaven bildete sich eine neue kreolische Kultur. Nach einem sozialistisch-kommunistischen Experiment fanden 1991 die ersten freien Wahlen statt. CV zählt heute immer noch zu den
stabilsten afrikanischen Ländern. Cabo Verde hat sich erst in den letzten 10 Jahren dem Tourismus geöffnet, so dass das Leben in den Städten noch natürlich erscheint.
Bild:
Blick über die Haupstadt von Sal - Espargos
Der Pauschalurlaub, in der Clubanlage entsprach genau den Erwartungen, so was kennt man ja mitunter schon, hoher europäischer Standard, aber auch mehrere Ausflüge in 2 Städte haben wir erlebt. Wir
sind auf der Insel Sal gelandet, der kleinsten der Inseln, die „Badeinsel“. Zuerst: Bereits nach der Landung auf Sal merkt man, dass man sich 1.000 km südlich der Kanaren befindet: Das Klima ist
komplett anders: Sonnengarantie bei 28 Grad, dazu ein mäßiger Wind und das Anfang Dezember. Das Licht ist viel intensiver. Da wir uns auf dem 16. Breitengrad befinden, stand die Sonne so hoch, wie
bei uns im Mai. Interessant: Das Visum, welches wir bereits in Deutschland beantragt hatten, mussten wir noch einmal bezahlen (25 EUR / Person), die Listen seien nicht mitbekommen… Na gut, der
Reiseveranstalter hat das problemlos erstattet.
Bereits am 2.Tag gab es bei einem Zahnarztbesuch in der Hauptstadt Espargos viel zu entdecken. Unser Taxifahrer notierte gleich seine Handynummer, um dann später stundenlang um den Block zu fahren
und auf uns zu warten. Die Menschen dort sehen alle glücklich und zufrieden aus, obwohl das Durchschnittseinkommen eines CVs nur 250 EUR beträgt. Man wurde extrem freundlich behandelt, absolut
natürlich und überhaupt nicht aufdringlich. Die Zahnarztbesuch war einwandfrei, nur ein wenig Wartezeit musste man schon mitbringen und ein Töpfchen Farbe hätte dem Wartezimmer sicher gut getan. Das
Motto des Cap Verdianers ist „No stress“, könnte aber auch heißen „nun mal langsam“. Aber das Lebenstempo wirkt sich nach kürzester Zeit positiv auf den Besucher aus! Nach 3 Std Wartezeit und 40,-
Euro war der Fall erledigt, der deutsche Zahnarzt hatte nichts zu beanstanden. In der Zwischenzeit hatte ich Gelegenheit, Cabo Verde mal live zu erleben.
Grundsätzlich, die Straßen
waren akzeptabel, natürlich konnte man auch riesige Schlaglöcher sehen. Das Kopfsteinpflaster war jetzt auch nicht so schön zum fahren, aber das kennen wir Sendenhorster ja auch noch aus gar nicht
allzu ferner Zeit. Auf den Straßen lagen keine Zigarettenkippen, was aber wohl daran liegt, dass die CV kaum rauchen, dies wahrscheinlich wohl aus wirtschaftlichen Gründen. Eine wildfremde Frau, die
uns wohl beim Warten beobachtet hatte schenkte uns einfach so eine eiskalte Flasche Wasser und ein Flasche Cola, was bei ihrem geschätzten Einkommen wohl ein Vermögen war. Wir haben uns entschlossen,
die Getränke an einen einheimischen behinderten jungen Mann weiter zu geben, der vor lauter Freude fast anfing zu weinen. Dann formierte sich gegenüber der Zahnarztpraxis eine Pro-Kuba-
Demonstration, Fidel Castro wurde an dem Tag wohl endgültig beerdigt. Die Polizei riegelte völlig entspannt den Verkehr ab, kein einziges Auto hat gehupt.
Leider ein wenig offline – Selbst in der Hotelanlage gab es nur zwei englische Nachrichtensender, Zeitungen gab es weder auf Deutsch, was angesichts der relativ wenigen deutschen Touristen im
Verhältnis zu den zahlreichen Engländern nicht verwundert, noch in Englisch. Freies WLAN Internet bot die Hotelanlage an, die Geschwindigkeit eher mäßig, aber es reichte, um Mails und Facebook zu
checken. Telefonieren schied von vornerein eh aus, aufgrund von Roaming-Gebühren, Kap Verde ist halt nicht EU, aber es gab ja auch mal die Zeit vor den Handys, 1992 müsste das gewesen sein und das
Smartphone ist ja schließlich gerade mal 10 geworden.
Bild:
Wie am Toten Mer, hier im Kartersee - Es schwimmt von alleine!
Apropos EU. Man mag sagen, was man will, der Euro ist eine tolle Währung. Mit ihm kann man in so vielen Ländern der Erde problemlos bezahlen, selbst wenn die nicht Mitglied der Eurozone, oder nicht
einmal Mitglied in der Europäischen Union sind! Der offizielle Kurs beträgt 1 EUR = ca.110 Cap Verde Escudos, aber getauscht wird gerne 1:100. Ein wenig erinnerte mich das an die Zeit vor 2002, als
die D-Mark in den Niederlanden dort sehr gerne mal 1:1 gegen den Gulden getauscht wurde, das ist jetzt auch schon wieder 15 Jahre her.
Das Bier in der Strandbar in St. Maria kostet 150 CVEs, da kann man sich nicht beschweren, wobei wichtig ist, dass das Bier keinen Schaum hat. Taxi fahren ist ebenfalls recht günstig, hingegen Waren,
die aus Europa importiert werden müssen, eher nicht. Fisch kann man am Strand von St. Maria gleich selber angeln und an die Restaurants weiter verkaufen. Gesehen wurde ein 1,50 großer, handgeangelter
Fisch, kein Anglerlatein!
Wie wir ja wissen, lag Sendenhorst und die Nord-deutsche Tiefebene vor 100 Millionen Jahren in der Zeit der Dinosaurier ebenfalls in den Tropen und ein flaches Meer bedeckte die Münsterländer Bucht
(StadtLand berichtete). Erst im Laufe der Zeit verschob sich durch die Kontinentaldrift Deutschland und Europa nach Norden. Auch die gefundenen Fischfossilien im Steinkühlerfeld (Bauerschaft Bracht)
zeugen davon.
Bild:
Schöne vorweihnachtliche Stimmung zu Hause bei der Rückkehr!
Auf der Inselrundfahrt, die aufgrund der Größe der Insel nur einen halben Tag dauerte, bekam man die Sehenswürdigkeiten der Insel präsentiert: Vorweg: Man muss das Thema Halbwüste mögen, Wälder,
Hecken und Felder sucht man hier vergebens, eher Steine, Akazien, trockenes Gras, Sand.. Aber davon reichlich! Die Sehenswürdigkeiten möchte ich hier nicht aufzählen, eher noch von ein paar
interessanten Eindrücken berichten. Die Aussicht in der Wüstenlandschaft war fantastisch und am Horizont war tatsächlich eine Fata Morgana zu sehen! Es sah aus wie Wasser, aber war doch nur eine
Luftspiegelung. Auf einem Berggipfel waren sog. Glückstürmchen erbaut. Es bringt Glück mindestens 7 Steine aufeinander zu legen, jeder mit einer eigenen Bedeutung. Der 5. Für beruflichen Erfolg, der
6. Für den Nachwuchs, der 7. Für Glück. Das führte dazu, dass hier an wunderbares Ensemble entstanden ist. Die Rundfahrt führte noch an viele weitere reizvolle Orte, z.B. zur blauen Grotte, auf den
Monte Grande hoch über Espargos.
Zum Leben in der Stadt ist zu berichten: Strom gibt es nur 12 Stunden am Tag, dafür ist er kostenlos für die Einwohner, es gibt daher z.B. öffentliche Kühlschränke! Fließendes Wasser gibt es
ebenfalls nicht, es muss an Wasserstationen für 1 ct/Liter gekauft werden. Im alten Sendenhorst wurde die Wasserversorgung ja auch erst vor knapp 70 Jahren realisiert, Hauswasser wurde aber im
Gegensatz zu Kap Verde aus Hausbrunnen gewonnen, hier kommt alles aus der Meerwasserentsalzungsanlage. Im Hotel merkte man davon natürlich nichts… Kirchen gibt es viele, wobei der Katholizismus nicht
aufdringlich wirkt, eher sehr bescheiden. diese sind meist sehr klein und auch nur schlicht eingerichtet.
Touristisches Highlight war dann das Bad in einem Salzsee. Dieser diente einst der Salzgewinnung, einer der wenigen frühen Exportartikel der Insel. Diese Saline, die in einem erloschenem Vulkankrater
liegt, ist so salzhaltig, dass man darauf schwimmt, ohne sich bewegen zu müssen. Der Effekt des Toten Meers und es funktioniert!
Last but not least sind natürlich die traumhaften Strände zu erwähnen, wegen der wir letztlich ja hier waren, aber das kann der Leser selbst herausfinden. Leider war im Flieger zurück in die Heimat
der Stimmungsabschwung zu bemerken, aber die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt hat uns weihnachtlich gestimmt.
Wo kommen eigentlich die schönen Bilder her? 1.12.2016.| CH
Sendenhorst: Seit über zwei Jahren werden in den Berichten zur Stadtgeschichte im
stadtland magazin auch Bilder aus dem »alten« Sendenhorst präsentiert. Aber auch an anderen Stellen in der Stadt sind solche Bilder zu sehen: Im Rahmen des Projektes »Historische Augenblicke« sind
mit solchen Bildern zahlreiche Stromkästen in Sendenhorst verschönert worden.
Der geneigte Leser fragt sich mitunter, woher diese stammen. Die Antwort ist relativ einfach: zum einen aus dem »digitalisierten« Stadt-Heimatarchiv, zum anderen aus privaten Archiven. So wurde z. B.
auch das Archiv meines Opas Anton Hölscher in die Sammlung integriert. Die Fotos aus dem vorherigen Jahrhundert wurden und werden vom Arbeitskreis Stadtgeschichte des Heimatvereins zuerst
digitalisiert und dann in die Datenbank »Sendenhorster Geschichten« eingestellt. Die Bilder müssen dann noch mit Informationen versehen werden. Hier kommt die Seniorengruppe des Arbeitskreises ins
Spiel. Drei Teams benennen seit drei Jahren in mühevoller Kleinarbeit im Rathauskeller die digitalen Schätze. Die Arbeit der erfahrenen Sendenhorst-Kenner ist äußerst wichtig, denn sie verfügen über
das Wissen aus Sendenhorst des letzten Jahrhunderts. Personen auf den Bildern sind meistens noch gut bekannt.
Die Seniorengruppe, das sind Helga Berkemeyer, Hans Homeyer, Werner Dufhues, Hans-Joachim Brüning,
Bernhard Nordhoff, Hermi Brünemann und Lui Kreimer. Und wenn die Gruppen mal nicht weiter wissen, so können fast immer Senioren aus dem Umfeld der Gruppe, sei es privat, aus dem ehemaligen
Arbeitsumfeld (z. B. Rathaus oder Briefträger) oder aus anderen Vereinen (z. B. aus dem Kirchenchor), weiterhelfen. Aber auch L. Kreimer, unser Mann in Australien, konnte schon per Internet für uns
alle so wertvolle Informationen beisteuern. So wird der Prozess in die Bevölkerung transferiert, und jeder Bürger ist aufgefordert, sein Wissen zu teilen. »Von allen, für alle«, das war von Anfang an
die Idee des Projektes »Sendenhorster Geschichten«.
Das Stadt-Heimatarchiv ist schon fast komplett digitalisiert, es ist aber der ausdrückliche Wunsch des Heimatvereins, noch mehr private Archive zu erschließen.
DESHALB HIER NOCH EINMAL DER AUFRUF:
Der Heimatverein sucht (fast) alles, was an Geschichte für unsere Heimat relevant sein könnte! Bilder, Dokumente, Ahnenfolgen, aber auch z. B. Zeitungsausschnitte. Wenn Sie z. B. auf dem Dachboden
alte Bilder, Dokumente finden, freut sich der Heimatverein sehr, wenn sie diese Dokumente leihweise scannen dürfen, um sie so der Nachwelt zu erhalten.
Hier eine kleine Auswahl aus den zuletzt erschlossenen privaten Archiven ( J. Bülte – Schwerpunkt: Kolpingverein und A. Hölscher): Noch ein kleiner Nachtrag zu der Aussage »Früher war hier alles
schöner«… Auf den alten Bildern mag das eine oder andere Ensemble ja schön gewesen sein, aber…. die Fachwerkhäuser waren fast alle verwinkelt, alt (nach dem Großbrand von 1806 erbaut) und klein. So
hatte das Haus im Bereich des heutigen Schießkellers nur 105 qm Wohnfläche für eine komplette Familie mit Haustieren. Mein Vater konnte im 1. Stock des Hs. Hölscher nicht aufrecht stehen… Und
nicht zu vergessen, jedes Haus hatte einen Misthaufen. Ich hörte davon, dass im Herbst der schönste Misthaufen prämiert wurde… Natürlich ist bei der Stadtsanierung in den 1970ern / 80ern wohl einiges
schiefgelaufen, aber einige alte Gebäude sind noch erhalten. Der typische kritische Beobachter sollte sich ruhig einmal die Mühe machen, die verbliebenen Fachwerkhäuser in der Innenstadt zu zählen.
Und dem Verkehr, der sich jeden Tag durch die Stadt quält, wäre die alte Bausubstanz wohl gar nicht gewachsen gewesen!
In der Stadt gibt's viel zu sehen 1.10.2018.| CH
Sendenhorst: In der letzten Ausgabe haben wir die 100-Schlösser-Route kennengelernt. Wir
sind auf der „Königin“ der Fahrradrouten von Vorhelm aus durch die Bauerschaft Nienholt auf Sendenhorster Gebiet gelangt, durch der Bauerschaft Bracht, sind in der Bauerschaft Hardt an den
Hardt-Teichen vorbei gekommen, sind an einem Adelssitz in der Bauerschaft Rinkhöven / Schörmel vorbei gekommen, um dann anschließend in die Stadt zu fahren. Hier in der Mitte der Stadt haben wir das
letzte Mal angehalten, da zahlreiche „Denkmale“ unser Stadtbild mittlerweile bereichern, die es lohnt zu erkunden.
Lang lang ist's her... Aufnahme der Kreuzung westl.
Kichtsraße, nördl. Kirchstr., Nordstraße, Schulstraße - vor 1975 - Wahrsch. noch früher (Beschilderung!)
Sie sind informativ und vermitteln ein Bild der Vergangenheit unserer 701-jährigen Stadt. Leider ist mittlerweile schwierig, alle Pfade auf einmal zu erkunden. Somit beschränken wir uns auf einen
Gang um die Kirche, auf dem schon sehr viele dieser „Denkmale“ zu sehen sind. Eine abschließende Opens external link in new windowListe der Baudenkmäler Es gilt: Immer schauen, in Sendenhorst gibt es
noch viel zu entdecken!
Wir werden nun das „Sendenhorster Ei“ umrunden. Bis 1988 war die Straße um die Kirche und Pfarrhaus nämlich komplett befahrbar.. Dazu an anderer Stelle mehr. Unser Ausgangspunkt ist an der
Fußgängerampel Weststraße – Schulstraße. Wir befinden uns am neuen Spielplatz „Fines Laden“ in Fachwerkoptik am Eingang der Fußgängerzone. Fine, das erinnert an Fine Lasthaus, jenem legendären Cafe
an der Nordstraße, wo man in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre Kaffeetrinken konnte und Fine Lasthaus auf dem Klavier den Gästen vorspielte. Der Brennereipfad startet auf der rechten Seite mit der
Brennerei Graute (Heute Haus Kleinhans mit Arztpraxis). Der Pfad wurde im Jahr 2007 vom Heimatverein Sendenhorst installiert. Er kennzeichnet die ehemals insgesamt 12 Korn-Brennereien im Stadtgebiet.
Auf den kleinen Infotafeln an den Häuserwänden werden jeweils Merkmale der Brennerei und Besonderheiten, sowie ein historisches Foto gezeigt.
Bild
Alte Weststraße - heute Höhe IhrPlatz - mit Blick auf die Schulstraße - Drogerie Schüttelhöver auf der anderen Seite.
Neben dem Fachwerkhaus lädt die berühmte Liebesgasse ein. In alten Zeiten endete die Liebesgasse in der Mitte, da wo heute der Kühl kreuzt. Dahinter befanden sich Gärten und der Kühl war eine
Sackgasse und somit bot sich die Liebesgasse für Verliebte an, um sich im sittenstrengen Sendenhorst zu treffen.
Die nächste Brennerei ist direkt nebenan, Schulze Rötering (Gassner). Dies war die größte Brennerei am Ort. Auf dem Gelände des großen Brennereigebäudes befindet sich heute das kommunale Forum. Bis
Mitte der 1980er-Jahre wurde hier in der 1767 von Johann Fiehe gegründeten Brennerei gebrannt. Auf der anderen Straßenseite befindet sich die ehemalige Brennerei Arens-Sommersell. Mit der
Stadtsanierung in den 1970er Jahre wurden diese beiden Brennereien aus der Stadt „outgesourced“. Sommersell betrieb die Brennerei im Kirchspiel auf dem ehemaligen Gut Geilern weiter, die Brennrechte
von Schulze Rötering wurden auf den Hof Schulze Rötering knapp jenseits der Stadtgrenze zu Ahlen transferiert. Heute noch besteht dort hergestellte Korn aus den Hauptbestandteilen Wasser (aus
Sendenhorster Brunnen) und auf Grenzgebiet angebauten Weizen.
Bild:
Alte Brennerei Schulze Rötering - heute hier: Kommunales Forum
Hier im Südviertel befanden sich die meisten Brennereien, denn hier lebten die wohlhabenden Ackerbürger. Die Korn-Wirtschaft ist nämlich eine effiziente Art zu wirtschaften, die Schlempe als
Ausgangsprodukt für den Korn konnte nämlich nach der Produktion an das Vieh weiter verfüttert werden.
Die Schlempe musste natürlich auch abtransportiert werden. Zusätzlich hatte fast jedes Haus einen Misthaufen. Da es bis nach dem 2. Weltkrieg vor Ort keine Abwasserentsorgung gab, mussten die
Entsorgung die Jauchefahrer erledigen. Manch einer kennt vielleicht noch Fitti, den Jauchekönig. Den hart arbeitenden Jauchefahrern hat der Sendenhorster Künstler und Ehrenbürger W. Kleinhans ein
Denkmal gesetzt, die Quadriga, die hier an dieser Stelle am Eingang der Fußgängerzone ihren Platz gefunden hat. Ursprünglich stand das Kunstwerk gegenüber vom Bürgerhaus, hier inmitten der ehemaligen
Brennereien scheint es wesentlich besser aufgehoben. Auch die Kinder vom daneben liegenden Spielplatz spielen auf dem Kunstwerk und haben Berührung mit dem alten Sendenhorst. Das Kunstwerk ist Teil
des Kleinhans-Pfades, der jedoch hier aufgrund des Platzmangels nicht betrachtet werden kann.
Überhaupt führte der Geruch der Alkoholherstellung, gepaart mit dem der zahlreichen Misthaufen bei ungünstiger Wetterlage zu einer Geruchsglocke. Eine meiner ersten Kindheitserinnerungen an
Sendenhorst in den 1970ern, der Gestank von Schlempe… Ein Brennersohn sieht das natürlich ganz anders..
Weiter geht es, auf der rechten Straßenseite weißt seit 2015 ein Hinweisschild auf das Geburtshaus von Josef Spithöver hin. Spithöver wurde als Sohn armer Eltern 1813 in Sendenhorst geboren. Mit 20
ging er auf die Wanderschaft. Er kam nach Rom. Dort betrieb er einen Buchladen direkt gegenüber der Spanischen Treppe. Er wurde ein angesehenes Mitglied der Deutschen Community in Rom. Zu großem
Reichtum kam er , als die Stadt Rom im Jahr 1871 seine Grundstücken aufkaufte, um dort das Regierungsviertel zu errichten. Spithöver stiftete sein Vermögen seiner Heimatstadt Sendenhorst und ließ
dafür ein Krankenhaus errichten. Heute ist es als Spezial-Klinik weit über unsere Landesgrenzen bekannt. Für seine Verdienste für die Stadt wurde Spithöver zum Ehrenbürger ernannt und ihm wurde 2015
diese Tafel vom Heimatverein gestiftet.
Wir kommen zum wahrscheinlich schönsten Gebäude von
Sendenhorst, dem alten Pastorat. Das Pastorat wurde nach dem großen Stadtbrand von 1806 unter dem damaligen Pfarrer Darup erbaut.
Bild:
Westliche Kirchstraße - heute noch relativ gut zu erkennen. Hier befindet sich die Ausgegraben-Stele zum Pfarrer Heinrich Hölscher.
Wir wenden unseren Gang etwas nach links und erkennen eine rote „Bake“. Die ist ein weiterer historischer Pfad: „Ausgegraben“. Er wurde 2015 vom Künstler Jürgen Krass installiert und beschreibt
Geschichte Sendenhorst durch die Jahrhunderte. Diesen Pfad werden wir mehrfach auf dem kleinen Rundgang berühren und die einzelnen Stationen kurz beschrieben.
Gegenüber des Hauptportals der Kirche sind in der Bodeninstallation sakrale Elemente aus der Zeit des Mittelalters zu sehen, ein QR-Code führt uns zu dem Mann, dessen Geschichte hier gedacht wird:
Heinrich Hölscher, Pfarrer in Sendenhorst 1584 – 1624. Heinrich ist der erste in der lückenlosen Liste von Pfarrern von Sendenhorst. Er wirkte viele Jahre in Sendenhorst eher unspektakulär. In
anderen Gemeinden in unserer Umgebung war in dieser Zeit eher viel los. Die Wiedertäuferunruhen in Münster waren gerade erst vorbei, es gab Übergriffe aus Holland (Die Niederländer befanden sich im
80-jährigen Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier und der Krieg griff mehrfach auf das Münsterland über), Pestwellen, in vielen Städten wurden reformierte Pfarrer angestellt, das Münsterland stand
kurz davor, komplett evangelisch zu werden. Auch die Hexenverfolgungen fällt in diese Zeit. Hier war es jedoch verhältnismäßig ruhig zu dieser Zeit. Nicht so in Albersloh: Hier gab es mehrfach
Durchmärsche der Spanier und der Holländer. In dieser unruhigen Zeit ließ die Regierung in Münster ihre Gemeinden prüfen. Hierbei hatte Heinrich Hölscher wohl einfach Pech: Nach dem Konzil von Trient
im Jahre 1563 war es den katholischen Priestern endgültig nicht mehr erlaubt, Konkubinen zu haben. Dies war vorher gängige Praxis. Heinrich hatte jedoch eine Konkubine und mit ihr zwei Söhne und eine
Tochter. Als Ergebnis der Visitation hatte er seine Frau binnen 2 Wochen zu entlassen. Bei der 2. Visitation 1613 lebte die Konkubine nicht mehr bei ihm… Seine Söhne hat er eine gute Ausbildung zu
kommen lassen, beide studierten in Köln.
Exkurs: Die ganz spannende Frage war immer für mich: Ist Heinrich ein Ur-Großvater von mir? Vorweg: Das lässt sich nicht genau klären. Mein Stammbaum ist wohl bis Caspar Hölscher 1610
nachvollziehbar, gefunden bei den Mormonen, StadtLand berichtete. Caspers Vater ist laut Aufzeichnungen meines Opas Anton ein Bernhard Hölscher, geboren 1590. Leider fehlt bei genau dem Bernhard die
Quelle. Mein Gefühl sagt mir, dass da was faul ist… Der Pfarrer könnte somit mein Uropa sein.
Teil2 - Bild links: Noch heute gut zu erkennen: Sendenhorster Mitte vor ca. 50 Jahren
Wir befinden uns genau in der Mitte von
Sendenhorst, vor dem Kirchenportal von St. Martin. Die Kirche wurde im Jahr 1866 nach 10-jähriger Bauzeit fertig gestellt. Als Erbauer gilt Pfarrer Lorenbeck, seiner Initiative ist es zu verdanken,
dass die neue Kirche erbaut wurde. Die alte romanische Kreuzkirche aus dem Mittelalter war Anfang des 19. Jahrhunderts baufällig und viel zu klein geworden für die rasch anwachsende Stadt. Der
Glockenturm war im Jahr 1806 beim Großbrand zudem schwer beschädigt worden. Pfarrer Lorenbeck ließ, anfänglich gegen Widerstand seitens der Stadt und seiner Gemeinde, Ziegel brennen schließlich
setzte er sein Vorhaben um. Er verstarb jedoch vor der Einweihung seiner Kirche. Ihm ist eine Tafel an der Süd-West-Seite der Kirche gewidmet. Auf dem Kirchplatz steht die Mariensäule aus dem Jahre
1903. Sie wurde geschaffen von dem Sendenhorster Künstler Heinrich Seelige. Gehen wir nun über den Kirchplatz so ist neben der Volksbank ein „Historischer Augenblick“ zu erkennen. Sehr schön wird
hier die südliche Kirchstraße und die Weststraße auf alten Bildern gezeigt. Mit dem QR-Code gibt es mehr geschichtliche Informationen. An der Stelle der Volksbank befand sich früher das Hotel
Ridder.
Wenn man hier in der Fußgängerzone steht, kann man sich kaum vorstellen, dass noch vor 28 Jahre hier der Verkehr um die Kirche lief, hier an dieser Stelle sogar zweispurig. Auch das ist auf dem
Stromkasten schön zu sehen. Da ist es heute deutlich schöner hier. Weiter, am denkmalgeschützten Haus des Uhrmachers Leifert vorbei, sehen wir den nächsten Hinweis auf eine Brennerei. Gegenüber auf
der anderen Straßenseite am Aufgang zum Kirchplatz ist der Kasten Heimatvereins immer einen Blick wert!
Bild: An dieser Stelle
(Wegweiser) steht heute der Schaukasten vom Heimatverein.
Auf dieser Seite befand sich vor dem großen Stadtbrand 1806 übrigens auch eine Reihe kleinerer Häuser. Diese wurden jedoch aus Brandschutzgründen nicht wieder aufgebaut. Das Reiterstandbild von St.
Martin (von B. Kleinhans) stammt aus dem Jahr 1965 und wurde der Stadt anlässlich des 650-Jahre-Jubiläums geschenkt. Der Kirchplatz wurde bereits mehrfach umgestaltet, so rückten Mariensäule und
Martin schon mal um und auch ein Wasserspiel gab es hier schon mal. Wieder über die Straße: Der Brenner Panning (Brennereischild) befand sich in ständigen Streit mit seinem Nachbarn, dem Apotheker
Pottmeyer, heute Adler Apotheke, aufgrund des Schlempegeruchs, von dem der sich der Apotheker permanent belästigt fühlte. Am nächsten Haus (Melzer) lohnt es sich, kurz einen Blick um die Ecke zu
werfen. Hier sehen wir ein altes Ziffernblatt unserer Kirchturmuhr, interessant, wie groß es ist. Und natürlich gab es auch hier eine Brennerei, Neuhaus.
Eine rot-weiße Baake weist uns an der Sparkasse auf den Ausgegraben-Pfad hin. Hier befindet sich die 1. Station dieses Pfades. Hier wird die Stadtgründung im Jahre 1315 beleuchtet. Unter anderem ist
hier eine Kopie der ältesten Urkunde zu sehen, in der Sendenhorst als Stadt genannt wird. Das Datum dieser Urkunde feiern wir als Stadtgeburtstag, nämlich der 11. August 1315. Ebenfalls ist das
älteste Stadtsiegel zu sehen, aus dem 14. Jahrhundert und schon damals ist St. Martin mit dem Bettler auf dem Stadtsiegel abgebildet. Die dort ausliegende Zeitung zum Thema Ausgegraben-Pfad sollte
jeder Geschichtsinterssierte auf jeden Fall mitnehmen!
In der Sparkasse selber ist schon die nächste Station. Hier geht es um den Sendenhorster Münzschatz. Dieser wurde 1932 im Steinkühlerfeld in der Bauerschaft Bracht entdeckt. Vermutlich kam er um das
Jahr 1425 in die Erde. Wer genau die Töpfe mit Gold-und Silbermünzen vergraben hat, ist unklar. Es existiert eine Sage von einem Kaufmann, der das Geld verloren hat. Ein Bauer nahm es an sich. Als
der Kaufmann zurückkehrte und den Bauern nach dem Geldsack fragte, verneinte dieser. Der Kaufmann jedoch kam zu dem Schluss, dass es nur der Bauer gewesen sein konnte, der sein Geld gestohlen haben
könne, verfluchte diesen, so dass er keine Erben bekommen könne. Der Bauer blieb ohne Erben vergrub das Geld. Aus der Sparkasse heraus, über den Marktplatz auf Kirchengrund steht wieder ein
gestalteter Stromkasten, diesmal mit Motiven der Kirche und des Marktplatzes. Auf dem Marktplatz bewundern wir rechts das Rathaus dem Jahre 1911.
Bild: Schulstraße in den 1920er
Jahren. Fraglich, ob z.B. das Pöttkenhaus dem Verkehr hätte stand halten können.
Wir kreuzen die Straße über den Zebrstreifen, bedenken dabei, dass hier mit unter sehr viel Verkehr herrscht. Wir schauen wir kurz in die Neustraße. Auf der rechten Seite sehen wir wieder einen
beklebten Stromkasten, der sehr schön die Neustraße in den 1950er Jahren zeigt. Die Neustraße wurde übrigens 1933 durch die Nazis in Adolf-Hitler-Straße umbenannt, ganz früher hieß sie Remisenstraße.
Der Grund: Die Straße wurde erst sehr viel später als die anderen Straßen n der Innenstadt angelegt und führte durch einige Gärten, „Remisen“. Eine weitere Straße bei uns wurde 1933 ebenfalls
umbenannt: Die Schulstraße in Horst-Wessel-Straße, einem SA-Führer, der verantwortlich zeigt für das Horst-Wesel-Lied.
Zurück zu schönen Dingen: Das große weiße Haus links neben dem Eingang zur Neustraße ist die ehemalige Brennerei Everke; Diese war eine der größeren Brennereien am Ort, die Produkte wurden bis in die
USA verkauft. Ob es von einem ähnlichen Schicksal wie die alten Gebäude der Schulstraße, nämlich Abriss im Zuge der Stadtsanierung in den 1970ern verschont bleibt? Auf der anderen Seite auf dem
Kirchhof ist seit dem vergangenen Jahr ein Denkmal für den ehemaligen Kirchhof (Friedhof) zu sehen. Hier wurden bis 1840 die Toten der Gemeinde beigesetzt. Da die preußische Regierung damals schon
lange auf einer Auslagerung der Friedhöfe aus den Innenstädten gedrängt hatte, entschloss man sich in Sendenhorst nach langem Zögern, den Friedhof an die Stelle des heutigen Marien-Kindergartens
auszulagern. Der neue Friedhof erwies sich jedoch schnell als zu klein, so dass der Friedhof 1903 an das Westtor an den heutigen Standort verlegt wurde. Angeblich gibt es einen Geheimgang von der
Kirche aus unter der Straße hindurch. Dieser soll von den Fraterherren im 15. Jahrhundert anleget worden sein, dazu gibt es jedoch nur eine Sekundärquellenangabe aus dem 20. Jahrhundert.
Über das Labyrinth von Chartres, welches die Pfadfinder im Jahr 2012 angelegt haben geht es über die Straßen. Bei Koch können wir auf der Brennereitafel Jonsthövel, das alte Pöttkenhaus, das hier auf
dem Eck stand, und die Brennerei Jonsthövel sehen. Ein wunderschönes kleines Häuschen, wobei doch zweifelhaft bleibt, ob es an dieser viel befahrenen Kreuzung dem LKW-Verkehr stand gehalten
hätte.
Bild: Schulstraße vor der
Stadtsanierung in den 1960ern
Wir bewegen uns die Schulstraße herunter Die Säulen auf der Schulstraße sollen an die Säulen vom Prinzipalmarkt von Münster erinnern. An deren Ende stand bis zur Sanierung die alte Volksschule, ein
eher großer „Klotz“, rechts um die Ecke, dort wo die Schule stand, ist die Station Stadtsanierung des Ausgegraben-Pfades zu finden. Auch hier sind wieder einige schöne Bilder zusehen. Mit der
mitgenommenen Zeitung von Station 1 (Sparkasse) erfährt man näheres, an allen Baaken helfen QR-Codes, um per Smart-Phone mehr zu erfahren.An der Ampel können wir noch einmal einen Historischen
Augenblick erfahren, nämlich Bilder zum Haus Siekmann. Ganz früher befand sich hier eine der ältesten Höfe Sendenhorst, der Schöckinghoff.
An dieser Stelle betrieb später Siekmann einen Viehhandel. Später wurde das Gebäude in ein Hotel umgewandelt, bevor es schließlich in den 1990er Jahren von der Stadt gekauft wurde und zu einem
sozio-kulturellem Zentrum umgewandelt wurde, in dem heute Veranstaltungen und Trauungen stattfinden. Noch eine kleine Geschichte: Am 2. Haus nach der Einfahrt zu Siekmann fehlt eine Ecke, bzw. ist
ausgebessert. Die soll ein amerikanischer Panzer beim Einmarsch am Karfreitag 1945 verursacht haben, der die Kurve nicht bekommen hat. Wir besteigen die Räder und sind wieder zurück auf der
100-Schlösser-Route.
Auf der 100-Schlösser-Route durch Sendenhorst 1.9.2016.| CH
Sendenhorst - Kaum bekannt ist, dass die 100-Schlösser-Route auch durch Sendenhorst und
das Kirchspiel führt. Sie führt durch die Bauerschaften Jönsthövel, Hardt, Rinkhöven, dann durch die Stadt und dann wieder hinaus ins Kirchspiel durch die Bauerschaft Sandfort, wo sie dann auf
Albersloher Gebiet weitergeht. Auszug aus der Homepage des Tourismusverbandes Münsterland:
Bild:
Naturfreibad Hardt – Nicht zu 100 % sicher, Zeitzeugen werden noch gesucht.
Die 100-Schlösser-Route ist die Königin unter den deutschen Radrouten! Auf einer Länge von rund 960 km bewegt sich die 100-Schlösser-Route durch das Münsterland. Dabei verbindet sie die mehr als 100
Schlösser, Burgen, Herrensitze und Gräftenhöfe in der Region miteinander. … Mittendrin liegen die wahren Schätze des Münsterlandes: Schlösser und Burgen mit ihren imposanten Schlossgärten und
Parkanlagen künden von ehemals hochherrschaftlichen Zeiten. Eine Radtour auf der 100-Schlösser-Route ist immer auch eine Zeitreise durch die Geschichte und die Baukultur im Münsterland.
Es gibt insgesamt 4 Teil-Routen, jeweils benannt nach einer Himmelsrichtung. Zusammen ergeben die Routen ein Kleeblatt mit dem Zentrum Münster. Wir hier in Sendenhorst und Albersloh befinden uns auf
der Ostroute. Der Ostkurs der 100-Schlösser-Route führt über 240 km von der Stadt Münster durch das östliche Münsterland bis in das Tal der Lippe. Entlang der Route befinden sich zahlreiche Schlösser
und Herrenhäuser, von denen das Haus Vornholz bei Ennigerloh, Schloss Hovestadt in Lippetal oder der Erbdrostenhof in Münster sicherlich die Bekanntesten sind. Derartige Highlights haben wir zwar
nicht zu bieten, aber auch in Sendenhorst gibt es einiges an der 100-Schlösser-Route zu sehen:
Wir nähern uns Sendenhorst von Osten aus der zu Vorhelm gehörenden Bauerschaft Nienholt an. Linke Hand kreuzen ggf. Flugzeuge, doch keine Angst, hier liegt nur ein Modellflugplatz. Wir erreichen eine
Kreuzung. In früherer Zeit führte hier die alte Kreisstraße 4 lang. Auf der Strecke und speziell in dieser Kurve kam es in früheren Zeiten oft zu schweren Unfällen. Dies ist zum Glück an dieser
Stelle mit dem Ausbau und dem »Umleiten« der K4 um die Hofgruppe schon Geschichte. Wir biegen rechts ab, folgen der alten K4.
Bild:
Schwimmerriege - v. l. Heinrich Beerenbrock, nicht bekannt, Bernhard Heiringhoff, Max Lasthaus, nicht bekannt, Bernhard Oertker
Wir kommen an das erste Wegkreuz in Sendenhorst an der Route. In Sendenhorst und seinem Kirchspiel gibt es ca. 30 Bildstöcke und Wegekreuze, die man ebenfalls mit dem Fahrrad entdecken kann. Über die
neue K4 hinweg, ein paar 100 Meter weiter gegenüber dem Hof Halene, sehen wir den ersten Bildstock. Die Herz-Jesu-Kapelle gegenüber dem Hof Halene in der Bauerschaft Jönsthövel ist im Jahre 1866 im
neugotischen Stil mit aufwendigen Sandsteindekors errichtet worden. Leider ist das mit einer gotischen Inschrift versehene Band über dem spitzbogigen Eingang heute nicht mehr zu entziffern (Ahlmer
Halemba – Bildstöcke und Wegekreuze in Sendenhorst u. Albersloh, 1989).
An der nächsten Kreuzung geht es rechts ab, an der Wetterschutzhütte vorbei auf die Straße Wittenberg. Links befindet sich das Steinkühlerfeld. Hier befanden sich vor 100 Millionen Jahren die
Ausläufer eines seichten Urzeitmeeres. Zahlreiche Fossilien konnten in der Gegend entdeckt werden, genauso wie auch im Ährenfeld bei Albersloh. Laut eines im Stadtarchiv gefundenen Textes ist eine
hier gefundene Krebsart sogar nach ihrem Fundort benannt worden und führt den wissenschaftlichen Namen Nymphaeseops Sendenhorstersis Schlüter, dies lässt sich aber leider nirgendwo belegen. Auch der
Sendenhorster Münzschatz wurde hier in der Gegend gefunden. Kurz nach der Abzweigung »Zum Hagen« erreichen wir die erhaltene Kirchspielslandwehr. Es handelt sich um einen mit dichten Sträuchern
bewachsenen Wall mit dahinterliegendem Graben. Diese Befestigung diente in früheren Zeiten der Abwehr räuberischer Horden und Söldnerhaufen, die beim Überqueren der Landwehr zumindest aufgehalten
wurden, sodass die Stadtbevölkerung gewarnt werden konnte.
Bild:
Wappen der Schorlemer - Deren Stammsitz konnte hier in SENDENHORST 2003 lokalisiert werden!
Es geht weiter die Straße Wittenberg entlang. Kurz vor dem Erreichen der Hauptstraße führt der Radweg linke Hand in Richtung Gastwirtschaft Waldmutter. Dort angekommen, überqueren wir die Hauptstraße
und fahren an den großen Hardtteichen entlang. Hier fallen Schienen in der Straße auf. Diese gehörten zu einer Lorenbahn, die hier verlief. Mit der Lorenbahn wurde Sand zur Ziegelei abtransportiert,
der hier in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgebaut wurde. Die Hardtteiche sind erst durch den Sandabbau entstanden. Dies ist heute kaum noch zu erkennen. Demnächst soll das Gebiet
Naturschutzgebiet werden.
Viele Sendenhorster haben hier im 20. Jahrhundert das Schwimmen gelernt, trotz Verbot. Vor dem 2. Weltkrieg gab es sogar ein offizielles Natur-Freibad! Auch Übersinnliches gibt es von hier zu
berichten: Angeblich soll hier ein großer schwarzer Hund umhergehen mit riesigem Kopf und glühenden, riesigen Augen, genauso wie ein Kaplan ohne Kopf, der sich hier in der Gegend aufhielt. Auch ein
finsterer Zauberer, genannt Steltenkamp, soll hier einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben…
Weiter geht’s, links am nächsten Bildstock am Hof Vornholz vorbei, vor dem Bahnübergang links ab, dem Hinweisschild zur 100-Schlösser-Route folgend. Es geht in Richtung VEKA und Angel. Auf dem
Erweiterungsgelände der VEKA AG wurde im Jahr 2003 die Hofstelle »Alter Hof« freigelegt, die als Standort des Stammsitzes der einflussreichen westfälischen Familie Schorlemer anzusehen ist. Es
handelt sich wohl um einen Herrschersitz: U. a. wurden hier zwei Schachfiguren und 2 Backgammonsteine gefunden. Diese Steine sind die zweitältesten Schachfiguren, die je in Westfalen gefunden wurden.
Das Schachspiel war ein Privileg des Adels, und somit sollte dieser Stammsitz als Teil der 100-Schlösser-Route mit aufgenommen werden! Leider zeugt (noch) kein Hinweisschild darauf, auch nicht an der
Wetterschutzhütte, die hier vor der nächsten Linkskurve auftaucht. Die Angel kann man von hier aus rechts sehen, direkt daran kommt man jedoch nicht vorbei.
Bild:
Der Autor meint ganz eindeutig, Nymphaeseops Sendenhorstersis Na, wer war für den Joke Vorbild? *)
Vorbei am Regenrückhaltebecken auf der rechten Seite geht es weiter. Dort wo der Radweg aufhört, kommt man auf den Alten Postweg. Rechts geht es zu den Erlebnisbrennereien Horstmann, dem letzten
aktiven Sendenhorster Brennereibetrieb. Schornsteine, wie der am Hof Horstmann, prägten bis Anfang der 1980er Jahre das Sendenhorster Stadtbild, sowohl auf dem Lande als auch in der Stadt. Mit der
Stadtsanierung in den 1970er Jahren wurden die Brennereibetriebe aus der Stadt in die umliegenden Bauerschaften, dem Kirchspiel, outgesourct. Aber auch die Sendenhorster Landbrennereien haben ihre
Brennrechte aufgegeben. Einen »Grenzfall« gibt es: Die Brennerei Schulze Rötering gehört zwar zu Ahlen, der Brunnen, mit dem das Wasser für die Alkoholherstellung gewonnen wird, gehört zu
Sendenhorst. Die Brennrechte entstammen ebenfalls aus Sendenhorst, nämlich der Brennerei Schulze Rötering (Gassner)-Schwarte-Fiehe und wurden bei Aufgabe der Brennerei in der Stadt auf den Hof
Schulte Rötering übertragen. Zu Spitzenzeiten gab es in Sendenhorst-Stadt 12 aktive Brennereien. Davon zeugt der Brennereipfad des Heimatvereins, der im Jahr 2007 angelegt wurde. Im weiteren Verlauf
der 100-Schlösser-Tour kommen wir noch mehrfach mit dem Brennereipfad in Berührung.
Die 100-Schlösser-Route führt nun in die Stadt. Entlang des alten Postweges, vorbei an der Reithalle, gelangen wir auf die Hoetmarer Straße. Hier fahren wir links. Unmittelbar hinter der Bahnschiene
rechts geht es die Ladestraße hinunter. Ggf. wird hier einer der neuen Haltepunkte entstehen, wenn die Westdeutsche Landeseisenbahn tatsächlich wieder reaktiviert wird. Am alten Bahnhof aus dem Jahr
1903 geht es weiter. Wir fahren nach links über die Gartenstraße. Hier, auf »Geiping‘s Wiese«, war in früheren Zeiten die Kirmes ansässig, bis in die 1980er Jahre. Wir gelangen an die Hauptstraße,
fahren nun links in Richtung Innenstadt auf die Kirche St. Martin zu. Ein leichter Anstieg deutet darauf hin, dass die Kirche als Ortsmittelpunkt auf dem relativ höchsten Punkt errichtet wurde,
nämlich auf dem sog. Kiessandrücken.
Die erste romanische Kirche wurde hier vor ca. 1000 Jahren errichtet, eine erste Erwähnung findet man aus dem Jahre 1175. Auf der Ecke ist am Haus Koch eine Hinweistafel zum Brennereipfad zu sehen,
hier befand sich bis
zur Stadtsanierung die Brennerei Jonsthövel. Es geht weiter rechts über die Schulstraße. Am Ende befand sich bis zur Stadtsanierung das Volksschulgebäude. Hier treffen wir auf die nächste
Installation zum Thema Geschichte: den Ausgegraben-Pfad: Der Pfad setzt sich aus verschiedenen Stationen aus den verschiedenen Jahrhunderten zusammen und wurde 2015 anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums
unserer Stadt von J. Krass entworfen und realisiert.
Wenn man nun Appetit auf mehr Sendenhorster Geschichten hat, lohnt es sich, hier die 100-Schlösser-Route zu unterbrechen. Der Brennereipfad beginnt auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit der
Brennerei Kleinhans. Wir können dem Ausgegraben-Pfad weiter folgen, und zusätzlich sehen wir hier einen der »Historischen Augenblicke«. Hierbei handelt es sich um Stromkästen, die in Zusammenarbeit
mit der Stadt Sendenhorst und dem Heimatverein Sendenhorst und Albersloh mit historischen Bildern versehen sind. Nicht nur Geschichtliches gibt es zu entdecken, auch Künstlerisches wie den
Kleinhans-Pfad und den Friedenspfad.
Von hier aus kann natürlich auch direkt die 100-Schlösser-Route in Richtung St. Josef-Stift fortgesetzt werden. Mehr von historischen Rundgängen und Sehenswürdigkeiten und dem weiterem Verlauf der
100-Schlösser-Route in und um Sendenhorst.
*) Nachtrag: Ich habe den Nymphaeseops Sendenhorstersis immer für eine Art "Steinlaus Loritis" gehalten, aber nun bin ich mir, nach einem Fund im Alberlsoh buch von 1996 nicht mehr so sicher...
Sendenhorstia Granulati steht als Fisch, siehe Grafik!
Von Siedlungsspuren, Völkerbewegungen und Hollandgängern 1.6.2016.| CH
Sendenhorst Aus- und Einwanderungen hat es auch hier in unserem Raum immer und zu jeder
Zeit gegeben. Erste aufgedeckte Spuren sind z. B. eine ca. 8.000-10.000 Jahre alte Feuerstelle.
Auch die VORFAHREN DER ALTEN SENDENHORSTER WAREN MIGRANTEN !
Die Feuerstelle wurde 1933 von Mitgliedern des freiwilligen Arbeitsdienstes entdeckt. Dieser war in der Helmbachaue mit Regulierungsarbeiten beschäftigt. Die Feuerstelle liegt auf der Grenze zu
Albersloh, auf der Uferkante des Baches. Dort hat die steinzeitliche Nomadenhorde vor 8.000-10.000 Jahren ein Feuer entzündet, um die Jagdbeute zu braten oder sich vor Kälte zu schützen, so schreibt
H. Petzmeyer.
Bild:
Hier am Martiniring gab es schon Besiedlung vor Christi geburt, wie der Fund des Friehofes beweist.
ERSTE SIEDLUNGSSPUREN
Die ersten Siedlungsspuren auf Sendenborster Gebiet sind die Urnenfriedhöfe "Martiniring"und "Spithöverstraße", die vermutlich aus einer Zeit 600 v. Chr. - 500 v. Chr. stammen. Welcher "Stamm"oder
welches "Volk"diese angelegt hat, ist nicht bekannt. Entdeckt wurden die Urnengräber 1933 an der Spithöverstraße und 1945 am Martiniring. Bild vom Martiniring aus dem Jahr 1950 - siehe unten:
DER GERMANENSTAMM DER BRUKTERER
1971 wurde in der Bauerschaft Alsteine Ansiedlung mehrerer Häuser aus der Zeit um Christi Geburt gefunden. Um Christi Geburt war hier der Germanenstamm der Brukterer ansässig. Die Brukterer waren
auch an der Varusschlacht im Jahr 9 n.Chr. im Teutoburger Wald beteiligt, bei der die römischen Truppen vernichtend geschlagen wurden und deren Einfluss nachhaltig westlich des Rheins verschoben
wurde. Ob es sich dabei um eine Siedlung der Brukterer handelt, lässt sich nicht sagen. Die Brukterer, wanderten auf jeden Fall um 400 n. Chr., wahrscheinlich im Zuge der Völkerwanderung, ab. Unser
Raum war zu dieser Zeit dicht bewaldet und nahezu menschenleer!
Bild vom
Sendenhorster Friedhof 1965
SACHSEN - FRANKEN
Als nächste siedelten sich hier nach ca. 650 die Sachsen an, die ursprünglich aus Jütland stammen (Dänemark). Als nächstes kamen die Franken in Folge Karls des Großen um 800 n. Chr. in unseren Raum.
Zu dieser Zeit begann Bischof Liudger, gebürtig aus Uetrecht, studiert in York, England, die Christianisierung des Münsterlandes von der neu gegründeten Stadt Münster aus (Alter Name: Mimigernaford,
später Monasterium, später Münster). In Sendenhorst gab es die ersten Höfe, wahrscheinlich 6 - 7 Bauerschaften. Dies waren zu dieser Zeit nur ganz kleine Hofverbände. Zu dieser Zeit begann die
Vermischungvon Franken und Sachsen, und es lässt sich keine genaue Zuordnung zu einem der Volksstämme herstellen. Letzten Endes wird man nie feststellen können, ob Sendenhorst sächsisch oder
fränkischen Ursprungs ist.
Albersloh könnte fränkisch sein: Der Name Albersloh heißt ja wahrscheinlich >>Wald des Albrecht<<, und die Kirche ist eine Urpfarrei des Münsterlandes. Somit spräche einiges für die
fränkische Kolonisierung, Vergabe eine Lehens an einen Adeligen, Missionierung.
ANZIEHUNGSKRAFT AUSLAND
Es mussten nicht immer Völkerbewegungen sein, meistens beschränkte sich der Austausch mit dem nächsten Kirchspiel oder der nächsten Stadt. Aber auch das Ausland übte eine große Anziehungskraft aus,
so z. B. die Niederlande. Das Hlg. Römische Reich deutscher Nation bestand von 959- 1803 n. Chr. Es zerfiel im Laufe seiner Geschichte mehr und mehr in fast souveräne Kleinstaaten, die sogar Krieg
gegeneinander führten und Bündnisse mit ausländischen Mächten schließen konnten. Der Zerfall beschleunigte sich nach dem 30-jährigen Krieg immer weiter, bis sich das Reich schließlich 1803 auflöste.
Die Niederlande wurden infolge des Westfälischen Friedens vom Hlg. Römischen Reich unabhängig. Nach dem 30-jährigen Krieg, also nach 1648, kam es in den Niederlanden zu einem lang anhaltenden
Aufschwung. Die aufstrebenden Niederlande mit ihren Kolonien in Übersee sowie die produktive Landwirtschaft benötigten Arbeitskräfte.
PREKÄRE WIRTSCHAFTLICHE LAGE
Die wirtschaftliche Lage im Fürstbistum Münster und somit auch in Sendenhorst war zu de Zeitpunkt prekär. Das Fürstbistum entsprach dem heutigen Münsterland, dem Oberstift und dem sog. Niederstift,
das heute in Niedersachsen liegt. Zu nennen sind die Städte Cloppenburg, Frisoythe und Vechta. Das Fürstbistum bestand als >>Staat<< im Reich bis zu dessen Auflösung im Jahre 1803. Auch
in anderen deutschen Kleinstaaten war die wirtschaftliche Lage nicht besser. Für Sendenhorst ist zu sagen, dass die LeineweberHausindustrie bereits im Begriff war, zu sterben. Es gab viele Arme,
einige Handwerker und nur wenige wohlhabende Bürger, meist im Westen der Stadt ansässig.
DIE HOLLANDGÄNGER
Bild: Schon
damals typisch für Holland: Windmühlen und Kanäle
Somit bildeten sich überall in Westfalen Gruppen, die in dem Nachbarstaat Arbeit suchten, die Hollandgänger. Aus Wikipedia: Die Hollandgänger brachen typischerweise in einer gemeinsamen
Wanderbewegung im Frühjahr von ihrer Heimat zu Fuß auf und nutzten regelmäßig feste Routen, die zu zentralen Treffpunkten führten. Die Wanderarbeiter waren in Holland vor allem als Tagelöhner in der
Landwirtschaft beschäftigt, vielfach als Grasmäher oder Torfstecher. Das Torfstechen galt als die schwerste Arbeit, die allerdings auch am höchsten bezahlt wurde. Andere Hollandgänger arbeiteten als
Seeleute, in der Ziegelindustrie, bei der Geneverherstellung, als Deckenhausierer, Herings- und Walfänger. In der Regel verdingten sich jüngere Männer, seltener auch Frauen, die als Dienstmädchen
oder in Bleichereien arbeiteten. Im späten 19. Jahrhundert bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein war die Hollandgängerei für viele junge Frauen aus den Industriegebieten an der Ruhr
mangels anderer Beschäftigungsalternativen oft die einzige Möglichkeit, zum Familienunterhalt beizutragen. Die Unverheirateten unter den jungen Männern blieben -wie man aus holländischen
Kirchenbüchern entnehmen kann- nicht selten auch dauerhaft in Holland und gründeten dortFarnilien. Ihre höchste Intensität erreichte die Hollandgängerei in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Zahl der Hollandgänger ist nicht genau belegt, wird aber zwischen 1700 und 1875 auf20.000 bis 40.000 im Jahr geschätzt. Bei H. Petzmeyer ist zu lesen:
230 Arbeiter waren 1828 aus dem Kreis Beckum nach Holland gegangen, um beim Torfstich, als Korn- oder Grasmäher Beschäftigung zu finden. Die Regierung in Münster sah die Abwanderung ihrer Untertanen
nicht gern. Sie wies auf die gesundheitlichen Gefahren hin; 4 Arbeiter waren verstorben, 36 waren krank zurückgekehrt. Der Verdienst stehe in keinem Verhältnis zum Aufwand. Hier hatte die Regierung
zweifellos Recht. Der durchschnittliche Nettogewinn eines Arbeiters betrug 15- 16 Taler, zu wenig, um die Familie durch den Winter zu bringen. 1831 verstärkte die Regierung ihre Warnungen. Im
Amtsblatt konnten die Bürgermeister lesen: Um der großen Zahl der Hollandgänger sind in diesem Jahr viele zurückgekommen, ohne dort Arbeit gefunden zu haben. Diese sind durch das Fehlschlagen ihrer
Hoffnungen auf Arbeitsverdienst und durch den Verlust der Reise-Auslagen meistens in Armut geraten. Diejenigen, welche in Holland Arbeit fanden, haben wegen niedriger Arbeitspreise und Teuerung der
Lebensmittel wenig verdient.
Über die Risiken wird berichtet:
"Häufig erkrankten sie auf dem Wege nach Holland oder an ihrer Arbeitsstelle. Durch keine Krankenkasse abgesichert, mussten sie entweder unverrichteter Dinge zurückkehren oder den Verdienst für Arzt
und Arzneikosten verbrauchen. Im Sommer 1828 gingen 15 Schnitter aus Stadt und Kirchspiel nach Holland (2 erkrankt), im folgendenJahrwaren es 13 (2 erkrankt). Von den 13 Arbeitssuchenden des Jahres
1830 kamJohann Heinrich Borgmann nach 6 Wochen krank zurück, 2 hatten keine Arbeit gefunden, die übrigen hatten bei Amsterdam und Leiden insgesamt 152 Taler verdient. Nach dem Hungerjahr 1830 stieg
die Zahl der Hollandgänger zwar auf 15, aber es herrschte ein Überangebot an Arbeitskräften, 8 Sendenherster kehrten zurück, ohne Arbeit gefunden zu haben. Der Tagelöhner Bernard Heinrich Artmann bat
1830 um Unterstützung beim Armenvorstand. Er war "auf der Tour nach Holland zum Grasmähen fast ganz erblindet"
Viele Saisonarbeiter ließen sich aber auch in der Fremde nieder und gründeten dort Familien. Im Zuge der Ahnenforschung habe ich bereits viele Freunde aus den Niederlanden gefunden, so z. B. Herrn
Hanns Bronnemann aus Den Haag - der mit seiner Ahnenforschung dazu beitragen konnte, einen Zweig nach Holland aufzubauen. Er, bzw. seine Ahnen stammen aus Albersloh, geboren als Brünemann. Sie sind
dann nach Sendenhorst ausgewandert und schließlich kam der Vorfahrvon Hanns als Hollandgänger = Sendenherster Saisonarbeiter nach Holland.
Wiedertäufer in Münster & Umgebung - Blutige religiöse Konflikte vor 500 Jahren 1.1.2016.| CH
Wer heute in den Nachrichten Bilder aus Bürgerkriegsgebieten und dort marodierende
religiöse Terrorbanden sieht, der mag denken, »Gott sei Dank gibt es hier so etwas nicht!« Für das Heute mag das stimmen, aber auch scheinbar so friedliche Gebiete wie unser Münsterland wurden vor
knapp 500 Jahren von blutigen religiösen Konflikten erschüttert. Münster und das Münsterland war vor knapp 500 Jahren der Schauplatz des Aufruhrs der Wiedertäufer und natürlich blieben auch die
umliegenden Nachbargemeinden davon nicht verschont.
Die Körbe mit den Leichen
werden ander Lambertikirche aufgehängt. Der heutige Turm ist erst im 19. Jahrhundert errichetet worden, die Körbe aber "Original" Bild: Alter Turm Lamberti mit den Körben
Ursprung der Wiedertäufer s. Wikipedia
Das Täufertum entwickelte sich in den 1520er Jahren als radikaler Zweig der Reformation in der Schweiz, Österreich, Süd- und Mitteldeutschland und etwas später auch im niederdeutschen Raum [=
heutiges Nord-Deutschland]. U. a. ist Melchior Hofmann zu nennen, der täuferische Lehren nach Nord-Deutschland brachte, und es bildeten sich Glaubensgemeinschaften im niederdeutschen Raum aus
(Melchioriten).
Wiedertäufer in Münster
Warum wurde ausgerechnet Münster zum Schauplatz des Täuferreiches? Das hing unter anderem mit den innerstädtischen Auseinandersetzungen zwischen den diese Stadt regierenden Erbmännerfamilien,
Handwerkern und römischkatholischem Klerus zusammen. …
Ab 1531 verbinden sich die Handwerkergilden mit der noch jungen evangelischen Bewegung, die in Münster vor allem von Bernd Rothmann vertreten wurde. Rothmann wird vom münsterschen Domkapitel mehrmals
mit Predigtverbot belegt und schließlich des Landes verwiesen. Rothmanns inzwischen umfangreich gewordene Anhängerschaft, darunter auch wohlhabende Bürger, verhindert dies aber. Franz von Waldeck
setzt sich im Frühsommer 1532 [als neuer Fürstbischof und somit Landesherr] durch und kann ab diesem Zeitpunkt an gegen Münster vorgehen. Zunächst verhängt Waldeck ein Handelsverbot gegen die Stadt
und lässt Vieh von münsterschen Bürgern beschlagnahmen. Im Gegenzug überfallen Münsteraner am 25. Dezember 1532 bischöfliche Berater in Telgte und bringen sie als Geiseln nach Münster. Ein Kompromiss
kann jedoch eine weitere Eskalation verhindern: Der Bischof akzeptiert die evangelischen Prediger in der Stadt, doch die Kirchen und Klöster müssen katholisch bleiben. Bei den Wahlen im März 1533
wird der Stadtrat komplett evangelisch.
Zuzug von Protestanten und niederländischen Täufern
Nun kommen immer mehr Protestanten aus der näheren und weiteren Umgebung in die Stadt, darunter auch viele Täufer aus den Niederlanden. Im Sommer 1533 befindet sich der 23-jährige Jan van Leiden, der
spätere »König« von Münster, erstmals in der Stadt. Er kehrt zunächst in die Niederlande zurück und lässt sich dort von Jan Mathys, dem wichtigsten »Propheten« der niederländischen Täuferbewegung,
als Erwachsener erneut taufen. Im Januar 1534 schickt er Jan van Leiden als seinen Gesandten in die Stadt, gleichzeitig beginnen die Erwachsenentaufen in der Stadt. Die Erwachsenentaufe widerspricht
dem Reichsrecht, was Fürstbischof Franz von Waldeck die Möglichkeit zum erneuten Vorgehen gegen die Stadt gibt. Seine Aufforderung an den Stadtrat, die Täufer auszuliefern, wird von diesem jedoch
abgelehnt.
Aufbau des Täuferreichs - Jan Mathys
Im Februar 1534 erscheint Jan Mathys in der Stadt und setzt sich an die Spitze der Täuferbewegung. Am 23. Februar 1534 setzten sich bei der Ratswahl die Täufer durch, die damit Münster beherrschen.
Bereits einige Wochen zuvor hatten die meisten verbliebenen Katholiken sowie viele nichttäuferische Protestanten die Stadt verlassen. Gebäude der Vertriebenenwerden besetzt oder verwüstet. Nun
beginnt ein radikaler Umbau der Strukturen. Die Täufer führen unter anderem die Gütergemeinschaft ein und lassen das Stadtarchiv verbrennen. Diese Radikalität führt zu erneuten Auseinandersetzungen.
Vor allem die zunehmende Endzeiterwartung der Propheten stößt auf Ablehnung. Für Ostern 1534 verkündet Jan Mathys das Erscheinen Jesu Christi in der Stadt. Fürstbischof Franz von Waldeck hat
mittlerweile den Belagerungsring um die Stadt geschlossen. Als das Erscheinen Christi ausbleibt, zieht Jan Mathys mit einigen Getreuen am Ostertag vor die Stadt, wo er getötet wird.
Weitere Radikalisierung - Jan van Leiden
Nun wird Jan van Leiden Kopf der münsterschen Täufer. Unter ihm radikalisiert sich die Bewegung weiter. Zwar schafft er die zu der Zeit allgemein gebräuchliche Folter vor Vollstreckung eines
Todesurteils ab, aber die Todesurteile vollstreckt er nicht selten persönlich. Im Sommer 1534 wird aufgrund des erheblichen Frauenüberschusses – Verhältnis Frauen – Männer 3:1 – die Polygamie
eingeführt - und das, obwohl die Täufer sich für eine strenge Sittenwacht ausgesprochen hatten. Jan van Leiden nimmt im Verlauf des Täuferreiches 16 Ehefrauen. Im September wehrt die Stadt einen
Sturmversuch der Belagerer ab. Es werden »Missionare« in benachbarte Städte geschickt. Diese werden jedoch entweder von bischöflichen Truppen abgefangen oder in ihren Zielstädten aufgegriffen.
Lediglich in Warendorf übernehmen die Täufer für eine Woche die Kontrolle, werden aber schnell von bischöflichen Soldaten geschlagen. Im Oktober 1534 scheitert auch ein Hilfegesuch an die
niederländische Täuferbewegung.
Belagerung und Rückeroberung Münsters
Die Belagerung der Stadt führt bald zu einer Hungersnot. Es soll sogar die weiße Kalkfarbe der Kirchen abgekratzt worden, in Wasser aufgelöst und als Milch verteilt worden sein. Nach eineinhalb
Jahren wird Münster am 24. Juni 1535 in einem Blutbad eingenommen. Rund 650 Verteidiger werden getötet, die Frauen aus der Stadt vertrieben. Hauptprediger Bernd Rothmann und »Reichskanzler« Heinrich
Krechting können entkommen. Es werden alle Täufer (Männer & Frauen), mit Ausnahme von Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling, hingerichtet.
Verurteilung und Hinrichtung der Anführer
Die drei Oberhäupter werden zunächst im Stift (= Münsterland & westliches Niedersachsen) herumgezeigt. Am 6. Januar 1536 werden sie in Wolbeck zum Tode verurteilt und am 22. Januar zu Füßen der
Lambertikirche, auf dem Prinzipalmarkt, zu Tode gefoltert. Ihnen werden mit glühenden Zangen die Zungen ausgerissen, ihre Körper zerfetzt und nach vier Stunden erdolcht. Ihre Leichen werden in
eisernen Körben am Turm der Lambertikirche aufgehängt zur Schau gestellt, »daß sie allen unruhigen Geistern zur Warnung und zum Schrecken dienten, dass sie nicht etwas Ähnliches in Zukunft
versuchten«. Die Täuferkörbe hängen noch heute an der Kirche. Die Folterinstrumente befinden sich im Stadtmuseum Münster.
Auswirkungen auf Sendenhorst
Neben den zahlreichen katholischen und nichttäuferwilligen protestantischen Flüchtlingen aus Münster, die es in die Nachbarstädte zog, so natürlich auch nach Sendenhorst, waren das größte Problem vor
allem marodierende Banden und desertierte Truppenteile, die Angst und Schrecken in der Gegend verbreiteten. Im Sendenhorster Stadtarchiv findet sich folgender Text aus dem 20. Jahrhundert über die
Folgen der Belagerung Münsters auf Sendenhorst (vermutlicher Autor Bernhard Fascies): …
Zudem verließen große Haufen der Soldaten des Fürstbischofs ihre Fahnen. Die Flüchtigen, die nicht gegen die Wiedertäufer kämpfen wollten, wendeten sich nach Sendenhorst und steckten hier einen Hof
des Gerd von Plettenberg, die Tockenburg, in Brand. Der erzürnte Bischof gab dem Rittmeister Bernhard von Westerholt den Befehl, die Meineidigen zu verfolgen, den Rädelsführern die Köpfe abzuschlagen
und den übrigen zwei Finger der rechten Hand abhauen zu lassen.
Diese hatten sich auf dem im Süden der Stadt gelegenen Jungmannschen Hof verschanzt, der mit einem Graben umgeben war. Hier setzten sie sich tatkräftig zur Wehr. Der bischöfliche Ritter Theodor von
der Recke und sein Vetter, ein Domherr, warfen den Schlagbaum aus und sprengten mit den Reitern den Hof. Doch wurden sie mit einem Kugelregen empfangen.
Der Ritter fiel tot vom Pferde. Der Domherr blutete aus mehr als zehn Wunden. Die übrigen zogen sich zurück und schickten einen Reiter ins fürstbischöfliche Lager, um große Geschütze kommen zu
lassen. Als damit die Belagerung von neuem begann, verloren die Ausreißer den Mut und ergaben sich auf Gnade und Ungnade Sie wurden nach Wolbeck gebracht und in die dortige Kirche eingesperrt. Das
Kriegsgericht verurteilte alle zum Tode. Doch wurden nur die Rädelsführer hingerichtet, die übrigen aber begnadigt.
Es kann nicht immer Sendenhorst sein… - Dillenburg in Hessen 1.11.2015.| CH
Keine Frage, Sendenhorst liegt nahe, aber, bedingt durch berufliche Projekte, verschlägt
es mich als sog. Freelancer und Betriebswirt in diversen Projekten in die verschiedensten Gegenden Deutschlands. Dort habe ich dann neben der Arbeit auf meinen abendlichen Rundgängen durch die mehr
oder minder großen Städte auch die Möglichkeit, Dank des Smartphones und des Internets, auf eine auf eine Art »Arbeits-Urlaubs-Geschichts-Tour« zu gehen. Alles besser als im Hotel vorm TV zu
versauern…
Bild:
Wilhelmsturm über Dillenburg
In meinem aktuellen Projekt hat es mich nach Dillenburg ins Hessische verschlagen. Der Weg führte mich per Bahn über Hagen, dann quer durch das Sauerland, über Siegen nach Dillenburg.
Dillenburg ist eine kleine Stadt mit ca. 20.000 Einwohnern, allerdings nur bedingt mit Sendenhorst vergleichbar. Die Kreisstadt, ich befinde mich im Lahn-Dill Kreis, Kennzeichen LDK oder, ähnlich wie
bei uns BE, geht auch wieder das alte Kennzeichen DIL. Durch Dillenburg fließt die Dill, ein sehr romantisches Flüsschen. Der Fluss hat wohl in früherer Zeit ein tief eingeschnittenes Tal erzeugt.
Die Alt-Stadt lag nur im Tal, mittlerweile sind aber auch sämtliche Seitentäler und Hänge mit Häusern jeglicher Art bebaut. Auf alten Bildern ist das deutlich zu erkennen. Am Ende der jeweiligen
Straßen sind diese dann so steil, dass ich mich frage, wie die Einwohner damit im Winter klar kommen. Wir werden sehen…
STADTGRENZE & ALTSTADT
An der Stadtgrenze beginnt jeweils direkt Waldgebiet. Es gibt kaum Felder, höchstens ein paar Pferdekoppeln, da sich unten im Tal das hessische Landgestüt befindet. In der Stadt gibt‘s alles, was
eine Kreisstadt braucht: Landgericht, Jobcenter, diverse Supermärkte, ganz viele Restaurants. Das liegt an den Touristen, denn Dillenburg ist schon durch seine Geschichte wirklich eine Reise wert.
Über der wunderschönen Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern erhebt sich hoch über der Kirche der weithin sichtbare Wilhelmsturm.
Was hat es damit auf sich? Natürlich habe ich mich das auch gefragt und habe gleich am ersten Abend den steilen Weg bergauf genommen. Zum Glück braucht man keine Ausrüstung, aber für einen
Flachländer – wie für mich Sendenhorster – ist das schon nicht ohne. Mich hatten von vorne herein die vielen holländischen Fähnchen in der Stadt verwundert.
AM SCHLOSS
Oben am Schloss angekommen, konnte man dann auf den Info-Tafeln erfahren, wo der Hase lang lief. Der 1. Holländische König war Wilhelm von Oranien. Wir ahnen schon, wo das »Oranje« herkommt :). Doch
wie kam ein deutscher Prinz zu dem Titel König der Niederlande?
Die Geschichte (auf den Schaubildern und Wikipedia) erzählt:
Wilhelm von Oranien-Nassau wurde 1533 auf Schloss Dillenburg geboren. Im Jahre 1544 trat er das Erbe seines kinderlos gefallenen Vetters René von Chalon, Prinz von Oranien, an. Mit diesem Erbe kam
nicht nur das französische Fürstentum Orange am Unterlauf der Rhone in den Besitz Wilhelms, sondern es fiel ihm auch das reiche Erbe der Linie Nassau-Breda mit den umfangreichen Besitzungen in den
Niederlanden und Luxemburg zu. Um das Erbe allerdings antreten zu können, musste er die elterliche Burg in Dillenburg verlassen und nach Brüssel an den Hof von Kaiser Karl V. übersiedeln, wo er im
katholischen Glauben aufwuchs. Nach der Abdankung Karls V. im Jahre 1555 bemühte sich Wilhelm um ein ähnliches Vertrauensverhältnis zu dessen Sohn und Erben, Phillip II., König von Spanien (Die
Habsburger aus Österreich stellten zu dieser Zeit den deutschen König/Kaiser und den spanischen König.). Phillip versuchte, seine politischen Ziele gegen die Protestanten mit Gewalt durchzusetzen.
Der Glaubensstreit zwischen den Katholiken und Protestanten war in vollem Gange. Münster hatte gerade die Zeit der Sekte Wiedertäufer erlebt (1534/35), und selbst das erzkatholische Münsterland war
im 16. Jahrhundert mehrfach im Begriff, evangelisch zu werden. Erst mit Ende des 30-jährigen Krieges 1648 war im Münsterland der Konflikt zugunsten der Katholiken entschieden.
Zurück zu Wilhelm und Phillip:
Philipp setzte sich über alle politischen und kirchlichen Besonderheiten der einzelnen Provinzen der Niederlande hinweg und regierte mit unnachsichtiger Strenge. Wilhelm von Oranien unterstützte die
Verfolgung der Protestanten nicht. Deshalb stellte er sich an die Spitze der Opposition gegen den spanischen König. In den nun folgenden Jahren verschärften sich die religionspolitischen und
sozialökonomischen Spannungen mehr und mehr, und es kam 1566 zu religiösen Unruhen. Daraufhin sandte König Philipp II. von Spanien Herzog Alba mit einem 12.000 Mann starken Heer in das Land, das kurz
vor einem Religionskrieg stand. Wilhelm von Oranien blieb nur die Flucht. So emigrierte er im Jahre 1567 in das nassauische Dillenburg und entging, im Gegensatz zu vielen anderen niederländischen
Adligen, dem sicheren Tod. Wilhelms gesamter Besitz wurde nun konfisziert, und sein Sohn Philipp Wilhelm, der an der Universität in Löwen studiert, nach Spanien entführt. Er sollte den Vater nie mehr
wiedersehen. Auf Schloss Dillenburg reifte der Entschluss des Prinzen, mit Waffengewalt in die Auseinandersetzungen gegen Philipp II. von Spanien einzugreifen. Der erste Feldzug Oraniens von 1568
führte zu einer vernichtenden Niederlage. Im zweiten militärischen Vorstoß, 1574, gelang es ihm, in Holland und Seeland kriegswichtige Stützpunkte zu erobern und damit Teile der Miederlande zu
befreien. Schließlich trennten sich die nördlichen Provinzen von dem Rest der Niederlande ab und beauftragten Wilhelm mit der obersten Führung im Kampf gegen die Spanier. Dies geschah 1579 in der so
genannten Union von Utrecht.
GEBURTSSTUNDE DER NIEDERLANDE
Dies war gleichsam die »Geburtsstunde« der niederländischen Republik. Die »Utrechter Union« sagte sich dann 1581 in einer Unabhängigkeitserklärung offiziell von Spanien los. 1584 wurde er von dem
Burgunder Balthasar Gérard, einem religiösen Fanatiker, durch drei Pistolenkugeln getötet. Die Niederlande wurden erst nach ca. 80 Jahren Unabhängigkeitskrieg im Jahr 1648 im Westfälischen Frieden
als eigenständiger Staat, vom Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, unabhängig. Dieser Unabhängigkeitskrieg griff auch mehrfach auf das Münsterland über. Mehrfach zogen niederländische und auch
spanische Söldnerheere über die Grenze bis über unsere Gegend hinaus. So wurde Albersloh 1590 von spanischen Truppen geplündert, das Sendenhorster Kirchspiel ebenso, aber auch viele andere Städte im
Münsterland. Immer wenn Truppen Gegnern ausweichen mussten, oder auch, was noch viel häufiger vorkam, die bewaffneten Heere sich Nahrung beschaffen wollten, und um Beute zu machen, wurden Dörfer,
Städte und Weiler geplündert und erpresst. So wurde das Münsterland tief in den Unabhängigkeitskrieg der Niederlande mit hineingezogen.
ZURÜCK NACH DILLENBURG:
Das Schloss, auf dem König Wilhelm geboren wurde, wurde im 7-jährigen Krieg geschleift. Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763), ausgetragen zwischen Friedrich II. (Preußen) und Maria Theresia
(Österreich) sowie deren jeweiligen Verbündeten, wurde auch die kleine Stadt Dillenburg zum Spielball der Mächte… Nach mehreren Schlachten, bei dem das Städtchen mehrfach den Besitzer wechselte,
rückten im Juni 1760 erneut französische Truppen auf Dillenburg vor und begannen mit der Belagerung. Die kleine Schlossbesatzung von rund 350 Soldaten stand nun einer erdrückenden Übermacht von rund
5.000 französischen Soldaten gegenüber. Hauptmann von Düring lehnte es trotz mehrfacher Aufforderung ab, das Schloss zu übergeben. kam es am 13. Juli 1760 zum Verhängnis: Eine Brandbombe,
abgeschossen von der Batterie im Weinberg, hatte einen Heuschober in Brand gesetzt. Da es an Wasser und der nötigen fehlte, griff das Feuer auch auf die übrigen Gebäude über und das Schloss brannte
ab.
So oft Sendenhorst durch Krieg, Brand, Pestilenz heimgesucht wurde, in diesem Krieg kam es zu keinen Kriegsschäden bei uns vor Ort, das Münsterland kam »mit einem blauen Auge« davon. In den Jahren
1872 – 1875 wurde dann der Wilhelmsturm auf dem ehemaligen oberen Schlosshof mit deutsch-niederländischer Unterstützung errichtet. Von den Gesamtbaukosten in Höhe von 29.122 Talern trug allein die
Prinzessin Marianne der Niederlande mit 18.000 Talern den größten Teil. Mit diesem Turm, dem Wahrzeichen der Stadt Dillenburg, hat man Wilhelm I. von Oranien ein bleibendes und weithin sichtbares
Denkmal errichtet. In dem Turm gibt es ein Museum, leider habe ich es noch nicht geschafft, den Turm zu besteigen, aber die Aussicht hier vom Schlossberg ist schon genial.
Wir sind alle Sachsen! 1.11.2015.| CH
Nicht erst seit der Städtepartnerschaft mit unseren sächsischen Freunden aus Kirchberg,
die nun schon 25 Jahre besteht und mit denen wir dieses Jahr unser Jubiläum gefeiert haben.
Bild:
"Wanderung" des Namen Sachsen
Woher stammen die alten Sendenhorster? Ganz eindeutig lässt sich das nicht mehr klären, aber so viel steht fest: Sendenhorst und das Münsterland gehörten bis zur Aufteilung des Herzogtums Sachsen
durch Kaiser Barbarossa zum Herzogtum Sachsen, das in seiner Lage und Einwohnerschaft gar nicht dem heutigen Bundesland Sachsen entsprach. Aber der Reihe nach:
Die erste Erwähnung der Sachsen stammt aus der Zeit um 150 n. Chr. Von Ptolemäus von Alexandria. Er nutzte vermutlich Nachrichten, die während römischer Erkundungsfahrten im Jahr 5 n. Chr. gesammelt
worden sind. Nach Ptolemäus sind die "Saxones" als Stammesverband nördlich der Elbe und südlich der kimbrischen Landenge, also im heutigen Holstein, zu finden.
Mit dem Ende des römischen Reiches setzte die Völkerwanderung ein und die germanischen und auch andere Volksstämme strömten in südlichere Siedlungsräume ein, so z.B. die Sachsen in unsere Gegend. So
sind z.B. typische Sachsensiedlungen in Warendorf und Münster-Gimbte ausgegraben worden, genauso wie ein sächsisches Fürstengrab aus der Zeit um 650 n.Chr. bei Beckum gefunden wurde.
Bild:
Blick von der Margarethenkirche 2020
Die S/W- Bilder aus Kirchberg sind mittlerweile auch schon über 25 Jahre alt, viel hat sich seitdem geändert.
Springen wir wieder ein paar Jahrhunderte weiter: Wir schreiben das Jahr 800 n.Chr. – Der gerade in Rom zum neuen römischen Kaiser gekrönte Karl der Große herrscht über das Reich der Franken. Die
Franken sind ebenfalls ein germanischer Stamm, der, ursprünglich aus Nord-Deutschland kommend, in den Jahrhunderten nach der Völkerwanderung ein neues Imperium aufgebaut hat.
Das Frankenreich umfasst um 800 das heutige Frankreich, die Benelux-Staaten, Teile Süd-Deutschlands, Nord-Italien. Karl führt Krieg an vielen Fronten. Die Langobarden in Nord-Italien bereiten ihm
immer wieder Probleme, die Araber halten weiter Nord-Spanien und stellen eine permanente Bedrohung dar. Gleichzeitig führt Karl seit 776 im Nord-Osten seines Reiches Krieg mit dem heidnischen Stamm
der Sachsen. Karls Mission ist aber nicht nur die Erweiterung seines Imperiums, sondern die Verbreitung des christlichen Glaubens mit Feuer und Schwert. Die Sachsen gliederten sich zu dieser Zeit in
3 Unterstämme: Die Engern (in der Gegend von Braunschweig, Hannover, die Ostfalen und die Westfalen.
Zu Zweck der
Missionierung wurden Missionare bestimmt und ausgesandt. Der für uns bedeutenste Missionar ist sicher Liudger. Er gründete eine Siedlung an einem Ort namens Mimigerneford. An einem nahe gelegenen
Hügel neben einem Fluss-Übergang (Furt). Er errichtete dort eine Domburg und ein Kloster und ließ die Siedlung befestigen. Das Kloster gab dem Ort seinen neuen Namen, Monasterium und das wurde dann
zu …. Münster! Liudger stammte übrigens aus Utrecht und war somit ein West-Friese (Die Niederlande gab es noch nicht).
Liudger begann die Urpfarreien hier im Münsterland aufzubauen. Unter anderem Ahlen, wo er ein Wunder wirkte
und einen Blinden wieder sehen ließ. Albersloh zählt ebenfalls zu den ganz frühen Gründungen Mit der Missionierung wurden die heimischen Sachsen nun in das Frankenreich integriert, wohl eher aber
assimiliert. So ließ Karl ganze Dörfer umsiedeln, z.B. ins Sachsen Kern-Frankenreich, aber auch umgekehrt. Ob die Bauerschaft Sendenhorst nun eine fränkische oder eine sächsische Gründung war, lässt
sich nicht mehr ergründen.
Der christliche Glaube verbreitete sich nun immer weiter und die heidnische Anbetung der Irminsul als dem Weltenbaum (Vermuteter Standort: mehrere Orte Ost-Westfalen) und der alten Götter verschwand
nach und nach.
Das Frankenreich zerfiel in den folgenden Jahrhunderten in einen Ost- und einen Westteil. Der Ost-Teil mit den Stämmen der Bayern, Alemannen, Franken und Sachsen wurde zum späteren Deutschland.
Allerdings handelte es sich hier nicht um ein gemeinsames Reich, sondern mehr um einen Staatenbund unter einem König. Der erste „deutsche“ König war Heinrich I., ein Sachse.
Bild:
Rathaus Kirchberg vor 1990
Sendenhorst, um 900 n.Chr.
(Somit hätten wir auch 1.115 Jahre Seondonhurst feiern können) das erste Mal als Bauerschaft erwähnt, gehörte nun zum Fürstbistum Münster, aber die weltliche Hoheit lag beim Herrscher des Herzogtums
Sachsen. In den darauf folgenden Jahrzehnten erreichte das Stammesherzogtum Sachsen seine größte Ausdehnung (siehe Karte). Das änderte sich um 1180. Heinrich der Löwe war Herzog von Sachsen und ein
mächtiger Gegenspieler seines Vetters Kaiser Friederich I., genannt Barbarossa. Heinrich eignete sich immer Macht im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, so hieß der „Staatenbund“ nun, an.
Unter anderem war er nun auch Herzog von Bayern. Als Barbarossa ihn aufforderte, einmal mehr einen Kriegszug gegen die nord-italienischen Städte (ebenfalls Teil des „Deutschen Reiches“) zu ziehen,
verweigerte ihm Heinrich die Gefolgschaft. Dies verzieh ihm der Kaiser nie und entmachtete bei nächster Gelegenheit Heinrich den Löwen von Braunschweig. Das Herzogtum Sachsen mit Zentrum in
Braunschweig wurde aufgeteilt und dem Erzbischof von Köln zugeschlagen. Das Fürstbistum Münster wurde ein eigener Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Niedersachsen, das
westliche Sachsen-Anhalt und Westfalen lagen im Siedlungsgebiet der Altsachsen oder waren Teil des Stammesherzogtums Sachsen im Mittelalter. Dieses gilt nicht für das heutige Bundesland Sachsen, das
historisch auf die Mark Meißen zurück geht und den Sachsennamen aufgrund von dynastischen Übertragungen - also nur durch „Wandern des Herrschaftstitels“, des Titels “Herzog von Sachsen” erhielt,
nicht etwa aufgrund einer Wanderung der Sachsen selbst. Erst ab dem 16. Jahrhundert wurden die Einwohner der Mark Meißen (Slawen und Thüringer sowie eingewanderte Hessen und Franken) als
“Obersachsen” oder “Sachsen” bezeichnet.
Die heutigen "Sachsen", also die Bewohner der Mark Meißen, sind durch die Einwanderung von süd- und mitteldeutschen Siedlern - Franken, Hessen, Bayern und vor allem Thüringer - in diese ursprünglich
slawischen Gebiete um Dresden, Chemnitz und Leipzig im Verlauf der deutschen Ostsiedlung (11.-13. Jahrhundert) entstanden. Diese neue, namenlose süddeutsch-slawische Bevölkerung hat im 16.
Jahrhundert den Titel ihres Herrschers als Eigenbezeichnung übernommen und damit einen aus Norddeutschland stammenden Namen erhalten, zu dem es keinerlei sonstige Verbindung gibt. Auch ihr Dialekt -
das heutige "Sächsisch" - ist nicht die sächsische Sprache: Sächsisch ist die Sprache der Niedersachsen, die heute als "Plattdeutsch" oder "Niederdeutsch" bezeichnet wird. Niederdeutsch geht auf die
altsächsiche Sprache zurück und wurde bis in das 16. Jahrhundert "Sächsisch" (auf Sächsisch/Niederdeutsch "Sassisch") genannt. Auch Kaiser Otto der Große (936 - 973) sprach Sächsisch, also
(Alt-)Niederdeutsch, welches im Mittelalter als vom Süddeutschen völlig eigenständige Sprache verstanden wurde. Der heute als "Sächsisch" bezeichnete Dialekt gehört dagegen zum Ostmitteldeutschen und
ist eine Mischsprache, die von den aus mittel- und süddeutschen Sprachgegenden stammenden Siedlern der Ostsiedlung geschaffen wurde und die anfangs "Meißnisch" genannt wurde. Ob nun das alte
Sendenhorst von Sachsen oder Franken gegründet wurde, kann abschließend nicht beurteilt werden. Zumal es in den folgenden Jahrhunderten umfangreiche Migrationsbewegungen gab, was zu einer Vermischung
der ehemaligen germanischen Volksstämme führte und darüber hinaus! Wer weiß heute schon noch, woher seine Ur-großeltern stammen, geschweige denn, welchem Volksstamm deren Vorfahren angehörten. Das
Niederdeutsche ist uns noch als Mönsterlänner Platt bekannt, das hier vor Ort bis über den 2. Weltkrieg hinaus die allgemeine Muttersprache war. Leider nimmt dessen Bedeutung mehr und mehr ab.
Letztlich ist es ja auch nicht wichtig, wer nun genau die Vorfahren waren, zumal in letzter Konsequenz alle Menschen aus Ost-Afrika stammen, der Heimat aller Menschen! Zeit: ca. 80.000 v. Chr. Es
stellt sich dann aber noch die Frage nach der Hautfarbe: Die ersten Menschen waren wahrscheinlich dunkel pigmentiert. Früher haben Wissenschaftler die Menschen anhand der Hautfarbe in Rassen
eingeteilt. Dieser Ansatz gilt heute als überholt. Die verschiedenen Farbnuancen spiegeln nur Anpassungen an unterschiedliche Umwelten. In evolutionären Zeiträumen gemessen kann sich die
Pigmentierung schnell verändern. Deswegen gehört die Hautfarbe zu den am wenigsten aussagekräftigen Merkmalen, um Verwandtschaften zwischen Menschengruppen zu erkennen.
Eine Stadt entwickelt sich - 700 Jahre Stadt Sendenhorst 1.8.2015.| CH
Liebe Sendenhorster & Freunde Sendenhorsts, das Jubiläum geht in seine letzte
Phase.
Am 15.08. haben wir ein rauschendes Stadtfest gefeiert. Neben zahlreichen noch stattfindenden Veranstaltungen möchten wir eine herausgreifen:
Dondrekiel
– Tag der Jugend – Das Stationsspiel am Freitag, 04.09.2015, 16 Uhr, bis zum nächsten Tag, Samstag um 12 Uhr. Dondrekiel: Das Wort entstammt dem Plattdeutschen und bedeutet soviel wie »Verdammt, wir
schaffen das!« Der Heimatverein stellt eine Station zur Geschichte (im Hs. Hölscher) und eine Plattdeutsche Station im Hs. Siekmann.
Aber auch die anderen Stationen bieten Spiel, Spaß und Spannung, so z. B. beim Abseilen vom Kirchturm. Es können sich auch noch ganz kurzfristig Jugendliche melden!
Bild:
Tolle Beflaggung der Innenstadt zum Jubiläum
Plattdeutsch
Plattdeutsch ist die ursprüngliche Sprache, in der sich die alten Mönsterlänner unterhielten. Mein Opa war z. B. ein »Nativ-Platt-Speaker«, der Hochdeutsch erst als Fremdsprache erlernen musste. Wenn
er mit uns Kindern in den 1970ern Platt sprach, hieß es jedoch gleich von den Eltern: »Sprich Deutsch mit den Kindern!« Plattdeutsch galt in den 1960ern und 1970ern wohl als provinziell, so dass die
Sprache langsam aber sicher an Bedeutung verlor. Es handelt sich übrigens nicht um einen Dialekt, wie z. B. das Schwäbische. Plattdeutsch und die verwandten Arten bilden das sogenannte
Niederdeutsche, das überall im Norddeutschen Raum gesprochen wurde. Teilweise sogar in den Niederlanden und in den Deutsch-sprachigen Gebieten in Russland. Das Hochdeutsche fand seinen Weg erst mit
der Verbreitung der Buchdruckes im Mittelalter zu uns (Stichwort: Luther-Bibel). Das Plattdeutsche ist viel näher mit dem englischen und dem Niederländischen verwandt. Da ich zurzeit versuche, meine
Kindheitserinnerungen an das Mönsterlänner Platt aufzufrischen, erwische ich mich ständig dabei, dass ich Wörter aus dem Holländischen und dem Englischen mit Platt verwechsle, die Ähnlichkeit ist
nicht zu über«sehen«. Einige Phrasen sind mir jedoch im Gedächtnis hängen geblieben, so meine Lieblingssprüche: »So maak det wohl liehen« – Übersetzt: So mögen wir das leiden, oder auch »Lott de
Bücks men an, da braak wie so düer!«, was so nicht zu übersetzen ist…
Bild:
Stadtgründer Fürstbischof von Münster Ludwig II. von Hessen
Flucht
Auch wenn der Umzug am 15.08. stattfand, der offizielle Stadtgeburtstag ist der 11.08.1315. Zum Anlass ist die erste urkundliche Erwähnung in einem Pachtvertrag genommen worden, da das genaue Datum
leider nicht mehr bekannt ist. Wahrscheinlich wurde Sendenhorst um 1310 zur Stadt erhoben. Der Stadtgründer ist der damalige Fürstbischof von Münster, Ludwig II von Hessen. Mit der Erhebung des
Kirchdorfes zur Stadt waren strategische Vorteile verbunden. Um dem Grafen Engelbert von der Mark (Hamm), mit dem der Bischof in Fehde lag, einen befestigten Vorposten entgegenzusetzen, wurde
Sendenhorst befestigt und dem Kirchdorf die Stadtrechte verliehen. Die nun freien Bürger sollten im Falle einer Verteidigung höher motiviert sein, ihr Hab und Gut und ihre Rechte zu verteidigen.
Allerdings wurde das Städtchen 1323 von Graf Engelbert belagert, dann geplündert und niedergebrannt. Von diesem Schlag konnte sich das Städtchen noch schnell erholen.
Es folgten jedoch noch viele weitere Kriege, Seuchen und vor allem Brände, die die Entwicklung nachhaltig beeinflussten. So sind z. B. die Belagerungen und Durchzüge im 30-jährigen Krieg (1618-1648)
zu nennen. Der Krieg, der zunächst als Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Protestanten geführt wurde, entwickelte sich schnell zu einem Politischen Krieg, bei dem die Religion nur noch eine
Nebenrolle spielte. Das zeigt sich deutlich in der letzten Phase des Krieges, als das katholische Frankreich sich mit dem protestantischen Schweden verbündete.
Ein weißer Trennstrich für den Glauben
Sendenhorst war von jeher katholisch, so ist die erste Erwähnung einer Kirche an genau dem heutigen Standort aus dem Jahre 1175 bekannt. Wer nun glaubt, nach dem 30-jährigen Krieg sei die
Konfessionsfrage vor Ort geklärt, der irrt. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einem starken Anwachsen der Stadt bedingt durch die Flüchtlingsbewegungen aus den deutschen Gebieten jenseits von Oder und
Neiße. Vereinzelt gab es vorher schon evangelische Mitbürger, nun jedoch wuchs deren Anteil sprunghaft an. Mir ist berichtet worden, dass in den 1950ern und 1960ern ein weißer Trennstrich auf dem
Schulhof gezogen wurde, um die evangelischen Schüler von den katholischen Schülern zu trennen. Bei Übertreten der Linie wurden die Schüler mit dem Rohrstock gezüchtigt. Zum Glück sind derlei
Diskriminierungen heute nicht mehr existent. Wer weiß schon noch, ob sein Nachbar evangelisch oder katholisch ist?
Bild:
Der neue Springbrunnen vor der Sparkasse
Gerade im 20. Jahrhundert wurde Sendenhorst auch direkt von weiteren politischen Entwicklungen beeinflusst. So wurde 1977 im Süden das Wohnquartier Garrath errichtet. Hier wurden Spätaussiedler aus
Polen und der UDSSR, vornehmlich aber aus Schlesien angesiedelt. Auch hier gab es anfangs Probleme bei der Integration, die heute, fast 40 Jahre später, kaum noch ins Gewicht fallen. Viele meiner
Bekannten und Freunde kommen aus dem Garrath, und auch hier ist der Unterschied der Herkunft kaum noch zu erkennen. Natürlich nimmt man einen gewissen Akzent aus der damaligen Heimat mit, wenn man
bedenkt, dass Deutsch als Sprache in Polen und der damaligen UdSSR (Bund von Staaten in Ost-Europa mit Russland als Führungsmacht, bis 1990) quasi verboten war. Diese Mitglieder unserer Gemeinde
bilden heute einen wichtigen Bestandteil unserer Stadt-Land-Gesellschaft. Ein Schützenkamerad aus dem Garrath sagte beim letzten Schützenfest augenzwinkernd zu mir: »Wir waren Eure genetische
Rettung«. Meine Mutter kommt ebenfalls aus der ehemaligen Hauptstadt Schlesiens, Breslau, allerdings schon kurz nach dem Krieg. Meine Großeltern aus Schlesien haben hier gebaut und sind hier
begraben. Sie haben sich ebenfalls sehr wohl in ihrer neuen Heimat gefühlt.
Es ist es ja auch egal, ob jemand Poahlbürger oder Zugezogener ist. Dabei sollte auch die Nationalität oder die Religion keine Rolle spielen. Wichtig ist nur, dass wir hier zusammen sagen können: Ich
lebe gerne in Sendenhorst! Was ist eigentlich ein Poahlbürger? Damit ist jemand gemeint, dessen Familie hier schon mehrere Generationen vor Ort lebt. »Sitzen auf einem Poahl = Pfahl, Baumstamm«
Das Zusammenleben weiter stärken
Und unser Zusammenleben muss weiter gestärkt werden. Dazu kommt der Ortsteil Albersloh, mit dem wir seit 1975 verbunden sind. Warum, das habe ich während meiner Geschichtsforschung nicht ergründen
können, aber auch das ist ja gar nicht wichtig. Gegenseitig voneinander lernen und profitieren, das ist wichtig. So beneide ich meine Albersloher Mitbürger um ihren Heimatsinn, ihr Albersloh-Lied und
um die schöne Werse. Wobei die auch nicht immer schön war, so z. B. noch in den 1980ern, als es in Ahlen noch die Kokerei gab und Umweltschutz noch nicht den gesellschaftlichen Stellenwert besaß wie
heute, aber das ist eine andere Geschichte.
Bild:
Der wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemachte jüdische Friedhof auf dem ehmaligen Stadtwall.
Schaue ich auf den Schützen-&Bürgerwald (Begründet 1989), auf unser Naturschutzgebiet Hardt, auf unseren wunderschönen Promenadenring, dann kann ich ebenfalls sagen: Ja, hier ist es grün und
schön! Und auch die Stadt hat viel zu bieten: So unsere Kirche St. Martin, Hs. Siekmann und die erhalten gebliebenen Fachwerkhäuser, denn nicht alles ist während der Stadtsanierung (1970er)
untergegangen, und nicht alles war vorher wirklich schön hier. Ganz aktuell ist die Öffnung des Judenfriedhofes auf dem ehemaligen Stadtwall, eine absolute Bereicherung unserer Stadt. Ich kenn ihn
nur verschlossen. Die Innenstadtverschönerung scheint ebenfalls gelungen, besonders der Spielplatz, der Brunnen und die Bänke. Falls die Umgehungsstraße vielleicht 2020 kommt, muss natürlich neu
überlegt werden, wie die nördliche Kirchstraße und die Schulstraße umgestaltet werden könnten. Der 1. Eintrag zum Thema Umgehungsstraße findet sich übrigens schon 1951 im digitalen Stadtarchiv des
Heimatvereins. Auch die Wiedereröffnung der Westdeutschen Landeseisenbahn / 2018/19? / für den Personennahverkehr wird eine Bereicherung für Sendenhorst und Albersloh bedeuten. Die Stadt hat sich
entwickelt und natürlich auch die Bevölkerung. So sind Bürger vieler Nationen zu uns gekommen, die Veränderungen und Impulse bringen und gebracht haben.
Besonders hervorzuheben sind unsere vielen starken Vereine, die hier aufzuzählen und zu beschreiben, den Rahmen sprengen würde. In den Vereinen, in denen ich tätig bin, sind jedenfalls alle Menschen
willkommen! Auch wenn wir noch viel mehr Gemeinsinn benötigen: Das Zusammenleben vieler unterschiedlicher Gruppen und Menschen macht uns stark und lässt uns auf eine eine gute Zukunft und eine noch
schönere 750-Jahr-Feier im Jahr 2065 hoffen!
Sendenhorster Lustbarkeiten 1.6.2015.| CH
JOHANNIS-BRÜDER - Foto: L. Kreimer
Das 171. Johannisbruderschafts-Schützenfest ist beendet, die Martinus-Schützen sind in ihr 151. Jahr gegangen. Das 700 -Jahr- Stadtjubiläum am 11. August 2015 steht unmittelbar bevor. Der Um¬zug am
Samstag, 15.08., durch die Stadt bildet den Höhepunkt der Feierlichkeiten der Jubiläumswoche. Da ist es interessant zu erfahren, wie das mit den Feiern in früherer Zeit in Sendenhorst war. Aus der
Napoleonischen Zeit ist aus den Archiven ist Folgendes zu erfahren: In Sendenhorst von 1804 bis 1815 – Damals gehörte Sendenhorst zum Großherzogtum Berg. (Ein französischer Vasallenstaat, mit
Düsseldorf als Hauptstadt, die Grenze zu Frankreich verlief ganz in unsererer Nähe, so waren Telgte und Münster seit 1811 direkter Teil Frankreichs) – Aus dem Privat-Archiv einer Sendenhorster
Familie ist folgender Text erhalten: Die uns aus diesem beginnenden 19. Jahrhundert erhaltenen Bürgermeisterakten geben uns manchen aufschlussreichen Einblick in das gesellige Leben der alten
Sendenhorster. So ordnete beispielsweise im Jahre 1810 Maire (Bürgermeister) Langen an, das abends 10 Uhr sämtliche Wirtshäuser geschlossen haben und auch die Lustbarkeiten aufhören mussten.
Beabsichtigten nun Tanz- oder sonstige Gesellschaften – die sich mit Musikanten lustig machen wollten – über die festgesetzte Zeit im Lokale zu verweilen, so hatten sie vorher die Erlaubnis
einzuholen, die jedoch nicht unentgeltlich erteilt wurde. Die Gebühren betrugen bis 10 Uhr abends 8 Schilling, für jede weitere Stunde 2 Schilling Für die Zahlung der Gebühren war der Wirt
verantwortlich, er hatte sie unter Umständen vorschussweise zu zahlen. Er konnte sie von der Gesellschaft wieder einziehen. Die Gebühren standen dem Maire zu, der sie jedoch der Armenkasse zuführte.
Auf diese Art erhielt die Armenkasse einen Zuschuss: »Wer sich lustig machen will, kann auch einen Groschen für die Armen zahlen.« Bei der Erteilung der Erlaubnis wurde den Wirten auferlegt, darauf
zu achten, daß keine verbotenen Spiele, insbesondere nicht mit ungestempelten Karten gespielt wurden. Die jungen Leute wurden angehalten, sich bei Festlichkeiten ruhig und anständig zu betragen.
Schreien und schlechtes Betragen war bei Strafe von 12 Schilling Ordnungsgebühren für die Gendarmerie und Polizeidiener verboten. Im Nichtzahlungsfalle trat eine körperliche Strafe von zweimal zwei
Stunden bei Wasser und Brot ein.
JOHANNISBRUDERSCHAFT, MAGDALENEN-BRUDERSCHAFT, PETER- UND PAUL-BRUDERSCHAFT
An Festgesellschaften bestanden damals die St. Johannis-Gesellschaft – heute die Johannis-Bruderschaft. Ihre Feier fand alljährlich statt und dauerte drei Tage. Sie bestand in einem Aufzuge,
Scheibenschießen auf Stadtsheide (Ostheide) und gemütlichem Beisammensein mit Tanz im Rathaus, das eben nicht nur wie heute nüchternes Verwaltungsgebäude, sondern auch der eigentliche Festsaal der
bürgerlichen Gemeinschaft war. Das Bier wurde eigens zum Johannisfest gebraut. Aus dem Jahre 1811 berichten uns die geschichtlichen Quellen, dass Bürgermeister Langen in Anbetracht der
Lebensmittelknappheit den Versuch machte, die Feier des Festes auf zwei Tage festzusetzen. Er wies zugleich darauf hin, dass mancher Handwerker, der Mitglied der Gesellschaft ist, »nicht nur allein
sein Tagelohn verliert, sondern nebst dem noch Kostenaufwand und Kleidung macht und auch nachher noch einige Tage unfähig ist, der Arbeit nachzugehen.« Neben dieser St.-Johannis-Gesellschaft bestand
noch eine Scheiben- Schießgesellschaft bzw. Magdalenen-Bruderschaft, auch Sodalitäts- Bruderschaft genannt (bestehend aus Bürgersöhnen und Gesellen), die alle Jahre auf St. Maria Magdalena feierte,
und als dritte die Schützengesellschaft bzw. Peter- und Paul-Bruderschaft. Der Verlauf der Jahresfeste war bei allen der gleiche. Von der Magdalenen-Bruderschaft liegt noch im bischöflichen Archiv
ein Schriftstück, in dem es heißt: »Anno 1733 den 22. Juli, haben sich die Junggesellen lustig gemacht und auf dem Rathauß getrunken auf folgende Weiß: 1. Von den beiden Bürgermeister Johan Berndt
Wieler und Ferdinand Hölscher haben Sie daß Bier bekommen. 2. Ahage sein Sohn Johan Heinrich genannt undt Bußmann und Hanhuss aus Steinfurt haben mit der Musik aufgewartet 3. auf Maria Magdalenen
Tag ohne Gefahr um halber fünf sind sie zusammen vom Rathauß gegangen mit der Fahne und Trommel und Musik auf der Gasse gewesen.«
Das Scheibenschießen fand ab 1821 in der Mühlenkuhle statt. Auch verschiedene Bauerschaften feierten bis 1826 ihre Schützenfeste. Vom Kaplan Jönsthövel liest man noch im Jahre 1829: Als 1823
Bürgermeister Röhr Nachfolger des Bürgermeisters Langen wurde, setzte er mit Energie durch, dass Lustbarkeiten im Rathause nicht mehr stattfanden.
NACH DER FRANZÖSISCHEN NIEDERLAGE WURDE EIN DANKFEST ABGEHALTEN!
Ein besonders denkwürdiger Tag in der Zeit der französischen Herrschaft war auch alljährlich der 15. August, der Geburtstag Napoleons. Dieser Tag wurde mit Glockengeläut, feierlichem Gottesdienst und
Absingen des »Te Deum« festlich begangen, um »dem Himmel zu danken für die Wohltaten, die er durch die Hände des Kaisers Napoleon, des allergrößten Monarchen, verbreitet« habe. Man kann sich
vorstellen, in welcher Herzensstimmung diese Feste zu Ehren Napoleons »gefeiert« wurden, der Hunderte und Tausende der Landeskinder auf die blutigen Schlachtfelder fremder Länder schleppte. Bei den
kleinsten Siegen der napoleonischen Waffen mußte in der Kirche ein feierliches »Te Deum« gehalten werden, wobei der Maire und alle Munizipalräte in der ersten Bank in der Kirche Platz nahmen.
Munizipalrat waren um diese Zeit: v. Rehmen, Silling, Sulzer, Arnemann, Lange, Bennemann und Angelkotte.
Nach der französischen Niederlage ist am 28. November 1813 ein allgemeines Dankfest abgehalten worden, das im folgenden Jahre einen größeren Rahmen erhielt. Des Abends vorher musste mit allen Glocken
geläutet werden. An den Festtagen selbst fand um 9 Uhr ein Hochamt statt, um 12 Uhr wurde der Adler am Rathaus aufgehängt, und während des Hochamtes, Te Deums und Aufhängens des Adlers wurden
jedesmal drei Salven mit Gewehr oder sonstigem Geschütz abgegeben. Auch waren alle Lustbarkeiten erlaubt.
DIE NÜTZLICHKEIT DER FEST WURDE ANERKANNT
In den folgenden Jahren gingen die Festlichkeiten und auch das Scheibenschießen sehr zurück. Später bemühten sich dann die oberen Behörden, die Volksfeste wieder neu zu beleben, da sie die
Nützlichkeit dieser Feste anerkannten. Es wurde sogar den Gemeinden aufgegeben, zur Förderung des Scheiben- und Vogelschießens 5 Reichstaler in den Etat zu setzen, die zur Belohnung bzw. als
Schießprämie für den besten Schützen verwendet werden sollten.
Der bereits genannte Bürgermeister Langen hat im Übrigen nichts unversucht gelassen, um den Wohlstand des alten Sendenhorst zu heben. Er bemühte sich im Jahre 1818, den im Oktober j. J.
stattfindenden Herbstmarkt auf alle mögliche Art den Handelsfreunden angenehm zu machen. An alle Einwohner erging die Bitte, dass sie ihre zu verkaufenden Pferde, Kühe und Schweine auf den Markt
vorführen und »sich billig handeln lassen« sollten, damit der Sendenhorster Markttag endlich berühmt werde. Der Markttag soll ein Volksfest sein. Bürgermeister Langen veranlasste den Kaufmann Everke,
in seinem Hause einen öffentlichen Ball gegen »Entrée« abzuhalten, und forderte alle Gemeindeeingesessenen auf, diesen Tag zu einem Freudentag werden zu lassen, »gleichsam als ein Tag der Erholung
von der Ernte«, wie er sich ausdrückte.
AUCH FASTNACHT WURDE GEFEIERT
Selbstverständlich hat man auch in Alt-Sendenhorst Fastnacht gefeiert. Allerdings war Fastnachtsdienstag Schluss des Festes, und zwar unter allen Umständen, denn es war vorgekommen, dass mit großer
Ausgelassenheit bis zum Aschermittwoch gefeiert worden war. Auch kirchliche Festtage wurden Anlass zu gesellschaftlichen Feiern, so Fronleichnam und der Martinstag. Wenn aber an den Tagen getanzt
werden sollte, so musste vorher der Ortspfarrer seine Erlaubnis dazu geben. Von den Festgesellschaften hat sich nur die »Johannisbruderschaft« ununterbrochen bis heute erhalten. Zur Feier eines
allgemeinen Schützenfestes hat sich 1863 der »Allgemeine Schützenverein« von Stadt und Land gebildet. Die Feste beider Gesellschaften sind bodenständig, beide haben heimatlichen Charakter und lassen
heimatliches Wesen und alten Gemeinschaftssinn zur Geltung kommen. Sie sind berufen, bei ihren Mitgliedern die Liebe zu den Dingen der Heimat und das Wissen um ihre Vergangenheit zu pflegen.
AUFRUF ZUM FLAGGEN!
Zum 700-jährigen Stadtjubiläum ist noch zu sagen, dass Stadtbeflaggung erlaubt bzw. erwünscht ist! Die rot-weißen Sendenhorst-Fahnen dürfen gehisst werden. Wer eine grün-weiße Fahne der
Martinus-Schützen besitzt, kann natürlich auch diese hissen. Ansonsten kann auch jede andere Flagge, die Sendenhorst oder eine der gesellschaftlichen Gruppen vor Ort repräsentiert, aufgezogen
werden. Zeitraum ist die Jubiläumswoche zum Stadtgeburtstag von Sonntag, 09.08., bis Sontag, 16.08.
Sendenhorster Lustbarkeiten 1.6.2015.| CH
JOHANNIS-BRÜDER - Foto: L. Kreimer
Das 171. Johannisbruderschafts-Schützenfest ist beendet, die Martinus-Schützen sind in ihr 151. Jahr gegangen. Das 700 -Jahr- Stadtjubiläum am 11. August 2015 steht unmittelbar bevor. Der Um¬zug am
Samstag, 15.08., durch die Stadt bildet den Höhepunkt der Feierlichkeiten der Jubiläumswoche. Da ist es interessant zu erfahren, wie das mit den Feiern in früherer Zeit in Sendenhorst war. Aus der
Napoleonischen Zeit ist aus den Archiven ist Folgendes zu erfahren: In Sendenhorst von 1804 bis 1815 – Damals gehörte Sendenhorst zum Großherzogtum Berg. (Ein französischer Vasallenstaat, mit
Düsseldorf als Hauptstadt, die Grenze zu Frankreich verlief ganz in unsererer Nähe, so waren Telgte und Münster seit 1811 direkter Teil Frankreichs) – Aus dem Privat-Archiv einer Sendenhorster
Familie ist folgender Text erhalten: Die uns aus diesem beginnenden 19. Jahrhundert erhaltenen Bürgermeisterakten geben uns manchen aufschlussreichen Einblick in das gesellige Leben der alten
Sendenhorster. So ordnete beispielsweise im Jahre 1810 Maire (Bürgermeister) Langen an, das abends 10 Uhr sämtliche Wirtshäuser geschlossen haben und auch die Lustbarkeiten aufhören mussten.
Beabsichtigten nun Tanz- oder sonstige Gesellschaften – die sich mit Musikanten lustig machen wollten – über die festgesetzte Zeit im Lokale zu verweilen, so hatten sie vorher die Erlaubnis
einzuholen, die jedoch nicht unentgeltlich erteilt wurde. Die Gebühren betrugen bis 10 Uhr abends 8 Schilling, für jede weitere Stunde 2 Schilling Für die Zahlung der Gebühren war der Wirt
verantwortlich, er hatte sie unter Umständen vorschussweise zu zahlen. Er konnte sie von der Gesellschaft wieder einziehen. Die Gebühren standen dem Maire zu, der sie jedoch der Armenkasse zuführte.
Auf diese Art erhielt die Armenkasse einen Zuschuss: »Wer sich lustig machen will, kann auch einen Groschen für die Armen zahlen.« Bei der Erteilung der Erlaubnis wurde den Wirten auferlegt, darauf
zu achten, daß keine verbotenen Spiele, insbesondere nicht mit ungestempelten Karten gespielt wurden. Die jungen Leute wurden angehalten, sich bei Festlichkeiten ruhig und anständig zu betragen.
Schreien und schlechtes Betragen war bei Strafe von 12 Schilling Ordnungsgebühren für die Gendarmerie und Polizeidiener verboten. Im Nichtzahlungsfalle trat eine körperliche Strafe von zweimal zwei
Stunden bei Wasser und Brot ein.
JOHANNISBRUDERSCHAFT, MAGDALENEN-BRUDERSCHAFT, PETER- UND PAUL-BRUDERSCHAFT
An Festgesellschaften bestanden damals die St. Johannis-Gesellschaft – heute die Johannis-Bruderschaft. Ihre Feier fand alljährlich statt und dauerte drei Tage. Sie bestand in einem Aufzuge,
Scheibenschießen auf Stadtsheide (Ostheide) und gemütlichem Beisammensein mit Tanz im Rathaus, das eben nicht nur wie heute nüchternes Verwaltungsgebäude, sondern auch der eigentliche Festsaal der
bürgerlichen Gemeinschaft war. Das Bier wurde eigens zum Johannisfest gebraut. Aus dem Jahre 1811 berichten uns die geschichtlichen Quellen, dass Bürgermeister Langen in Anbetracht der
Lebensmittelknappheit den Versuch machte, die Feier des Festes auf zwei Tage festzusetzen. Er wies zugleich darauf hin, dass mancher Handwerker, der Mitglied der Gesellschaft ist, »nicht nur allein
sein Tagelohn verliert, sondern nebst dem noch Kostenaufwand und Kleidung macht und auch nachher noch einige Tage unfähig ist, der Arbeit nachzugehen.« Neben dieser St.-Johannis-Gesellschaft bestand
noch eine Scheiben- Schießgesellschaft bzw. Magdalenen-Bruderschaft, auch Sodalitäts- Bruderschaft genannt (bestehend aus Bürgersöhnen und Gesellen), die alle Jahre auf St. Maria Magdalena feierte,
und als dritte die Schützengesellschaft bzw. Peter- und Paul-Bruderschaft. Der Verlauf der Jahresfeste war bei allen der gleiche. Von der Magdalenen-Bruderschaft liegt noch im bischöflichen Archiv
ein Schriftstück, in dem es heißt: »Anno 1733 den 22. Juli, haben sich die Junggesellen lustig gemacht und auf dem Rathauß getrunken auf folgende Weiß: 1. Von den beiden Bürgermeister Johan Berndt
Wieler und Ferdinand Hölscher haben Sie daß Bier bekommen. 2. Ahage sein Sohn Johan Heinrich genannt undt Bußmann und Hanhuss aus Steinfurt haben mit der Musik aufgewartet 3. auf Maria Magdalenen
Tag ohne Gefahr um halber fünf sind sie zusammen vom Rathauß gegangen mit der Fahne und Trommel und Musik auf der Gasse gewesen.«
Das Scheibenschießen fand ab 1821 in der Mühlenkuhle statt. Auch verschiedene Bauerschaften feierten bis 1826 ihre Schützenfeste. Vom Kaplan Jönsthövel liest man noch im Jahre 1829: Als 1823
Bürgermeister Röhr Nachfolger des Bürgermeisters Langen wurde, setzte er mit Energie durch, dass Lustbarkeiten im Rathause nicht mehr stattfanden.
NACH DER FRANZÖSISCHEN NIEDERLAGE WURDE EIN DANKFEST ABGEHALTEN!
Ein besonders denkwürdiger Tag in der Zeit der französischen Herrschaft war auch alljährlich der 15. August, der Geburtstag Napoleons. Dieser Tag wurde mit Glockengeläut, feierlichem Gottesdienst und
Absingen des »Te Deum« festlich begangen, um »dem Himmel zu danken für die Wohltaten, die er durch die Hände des Kaisers Napoleon, des allergrößten Monarchen, verbreitet« habe. Man kann sich
vorstellen, in welcher Herzensstimmung diese Feste zu Ehren Napoleons »gefeiert« wurden, der Hunderte und Tausende der Landeskinder auf die blutigen Schlachtfelder fremder Länder schleppte. Bei den
kleinsten Siegen der napoleonischen Waffen mußte in der Kirche ein feierliches »Te Deum« gehalten werden, wobei der Maire und alle Munizipalräte in der ersten Bank in der Kirche Platz nahmen.
Munizipalrat waren um diese Zeit: v. Rehmen, Silling, Sulzer, Arnemann, Lange, Bennemann und Angelkotte.
Nach der französischen Niederlage ist am 28. November 1813 ein allgemeines Dankfest abgehalten worden, das im folgenden Jahre einen größeren Rahmen erhielt. Des Abends vorher musste mit allen Glocken
geläutet werden. An den Festtagen selbst fand um 9 Uhr ein Hochamt statt, um 12 Uhr wurde der Adler am Rathaus aufgehängt, und während des Hochamtes, Te Deums und Aufhängens des Adlers wurden
jedesmal drei Salven mit Gewehr oder sonstigem Geschütz abgegeben. Auch waren alle Lustbarkeiten erlaubt.
DIE NÜTZLICHKEIT DER FEST WURDE ANERKANNT
In den folgenden Jahren gingen die Festlichkeiten und auch das Scheibenschießen sehr zurück. Später bemühten sich dann die oberen Behörden, die Volksfeste wieder neu zu beleben, da sie die
Nützlichkeit dieser Feste anerkannten. Es wurde sogar den Gemeinden aufgegeben, zur Förderung des Scheiben- und Vogelschießens 5 Reichstaler in den Etat zu setzen, die zur Belohnung bzw. als
Schießprämie für den besten Schützen verwendet werden sollten.
Der bereits genannte Bürgermeister Langen hat im Übrigen nichts unversucht gelassen, um den Wohlstand des alten Sendenhorst zu heben. Er bemühte sich im Jahre 1818, den im Oktober j. J.
stattfindenden Herbstmarkt auf alle mögliche Art den Handelsfreunden angenehm zu machen. An alle Einwohner erging die Bitte, dass sie ihre zu verkaufenden Pferde, Kühe und Schweine auf den Markt
vorführen und »sich billig handeln lassen« sollten, damit der Sendenhorster Markttag endlich berühmt werde. Der Markttag soll ein Volksfest sein. Bürgermeister Langen veranlasste den Kaufmann Everke,
in seinem Hause einen öffentlichen Ball gegen »Entrée« abzuhalten, und forderte alle Gemeindeeingesessenen auf, diesen Tag zu einem Freudentag werden zu lassen, »gleichsam als ein Tag der Erholung
von der Ernte«, wie er sich ausdrückte.
AUCH FASTNACHT WURDE GEFEIERT
Selbstverständlich hat man auch in Alt-Sendenhorst Fastnacht gefeiert. Allerdings war Fastnachtsdienstag Schluss des Festes, und zwar unter allen Umständen, denn es war vorgekommen, dass mit großer
Ausgelassenheit bis zum Aschermittwoch gefeiert worden war. Auch kirchliche Festtage wurden Anlass zu gesellschaftlichen Feiern, so Fronleichnam und der Martinstag. Wenn aber an den Tagen getanzt
werden sollte, so musste vorher der Ortspfarrer seine Erlaubnis dazu geben. Von den Festgesellschaften hat sich nur die »Johannisbruderschaft« ununterbrochen bis heute erhalten. Zur Feier eines
allgemeinen Schützenfestes hat sich 1863 der »Allgemeine Schützenverein« von Stadt und Land gebildet. Die Feste beider Gesellschaften sind bodenständig, beide haben heimatlichen Charakter und lassen
heimatliches Wesen und alten Gemeinschaftssinn zur Geltung kommen. Sie sind berufen, bei ihren Mitgliedern die Liebe zu den Dingen der Heimat und das Wissen um ihre Vergangenheit zu pflegen.
AUFRUF ZUM FLAGGEN!
Zum 700-jährigen Stadtjubiläum ist noch zu sagen, dass Stadtbeflaggung erlaubt bzw. erwünscht ist! Die rot-weißen Sendenhorst-Fahnen dürfen gehisst werden. Wer eine grün-weiße Fahne der
Martinus-Schützen besitzt, kann natürlich auch diese hissen. Ansonsten kann auch jede andere Flagge, die Sendenhorst oder eine der gesellschaftlichen Gruppen vor Ort repräsentiert, aufgezogen
werden. Zeitraum ist die Jubiläumswoche zum Stadtgeburtstag von Sonntag, 09.08., bis Sontag, 16.08.
Promenadengeschichten 1.2.2015.| CH
Einer der schönsten Plätze in der nunmehr 700-jährigen
Stadt Sendenhorst ist zweifellos der (fast) geschlossene Promenadenring. Nur wenige Städte im Kernmünsterland, dem Dreingau, haben einen gleichartigen Grünring zu bieten. Natürlich ist da zuerst die
Münsterische Promenade zu nennen, die zwar erheblich größer ist und ebenfalls mit Bäumen gesäumt ist und zahlreiche Kunstwerke und historische Plätzen entlang führt. Z.B. dem Buddenturm. Viele
Fahrradfahrer sind dort unterwegs, da Münster bekanntermaßen ja als Studentenstadt die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands gilt. Da geht es in Sendenhorst gemächlicher zu.
Bild:
Blick vom Kühl in Richtung Südenpromenade 2005 (mittlerweile zugebaut)
Wie entstanden die Promenaden?
Bei H. Petzmeyer ist zu lesen: Im 7-jährigen Krieg 1756–1763 erkannte man auch im damaligen Fürstbistum Münster die militärische Nutzlosigkeit mittelalterlicher Stadtumwallungen. Bis dahin war unser
Städtchen von einer Doppelgraben-Anlage mit dazwischen liegendem Wall umgeben. Stadttore riegelten die vier Ausfallstraßen ab. Überall im Münsterland begann man auf Befehl des Fürstbischofs von
Münster, die Wälle abzutragen und die Gräben zu verfüllen. So z.B. in Münster, wo in dieser Zeit die Promenade entstand. Auch in Sendenhorst traf der Befehl ein, die Stadtbefestigung zu beseitigen.
Die erste Anordnung zur Planierung der Wälle wurde von den Bürgern einfach ignoriert. Der Krieg war gerade überstanden, 1764 waren einige Häuser auf dem Placken und am Ostgraben abgebrannt Die Bürger
hatten andere Sorgen. Auch Münster ließ sich Zeit. 1778 kam aus Münster ein zweiter Befehl:
Richterlicher Befehl:
Da bereits vor einigen Jahren beamtlich befohlen, daß die Stadtswälle demoliert werden sollten, dieses aber dato nicht befolgt, so ist bei jetziger guter Witterung und wohlfeilen Zeiten damit
unverzüglich der Anfang zu machen und zwar: a) sind die Binnengräften zuzuwerfen b) Bürgermeister und Rat wechseln sich in der Aufsicht ab … e) der Anfang ist vom Westtor zum Osttor zu machen,
unverzüglich.' Münster. den 13. März 1778
1779 konnte die Stadt das erste Teilstück der planierten Wälle auf zwölf Jahre verpachten. Entlang der Außengräfte. die nicht zugeschüttet werden sollte, mußte ein Fahrweg von 9 Fuß (ca. 2,75 m)
freigehalten werden. Ein Jahrzehnt ließen sich die Bürger Zeit, bis sie 1789 das nächste Teilstück der Wälle vom West- zum Südtor, längs des Westgrabens. planierten. Das dritte Wallstück
Südtor-Osttor wurde für 1791 vorgesehen.
1793 kam man nicht weiter »wegen der außerordentlichen Lebensmittelteuerung, damit den Leuten kein Tagelohn entgehe«. Bis 1798 waren keine Fortschritte zu verzeichnen. weil es »an hinlänglicher Erde
mangelt, um den Graben zuzudämmen«.
1800 erging noch einmal eine dringende Aufforderung. Nach einem Vierteljahrhundert wurde das Werk 1802 endlich vollendet.
Nach der Einebnung der Wälle verpachtete die Stadt das Wallland als Gartenland oder als Bleiche. Einen Teil der alten Umwallung nördlich des Osttores übernahm die jüdische Gemeinde als Begräbnisplatz
in Erbpacht. Dieser Judenfriedhof an der Ostpromenade auf dem »Wibbsenwall« entging der Zerstörung in der Zeit der NS-Herrschaft und ist geschichtlicher Zeuge sowohl für die Sendenhorster
Synagogengemeinde als auch für die mittelalterliche Stadtbefestigung. Im Winter 1906/07 begann man mit der Verfüllung der Gräfte mit dem Mergelabraum des Strontianitbergbaus. Der stadtwärts gelegene
Teil der bisherigen Gräben wurde den Gärten und Höfen der »Grabenstraßen « zugeschlagen.
Der Krieg 1914/18 verhinderte einen fach- und sachgerechten Ausbau. Viele Abschnitte der Promenade blieben auf Jahrzehnte Provisorium und Flickwerk.
Heute stellt die Promenade einen (fast) geschlossenen Grüngürtel dar. Ein kleines Teilstück, ab der Neustraße bis zur Nordstraße, ist damals bebaut worden. Der Grund dafür ist leider (noch) nicht
bekannt. Machen wir nun einen kleinen Rundgang (Dauer: ca. 40 min), beginnend ab der Kreuzung Promenade und Neustraße in Richtung Osten. An dieser Stelle kann natürlich nicht auf alle Gegebenheiten
der Promenade eingegangen werden. Auf der Ecke kann man ein kleines Häuschen sehen. Hier betrieb der verstorbene Einzelhändler Willi Blechschmidt einen Kiosk, bevor der Einzelhändler für Tabakwaren,
Zeitungen sein Geschäft an der Nordstraße eröffnete. Besonders war es, dass es bei ihm wirklich alles zu kaufen gab, zumindest „gefühlt“.
In der gesamten Promenade fallen die aufgestellten Spiegel des Friedenspfades auf. Wenn man in diese Spiegel schaut, sieht man stets die Kirche St. Martin und den auf dem Spiegel aufgetragenen
Begriff. Folgt man der Promenade, die ab dieser Stelle in früheren Zeiten mit Akazien bepflanzt war, nach Osten, kommt man an den schon erwähnten Judenfriedhof, das letzte erhaltene Stück des
ehemaligen Walles. Die Grabsteine tragen auf der Stadtabwärts gelegenen Seite hebräische Inschriften und auf der anderen Deutsche. Sie zeugen von einer lebendigen jüdischen Gemeinde in Sendenhorst im
18./19. Jahrhundert in Sendenhorst. Wir folgen der Promenade und überqueren das Osttor und die Hier gehen mehrere Wege, Pättkes ab, die es sich ebenfalls lohnt, zu Fuß zu erkunden.
Wir kommen an die Stempelkugel. Es handelt sich um eine große Steinkugel. Sie stammt von Ulrich Rothmund aus dem Jahre 1999. Diese kann man über das Sandbett rollen und der in Spiegelschrift auf der
Kugel eingemeißelte Spruch des Matthäusevangeliums (Mt. 5, 3-10) ist dann auf dem Grund lesbar. Eine interessante Sendenhorster Geschichte ist, dass die Kugel schon mal von Unbekannten bis zur Kirche
gerollt wurde, was dem Pflaster gar nicht gut bekam. Da die Kirche auf dem Kiessandrücken liegt, also leicht erhöht, dürfte das bei dem Gewicht der Kugel kein Spaß gewesen sein.
Es folgt eine scharfe Rechtskurve in die Schluse. Hier ist die Straße nur mit einer Reihe Bäume von der Promenade abgetrennt. Der Grund dafür ist, dass diese Promenade beim Bau der Schluse verlegt
wurde, eine weitere Baumreihe fiel der Baumaßnahme zum Opfer und der Baum-Innenring wurde somit zum Außenring. Überschreiten wir nun die Südstraße. Rechts ist das „kaiserliche Postamt“, das Haus
Bonse, zu sehen. Kaiserlich bezieht jedoch nicht auf das 1871 durch Bismarck gegründete Deutsche Reich, sondern auf das Heilige römische Reich deutscher Nation, dem Herrschaftsbereich der
römisch-deutschen Kaiser vom Mittelalter bis 1806 zu dem auch das Fürstbistum Münster gehörte.
Die Auflösung des 1. Deutschen Kaiserreich 1806 bedeutete das Ende der Kaiserlichen Reichspost. Die Post wurde nach der Napoleonischen Zeit an die Nordstraße in das Haus Langen verlegt, wo sie bis
zur Stadtsanierung untergebracht war. Auf der linken Seite fällt einem der Schornstein der ehemaligen Brennerei Bonse auf. Es handelt sich um den letzten Brennereischornstein innerhalb der Stadt und
zeugt von der Brennereitradition in Sendenhorst (Stadt der Kornbrenner). Eine Hinweistafel des Brennereipfades (Station 12) weist darauf hin. In früherer Zeit standen hier Linden und somit war hier
die die "Lindenpromenade“. Weiter geht’s in Richtung Kardinal-von-Galen-Schule. Wir kreuzen die Overbergstraße. Links ist das Türmchen der Grundschule mit dem ABC-Fähnchen zu sehen. Nun gelangen wir
über die Weststraße in die Westenpromenade. Entsprechend der ehemaligen Bepflanzung wurde dieses Teilstück auch "Kastanienpromenade" genannt.
Nach dem wir wieder ein paar Meter weiter gegangen sind, lohnt es sich wieder, auch die Pättkes zu erkunden, die von der Promenade abführen. Wir kommen nun an die Nordstraße. Über den Zebrastreifen
halten wir uns ein kleines Stück links in Richtung Bahnhof und „umwandern“ das „zugebaute“ Stück.
Wir gelangen wieder an den Ausgangspunkt des Rundgangs. Es gibt noch viele weitere Sehenswürdigkeiten, Kunstwerke und Geschichten, die noch genannt werden könnten.
Entdecken Sie einen unserer schönsten Sendenhorster Wege!
Am Karsamstag 1945 war der 2. Weltkrieg in Sendenhorst vorbei 7.5.2015.| J. Thesing
Die Bürger leisteten den Alliierten keinen Widerstand. Ja, „Sendenhorst fiel kampflos“. So titelten die
Westfälischen Nachrichten im Jahr 1970 richtig in Erinnerung an den 25. Jahrestag des Kriegendes.
Über das Westtor rückten die Alliierten 1945 in die Stadt Sendenhorst ein. Am St.-Josef-Stift wurde verhandelt. Dieses Foto stammt vermutlich aus dem Jahr 1931.
Nein, der Einmarsch der Alliierten, der mehr ein Durchmarsch war, ging in den Tagen um Ostern 1945 weder ohne Zerstörungen noch ohne Verletzte, zutiefst Beunruhigte und auch nicht ohne einige Tote
vonstatten.
Richtig ist aber die Erinnerung älterer Sendenhorster, dass die Stadt den Einmarsch ohne größere Kampfhandlungen und damit auch ohne größere Verluste an Menschenleben überstand. Und das auch, weil
die Bewohner umsichtig handelten, ihren eigenen Kopf behielten und sich Befehlen der Parteiführung widersetzten. Gekämpft wurde an einigen kleineren „Fronten“ trotzdem. „Einige bewaffnete
Hitlerjungen leisteten den Amerikanern in einem Straßengraben in der Bauerschaft Rinkhöven Widerstand und fanden sinnlos den Soldatentod“, schreiben die WN im Jahr 1970.
Am Karfreitag vor 70 Jahren zeichnete sich für die Sendenhorster das Ende des Zweiten Weltkrieges ab. Zwar hatte die örtliche Kommandantur am Westtor in Höhe des heutigen Sportplatzes Mitte März eine
Panzersperre mit Verteidigungsgräben vorbereitet, doch die sollte sich nur wenige Tage später als unnütz erweisen.
Die Menschen in der Stadt hatten sich auf den unvermeintlichen Einmarsch vorbereitet. Nicht in erster Linie militärisch, sondern rein menschlich, um es mal so auszudrücken. Hab und Gut sowie
Lebensmittel wurden versteckt, und von den da noch zahlreichen Kornbrennereien wurde der Sprit zuweilen im Milchkannen auf die umliegenden Höfe gefahren oder in die Häuser in der Stadt getragen,
berichten die WN. „Und manch einer nahm dabei selbstverständlich nach geraumer Zeit auch mal wieder einen guten Schluck.“ Sendenhorst lebte also, sagen wir es so mal angesichts des zu Erwartenden,
pragmatisch. Und da die Frauen das in jener Zeit offenbar eh sein mussten und wohl auch waren, legten sie in entlegenen Winkeln der Häuser behelfsmäßige weiße Fahnen zurecht. Denn in der Region hatte
sich das Gerücht verbreitet, dass der Einmarsch der Alliierten ohne Kämpfe und Blutvergießen vonstatten gehen würde, wenn weiße Fahnen gehisst würden. Einerseits. Andererseits hatte sich auch
herumgesprochen, dass die vor den Amerikanern zurückweichenden deutschen Einheiten der Waffen-SS rücksichtlos auf alle Häuser schießen würden, an denen voreilig die weiße Flagge als Zeichen der
Kapitulation zu sehen war. Also hielten die Frauen die Zeichen des Friedens einstweilen versteckt. Und dann gab es noch die Sendenhorster, die ihr Hab und Gut auf Handkarren gepackt hatten, um die
Stadt bei Kämpfen schnell verlassen zu können.
Die örtliche Parteileitung sah die ganze Angelegenheit naturgemäß zunächst ein wenig anders. Sie wollte die Stadt, auch mit Unterstützung der Gebietsführung der Hitlerjugend, die von Münster nach
Sendenhorst evakuiert worden war und in Baracken in der Mühlenkuhle ihr Quartier bezogen hatte, verteidigen. Am Karfreitag 1945 sollte aus zurückweichenden Truppen, der Hitlerjugend und auch Männern
aus Sendenhorst eine Kampftruppe für die Verteidigung der Stadt zusammengestellt werden. Die Parteifunktionäre hatten alle „brauchbaren“ Sendenhorster Männer erfasst.
Doch diese wollten sich nicht dafür hergeben, das zu verhindern, was eh unausweichlich war. Manch einer, schreiben die WN, soll die fällige Vereidigung zum „Volkssturm“ nicht allzu ernst genommen
haben. Daran haben wohl auch ernstzunehmende Drohungen nichts geändert. Wie dem auch sei: Die Männer der Stadt weigerten sich, die Panzersperre zu schließen, wie es die Parteileitung befohlen hatte.
Und so wurde sie beseitigt – es war der Anfang vom Ende des Krieges in Sendenhorst.
Am Karfreitagabend und in der Nacht zum Karsamstag war in Sendenhorst von weitem her Geschützdonner zu hören. Die Truppen rückten aus Richtung Drensteinfurt an. Am Karsamstag tauchte gegen 14 Uhr ein
amerikanisches Aufklärungsflugzeug über Sendenhorst aus. Die amerikanischen Panzer feuerten etwas später am Westtor einige Granaten ab. Vermutlich, weil die Soldaten Widerstand in den ausgehobenen
Verteidigungsgräben vermuteten. Dabei soll es auch Tote gegeben haben. Doch ernsthafter Widerstand blieb aus. Am St.-Josef-Stift soll der dorthin evakuierte Bischof von Münster und spätere Kardinal
Clemens August Graf von Galen mit den Amerikanern verhandelt haben.
Die amerikanischen Panzer fuhren durch die Stadt in Richtung Warendorf und Tönnishäuschen. Überliefert ist, dass Frauen aus der Stadt schon beim Anflug des Aufklärungsflugzeug weiße Laken geschwenkt
haben sollen. Beim Einrücken der Panzer hingen dann die weißen Fahnen in den Fenstern. „Es wurde auch beobachtet, dass einige Frauen und Mädchen den Amerikanern spontan einen Willkommensgruß
anboten“, berichten die WN im Jahr 1970.
Der Krieg in Sendenhorst war vorbei, auch wenn in den Tagen, Wochen und Monaten danach vieles schmerzvoll, nicht schön und ganz sicher nicht reibungslos über die Bühne ging. Doch das ist eine andere
Geschichte.
Was schert mich das, was die Regierung will 24.1.2015.| J. Thesing
Die Sendenhorster pflegten selbstbewusste Ansichten über ihre Lernstätten / Große Klassen, wenig Lehrer und
ein geiziger Schulvorstand
Bild:
Die Schulstraße im Jahr 1901
Der "Klotz" im Hintergrund ist die neue Schule, die eingeweiht wurde. Das gab es in der offiziell 700-jährigen Geschichte der Stadt nicht nur in den vergangenen Jahrzehnten: eine Schule, die zu klein
ist. Im Gegenteil. Wobei sich der Satz „Ich geh zur Schule“ im 19. Jahrhundert grundlegend anders darstellte, als es heute ist. „Die Schule“ – das waren in späteren Jahren nach der Gründung der
sogenannten „Vorschule“ einige bescheidene Unterkünfte, die im Zentrum der kleinen Stadt verteilt waren.
Die Bevölkerung der Stadt wuchs stetig, was insbesondere auch die Pädagogen zu spüren bekamen. Besuchten im Jahr 1777 noch 100 Kinder die damals einzige Knabenschule, wie der damalige Pastor Kuipers
stolz berichtete, so waren es 50 Jahre später schon weit mehr – das Bevölkerungswachstum zeigte Wirkung. Doch der Raum für den Unterricht wurde zunächst nicht ausgeweitet. Das betraf erst einmal die
Knabenschule, die dann 1837 vergrößert wurde. Allerdings anders als heute: Im „großen Schulzimmer“ wurden 130 Kinder unterrichtet – zeitgleich.
Wenn heute über zu große Klassen und möglicherweise beengte Verhältnisse diskutiert und lamentiert wird, müsste das den damaligen Schulverantwortlichen vermutlich als Witz vorgekommen sein. Im Jahr
1855 begann die damals 22-jährige Maria Perger den Unterricht für 54 Jungen und 43 Mädchen in der „Vorschule“, die im alten Rathaus untergebracht war. Es gab drei Lehrer, die jeweils 120 bis 140
Kinder unterrichteten, berichtet Heinrich Petzmeyer in seiner „Stadtgeschichte“. Knapp 15 Jahre später kam eine vierte Klasse hinzu – die ebenfalls im Rathaus untergebracht werden musste. Dazu wurde
das Dachgeschoss mit Fenstern versehen und umgebaut. Aber den zuweilen etwas starrköpfigen Stadtverordneten wurde langsam klar, dass das keine Dauerlösung sein könnte. Nach der baldigen
Fertigstellung der neuen Pfarrkirche wollten sie einen Schulneubau in Angriff nehmen. Und das natürlich auf die spezielle Sendenhorster Art.
In Sendenhorst gab es damals die Armenstraße, die später zur Schulstraße wurde, an der das baufällige Armenhaus stand. Dieses war zuletzt nur noch von einer Witwe bewohnt worden, die sich bis zu
ihrem Tod gegen den Auszug gesträubt hatte, berichtet Heinrich Petzmeyer. 1873 kaufte die Stadt das Grundstück und die Gebäude der neben dem Armenhaus wohnenden Witwe Bäumer, um eine Schule bauen zu
können. Politisch war das alles nicht ganz so einfach, denn Sendenhorst bestand über lange Zeit aus zwei verschiedenen Gemeinden: Stadt und Kirchspiel. Doch beide einigten sich 1876 auf den Bau der
neuen Schule, in der fünf Klassen und ebenso viele Lehrerwohnungen untergebracht werden sollten. Damals war es üblich, dass Lehrer in den Schulen wohnten – und dort auch einen Garten unterhielten,
was im Bezug auf diese Schule später noch eine besondere Rolle spielen sollte.
Die Schule wurde gebaut, aber sie passte irgendwie wohl so gar nicht ins Stadtbild. Ein „grundsolider Klotz“ soll sie gewesen sein, und im Oktober 1878 zogen 450 Schüler, drei Lehrerinnen und zwei
Lehrer ein. Bislang lernten und arbeiteten sie in Gebäuden an Nordstraße, Kirchstraße und Marktplatz. Für die Gemeinde war der Fall damit erstmal erledigt, für die Schüler und Lehrer offenbar nicht.
Ein Streitfall waren Toilettenanlagen, für die die Gemeinde laut Petzmeyer zunächst kein weiteres Geld ausgeben wollte. Die Lehrer übernahmen die Vorfinanzierung der Pumpenanlage im Gebäude, die erst
1889 vom Schulverband beglichen wurde.
Der Schulrat bemängelte fünf Jahre später fehlende Spiel- und Turnflächen für die Schüler. Doch die Schulverantwortlichen hielten beides „den ländlichen Verhältnissen“ entsprechend für ausreichend.
Letztere bedeuteten übrigens, dass auf dem Schulgelände unter anderem der Feuerwehrturm stand und eben jene Gärten für die Lehrer angelegt waren. Erst 1905 soll der Schulhof vergrößert worden sein.
Verantwortlich für alle Entscheidungen vor Ort war übrigens der Schulvorstand. Dem gehörten der Pfarrer und der Bürgermeister an. Und bis zum Ersten Weltkrieg zudem eine ganze Reihe von
Schnapsbrennern und Bauern. Zu den Aufgaben gehörte unter anderem die Festlegung der Lehrergehälter, die über die kommunalen Steuern finanziert werden mussten. Den pädagogischen Rahmen gab die
Regierung vor.
Offenbar war die Stadt auch in diesen Jahren schon ziemlich klamm, denn um die Bezahlung der Lehrer gab es immer wieder Streit. Während die Regierung vor dem Ersten Weltkrieg beschlossen hatte, das
Salär der Pädagogen anzuheben, hielt der Sendenhorster Schulvorstand das für wenig hilfreich und zögerte die Erhöhung hinaus. Für einen Schulleiter – damals Hauptlehrer – sollte schon gar kein Geld
ausgegeben werden. Der Schulvorstand war sich sicher, alle wichtigen Entscheidungen selbst treffen zu können. Geizig waren die Sendenhorster offenbar auch bei der Einrichtung neuer Klassen und der
damit notwendigen Einstellung weiterer Lehrer. Obwohl die Regierung beides längst angeordnet hatte, weigerte sich der Schulvorstand fünf Jahre lang. Die Argumentation: Die Zahl der Schüler in einer
Klasse betrage doch „nur“ 76 bis 83. Und die Schülerzahlen würden in den kommenden Jahren zurückgehen. Und bis dahin könnten die Lehrer ja Überstunden machen.