Heimatverein Sendenhorst e.V. - *1925
Heimatverein Sendenhorst e.V. - *1925

Historische AugenBLICKE im Flyer "5rund" - 2020 und mehr

Wir verschönern ehemals hässliche Stromkästen. Hier auf dieser Seite aber 'nur' die Augenblicke in Sendenhorst-Stadt & wir haben auch ein paar Bilder mehr! Albersloh gibt es hier (Extern) |  Bei uns hier:

Weststr-Fußgängerzone | S'horster Rathaus| S'horster Sparkasse| Kirche St. Martin | Möllers-Lücke|  Hotel Ridder(Volksbank)| Lewe-Plüschke| Ecke Kühl-Südstraße| Hs.Siekmann| St.Josef-Stift & J.Spithöver|  Evangelische Gemeinde| Neustraße-Ostgraben ||| Mehr (aus Albersloh) - Lohnt sich auf jeden Fall

Grußwort B. Streffing

Historische AugenBLICKE, so lautet der Titel der Initiative der Stadt Sendenhorst und der Heimatvereine Sendenhorstund Albersloh, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, nicht nur für eine Verschönerung von verwitterten Stromverteiler schränken im Innenstadtbereich zu sorgen, sondern auch Einblicke zur Standortansicht aus früheren Jahren zu schaffen. Ziel ist es,  sogenannte „Hingucker“ zu schaffen, die Jung und Alt kurzzeitig zum Verweilen und Nachdenken einladen.

Historische AugenBLICKE, so lautet der Titel der Initiative der Stadt Sendenhorst und der Heimatvereine Sendenhorstund Albersloh, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, nicht nur für eine Verschönerung von verwitterten Stromverteiler schränken im Innenstadtbereich zu sorgen, sondern auch Einblicke zur Standortansicht aus früheren Jahren zu schaffen. Ziel ist es, sogenannte „Hingucker“ zu schaffen, die Jung und Alt kurzzeitig zum Verweilen und Nachdenken einladen. Wie die Gebäude, die sich nahe des Standortes befinden, heute aussehen, ist Jedem klar. Aber was war hier vor einigen Jahren oder Jahrzehnten? Wie hat sich unsere Stadt verändert? Die historischen AugenBLICKE sollen Jedermann einladen, kurz inne zu halten und die Veränderung am Standort im Laufe der Zeit zu betrachten. Ergänzende Informationen zu den präsentierten Fotos können an jedem Standort über eine kurze Bilderläuterung sowie ergänzend durch einen QR-Code abgerufen oder auch von Zuhause aus unter www.historische-augenblicke.de betrachtet werden. Mit Sicherheit werden bei älteren Betrachtern „Erinnerungen und Geschichten“ geweckt, bei Jüngeren vielleicht Interesse.

Genau diese Mischung ermöglicht es, die Inhalte zu den Standorten generationenübergreifend weiter zu vervollständigen und somit aktiv etwas gegen das Vergessen von so mancher Geschichte oder Anekdote beizutragen. Wenn Sie Interesse haben, die Initiatoren bei Ihren Recherchen zu unterstützen oder vielleicht Sponsor von einem historischen AugenBLICK werden möchten, dann kontaktieren Sie mich gerne. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Entdecken der historischen AugenBLICKE. Ihr Berthold Streffing (Bürgermeister)

 
     

Das Sendenhorster Rathaus

Sendenhorst • Unmittelbar in der Stadtmitte, in der östlichen Verlängerung des Langhauses der Katholischen Pfarrkirche St. Martin, an der Kirchstraße, befindet sich im Herbst des Jahres 2011 seit nunmehr 100 Jahren das Rathaus der Stadt Sendenhorst. DDer Vorgängerbau des heutigen Rathauses befand sich Anfang 1911 ebenfalls rd. 100 Jahre an gleicher Stelle. Am 28. März 1911 wurde darin die letzte Stadtverordnetenversammlung abgehalten.

Während der Bauzeit des neuen Rathauses fanden die Stadtverordnetensitzungen in provisorisch hergerichteten Räumen bei Düring statt. Das Material des alten Rathauses fand Verwendung für einen Neubau gegenüber dem St. Josef-Stift am Rande der früheren Mühlenkuhle. Den Auftrag hierzu erhielten der Maurermeister Th. Holthaus, Bauunternehmer Joseph Schmetkamp und Anton Brandhove. Dieses Gebäude wurde zunächst als Jugendheim mit Turnhalle, später zum Teil als Schulräume und zuletzt als Notunterkunft genutzt. Vor etlichen Jahren ist dieses im Volksmund lange Zeit als „altes Rathaus“ bezeichnete Haus dann abgebrochen worden, es musste einer Neuplanung als Parkplatz gegenüber dem St. Josef-Stift weichen.

Nachdem mit den ersten Abbrucharbeiten am alten Rathaus bereits im Winter 1910/11 begonnen wurde, entstand ab Frühjahr 1911 das neue Rathaus am Marktplatz. Der Erläuterungsbericht zum Neubau des Rathauses des Architekten Diening vom 2. März 1911 ist folgende Beschreibung zu entnehmen: „Das alte Gebäude auf dem Grundstück Ecke Oststrasse u. Marktplatz wird niedergelegt und auf Grund anliegender Pläne pp ist beabsichtigt, ein neues Rathaus auf vorbenannter Baustelle zu errichten. Der Rathausneubau ist in Keller- Erd- Ober- u. Dachgeschoss projektiert. Grundlegend für die ganze Gebäudegestaltung ist der Erdgeschossgrundriss, in welchem sämtl. Diensträume untergebracht sind. Der Haupteingang liegt in der Gebäudeachse an der Front am Marktplatz. über eine Freitreppe im Vorflur gelangt man in den Hauptflur. Die Diensträume des Bürgermeisters – Amtes sind im linken Gebäudeteil angeordnet, sämtl. vom Hauptflur aus zugängig und gliedern sich in Stadtkasse, Amtszimmer des Bürgermeisters u. Amtsbureau. Die Toiletten (2 Closets u. Pissoir) nebst Waschgelegenheit liegen im hinteren Gebäudeteil u. sind vom Querflur aus erreichbar. Der Gebäudeteil rechts vom Haupteingang enthält die Sparkasse, der Vorraum für das Publikum, Tressoranlage u. das Dienstzimmer des Rendanten, alle vom Hauptflur erreichbar.

Blick aufs Rathaus - Europawahl 2004 Der Sitzungssaal befindet sich im Obergeschoss. Die Dienstwohnung des Bürgermeisters ist ebenfalls im Obergeschoss untergebracht u. umfasst Diele, 5 geräumige Zimmer, Küche mit Vorratskammer, Bad u. Closet. An der Strassenfront über dem Haupteingang ist ein Balkon vorgesehen. Zur Bürgermeisterwohnung gehören ferner noch im Kellergeschoss Vorrats- und Kohlenkeller. Ausserdem birgt das Kellergeschoss noch die Dienstwohnung für den Polizeidiener, sowie die Heizung u. drei Gefangenen – Zellen. Das Dachgeschoss enthält die Waschküche, den Trockenspeicher u. drei Mansardenkammern, welche ebenfalls zur Bürgermeister –Wohnung gehören. Das Gebäude wird in allen Teilen massiv errichtet u. zwar Fundament- Keller- u. aufgehendes Mauerwerk der Umfassungsmauern pp in Ziegelsteinen. Die inneren Fachwände werden teils mit Schwemmsteinen, teils mit Ziegelsteinen ausgemauert. Ausserdem sind noch für die übrigen Scheidewände Cementplatten vorgesehen. Die Kellerdecke besteht aus Schlackenbeton zwischen T – Trägern, die übrigen Decken sind ortsübliche Holzbalkendecken mit Zwischendecken. Der Kellerfussboden besteht aus Cementbeton. Für die Wohnräume daselbst ist Holzfussboden auf Unterlagen vorgesehen. Für die Erdgeschoss - Räume wird Steinholz – Fussboden verwendet.


Bild: 1933 - 1945 Auch bei uns - Die Nazis im Rathaus

Das Obergeschoss erhält Holzfussboden. Sämtl. Wandflächen werden in Kalkmörtel glatt verputzt. Wie aus beiliegenden Zeichnungen ersichtlich ist, sollen beide Hauptansichten des Gebäudes in Lithin oder Terranova verputzt u. architektonisch ausgebildet werden. Das Dach in solider Holzkonstruktion errichtet, wird mit naturroten Ziegeln eingedeckt.“ Zum Bauantrag erklärte der Landrat des Kreises Beckum am 22. April 1911: „In Abweichung von den Bestimmungen des § 19 der Baupolizeiverordnung für das platte Land genehmige ich, dass der Neubau des Rathauses direkt auf der östlichen Grenze errichtet wird unter der Bedingung, dass das Türmchen und die auf der Zeichnung der Vorderansicht rot gekreuzten Flächen in Fortfall kommen.“ Zudem gab es noch einige Vorgaben hinsichtlich der Errichtung der Abortanlagen mit Wasserspülung. Die innere und auch äußere Gestaltung des Hauses in einfacher und dennoch monumentaler Form entsprach dem Stil der damaligen Zeit. Die bunten Fenster im Sitzungssaal und früher auch im Treppenhaus lieferte die Firma Lange aus Münster. Im Herbst 1911 war der Bau fertiggestellt und wurde seiner Bestimmung übergeben. Der Kostenaufwand für den Neubau betrug 55.000 Mark. Aus Sparsamkeitsgründen wurde von einer öffentlichen Feier Abstand genommen. Dem maßgeblichen Initiator des Rathausneubaus, Bürgermeister Hetkamp, war es vergönnt,
nur rd. 5 Jahre bis zu seinem Tode im Jahre 1916 in den neuen Räumlichkeiten für die Stadt zu arbeiten.

Bild:
Blick vom Kirchplatz - Noch mit Wasserspiel = 1970er?


Nach seinem Tod übernahm Josef Austrup im Jahre 1917 das Bürgermeisteramt und bekleidete dieses bis zum Jahre 1943. Nach Fertigstellung des Neubaus folgten zunächst einige Friedensjahre bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, an dessen Ende der Zusammenbruch des Kaiserreiches stand. Danach hatte das Rathaus die politischen Wirren der zwanziger und dreißiger Jahre und die anschließende Willkürherrschaft im 3. Reich zu überstehen. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges waren es zunächst amerikanische und später belgische Besatzungen, die in Sendenhorst „regierten“. Bis zum Jahre 1959 hatte auch die frühere Ämtersparkasse Sendenhorst-Vorhelm ihre Kassenräume im ersten Geschoss des Rathauses. Während die Verwaltung die linksseitgen Räume nutzte, fanden die Kassengeschäfte in den übrigen Räumen der Etage statt. Ursprünglich gab es zwischen Bürgermeister Hetkamp und der Kassenleitung unterschiedliche Auffassungen über die Ausübung des Hausrechtes, denn die Hausschlüssel wurden erst nach Anrufung der Gerichte an die Sparkassenführung ausgehändigt. Über viele Jahre wohnte der Bürgermeister und im Anschluss der Stadtdirektor im oberen Geschoss des Gebäudes in dem sich auch heute noch der Sitzungssaal befindet. Im Dachgeschoss wurde später eine weitere Wohnung geschaffen. Im Kellergeschoss waren ursprünglich die örtliche Polizeidienststelle und die örtliche Dienststelle des Kreisgesundheitsamtes untergebracht.


Heute noch erhalten ist der Sitzungssaal des Rathauses. Zum Sitzungssaal selbst, aber auch zu anderen Details des neuen Rathauses gab es aber auch kritische Stimmen aus der Bürgerschaft. So ist einem Zeitungsartikel folgende Passage zu entnehmen: „Bei Besichtigung der inneren Räume fiel mir sofort auf, dass einige Räume viel zu klein, andere wiederum zu groß seien, und man sagt sich, auf die Wohnung (Anm. des Bürgermeisters) hat man den allergrößten Wert gelegt. Der Sitzungssaal ist zu klein und liegt durchaus nicht am richtigen Platze, er liegt ganz versteckt im 2. Stock. Für alte Herren wird noch häufig ein Aufzug dort verlangt werden. Für den Sitzungssaal war Platz im 1. Stock genügend vorhanden, wenn die Räume für die Verwaltung nicht so unvernünftig groß genommen wären. Für den Bürgermeister ist ein Raum mit einer Fünf-Fensterfront geschaffen, wo ein einzelner sich nicht wiederfinden kann. Man vergleiche diesen Raum mit dem Büro unseres Regierungspräsidenten in Münster und mit dem unseres Landrates in Beckum, und man wird zu der Ansicht kommen, hier konnte etwas anderes und Zweckmäßigeres geschaffen werden. Die Räume für die Sparkassenverwaltung sind auf die Dauer zu klein, und der Raum für die Kämmereikasse soll gar nicht von dem Rendanten Bezogen werden, weil angeblich seine jetzigen viel gemütlicher sind. Die Wohnräume im Kellergeschoß für den Polizeidiener können nicht gerade schön genannt werden, und das Gefängnis im Rathaus ist viel zu klein und es hat auch zu wenig Räume…….“

Bild:
Demo vorm Rathaus


Im Laufe der Zeit ist das Rathaus mehrfach umgebaut und modernisiert worden. So wurden in den Jahren 1950/51 die Räumlichkeiten der Sparkasse durch eine teilweise Überbauung des Hofraumes erweitert. Insbesondere in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat es dann massive Veränderungen im Innern des Rathauses gegeben. Mit dem Einbau einer Aufzuganlage wurden vom Keller- bis zum Dachgeschoss Büroräume eingerichtet, um den Anforderungen an eine moderne und zeitgemäße Verwaltung gerecht werden zu können. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen hat das Rathaus auf nahezu allen Etagen viel von seinem ursprünglichen Charme verloren, da die historischen Raumaufteilung und -nutzung den jeweils aktuellen Bedarfen geopfert werden musste. Heute sind im Rathaus selbst rd. 30 Büroräume vorhanden in denen zusammen mit Räumlichkeiten in den benachbarten Gebäuden rd. 50 Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter untergebracht sind.

 
     

Entwicklung der Sendenhorster Ämtersparkasse

Trotz zunehmender Entfremdung zwischen Stadt und Kirchspiel Sendenhorst hatten sich das Amt Vorhelm - bestehend aus den selbständigen Gemeinden Enniger, Vorhelm und Kirchspiel Sendenhorst - und die Stadt Sendenhorst im Jahre 1866 nach mehreren Jahren der Vorbereitung zur Gründung einer gemeinschaftlichen Sparkasse zusammengefunden. Gründer der Sparkasse war Amtmann Franz Brüning.

Zum ersten Rendanten wurde der Brennereibesitzer Heinrich Brüning aus der Stadt Sendenhorst bestimmt. Er führte die Kassengeschäfte im Hause Roetering an der Weststraße bis 1880, gefolgt von Reinhold Brüning (1880 – 1884) und Bernhard Roetering (1884 – 1923). Heinrich Dorsel, der seit 1905 als Gegenbuchführer der Sparkasse tätig war, leitete die Kasse von 1924 – 1948. Sein Sohn Wenzel Dorsel übernahm das Amt des Sparkassendirektors im Jahre 1948.

1911 zog die Sparkasse in den Neubau des Rathauses. Der stärkste Aufschwung der Ämtersparkasse setzte nach der Währungsreform von 1948 ein. Obwohl zwischenzeitlich am Rathaus zum Hof hin eine größere Erweiterung für die Kasse vorgenommen worden war, wurde es in den Kassen- und Büroräumen immer enger. Bild links:
Abbruch der Gastsstätte Nordhoff 1958

In der Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Sparkasse der Ämter Sendenhorst und Vorhelm im Jahre 1966 wurde dieser Zustand wie folgt beschrieben: „Schließlich stand und lag alles so voll, dass noch nicht einmal ein Kasten Bier mehr untergebracht werden konnte, als die Angestellten einen Grund zum Feiern hatten.“ Zur Verbesserung dieser Situation konnte die Kasse 1957 vom Kaufmann Bernhard Northoff das neben dem Rathaus gelegene Geschäftsgrundstück erwerben. Schon bald wurden die aufstehenden Gebäude abgebrochen. Im Mai 1958 wurde mit dem Bau eines eigenen zweckmäßigen Sparkassengebäudes nach den Plänen des Architekten P. A. Heumann aus Vorhelm begonnen. Nach mehr als 90-jährigem Bestehen der Kasse konnten erstmals eigene Räume zum 01.08.1959 bezogen werden. Anfangs wurden die beiden Obergeschosse noch vermietet.

Aufgrund der in NRW zum 01.01.1975 wirksam gewordenen Kommunalen Neugliederung wurden die Ämter zum 31.12.1974 aufgelöst. Die bis dahin selbständige Gemeinde Enniger wurde zur Stadt Ennigerloh und die ehemals selbständige Gemeinde Vorhelm wurde zur Stadt Ahlen eingegliedert. Die frühere Gemeinde Kirchspiel Sendenhorst war bereits zuvor nach fast 100-jähriger Trennung wieder mit der Stadt Sendenhorst vereint worden. Aus der Ämtersparkasse wurde somit die Sparkasse Sendenhorst, später die Sparkasse Ahlen und heute die Sparkasse Münsterland-Ost.

 
     

Pfarrkirche St. Martin

Seit mehr als 1.000 Jahren kommen an dieser Stelle Menschen zusammen, um als Gemeinde ihren Glauben an Jesus Christus zu feiern. Über die Gründung der Pfarrei existieren keine Urkunden. Das Patronat des im Frankenreich hoch verehrten heiligen Martin von Tours (316 - 397) deutet hin auf eine Gründung im 9. Jahrhundert, als die Franken nach der Eroberung des Sachsenlandes den christlichen Glauben zu unseren Vorfahren brachten.

Die Geschichte der Pfarrkirche ist eng verbunden mit der Geschichte der Stadt Sendenhorst, deren Stadtpatron ebenfalls der heilige Martin ist. Durch den letzten großen Stadtbrand im Jahre 1806 wurde die als romanische Kirche mit kreuzförmigem Grundriss erbaute Vorgängerin der heutigen Pfarrkirche arg in Mitleidenschaft gezogen. Das Anwachsen der Bevölkerung tat ein Übriges, dass die damals etwa 1.800 Einwohner Sendenhorsts ab dem Jahr 1825 über eine Erweiterung der alten Kirche oder über einen Neubau nachdachten. Schwierigkeiten bei der Finanzierung eines solchen Vorhabens führten dazu, dass erst im Jahr 1855 mit dem Neubau begonnen werden konnte.

Seither hat jede Generation ihre Spuren in unserem Gotteshaus hinterlassen. Die Renovierungen der 50er und 60er Jahre vernichteten viele Gegenstände der neugotischen Ausstattung. Erst die letzte Innenrenovierung 1988 gab der Kirche einige der erhalten gebliebenen Ausstattungsstücke zurück.
Bilder: links oben um 1940, rechts 1895, unten ca. 1900 Die Konstruktion der Martinskirche basiert auf der Symbolik von Zahlen, die im christlichen Glauben eine tiefere Bedeutung haben. So sind die Türme auf quadratischem Grundriss errichtet. Das Quadrat deutet hin auf die vier Himmelsrichtungen. Dieser Grundriss verleiht den Türmen Festigkeit und Fundament. Wie ein Bollwerk sichert der Hauptturm die Kirche zum Westen hin.
Von dort, so der Glaube der Vorfahren, bedrohte der Ansturm des Bösen die Kirche. Nach Osten aber, wo die Sonne aufgeht und die Dunkelheit besiegt, öffnet sich der lichtdurchflutete Chorraum der Kirche mit dem Altar. So wie die Menschen nach der Nacht den Aufgang der Sonne erwarten, so erwarten Christen die Wiederkunft des auferstandenen Christus, der kommen wird, um die Dunkelheit des Todes endgültig zu besiegen.

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Variiert wird die Zahl vier in den beiden östlichen Chorflankentürmen.

Bild:
Vor  & Nach der Umgestaltung...


Sie verändern ihren Grundriss im oberen Geschoss zu einem Achteck, das durch die Einfügung von Kreuzlinien in das Quadrat entsteht. In der Symbolik der Zahlen ist die Acht dem Himmel zugeordnet. So deuten die durchkreuzten Linien der Erde hin auf den Himmel, das letzte Ziel menschlichen Lebens.

 
     


Möllers | Lücke - Neustraße 1

In dem 1981 im Rahmen der Stadtsanierung abgebrochenen Wohn- u. Geschäftshauses des Anton Möllers befand sich eine Schuhmacherwerkstatt mit Laden. Links auf dem Foto, das etwa 1935 aufgenommen wurde, ist der Schuhmachermeister Möllers zusehen.
Seit etwa 1932 bis 1955 wurde in dem 1981 abgebrochenen Gebäude ein Kolonialwarengeschäft von Heinrich Lücke betrieben. 1959 wurde der Laden vergrößert und ein zweites Schaufenster eingebaut.
Zu diesem Zeitpunkt waren die gewerblichen Räume von dem Osnabrücker Unternehmen „Seifen-Platz“ (später: „Ihr Platz“) gepachtet. Ab Anfang der 1970er Jahre befand sich in dem Gebäude ein Imbiss unter der Firmierung „Pertersklause“. Bis zum Abbruch des Gebäudes im Rahmen der Stadtsanierung 1981 wurde der Imbiss von Helmut Biernacki betrieben.

In dem rechten „hellen“ Gebäude war in den 1930er und 1940er Jahren zeitweise die örtliche Leitung der NSDAP untergebracht. Im Volksmund wurde das Haus deshalb auch das „Braune Haus“ genannt (vgl. „Sendenhorst-Geschichte einer Kleinstadt im Münsterland“ von Heinrich Petzmeyer, S.583)

Bis zur Stadtsanierung in den 1970er Jahren wurde dort die Landwirtschaftliche Brennerei Everke betrieben, die etwas um 1796 als Dampfkornbrennerei von dem Kaufmann Heinrich Everke gegründet wurde. In den 1930er Jahren exportierte die Brennerei mit
großem Erfolg eigenen Korn, Liköre und ein Whisky-Imitat nach Übersee. Nach fast 180 Jahren endete die Brennerei Tradition. Links - Rechts: Vor & Nachher

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Das Hotel Ridder

Das Haus Kirchstraße Nr. 8 wurde früher im Straßenverzeichnis unter Weststraße Nr. 188 geführt. Um 1800 gehörte die Gastwirtschaft Frye, ab 1830 Topp. Der Gastwirt B.P. Topp betrieb eine Brennerei. Im Jahre 1886 kam die Brennerei mit Gaststätte in den Besitz der Familie Ridder, welchedas Hotel Ridder eröffneten. Hier kehrten regelmäßig Handelskaufleute ein. Für die Gäste standen 4 Zimmer bereit.

Bilder: oben rechts: Hotel Ridder 1960, o.l. 1940, u.r. 1925, u.r. 1930

Im zweiten Stock des Hauses befand sich ein Saal, der 1894 150 Personen fasste. Das Hotel Ridder wurde im Jahre 1906 von Bernhard Herweg erworben. Das Foto (oben links) vom Hotel wurde vor dem 1. Weltkrieg aufgenommen. Frau Ilse Plüschke erinnert sich, dass im großen Saal im zweiten Stockwerk des Hotels Herweg regelmäßig der Kirchenchor “Cäcilia“ unter der Leitung von Eberhard Haselmann, genannt “Eppi“, probte.

Im Jahre 1938 wurde vom Inhaber Bernhard Herweg ein Kino eingerichtet. Das hinter dem Hotel liegende Stallgebäude wurde hierbei zum Saal umgebaut, der bis zu 350 Personen fassen konnte. Im Jahre 1946 wurde an der südlichen Seite des Wohnhauses der Neubau eines massiven Giebels, anstelle des baufälligen Fachwerkgiebels, vorgenommen. Das Hotel wurde noch bis zum Abriss des Gebäudes im Jahre 1967 weitergeführt.

An gleicher Stelle wurde 1968 eine Niederlassung der Spar- und Darlehenskasse (heutige Vereinigte Volksbank e.G.) gebaut. In den oberen Etagen wurden 4 Wohnungen eingerichtet. Im Jahre 2000 wurde eine Verbindung zum Nachbarhaus Lewe/Plüschke geschaffen. Dies ermöglichte eine Erweiterung der Büroräume. Diese Nutzung blieb bis zum erneuten Umbau der Vereinigten Volksbank im Jahre 2012 bestehen.

Am 03.12.2012 feierte die Vereinigte Volksbank e.G. die Einweihung der neuen Geschäftsräume an der Kirchstr. 8 in Sendenhorst. Vor der Umgestaltung

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Das Haus Lewe / Plüschke

Das Haus Kirchstraße 9 wurde früher im Straßenverzeichnis unter Weststraße 189 geführt und stand im Eigentum der Familie Wieler, die bis zum Jahre 1926 eine Brennerei und Brauerei betrieb.

Bild: Das Haus Lewe um 1930

Bernhard und Katharina Lewe kauften das Haus im Jahre 1927. Im Jahre 1930 wurde die Außenfassade mit Schaufenstern versehen. Frau Ilse Plüschke (geborene Lewe) erinnert sich, dass es im Haus der Fam
ilie bereits sehr früh ein Badezimmer gab, in dem die Gäste des benachbarten Hotels Herweg für eine Reichsmark baden konnten. In den Hotelzimmern selbst gab es nur eine Waschschüssel.

Bis 1950 gab es zwischen den Häusern des Hotels Herweg und dem Nachbarhaus der Familie Lewe eine ca.85 cm breite Gasse. An diesem Standort befindet sich der heutige Stromverteilerschrank. In der Gasse befand sich das Plumpsklo des Hotels Herweg. Ein kleines Häuschen wurde damals in die Gasse zwischen den Häusern gehängt, unter dem sich die Tonne für die Abwässer befand. Diese Tonne wurde bei Bedarf vom Jauchefahrer Fritz Obernostheide, genannt “Fitti“, im Garten des Hotels entsorgt.

Bernhard Lewe betrieb in diesem Haus jahrzehntelang ein Friseurgeschäft, in dem seine Tochter Ilse ab dem Jahr 1947 mitarbeitete. Sie führte den Friseursalon nach dem Tod von Bernhard Lewe bis ins Jahr 1970 fort. Danach wurde das Geschäft zunächst an den Friseurmeister Josef Heiringhoff vermietet. Später mietete Friseurmeisterin Heide Hippeli das Geschäft, bis die Räumlichkeiten im Jahre 2000 von der Vereinigten Volksbank als zusätzliche Büroräume angemietet wurden.

Im Jahre 2000 fand der Umbau zum Bürogebäude statt, welche bis zum erneuten Umbau der Niederlassung im Jahre 2012 von der Vereinigten Volksbank e.G. als Bürogebäude genutzt wurden.

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Ecke Kühl - Südstraße

An dieser Stelle, im heutigen Erweiterungsbau der Vereinigten Volksbank e.G., eröffnete bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg das erste Lichtspieltheater in Sendenhorst, das „Losto- Filmtheater“. Losto stand für die Betreiber "Lomberg & Stork".
Der Hotelbesitzer Herweg, Kirchstraße, erstand dafür die zum „Kühl“ hin liegenden Hintergebäude die ursprünglich als Stall genutzt wurden, um einen Saal und Garagen zu bauen. Neben Filmen und Wochenschauen gab es Live-Auftritte, wie z.B. das Komiker-Duo Pat & Patterchon, ein Flimpaar aus der Stummfilmzeit. Einen Filmvorführer, der auch gleichzeitig die Leinwand bediente, gab es auch. Der erste Film der gezeigt wurde war „Quo Vadis“, in der Toppbesetzung Robert Taylor als Marcus Vinicius,Deborah Kerr als Lygia und Peter Ustinov als Kaiser Nero. Ein Zeitzeuge erinnert sich, dass das Losto-Filmtheater auch den Anfang mancher Romanze bedeutete, skandalös für die damalige Zeit!

Das Losto-Filmtheater zog später, unter der gleichen Namensführung, um an das Westtor in den Saal der Gaststätte Werring, heutiger Standort des deutschen Roten Kreuz, Weststraße 29. Ein Zeitzeuge berichtete, dass als erster Film "Das Gewand" in den Hauptrollen mit Richard Burton als Marcellus Gallio und Jean Simmons gezeigt wurde.

Bild oben links: Das Cafe Schulte, oben rechts: Das Geschäft XXX, heute Durchfahrt zum Schlabber-pohl. Unten rechts: Die Vakarie, noch mit Garten.

Am Standort Kühl wurde die Räumlichkeiten weiterhin als Kino genutzt. Dies wurde u nter dem Namen "Central-Theater" betrieben. Überhaupt veränderte sich der Straßenzug Kühl in den letzten 30 Jahren stark. Wenn man seinen Blick die Straße herunter in Richtung Westen wendet, stelle man sich vor, dass diese Straße in den 1970er Jahren noch eine Sackgasse war! Die Durchfahrt zur Weststraße wurde erst im Zuge der Stadtsanierung umgesetzt. Vorher befanden sich am Kühl die Wirtschaftsgebäude der Brennerei Rötering und Graute-Hesse. Am Standort dieses „historischen AugenBLICKS“ wurde 1968 eine Niederlassung der Spar- und Darlehenskasse der heutige Vereinigte Volksbank e.G. gebaut. In den oberen Etagen wurden 4 Wohnungen eingerichtet. Im Jahre 2000 wurde eine Verbindung zum Nachbarhaus Lewe/Plüschke geschaffen. Dies ermöglichte eine Erweiterung der Büroräume. Heute befindet sich an diesem Standort die Niederlassung der Vereinigten Volksbank e.G..

Am 03.12.2012 feierte die Vereinigte Volksbank e.G. die Einweihung der neuen Geschäftsräume. Die letzte große Veränderung in unmittelbarer Nähe zu diesem Standort war 2013 der Neubau eines Wohnhauses im ehemaligen Garten der alten Vikarie.

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Hs Siekmann

- Geschichte - Baugeschichte - Denkmalpflege - Tenne - Villa - Seminarräume - Stadtgarten

Die Geschichte der ehemaligen Hofstelle Schöckinghoff, heute HAUS SIEKMANN, lässt sich bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts zurückverfolgen. Namengebend für den Hof, der zunächst vermutlich in der Bauernschaft Brock beim Hof Vornholt lag, war die Adelsfamilie Scocke (Schocke). Die Schockes gehörten zu den ersten Adelsfamilien, die Bürger der noch jungen Stadt Sendenhorst geworden waren. Wie die meisten Adeligen hielt es die Familie jedoch nicht lange in der Stadt. Bereits 1331 - bei der ersten urkundlichen Erwähnung des Hofes - wird das Anwesen von Hermann von Hunefeld, seiner Frau und seinen erbberechtigten Kindern an Domgeistliche veräußert. Das große Aufgebot an Bürgen und Zeugen, unter ihnen zahlreiche Adelige, die diesem Akt beiwohnten, zeugen von der Bedeutung des Verkaufsobjektes. 6 Jahre später übernahm das Stift Freckenhorst die Hälfte des Schöckinghoffs durch Kauf, für die andere Hälfte wurde fortan eine Kornrente an den Elisabethaltar im Dom zu Münster gezahlt. Im ausgehenden Mittelalter bekam auch der Schöckinghoff die Folgen des über Europa hereinbrechenden „Schwarzen Todes“ zu spüren. Die Dezimierung der Bevölkerung in Sendenhorst war so gravierend, dass man bis 1385 daran ging, den Befestigungsring um die Stadt enger zu ziehen. Die inzwischen unbesiedelte Oststadt wurde aus der Umwallung entlassen und als Gartenland genutzt. Im Westen der Stadt wurden Wall, Graben und Stadttor nach außen verschoben, die ursprünglich vor der Stadt liegenden Höfe Schulze Tergeist und Schöckinghoff und der sich in der Nähe befindliche Gerichtsplatz gerieten dadurch hinter die Wälle.

Aus der Folgezeit ist wenig überliefert. Bekannt ist, dass das Stift Freckenhorst um 1570 größere Abtrennungen von Hofesländereien durch den rücksichtslosen Bürger Bernd zur Straten gt. Boedecker verhinderte. Im 30jährigen Krieg wurde der Hof wüst, ein Teil der Ländereien in Gärten verwandelt, ohne das jedoch direkte Kriegsfolgen nachweisbar sind. Aus dem Jahre 1768 ist bekannt, dass der Schöckinghoff wieder mit einem Bauern (Zeller) besetzt war. Der letzte Besitzer des Hofes, Gerhard Heinrich Bischoff gt. Schöckinghoff verkaufte bis zu seinem Tode 1899 nach und nach sämtliche Ländereien. Seine direkten Nachfahren verließen Sendenhorst bald nach Verkauf der Hausstätte an Immobilienhändler in Coesfeld während oder kurz nach dem I. Weltkrieg. 1921 erwarb Bernhard Siekmann, ein aus Hoetmar stammender Kaufmann, Wirt und Viehhändler, das Anwesen. Sein Enkel Josef Siekmann eröffnete in der ehemaligen Hofstelle ein Hotel Garni, 1992 verkaufte der das Anwesen an die Stadt Sendenhorst.

BAUGESCHICHTE Nach großen Veränderungen durch die Stadtsanierung in den siebziger Jahren entstand um 1990 der Gedanke und das politische Ziel, das stadtbildprägende, historische Gebäude Siekmann für Sendenhorst zu erhalten und es einer neuen, öffentlichen Nutzung zuzuführen. Haus und Nutzungskonzept der Stadt überzeugten im zuständigen Ministerium in Düsseldorf so sehr, dass die Stadt noch vor Bewilligung der Fördermittel Grundstück und Gebäude erwerben durfte und mit den Detailplanungen beginnen konnte, die in ein Vorhaben mit 4 Bauabschnitten: VILLA, KAMINRAUM, TENNE und Außenanlagen mündeten.
Am 30. Juli 1994 begannen die Arbeiten am Villenteil mit vielen freiwilligen Helfern, die ausräumten und Abbrucharbeiten vornahmen. Die Handwerker trafen vom Keller bis zum Dachstuhl immer wieder auf neue Probleme: die Fundamente reichten nicht, der Kellerboden musste abgesenkt werden und mehr konstruktive Holzteile als geplant mussten ausgetauscht werden. Das Können der Handwerker, des Architekten und der Ingenieure und das Engagement vieler ehrenamtlicher Helfer aber meisterten alle Hürden und so konnte am 3. Oktober 1995 als erstes die VILLA mit einem Fest der Öffentlichkeit übergeben werden.

Bild links: Auf Höhe der heutigen Fußgängerampel, rechts gehts zum Hs. Siekamnn

Im zweiten Bauabschnitt, dem KAMINRAUM, leisteten viele freiwillige Helfer einen Grossteil der Arbeit. Besondere Herausforderungen blieben auch hier nicht aus: ein neuer Eichenbalken von 5 m Länge und 30 cm Höhe und Breite war einzufügen, neue Fliesen mussten beschafft werden, die dem bestehenden Boden angepasst sind, Fachwerk war instand zu setzen und teilweise zu erneuern, der Kamin wieder in einen benutzbaren Zustand zu bringen. Zur Eröffnung der Ausstellung „St. Martin in unserer Mitte“ wurde der KAMINRAUM am 8. November 1997 in Benutzung genommen. Parallel war die weitere Planung der TENNE erfolgt. Die unvorhersehbaren Baumassnahmen hatten aber den ursprünglichen Kostenrahmen ausgeschöpft. Erst als das Land NRW deswegen zusätzliche 586.000 DM (heute rund 300.000 €) bewilligte, konnte es mit den Bauarbeiten weiter gehen: Dachstuhl und Giebelwand waren zu sanieren, der alte Dachboden aus Eichenbohlen musste komplett erneuert werden, ebenso der Boden der Hillen. Das Fachwerk musste teilweise erneuert und auch verstärkt werden. Nicht nur hier leistete alte Handwerkskunst Vorbildliches. Leider fanden sich keine geeigneten Dielenplatten mehr für die TENNE. Mit den jetzt verwendeten Klinkerplatten wurde allerdings auch eine Lösung gefunden, die sowohl denkmalgerecht ist als auch moderne Heizungstechnik im Fußboden zuließ. Als vierter Bauabschnitt nahm parallel der Garten seine heutige Gestalt an. Auch hier brachten sich wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger bei Planung und handwerklicher Arbeit ein. Als STADTGARTEN dienen die Außenanlagen nun auch allgemein der Öffentlichkeit.
So ist aus einem alten, sanierungsbedürftigen Gebäude für ca. 4,3 Mio. DM, heute rund 2.2 Mio. €, ein modernes Zentrum für alle Bürgerinnen und Bürger und für Gäste der Stadt entstanden. Das Land förderte dies mit ca. 2,9 Mio. DM, heute rund 1.5 Mio. €, ehrenamtlich wurden über 1.000 Arbeitsstunden und viele Planungshilfen geleistet. Dadurch musste die Stadt Sendenhorst für den Erwerb und den Umbau von HAUS SIEKMANN selbst nur etwa 1,3 Mio. DM, heute rund 665 T. € aufwenden. Eine gelungene Zukunftsinvestion, sicher auch noch für kommende Generationen. Vollständig eröffnet mit einem bunten Kulturfest am 12. und 13. September 1998.

DENKMALPFLEGE Die Eintragung in die Denkmalliste war der erste wichtige Schritt, um HAUS SIEKMANN auch für zukünftige Generationen zu erhalten. So mussten z. B. die historischen Innen- und Außentüren aber auch - soweit möglich - die Böden erhalten und fachgerecht restauriert oder ersetzt werden. Die gleichen Vorgaben galten für die historischen Fenster. Ein weiteres Beispiel sind das Ständerwerk und die Hillen im Bereich der TENNE. Beides war komplett zu erhalten, um die alte Funktion auch bei der neuen Nutzung zu dokumentieren. Das Dach behielt seine alten Pfannen, die nach alter Dachdeckerkunst wieder mit Dokken neu verlegt wurden. Die nunmehr abgeschlossenen Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten am gesamten Gebäudekomplex sind also maßgeblich von der Denkmalpflege beeinflusst worden. Der Abschluss der Arbeiten zeigt eine gelungene Verbindung zwischen alt und neu. Die Eröffnung von HAUS SIEKMANN findet am 13. September 1998, dem „Tag des offenen Denkmals“ statt.
TENNE Aufgrund der Größe des Raumes ist die TENNE von HAUS SIEKMANN als Aufführungsort für verschiedene kulturelle Veranstaltungen, als kulturelle und soziale Begegnungsstätte wie auch für kleinere Konferenzen, als Tagungsstätte für Gremien und Versammlungen und für vieler Art Workshops nutzbar. Das erhaltene Stände werk, die Hillen, Fenster, Türen und das große Tennentor - allesamt denkmalgerecht renoviert – vermitteln noch viel von der Ursprünglichkeit des Raumes und geben den Veranstaltungen eine besondere Atmosphäre. Ausstellungen sowie Veranstaltungen auf der TENNE aus den Bereichen Musik, Kabarett, Theater, Kunst und Film bereichern das kulturelle Leben in Sendenhorst deshalb nicht nur, sondern geben ihm auch eine besondere Note. Die Fertigstellung der TENNE im September 1998 bildet den Abschluss der Bauarbeiten zur Erhaltung und neuen Nutzung von HAUS SIEKMANN.
KAMINRAUM Ursprünglichkeit, denkmalgerechte Renovierung und besondere Atmosphäre: das gilt gleichermaßen auch für den KAMINRAUM. Der Heimatverein nutzt diesen im November 1997 fertig gestellten Raum als seine Begegnungsstätte. Er führt hier z.B. plattdeutsche Lesungen und Gesprächskreise sowie die Übungsabende seiner Volkstanzgruppe durch. Darüber hinaus ist auch der KAMINRAUM vielfältig und zugleich von anderen Gruppen nutzbar. Für die Stadt selber z.B. als Empfangsraum bei besonderen Anlässen und – auf besonderen Wunsch - auch für Trauungen. Die Architektur des Raumes bietet sich gerade für Veranstaltungen mit Begegnungscharakter an, die einen kleineren Rahmen als beispielsweise die
TENNE benötigen: Jazzfrühschoppen, „Kino am Kamin“, Kammerkonzerte, Litetaturvorträge, Matinées, kleine Ausstellungen und Diskussionsforen.
Bemerkenswert: 44 Eichenstühle für den KAMINRAUM konnten im Rahmen einer vom Heimatverein durchgeführten und mitfinanzierten Aktion „Stuhlspende“ beschafft werden.
VILLA
Alle jungen Menschen in der Stadt soll ein Angebot der Jugendarbeit erreichen, das ihren Bedürfnissen entspricht. Das umfasst die allgemeine Freizeitgestaltung ebenso wie die Entwicklung und Entfaltung individueller Persönlichkeiten im musisch-kulturellen, gesellschaftlich-politischen und geistig-religiösen Bereich. Und es geht um Hilfen, um bei den zunehmenden Anforderungen und Konflikten in den Familien, im Schul- und Arbeitsleben, in der Gesellschaft insgesamt, zu bestehen. Neben der Jugendarbeit der Kirchen und in vielen Vereinen hat sich das Jugendwerk Sendenhorst e.V. ausdrücklich der offenen Jugendarbeit verschrieben und ist dafür Partner der Stadt. Im „hotspot“ - so heißt das Jugendheim im HAUS SIEKMANN – macht das Jugendwerk an zumeist 5 Tagen der Woche zwanglose und unverbindliche Angebote. Ausgehend von den Bedürfnissen der jungen Menschen werden diese Angebote von dem aus zwei hauptberuflichen Fachkräften und einigen Honorarkräften bestehenden Fachteam vorbereitet und durchgeführt. Im Vorstand des Jugendwerks werden die grundlegenden Themen unter Mitwirkung des Fachteams behandelt.
Seminarräume/Büros Die beiden oberen Etagen der VILLA bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zur Freizeitgestaltung und vor allem auch im Bildungsbereich: Beratung und berufliche Qualifizierung, Seminare, Sprachkurse, Diskussionsforen, Musikschule und VHS sind einige Stichwörter zur Nutzung der Räume in diesem Gebäudeteil. Die erste Etage mit einem großen Seminarraum und drei kleineren Gruppenräumen eignet sich besonders für Tagungen, Seminare und Kursangebote. Die Räume bieten gemeinnützigen Vereinen, Elterninitiativen und weiteren Gruppen zudem Platz für Vorstandssitzungen und Gesprächskreise, für Informationstreffen und Arbeitsgruppen. Die gesamte Etage kann auch geschlossen für Wochenendseminare, Workshops u.ä. belegt werden. Der angrenzende Garten bietet dabei entsprechende Erholungsmöglichkeiten.
STADTGARTEN Die Außenanlagen von HAUS SIEKMANN sind - wie die ganze Einrichtung - auf eine vielfältige Nutzung ausgerichtet. Die Bezeichnung STADTGARTEN steht zugleich für dessen Öffentlichkeit und seine Lage inmitten der Stadt: Ein Ort der Ruhe und Erholung für die Bürgerinnen und Bürger auch unabhängig von Veranstaltungen im Haus. Die öffentliche Funktion wird dadurch unterstrichen, dass die Wege über das Gelände als innerstädtische Fuß- und Radwege zu nutzen sind. Besonders als direkte Verbindung zwischen Fußgängerzone und Nordenpromenade - abseits vom Straßenverkehr. Der Stadtgarten bietet sich aber auch für die verschiedensten kulturellen Veranstaltungen an: Konzerte, Theater, Kabarett usw. können dort ebenso durchgeführt werden wie Begegnungsfeste. Darüber hinaus erweitert der Garten die Möglichkeiten für die Jugendarbeit und die anderen Nutzer im Haus.
Texte: Stadt Sendenhorst

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Das St. Josef-Stift in Sendenhorst - Vom Krankenhaus zur Fachklinik

Die Geschichte des St. Josef-Stiftes Sendenhorst beginnt im Jahre 1889. Damals hatte die Stadt Sendenhorst 1927 Einwohner; zur Pfarrgemeinde St. Martin gehörte außerdem das Kirchspiel, in dem weitere 867 Personen lebten. Letzteres war landwirtschaftlich dominiert. Knechte und Mägde auf den Höfen, kleine Kötter und abhängige Heuerlinge stellten neben den Eigentümern und Pächtern größerer Höfe die wichtigste Bevölkerungsgruppe. In der Stadt gab es relativ wenige Höfe, von denen 13 zugleich eine Brennerei unterhielten. Es überwogen aber die kleinen Handwerker und Gewerbetreibenden. 1889 -

Bild:
Ansicht von Süd-West


1842 etwa gab es in der Stadt 275 Häuser und es lebten nur 20 Familien in bürgerlichem Wohlstand. 75 hatten ihr notdürftiges Auskommen, 165 lebten dürftig und 51 Haushalte waren bettelarm. (1) Eine Statistik über die Berufsgliederung der Haushaltsvorstände 1863 lässt erkennen, dass die Verhältnisse sich bis dahin nicht durchgreifend gebessert hatten. 1,8 % waren Landwirte und Ackerbürger, über 70 % kleine Gewerbetreibende, zumeist Handwerker ohne Vollbeschäftigung und daher ohne Mitarbeiter; 20,5 % der Haushalsvorstände zählten zu den Armen. (2) Eine grundlegende Besserung der Lebensgrundlage der Bevölkerung war auch knapp 30 Jahre später nicht zu verzeichnen, zumal die späten 70er und frühen 80er Jahre des 19. Jahrhunderts in Deutschland von Wirtschaftskrisen geprägt waren. Krankheit bedeutete daher für viele zugleich vermehrte wirtschaftliche Not; die Armen und Ärmsten waren zudem oft nicht in der Lage, eine auch nur einigermaßen geordnete Pflege ihrer kranken Angehörigen zu gewährleisten.
Stiftung von Josef Spithöver

Der angedeutete soziale Hintergrund, der sich mehr oder weniger auf viele der kleineren Gemeinwesen im Kreis übertragen lässt, zeigt Aufgabe und Bedeutung der ländlichen Krankenhäuser, wie sie meist auf die Initiative der örtlichen Pfarrer hin im 19. Jahrhundert überall im Münsterland begründet wurden. Auch in Sendenhorst gingen der Errichtung des St. Josef-Stiftes jahrelange Bemühungen seitens der Kirchengemeinde voraus. Es gelang aber nicht, die notwendigen Mittel aufzubringen. Doch es fand sich schließlich ein großherziger Stifter: Josef Spithöver. (3)

Er wurde am 2. Oktober 1813 in Sendenhorst als Sohn eines Zimmermanns geboren. Er war kaum vier Monate alt, als sein Vater starb. Der Sendenhorster Bürgermeister Langen nahm den Jungen in Pflege und ermöglichte ihm, in Coesfeld das Buchbinderhandwerk zu erlernen. Als Geselle ging Spithöver auf Wanderschaft und wurde schließlich 1842 in Rom sesshaft.

Im Jahre 1845 eröffnete er die erste deutsche Buchhandlung in Rom und hatte damit Erfolg. Er war ein wacher unternehmerischer Kopf, der geschäftliche Chancen wahrzunehmen wusste. So kam er zu Vermögen. Er war aber zeitlebens auch ein ausgesprochen hilfsbereiter Mann, den seine aufrichtige Glaubenshaltung prägte. Der Kontakt mit der Heimat war nie abgerissen, daher war es naheliegend, sich in der Krankenhausfrage an ihn zu wenden. 1845 Spithövers Buchhandlung in Rom Spithöver erwies sich als ausgesprochen großherziger Stifter 662.000 Goldmark brachte er in den Jahren 1887 bis 1889 auf, um das Krankenhaus zu errichten und für dessen wirtschaftliche Absicherung zu sorgen. Das Haus war als sozialer Stützpunkt gedacht. Ein Kindergarten, fast schon eine Kindertagesstätte, war integriert, ferner eine Wäscherei und eine Bademöglichkeit für die Bevölkerung sowie eine Nähschule.

Das Gebäude war eigentlich überdimensioniert, was sich allerdings in der Zukunft als Glücksfall erweisen sollte. Es war ein Zweiflügelbau von etwa 80 Meter Frontlänge mit zwei Geschossen. Das Zentrum bildete eine Kapelle in den Maßen einer kleinen Kirche, deren schlanker, hoher Turm das Gebäude prägt und auch das Sendenhorster Ortsbild bis heute deutlich mitbestimmt.

Spithöver errichtete das Krankenhaus als eine selbständige Stiftung, die von einem Kuratorium vertreten wird und der Stiftungsaufsicht des bischöflichen Stuhles in Münster untersteht. Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Martin (heute St. Martinus und Ludgerus) ist geborenes Mitglied des Kuratoriums. Der Stifter legte fest, dass Bedürftige kostenlos betreut und gepflegt werden sollten. Auf seinen Wunsch übernahmen die Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz den Pflegedienst. Als Schutzpatrone wählte er den heiligen Josef und die heilige Elisabeth.
In den ersten Jahrzehnten ersparten die Zinsen aus dem Stiftungsguthaben von 300.000 Goldmark den Verantwortlichen alle Geldsorgen. Das Barvermögen verlor die Stiftung allerdings größtenteils infolge der Inflation, die den Wert der Mark bis Ende 1923 ins Bodenlose sinken ließ.

Medizinische Schwerpunkte seit 1918
Nach dem Ersten Weltkrieg nahm man unterernährte und kranke Kinder aus dem Ruhrgebiet auf. Es gelang in Zusammenarbeit mit dem Landeskrüppelarzt Dr. Josef Lintel-Höping und der Hüfferstiftung in Münster, dem bestehenden Belegkrankenhaus ab 1922 eine Heilstätte für Knochen-, Drüsen- und Gelenktuberkulose anzugliedern. Wirtschaftlich gesehen bedeutete das die Rettung, weil für diese Patienten die öffentliche Hand bezahlte.

Gegen die Tuberkulose gab es damals keine wirksamen Medikamente. Bei den im St. Josef-Stift behandelten Krankheitsbildern hatte man aber gute Erfolge durch Freiluftbehandlung, kalorienreiche Ernährung und durch Ruhigstellung der betroffenen Glieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Erkenntnis durch, dass Milch von Tbc-befallenen Kühen Hauptinfektionsweg für die Knochen- und Drüsentuberkulose ist. Zudem gab es inzwischen wirksame Medikamente. Seit Mitte der 1950er Jahre ging die Zahl der Neuerkrankungen rasch zurück.

Das St. Josef-Stift stand vor der Aufgabe, neue Betätigungsfelder zu suchen. Mit Dr. Heinrich Book übernahm 1960 ein Facharzt für Orthopädie die medizinische Leitung. Zusammen mit Dr. Friedrich Lohmann, seit 1957 Direktor des Stiftes, gelang ihm der Aufbau einer erfolgreich arbeitenden Fachklinik für Orthopädie, die sich im nordwestdeutschen Raum einen hervorragenden Ruf erwerben konnte. Sie verfügte über 256 Betten. Daneben bestand bis 1979 ein Belegkrankenhaus mit 50 Betten. 1979 übernahm Dr. Hans-Hermann Sundermann als Chefarzt die Leitung, 2004 Dr. Frank Horst.

Spezialisierung in der Rheumatologie und Ausbau
Mit der Schließung des Belegkrankenhauses konnte 1980 mit dem Aufbau einer zweiten Fachklinik, dem Nordwestdeutschen Rheumazentrum, begonnen und dafür der Rheumatologe Prof. Dr. Reinhard Fricke gewonnen werden. 1996 ging er in den Ruhestand und erhielt in Prof. Dr. Michael Hammer einen erfahrenen Nachfolger.
Eine fortschreitende Spezialisierung erwies sich als zukunftsweisender Schritt, der viele medizinische Erfolge ermöglichte. Eine chirurgische Fachabteilung für Rheumaorthopädie wurde bereits 1982 eingerichtet und von Prof. Dr. Rolf Miehlke aufgebaut, ab 2008 von Dr. Ludwig Bause weitergeführt. Im selben Jahr richtete Chefärztin Dr. Marie-Luise Schweppe-Hartenauer eine Abteilung für Anästhesie ein. Sie leitete auch die 1987 eröffnete Intensivstation. Ihr Nachfolger ist seit dem 1. Januar 2014 Dr. Matthias Boschin.
Die Klinik für Rheumatologie erfuhr am 1. Oktober 1989 eine weitere Differenzierung mit der Einrichtung einer Abteilung für Kinder- und Jugendrheumatologie unter der Leitung von Chefarzt Dr. Gerd Ganser. Der Klinik für Orthopädie wurde am 1. Januar 1992 eine Spezialabteilung für die Chirurgische Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen angegliedert, die der früh verstorbene Chefarzt Dr. Gerd Syndicus leitete. Sein Nachfolger ist seit 2005 Dr. Christan Brinkmann. Eine weitere Chefarztabteilung für ambulantes Operieren unter der Leitung von Chefarzt Dr. Carsten Radas kam 2001 hinzu.
Begleitet wurde die stete Entwicklung des Krankenhauses durch zahlreiche Erweiterungsbauten, die sich an die bauliche Keimzelle des St. Josef-Stiftes anschließen. Zu nennen ist hier zunächst das große Bettenhaus von 1972, zum Park hin gelegen mit 138 Betten in vier Stationen und einem großen Bewegungsbad im Sockelgeschoss. Im Jahre 2013 wurden umfangreiche Baumaßnahmen in die Wege geleitet mit dem Ziel, das Bettenhaus um eine Ebene aufzustocken und durch einen großen Erweiterungsanbau die einzelnen Ebenen zu vergrößern und attraktiver zu gestalten. Beide Gebäudeteile zusammen bilden dann den Südflügel, der bis zum Jahre 2017 abgeschlossen sein wird.

1993 konnte ein neues Funktionsgebäude in Betrieb genommen werden mit einer aufwändig ausgestatteten Abteilung für Physikalische Therapie (Physiotherapie, Ergotherapie und Kaltluftbehandlung) sowie mit Bereichen für Ambulanz und Diagnostik. In diesem Trakt befinden sich außerdem Operationssäle, die Intensivstation und eine Krankenstation mit 30 Betten. Auch das Funktionsgebäude musste in den Jahren 2012 bis 2014 erweitert werden, um weitere drei Operationssäle zu gewinnen und die Behandlungspfade zu optimieren.

Im Sommer 2005 schließlich wurde ein weiteres Bettenhaus, der Parkflügel, mit 128 Betten in vier Krankenstationen bezogen, das u. a. die Kinder- und Jugendrheumatologie, eine so genannte Übergangsrheumatologie sowie eine Station für Wahlleistungspatienten beherbergt.

Insbesondere dieser Neubau ist ein erster entscheidender Schritt zur Entwicklung von sorgfältig durchdachten Behandlungspfaden, die eine Steigerung der Behandlungs- und Pflegequalität bei gleichzeitiger Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen. Das neue Konzept dürfte ihnen mehr Zeit für den Patienten gewähren. Dem gleichen Ziel dienen auch enorme Investitionen im Bereich der EDV.
Es wurde bereits beiläufig auf den Park des Krankenhauses hingewiesen. Das ursprünglich nicht übermäßig große Krankenhausgelände konnte in den 1960er Jahren und dann nochmals 2001 durch Zukauf auf ungefähr 6,5 ha erweitert und zu einem schönen Park ausgestaltet werden. Seit langem gilt als besonderes Qualitätsmerkmal des St. Josef-Stiftes das Bemühen um eine Atmosphäre, die dem Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich macht. Diesem Ziel dient auch der Park, der ursprünglich von dem Worpsweder Architekten für Gartengestaltung, Max Schwarz entworfen wurde, danach von dessen Nachfolger Rolf Gerdes betreut wurde und heute nach Plänen des Landschaftsarchitekten Stephan Schwarte weiterentwickelt wird.

Reha-Zentrum am St. Josef-Stift
Seit Anfang 2012 beschreitet das St. Josef-Stift neue Wege mit seinem Reha-Zentrum unter Leitung von Chefarzt Dr. Hartmut Bork. Die Einrichtung, die direkt am Standort der Akutklinik angesiedelt ist, bietet im großen Umkreis von Westfalen als einzige Klinik moderne Medizin und Rehabilitationsbehandlung aus einer Hand an. Der Vorteil für die Patienten: Nach der Versorgung mit einem künstlichen Hüft- oder Kniegelenk oder nach einer komplexen Wirbelsäulenoperation bleibt den Patienten ein belastender Ortswechsel erspart. Die so wichtige Therapie kann nach dem akutstationären Aufenthalt ohne Zeit- und Informationsverlust im Reha-Zentrum nahtlos fortgesetzt werden. Dieses Konzept kommt bei den Patienten so gut an, dass die 90 stationären und zehn ambulanten Reha-Plätze bereits nach kurzer Zeit so stark nachgefragt waren, dass die Geschäftsführung bereits 2013 ganz konkrete Pläne anstieß, das Reha-Zentrum zu verdoppeln auf dann 180 stationäre und 20 ambulante Reha-Plätze.
Stationäre Altenpflege
Josef Spithöver stiftete ursprünglich eine Einrichtung, die den Menschen in Sendenhorst Hilfe in der Not bringen sollte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus die Fachklinik mit einem sehr großen Einzugsgebiet. Es war nicht mehr ein Krankenhaus für Sendenhorst, allerdings wohl ein bedeutender Arbeitgeber. Um dem vorrangigen Anliegen des Stifters Josef Spithöver gerecht zu werden, wurde daher seit etwa 1994 der Aufbau einer Einrichtung für die stationäre Altenpflege angestrebt mit dem Ziel, alten und pflegebedürftigen Sendenhorstern zu ermöglichen, dass sie in der Nähe ihrer Familien und ihres Bekanntenkreises umsorgt in einem freundlichen Umfeld ihren Lebensabend verbringen. Ende Mai 1996 konnte der Grundstein für das St. Elisabeth-Stift gelegt werden, das im Sommer 1997 mit zunächst 48 Wohnplätzen und 12 Kurzzeitpflegeplätzen eröffnet wurde. Der große Bedarf zwang schon nach kurzer Zeit zu einer Erweiterung auf 60 Wohnplätze. Inzwischen wurde ein umfangreiches Pflege- und Betreuungsnetzwerk aufgebaut, das mit der Übernahme des St. Josefs-Hauses in Albersloh, des St. Magnus-Hauses in Everswinkel und des St. Josef-Hauses in Ennigerloh nunmehr auch die Ortsgrenze überschreitet. An allen vier Standorten bietet das Pflege- und Betreuungsnetzwerk in enger Zusammenarbeit mit dem St. Josef-Stift neben der stationären Altenpflege auch Betreutes Wohnen und Essen auf Rädern an; in Zusammenarbeit mit dem Dekanatscaritasverband Ahlen zudem ambulante Krankenpflege. Ergänzt wird das Netzwerk um das Palliativangebot und die Seniorenberatung der 2008 gegründeten Heinrich und Rita Laumann-Stiftung.

 
     

Josef Spithöver – Waise und Wohltäter

Ein Sendenhorster in Rom und Stifter des St. Josef-Stifts (1813 – 1892)
Josef Spithöver wurde geboren zu Sendenhorst in Westfalen am 11. Oktober 1813 und starb am 12. Januar 1892 in Rom, wo er seit dem 31. Dezember 1841 gelebt hatte. Er war das jüngste von sechs Kindern. Sein Vater Theodor Spithöver war Zimmermann und Holzhändler, seine Mutter Katharina war eine geborene Hagedorn. Die Familie geriet in große wirtschaftliche Bedrängnis in Folge der langen napoleonischen Besatzungszeit. Ein Stadtbrand vernichtete das Spithöversche Wohnhaus und Theodor Spithöver verstarb im Sommer 1814 an Tuberkulose. Die Familie lebte in den folgenden Jahren in größter Armut in einem stallähnlichen Raum, in dem es praktisch keine Möbel gab; eine Strohschütte musste als Bett dienen. Josef war offensichtlich ein aufgewecktes Kind; daher beschäftigte ihn der damalige Bürgermeister Langen mit Dienstleistung in seinem Haus, zog ihn aber auch schon früh zu Schreibarbeiten im Rathaus heran, wo er schließlich als Schreiber angestellt wurde. Der Lebensweg Spithövers wurde vom katholischen Glauben und dem Wertesystem seiner Heimatstadt geprägt, deren geistig-gesellschaftlicher Mittelpunkt die Kirche darstellte.
Buchbinderlehre und Wanderjahre
Spithöver entschloss sich, das Buchbinderhandwerk zu erlernen und begab sich nach Abschluss der Lehre auf Wanderschaft durch mehrere Länder Europas. In Prag fand er nur eine Stelle als Vergolder – das war zugleich eine Spezialisierung in seinem Handwerk als Buchbinder. Nach und nach wuchs in ihm der Wunsch, nach Rom zu gehen, wo er am letzten Tag des Jahres 1841 eintraf. Es war eine Stunde vor Sonnenuntergang und seine Barschaft war auf 6 Silbergroschen zusammengeschmolzen. Rom war damals noch die Hauptstadt des Kirchenstaates, der große Teile Mittelitaliens umfasste. Die Stadt selbst hatte etwa 160.000 Einwohner. Es gab zahlreiche deutsche Handwerker in Rom, die sich zu Zünften bzw. religiös geprägten Bruderschaften zusammengeschlossen hatten. Allerdings gab es keine deutschsprachige Gilde der Buchbinder. Schon am 10. Januar 1842 konnte er bei dem angesehensten Buchbinder Roms eine Stelle als Vergolder antreten. Er hatte in ihm einen liebenswerten und gütigen Dienstgeber. Spithöver lernte verhältnismäßig schnell Italienisch und wurde sehr bald heimisch in Rom.
Handwerker mit deutschen Tugenden.
Er pflegte regen Kontakt mit den zahlreichen deutschen Landsleuten, die sich für kürzere oder längere Zeit in Rom aufhielten, darunter insbesondere viele Maler, die vom Licht des Südens und den antiken Ruinen angezogen wurden. Unter ihnen fand Spithöver echte Freunde, insbesondere ist der aus Münster stammende Wilhelm Achtermann zu nennen. Spithöver war ein guter Handwerker, fleißig und pünktlich, der seine Arbeit zuverlässig und sorgfältig ausführte. Sein Meister entlohnte ihn daher großzügig. Spithöver erkannte schnell, dass die deutschen Handwerker und Künstler aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse in Rom nur wenig geistige Anregungen fanden. Daher gründete er bereits zwei Jahre nach seiner Ankunft einen Leseverein für deutsche religiöse Zeitschriften. Er selbst fand aber auch rasch Zugang zu kirchlichen Einrichtungen, insbesondere zur Erzbruderschaft am Campo Santo Teutonico, der er seit 1846 auch als Mitglied angehörte. Hier konnte Spithöver, der ein sehr wacher Geist war, zahlreiche wertvolle Kontakte knüpfen. Spithöver gründet die erste deutsche Buchhandlung in Rom Zudem hatte er ein feines Gespür für die Bedürfnisse seiner Zeit, was ihn befähigte, zu Wohlstand zu gelangen. Seine aufrichtige Glaubenshaltung nährte aber immer seine Überzeugung, dass Wohlstand Aufgabe am bedürftigen Mitmenschen bedeutet: Er war zeitlebens ein großherziger Helfer von in Not Geratenen. Durch seine Kontakte zu den unterschiedlichen katholischen deutschen Rombesuchern bzw. dort beruflich tätigen, erkannte er sehr bald, dass es diesen wie auch den wissenschaftlichen und religiösen Institutionen und Gemeinschaften an neuerer deutscher Literatur mangelte. Es gelang ihm bereits im Sommer 1845 am Spanischen Platz die erste deutsche Buchhandlung in Rom zu eröffnen, mit der er sehr bald auch eine verlegerische Tätigkeit verband.
Spanische Treppe RomTreffpunkt für deutsche Künstler
Die Buchhandlung Spithövers spielte für viele der deutschen Bewohner und Reisenden noch eine weitere wichtige Rolle: Sie war regelmäßiger und wichtigster Treffpunkt der Fremden; allabendlich kamen viele zu ihm und versammelte sich in einem Raum hinter dem Laden zur Konversation. Eine besonders interessante Persönlichkeit bei diesen Gesprächen war der damals sehr bekannte deutsche Maler Friedrich Overbeck. Durch diese Kontakte erwarb Spithöver en passant ein solides Wissen über Kunst, was ihn befähigte auch auf diesem Gebiet geschäftlich tätig zu werden. In der Erzbruderschaft am Campo Santo Teutonico war Josef Spithöver seit 1850 Camerlengo (Geschäftsführer) dieser Einrichtung, die er kommissarisch schon seit 1848 geleitet hatte. Das Priesterkolleg am Campo Santo Teutonico wurde in der Folge nicht zuletzt durch das Engagement Spithövers zu einer immer wichtigeren Einrichtung für die Seelsorge der deutschen Katholiken in Rom. Schwunghafter Handel mit wertvollen antiken Kunstwerken.
Im Jahr 1862 gelang es Spithöver, eine 7,5 Hektar große Besitzung am Rande Roms zu erwerben: Hier war in der Antike der berühmte Garten des Sallust gewesen. Hier ließ Spithöver eine Villa für sich erbauen. Auf dem Grundstück wurden in der Folgezeit zahlreiche Antiken entdeckt, über die der Grundeigentümer frei verfügen konnte: Ihr Verkauf machte ihn zu einem wirklich vermögenden Mann. Doch er verwendete sein Vermögen so, wie er es immer gehalten hatte: als anvertrautes und entsprechend zu verwaltendes Gut für Bedürftige. Es ist naheliegend, dass er dem Campo Santo einiges zukommen ließ – insbesondere stiftete er den Grundstock der heutigen Bibliothek. In Rom gab es ein kleines Krankenhaus, das ursprünglich der deutschen Bäckergilde gehörte und ihren Kranken diente. Nach Auflösung der Gilde galt es, auf diesem Grundstock an eine Neugründung für die deutschsprachigen Bürger in Rom zu denken. Man fand für die Betreuung der Einrichtung die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Kreuz aus dem Kanton Schwyz, die auch eine Schule für deutschsprachige Mädchen übernahmen. Das ganze Unternehmen wurde aber sehr schnell zu klein und erwies sich in jeder Hinsicht als unzureichend. Die Schwestern – obwohl mittellos – beschlossen, ein großes Haus in der Nähe des Collegium Germanicum zu erwerben, zum Preis von 360.000,- L. Spithöver streckte die Summe vor, überraschte die Schwestern auch immer wieder mit großen Spenden. Er sorgte mit eigenen Mittel auch für wichtige Teile der Ausstattung des Hauses. Seine wichtigste Stiftung:
Ein Spital für seine Heimatstadt Sendenhorst
Seine wichtigste Stiftung aber war das St. Josef-Stift in Sendenhorst, seiner Geburtsstadt. Der briefliche Kontakt zu Verwandten, vor allem aber zu einem Freund seiner Jugendzeit, war nie abgerissen. Er wusste, dass die Pfarrgemeinde gern ein Krankenhaus errichtet hätte, für das dringender Bedarf bestand, die Mittel jedoch fehlten. In einem Brief an den damaligen Pfarrverwalter der Kirchengemeinde spricht er von seiner Absicht, dies Krankenhaus auf seine Kosten erbauen zu lassen. Er begründet dies mit der bitteren Armut seiner Kindheit, in der seine Mutter mit ihren Kindern durch gute, von christlichem Geist beseelte Mitmenschen doch immer wieder Hilfe erfahren hätte, obwohl die allgemeine Armut im Ort damals bedrückend war. Er, Spithöver, könne diesen Menschen nicht mehr danken, da sie längst verstorben seien, doch eine Einrichtung, die den Pflegebedürftigen, aber auch den Kindern zu Gute käme, sehe er als den besten Dank an, der jetzt möglich sei. Ein Haus für Kranke, Alte und Waisenkinder Er legte sehr wohl fest, was die Einrichtung leisten solle: Krankenpflege, Übermittagbetreuung armer Kinder, Aufnahme von Waisenkindern, Altenheim, Bereitstellung einer öffentlichen Waschküche für die armen Leute, ambulante Krankenpflege. Das Zentrum solle die Kapelle bilden. Die Pflege im Haus sollten die Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz übernehmen, die bis auf den heutigen Tag im Haus tätig sind.

Der Bau nach dem Entwurf des münsterschen Architekten Wilhelm Rincklake kostete 360.000,- Goldmark; zusätzlich stiftete Spithöver den Betrag von 300.000,- Goldmark, aus dessen Erträgen Bedürftige kostenfrei versorgt werden sollten. Dieses Vermögen ist durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg verloren gegangen. Das St. Josef-Stift hat sich zu einer anerkannten Klinik für orthopädische und rheumatologische Krankheitsbilder entwickelt. Daneben werden – ganz in Erfüllung der Spithöverschen Anliegen – vier Altenheime geführt; eines dient unmittelbar den Menschen in Sendenhorst. Nach wie vor bildet die große Kapelle – eher eine kleine Kirche – den Mittelpunkt des gewaltig gewachsenen Gebäudekomplexes. Quelle: Ofenbach, Elvira: Josef Spithöver. Ein westfälischer Buchhändler, Kunsthändler und Mäzen im Rom des 19. Jahrhunderts. Verlag Schnell & Steiner 1997 Text: Pastor Fritz Hesselmann, Sendenhorst 2017 Sendenhorst im 19. Jahrhundert: Josef Spithövers Heimatstadt t war arm, er selbst kam aus der „ärmsten Familie Sendenhorsts“ Josef Spithöver hatte das Glück, das Buchbinderhandwerk zu erlernen. Nach Wanderjahren durch Europa ließ er sich 1841 in Rom an. Am Spanischen Platz gründete Josef Spithöver 1845 die erste deutsche Buchhandlung in Rom, die bald zu einem Treffpunkt für Künstler und deutsche Romreisende wurde. Als erfolgreicher Kaufm Dann wurde Josef Spithöver ein bedeutender Mäzen. Seine bedeutendste Stiftung war 1889 das St. Josef-Stift für seine Heimatstadt Sendenhorst. Damit wollte er die Hilfe, die seiner Familie zuteil geworden war, wieder gut machen. Josef Spithöver starb am 12. Januar 1892 und ist auf dem Campo Santo Teutonico in Rom beerdigt.

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Evangelische Gemeinde - Südtor

Bild:
Evangelische Kirche in den 1960ern - Die Anfänge der Evangelischen Gemeinde


Geschichte der evangelischen Kirche in Sendenhorst
Mitte des 19. Jahrhunderts werden erstmals evangelische Christen in der Umgebung Sendenhorst erwähnt: Familie Gösslinghoff in der Bauernschaft Jönsthövel. Anfang des 20. Jahrhunderts 1907 kam Familie Rehs öft dazu. Kirchlich wurden die Familien durch Ahlen versorgt. Dort gab es seit 1891 einen ersten evangelischen Pastor, der die damals etwa 300 Gemeindeglieder in der ganzen Gegend betreute.
Vor Ausbruch des ersten Weltkrieges gab es in Sendenhorst 8 evangelische Haushalte, vor allem von Beamten der Eisenbahn und der Post. Der Ahlener Pastor kam gelegentlich zu Fuß herüber und hielt Andachten und Unterricht in den Häusern.
Während des ersten Weltkrieges kamen vermehrt evangelische Verwundete in das Krankenhaus. Ihr Wunsch, einen eigenen Raum für Gottesdienste zu haben, wurde in der damaligen Rektoratsschule, die in der Nähe des Krankenhauses lag, erfüllt. Später mietete die kleine Gemeinde ein Zimmer in der Drogerie Schüttelhöfer an, in dem der Pastor aus Ahlen einmal monatlich am Sonntagnachmittag einen Gottesdienst hielt. Dieser kleine Andachtsraum bestand noch, als nach dem zweiten Weltkrieg der Zustrom der Vertriebenen und Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands einsetzte, Sie wurden vor allem in den Bauernschaften untergebracht und lebten dort z.T. jahrelang in Notquartieren.
Die Westfälische Kirche richtete in dieser Notzeit in den bis dahin rein katholischen Gebieten evangelische Pfarrstellen ein. So wurde schon am 1. Februar 1946 Pastor Arthur Ruddies, ein Ostpreuße, in Sendenhorst eingesetzt. Er besuchte die evangelischen Flüchtlinge hier und in Vorhelm und sammelte sie zu einer Gemeinde. Für die Gottesdienste wurden die katholischen Kirchen zur Verfügung gestellt. 1951 wohnten in Sendenhorst ca. 800, in Vorhelm ca. 350 und in Enniger ca. 250 evangelische Christen. Diese 1400 Gemeindeglieder bildeten den damaligen 4. Pfarrbezirk der Kirchengemeinde Ahlen.

Der Bau der Friedenskirche
Entgegen manchen Hoffnungen zeichnete es sich ab, dass sich die Vertriebenen auf Dauer in Westfalen einrichten mussten. So unterstützte das Diakonische Werk (damals Evangelisches Hilfswerk) Einfamilienhäuser auch in Sendenhorst, Vorhelm und Enniger. Zugleich entwarf das Landeskirchenbauamt eine einfache Diaspora-Kirche, die (mit ganz geringen gestalterischen Variationen) Anfang der Fünfziger Jahre an vielen Stellen des Münsterlandes errichtet wurde. Oftmals stellte die katholische Kirche ein passendes Grundstück zur Verfügung, so auch in Sendenhorst. Hier wurde am 22. Juni 1951 der Grundstein gelegt, nachdem Gemeindeglieder die Ausschachtungsarbeiten vorgenommen hatten. Mit viel Selbsthilfe baute man weiter, bis es ein Jahr später soweit war: Am Sonntag, den 11. Mai 1952 hielt Pastor Ruddies in der St. Martinskirche eine Abschiedsandacht. Anschließend zog die Gemeinde zur Einweihung der neuen Friedenskirche zum Südtor. So sahen damals alle diese Münsterländischen Diaspora-Kirchen aus: Unter dem hohen langen Dach mit dem Dachreiter-Türmchen umschließen backsteinverklinkerte Außenmauern einen verhältnismäßig schmalen und niedrigen Raum. Ein Mittelgang führt über den Bretter-Fußboden an der einfachen kastenförmigen Kanzel vorbei zum drei Stufen erhöht und in einer aus dem Kirchenraum herausgebauten Nische stehenden Altar.
Erst im Laufe der Zeit bekamen die Kirchenräume ihr eigenes Gesicht. Es ging wie mit den damals entstandenen Siedlungshäusern: Ursprünglich glich innen wie außen eins dem andern, bis nach und nach jede Familie ihrem Haus ihre eigene Prägung gab.

Die bauliche Entwicklung
Bis weit in die neunziger Jahre ist die Friedenskirche wegen großer Bäume von der Straße her nicht zu sehen. Die erste entscheidende Veränderung brachte der Anbau des Gemeindesaals 1961 an die Südseite der Kirche. Er wurde durch eine Faltwand mit dem Kirchenraum verbunden, und im Zuge dieser Arbeiten ergaben sich noch weitere Umgestaltungen für die Kirche: der Holzfußboden wich den grüngrauen Anröchter Sandsteinplatten, der Kleine Saal im hinteren Teil wurde Bestandteil des Kirchenraums und nahm die Orgel auf, die Kanzel wechselte auf die rechte Chorraumseite, und links fand ein neuer, schwerer Marmorblock als Taufstein seinen Platz. Diesen An- und Umbau leitete Pastor Hermann Thiede von 1957 - 1970 Pfarrer in Sendenhorst. Ihm ist auch zu verdanken, dass aus dem 4. Pfarrbezirk der Kirchengemeinde Ahlen die selbstständige Kirchengemeinde Sendenhorst wurde, und zwar mit Wirkung vom 1. Mai 1969. Der Name "Friedenskirche" war ausschlaggebend bei der Gestaltung des Gemeindesiegels. Es zeigt die Friedenstaube aus der Sintflutgeschichte, die als Zeichen neuer Lebensmöglichkeit Noah ein Ölblatt in die Arche bringt: Frieden mit Gott als Basis wirklichen Lebens! 1972 wurde vorwiegend aus Spenden die Orgel erneuert und um zw ei Register erweitert. Zur gleichen Zeit erhielt der Altarraum einen neuen Keramikplatten-Belag, die dritte Altarstufe wurde entfernt und der Altar etwas vorgezogen, so dass der Pastor sich auch dahinter stellen konnte. Am Erntedankfest 1974 konnten zwei neue Bronzeglocken in Betrieb genommen werden. Weihnachten 1976 wurden holzgeschnitzte Krippenfiguren gestiftet, die 2013 um einen Engel, sowie die heiligen drei Könige ergänzt wurden. 1977 und 1979 erhielt die Friedenskirche insgesamt neun bleiverglaste Farbfenster mit Motiven der verschiedenen Kirchenjahreszeiten, entworfen von Pastor Werner Günther. In dieser Zeit konnte auch ein neues Altarkreuz im Chorraum aufgehängt werden. Weiter wurden die Kirchenbänke gepolstert, und schließlich ersetzte eine Schenkung die selbstgefertigten Eisenleuchter am Altar durch vier Bronze-Leuchter. 1982 wurde der Altar aus dem Chorraum herausgenommen. Auf einem großen vorgezogenen Halbrund aus Anröchter Sandstein fand der bisherige Marmortaufstein, mit einer runden Sandstein-Tischplatte versehen, seine Aufstellung als neuer Altar. Im Jahr 1998 erhält das Gemeindehaus eine Küche im ehemaligen Jugendraum. Sie löst das Provisorium der viel zu kleinen Teeküche ab. 2004 werden erste energetische Sanierungen vorgenommen. Aus Mitteln des Fördervereins bekommt die Kirche 2008 einen neuen Kerzenleuchter, 2010 das neue Friedensfenster und das Gemeindehaus erhält 2013 neue Fenster. 2014 wird das Gemeindehaus barrierefrei und eine behindertenfreundliche Toilette gebaut. Der Besuch der Friedenskirche ist nun auch über das Gemeindehaus für Menschen mit Handicap uneingeschränkt möglich.

Die Ortsteile Enniger und Vorhelm

Friedenskirche vom Südtor aus gesehen
Obwohl seit 1946 in Enniger und Vorhelm regelmäßig Gottesdienste gehalten wurden, entstand doch auch eine Beziehung der dortigen Gemeindeglieder zur Friedenskirche; denn
viele Taufen und Trauungen fanden hier statt, und ebenso die jährlichen Konfirmations-gottesdienste, Zunächst hatten die Gottesdienste in den beiden Außenorten in den dortigen katholischen Kirchen stattgefunden, in den fünfziger Jahren aber zog man in die Schulen um: In Enniger war ein Gottesdienstraum im Keller der Marienschule eingerichtet, in Vorhelm stand dafür ein Klassenraum in der Augustin-Wibbelt-Schule zur Verfügung. Seit Anfang der siebziger Jahre wird 14-täglich Gottesdienst in der Eingangshalle der Schule in Enniger gefeiert. Zum 1. Mai 1969 wird Sendenhorst von der Kirchengemeinde Ahlen gelöst und zur selbstständigen Kirchengemeinde mit Enniger und Vorhelm erklärt. In Vorhelm wurde der Schulraum für die wachsende Gemeinde zu klein. Einige Jahre feierte man in der katholischen Kirche den Gottesdienst. 1975 begann die Planung eines eigenen evangelischen Gemeindezentrums, das Pfingsten 1979 eingeweiht wurde. Seinen Namen Nicolaikirche verdankt das Gemeindezentrum einem ganz besonderen Umstand: eine ca. 550 Jahre alte Glocke aus der St. Nikolauskirche in Rösnitz/Oberschlesien hat im Turm in Vorhelm einen neuen Platz gefunden und gab bei der Namenssuche den entscheidenden Anstoß. Bis 2002 hat die Evangelische Gemeinde für die inzwischen fast 2.400 Gemeindeglieder zwei Kirchen und den Gottesdienstraum in Enniger. In allen drei Gemeindeteilen wird seit Beginn der 90-er Jahre wöchentlich Gottesdienst gefeiert.

Die Gegenwart
2003 wird der Gemeindeteil Enniger aus strukturellen Gründen an die Kirchengemeinde Ennigerloh abgeben. Bis 2007 ist die Kirchengemeinde stetig gewachsen, seitdem wird sie kleiner. Da für die kleiner gewordene Gemeinde zwei eigenständige Kirchengebäude finanziell nicht mehr tragbar sind, wird nach zwei Gemeideversammlungen die Bewirtschaftung der Nicolaikirche in Vorhelm 2013 an den Förderverein der Nicolaikirche übertragen.
Gottesdienste finden nun in Vorhelm am 1. und 3. Sonntag im Monat statt. In Sendenhorst gibt es seit etwa einem Jahr am 2. Sonntag im Monat den besonderen Abendgottesdienst um 18.00 mit anschließendem Beisammen sein
Pfarrer Manfred Böning nach einem Manuskript, das Pfarrer Werner Günther zur Feier des 30-jährigen Bestehens der Friedenskirche (1982) erstellt hat. (Bilder: Archiv der Kirchengemeinde)


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Die Neustraße - Ostgraben – Gartenstraße

Die Neustraße erfuhr seit ihrer Anlage im Jahre 1806 zahlreiche Namensänderungen. Die neue Straße war nach dem Großbrand anno 1806 neu entstanden. Die Anlage führte durch zahlreiche Gärten, u. a. durch Bußmanns Garten. Zuerst wurde sie als „Remisenstraße“ benannt. Die Remise ist ein Wirtschaftsgebäude, das in der Regel an der rückwärtigen Grundstücksgrenze für Fahrzeuge oder Geräte errichtet wurde. Die Remisenstraße wurde 1852 in Neustraße umbenannt. Mit der Anbindung an die Gartenstraße (im Hintergrund) zur Eröffnung des Bahnhofes und der Westdeutschen Landeseisenbahn im Jahr 1903 erfuhr die Neustraße eine enorme Aufwertung. 1933 wurde die Neustraße als einer der ersten Entscheidungen der Nazis in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Gleich nach Kriegsende erfolgte dann die Rückbenennung in Neustraße. Ein weiterer „historischer Augenblick“ auf der Neustraße ist weiter südlich in Richtung Stadt zu sehen.
Wir sehen auf dem Bild die Neustraße (nördlicher Teil - östliche Seite) Anfang der 1960er Jahre. Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass sämtliche Gebäude auf dem Bild 2019 noch erhalten sind.

Oben: Von rechts nach links:
Zusehen ist die ehemalige Spar- und Darlehenskasse, diese ist 1968 als Volksbank an die Kirchstraße umgezogen. In dem Gebäude war später eine Teestube untergebracht, die als beliebter Treffpunkt der alternativen Szene in Sendenhorst galt. Später war hier das Diözesan-Büro der DPSG – Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg – untergebracht. Es folgt der Ostgraben.

Die ehemaligen Stadtgräben (Außen- und Innengräfte), sowie die Wallanlage wurden erst Ende des 18. Jahrhunderts zugeschüttet, bzw. „geschleift“ und bebaut. Ein Stück ehemaliger Stadtwall ist noch erhalten, der Judenfriedhof an der Ostenpromenade (ca. 300 Meter in die Promenade rechts).

Bild: Kirmes! Neustraße in Blickrichtung Süd zur Stadtmitte hin.

Als nächstes Haus Börger mit dem Elektrogeschäft Josef Linnemann. Linnemann errichtete 1958 einen Neubau auf der anderen Straßenseite (heute Imbiss) und betrieb dort sein Geschäft.
Im 2. Weltkrieg war im Hs. Börger eine Wäscherei untergebracht. Hier befindet sich der neue „Historische Augenblick“ - die Elektrische Versorgung hat sich ebenfalls grundlegend geändert, wie man u.a. an der Laterne erkennt. Es folgt eine Litfaßsäule, die bis in die 1980er dort stand, dann der Eingang Osten-Promenade. Folgt man dem Eingang der Promenade in Richtung Osten, so gelangt man zum einzigen erhaltenen Stück Stadtwall, der „Wibbsenwall“. Hier liegt der erhalten gebliebene jüdische Friedhof, der im Jahr 2015 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Erklärung Wibbsenwall: In dem Sand, aus dem der Wall bestand, befanden sich zahlreiche Löcher, in denen die Wespen ihre Nester bauten. Die Löcher waren durch Sendenhorster gegraben worden, die sich hier am Sand bedient hatten.

Links neben dem Eingang zur Promenade findet sich der Kiosk von Willy Blechschmidt. Der fast legendäre Tabak- und Zeitschriftenhändler betrieb hier bis in die 1970er bereits sein 2. Geschäft. Das Erste betrieb er mit seiner Schwester Emma Walter (Kurzwaren, zuletzt Oststraße, heute Geschermann) am Eingang der Neustraße [Standort Nr. 1] bevor er zur Nordstraße zog. Dort zuerst auf die Westseite [Standort Nr. 3] und dann auf die Ostseite [Standort Nr. 4]. Der Ruf basiert auf der immer noch in Sendenhorst bekannten Aussage: „Bei Willy gibt es alles, und das war auch so!“ Tabakwaren, Spielzeug, Zeitschriften und viele Kindheitserinnerungen verbinden sich mit W. Blechschmidt!

Bild:
Andere Straßenseite: Wohnhäuser Hoffmann, Jaspert, Garten, Feidieker


Auf der linken, westlichen Straßenseite Thünenkötter (Im Bild vorletztes Haus) steht das einzige Haus, dass auf der Außengräfte (Gräfte = ehemaliger äußerer Stadtgraben) errichtet worden wurde. Bis auf die Ausfallstraßen und dieses Teilstück an der Gartenstraße entlang bis zur Nordstraße, bildet der gesamte Promenadenring um Sendenhorst einen vollständigen Grüngürtel.
Im Hintergrund ist Geipings Wiese zu sehen. Bis Mitte der 1980er Jahre war hier der Kirmesplatz. Die Kirmes zog sich über die Gartenstraße bis zum Bahnhof und einige der Buden standen auch bis hier auf die Neustraße.
Bild: Neustraße in Blickrichtung Süd zur Stadtmitte hin. Nach Neubau des alten Aldis auf der Gartenstraße (heute Fitness-Studio) wurde die Kirmes in den 1980er Jahren zum Lambertiplatz verlegt.

 
     

Die Weststraße (Obere W., heute Fußgängerzone) von CH | März 2021

Die Weststraße ist sicher einer der ältesten Straßen innerhalb Sendenhorsts. Die Straße oder, damals besser der Weg, dürfte schon bestanden haben, als Sendenhorst erstmals als Dorf mit einer Kirche im Jahr 1175 genannt wird. Da zu dem Zeitpunkt bereits die damalige romanische Kirche bestand, dürfte damit das Kirchdorf schon früher gegründet worden sein. Die erste Bauerschaft Seondenhurst (Ersterwähnung 900 n.Chr.) lässt sich 500 m westlich verorten (vgl. Petzmeyer). Der Weg zur gemeinsam mit den anderen Bauerschaften „neuen“ Kirche führt ebenfalls hier entlang, so dass unsere Straße wohl 1.000 Jahre alt sein könnte.

Bild rechts: Luftaufnahme, Ende der 1960er Jahre, „Eingang“ zur heutigen Fußgängerzone (Einweihung 1988) mit den Brennereien Graute und Schulze Rötering (Gassner) Das Ensemble mit den Fachwerkhäusern Graute, Löwenstein, Gaßner auf der rechten Seite Richtung Osten ist erhalten geblieben.

An der Weststraße, genauer an der Stelle des ehemaligen Bürgerhauses, wurden im Jahr 1975 riesige Fundamente und mittelalterliche Artefakte gefunden, so dass man davon ausgehen kann, dass sich hier ein Adelssitz im Mittelalter befunden haben muss. Herrmann von Sendenhorst wird in dem Zusammenhang als möglicher Burgherr genannt, wahrscheinlich 12. Jahrhundert.

Bild links: Blick in die Weststraße mit Beflaggung. Links. Scheune Schulze Rötering

Der Bereich Drostenhof (hinter dem Bürgerhaus) war dem Areal zugeordnet, dem Hof des Drosten = Verwalter des Bischofs und der war adelig. Spätere Eigentümer, (Grafen von Merveldt) wohnten nicht mehr am Ort.
An der Weststraße prägten vor allem die Brenner das Stadtbild. So gab es hier auf engsten Raum 3 Brennereien, die auch heute noch die Stationen 1-3 des Brennereipfades bilden. Dieser umfasst insgesamt 12 Stationen, die an den ehemals mindestens 12 Brennereien in der Stadt platziert sind.

Bild rechts: Familie Gassner- Schulze Rötering bei der Entdeckung der mittelalterlichen Artefakte im Jahre 1975

An der Weststraße waren dies die Brennereien Graute, Schulze Rötering und Sommersell. Viele Jahrzehnte waren die Brenner ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Stadt und die Brenner waren in vielen gesellschaftlichen Bereichen der Stadt stark vertreten, so z.B. der Sparkassen-Redundant Bernhard Schulte Rötering. Auch nach dem Krieg wurde noch lange Jahre Korn in der Innenstadt und in der Weststraße produziert.
Mit der Stadtsanierung in den 1970er Jahren realisierte man, dass die Brennereibetriebe in der Stadt nicht mehr zeitgemäß waren, die Geruchs- Verkehrs- und Schutzbelastung war einfach zu groß, gerade bei Inversionswetterlage. Die Brennereien wurden in das umliegende Kirchspiel ausgesiedelt, z.B. gingen die Brennrechte der Brennerei Gassner an Martin Schulze Rötering über, der noch heute im Kirchspiel Borbein brennt. Dem Thema Brenner wurde von dem Sendenhorster Künstler und Ehrenbürger Bernhard Kleinhans ein Kunstwerk gewidmet, die Quadriga. Dargestellt sind vier Arbeiter, die die Schlempe aus der Stadt abtransportieren mussten. Die Schlempe entsteht als Nebenprodukt beim Brennen. Gleichzeitig wurde diese als hoch effizientes Mastfutter an das Vieh verfüttert. Da die meisten Brenner gleichzeitig landwirtschaftliche Betriebe im Kirchspiel hatten, konnten somit eine effiziente Wertschöpfungskette entstehen. Die Quadriga stand zuerst vorm Bürgerhaus, wurde jedoch im Jahre 2015 an den Eingang der Fußgängerzone versetzt.

Bild links: Spielende Kinder auf der Weststraße, Blick bis zum Fuselpättken, links: Haushaltswaren Meyer

Zum Glück wurde durch den Einsatz einiger engagierter Bürger verhindert, dass das Fachwerkensemble niedergerissen wurde. Dieses stellt heute eine Perle und ein Entree in die immer noch schöne Innenstadt von Sendenhorst dar. Graute, Liebesgasse, Haus Löwenstein, Gassner. Denn die Stadtsanierung hat natürlich nicht, wie oft propagiert, zu einem Kahlschlag geführt. Einige wunderschöne Fachwerkhäuser konnten gerettet werden. Und wenn auf den alten Fotos die Häuser auch so schön aussehen, die Innenstadt und die Weststraße war eng, gerade in den Hinterhof-Bereichen. So zu erkennen auf den Luftaufnahmen. Kleine Gewerbebetriebe machten den knappen Platz noch knapper und der Wohnraum in den nach außen „schönen“ Gemäuern war eher bescheiden. So konnte Bernhard Hölscher in seinem eigenen Zimmer nicht aufrecht stehen, die Toilette im Hof, die Liste ließe sich fortsetzen…
Seit 1988 ist die „alte“ Weststraße Fußgängerzone. In den 1960ern war die Straße beidseitig befahrbar, da hieß es aufpassen, wenn man aus der Tür trat oder bei Kaupmann aus der Wirtschaft. Kaupmann / Klümper war ein Hotel mit Gastwirtschaft, Kegelbahn und Saalbetrieb. Bevor Bernhard Kaupmann den Betrieb übernahm, hieß die Wirtschaft Hullerum / Klümper.

Bild: Vor Bau des Bürgerhauses 1975 – Hölscher - Kaupmann – Schulze Rötering

Im Zuge der Stadtsanierung entstand hier an der Stelle 1975 das Sendenhorster Bürgerhaus, das nun auch schon wieder Geschichte ist. Auch dieses Haus war berühmt für seine legendären Feiern, sowie die vielen unterschiedlichen Pächter. Sowohl Johannisbrüder als auch St. Martinusschützen haben hier wahrhaft rauschende Feste gefeiert. Aber auch der Karneval, unzählige Hochzeiten und private Feiern galt es, hier zu feiern. Viele persönliche Erinnerung sind an den Saalbetrieb – Hier haben viele Sendenhorster das Tanzen erlernt. Theo Debbelt aus Drensteinfurt war der legendäre Tanzlehrer, genannt Theo 123…. Sogar der Sendenhorster Let‘s Dance Gewinner Alexander Claws hat hier das Tanzen wohl erlernt.
Im Keller gab es 3 Kegelbahnen, eine Sektbar und natürlich den Schießkeller, in dem die Martinus-Sportschützen beheimatet waren. 2019 wurde das Gebäude komplett umgebaut.

Bild: 1930er – Stahlhelm tritt auf der Weststraße an.

Viele Sendenhorster wünschen sich mitunter noch Kaupmanns Saal oder das Bürgerhaus zurück, aber auch hier: Es war viel zu wenig Platz, der Notausgang endete z.B. damals in Hölschers Werkstatt was natürlich überhaupt nicht dem Brandschutz entsprach.

Bild: Wohnhaus Brennerei Sommersell, Meyer, alte Mauer zum Pfarrgarten

In den 1970/80ern war die Straße Teil des „Sendenhorster Ei“ Die Runde um die Kirche, an der Eisdiele vorbei und dann mit Schmackes um die Kurve in die Weststraße, um die Kirche herum und dann noch einmal Vollgas. So wird berichtet, dass es durchaus möglich ist, die Runde 30 x auf dem Motorrad auf einem Rad zu fahren.

Bild: Luftaufnahme Kirchstraße / Weststraße Ende der 1960er Jahre: von links Volksbank, Plüschke, Brandhove, Mössing,
Hölscher, Kaupmann (2 Gebäude), Melker Schulze Rötering, Wirtschaftsgebäude Schulze Rötering


In Erinnerung ist aus den 1980ern geblieben, wie unter den Schlafzimmerfenstern regelmäßig Panzerkolonnen mit bis zu 50 Panzern durchs Bild fuhren, der Kalte Krieg war ja noch mitten im Gange.
Nach Abriss der Scheune Rötering, Haus Sommersell, Meyer wurde 1971 hier ein Mehrfamilienhaus errichtet. Hier war viele Jahre der Supermarkt Coop und später der Drogeriemarkt Schlecker, der 2008 schloss. Auf der der anderen Seite entstand der AWA. Später wurde dieser zu Rewe und dann zu „Nah und frisch“. 2001 siedelte der dann zur Oststraße um. Dies bedeutete schwierige Jahre für die Straße. Nach langem Dornröschenschlaf hat sich aber dann wieder Leben aufgetan. In den 2010ern konnte der Trend umgekehrt werden. Dank großen Engagement des Einzelhandels entstanden neue Geschäfte, u.a. der IhrPlatz. Dank aufblühender Gastronomie und der Stadt gelang es, die Fußgängerzone zu reanimieren. Mit der Innenstadtverschönerung zum Stadtjubiläum 2015 erfuhr die Fußgängerzone eine Aufwertung und viele Auswärtige, Patienten des Stiftes und Touristen loben den schönen Spielplatz mit „Fines Laden“ oder die Rote Bank und das Bücherregal, immer mit Blick auf St. Martin.

2015 stiftete der Heimatverein eine bronzene Hinweistafel zum Gedenken an das Geburtshaus Josef Spithövers, wohl dem größten Sohn der Stadt. Das Geburtshaus Spithövers, der aus prekären Verhältnissen stammte, befand sich ebenfalls in der Weststraße, jedoch etwas abseits der Straße. (Bereich kommunales Forum, hinter Gasse) Die Straße hat bestimmt noch viel mehr Geschichten gesehen in bestimmt 1.000 Jahren Geschichte, Märsche, Kriege, Prozessionen, Umzüge und man kann klar erkennen: Geschichte ist immer ein Fluss, alles ändert sich und die viel gescholtene Stadtsanierung hat sich doch zum Guten entwickelt, denn viele schöne und denkmalgeschützte Gebäude sind auch erhalten geblieben und schließlich ist die bald fast 50 Jahre her. Die schönen alten Häuser sind der 100-Schlösser-Route, die hier durch führt, absolut würdig! Nun fehlt nur noch eine Umgehungsstraße.

 
     

Weststraße - Fußgängerzone

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