Waren das arme Zeiten im Sendenhorst vor der Jahrhundertwende
Waren das arme Zeiten im Sendenhorst vor der Jahrhundertwende... Um 1889 hatte die Stadt Sendenhorst 1927 Einwohner. Zusammen mit Enniger und Vorhelm gehörte das Kirchspiel mit weiteren 867 Einwohnern zum Amt Vorhelm
Die Bewohner der Stadt waren überwiegend Ackerbürger. Neben einer meist sehr kleinen Landwirtschaft betrieben sie ein Handwerk oder ein Handelsgeschäft. Gewöhnlich deckten sie mit ihren Dienstleistungen nur den örtlichen Bedarf ab. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren die Leineweber noch die größte Gruppe unter den Handwerkern. Sie produzierten auch für den überörtlichen Bedarf. Die aufkommende Textilindustrie jedoc
brachte für diesen Wirtschaftszweig schon vor der Jahrhundertmitte einen völligen Strukturwandel, so daß
man um besondere wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Sendenhorst und noch mehr für das Kirchspiel hatten natürlich die größeren Bauernhöfe. Auf 13 von ihnen wurde eine landwirtschaftliche
Brennerei betrieben.
Seit Mitte des Jahrhunderts hatte es in Deutschland einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung gegeben, der aber ländlichen Gemeinden wie Senden horst zunächst eher Nachteile brachte. Einem besonders
kräftigen Aufblühen der Wirtschaft des Reiches nach 1871 folgte im Gründerkrach eine Rezession, die 1873 beginnend, bis etwa 1879 anhielt.
Eine weitere Wirtschaftskrise folgte nochmals im Jahr 1882. Für den Ort Sendenhorst hatte dies zur Folge, daß allgemein die Löhne und Preise sanken. Die Zahl der freien Arbeitskräfte war sehr groß. Seit 1879 versuchte das Reich, der deutschen Wirtschaft mit einer maßvollen Schutzzollpolitik zu helfen. Davon profitierte in Sendenhorst lediglich die Landwirtschaft die ihre Produkte zu erträglichen Preisen vermarkten konnte. Diese Schutzzölle für landwirtschaftliche Erzeugnisse hielten allerdings auch die Lebensmittelpreise höher als auf dem Weltmarkt üblich, was einen Nachteil für lohnabhängige Erwerbstätige bedeutete. Dennoch erreichten erst 1910 die Nahrungsmittelpreise wieder den Stand von 1872.
Man kann sich heute kaum vorstellen, in wie dürftigen Verhältnissen der größere Teil der Sendenhorsterleben mußte. Ende der 70er Jahre weckte der Strontianitbergbau große Hoffnungen. Strontianit wurde seiner zeit vor allem bei der Zuckerraffinerie benötigt. Im Sendenhorster Bezirk taten sich zwei kleine Gruben auf, die einer Anzahl von Sendenhorstern Arbeit und Brot gaben. Doch der Traum vom Bergbau war nach etwa 20 Jahren ausgeträumt, weil billigere Mittel gefunden worden waren, die die "Sülversteene" überflüssig" machten. Die ländlichen Krankenhäuser des vorigen Jahrhunderts waren vor allem eine Antwort auf die Armut einer großen Bevölkerungsgruppe, die zu einer geordneten Krankenpflege ihrer Angehörigen kaum in der Lage war. Krankheit bedeutete meist einen erheblichen, oft sogar den völligen Verdienstausfall für die ganze Familie. Die Behandlungsmöglichkeiten eines ländlichen Krankenhauses aber gingen zunächst noch nicht sehr weit über das hinaus, was der behandelnde Arzt auch in einem gut eingerichteten Privathaus vornehmen konnte. Unter diesen Voraussetzungen war es entscheidend, daß ein Krankenhaus auch Kapital zur Verfügung hatte, um bedürftige Patienten gegen ein sehr geringes Entgelt, mittellose sogar kostenlos, pflegen zu können. Aus diesem Grund waren auch Ordensschwestern so wichtig. Waren sie doch gut geschulte Fachkräfte, die wenig kosteten.
Ein Mann, ein Stift: Josef Spithöver und die Gründung
Im Oktober 1813 wurde Josef Spithöver in Sendenhorst geboren. Er war kaum vier Monate alt, als sein Vater, der als selbständiger Zimmermann eine kleine
Holzhandlung auf dem heutigen Röteringschen Grundstück betrieb, starb
Der Senden-horster Bürgermeister Langen nahm den Jungen daraufhin in Pflege. Da er aufgeweckt war, konnte Langen ihn schon als Schüler zu Schreibarbeiten heranziehen. Kein Wunder, daß Spithöver nach
seiner Schulzeit zunächst auf dem Bürgermeisteramt arbeitete. Er entschloß sich aber im Jahre 1833, in Coesfeld das Buchbinderhandwerk zu erlernen. Nach erfolgreicher Gesellenprüfung ging er, wie
damals üblich, auf Wanderschaft.
Die
Wanderschaft des jungen Gesellen führte über Holland, Norddeutschland, Kopenhagen, die Insel Rügen im Oktober 1839 nach Berlin und von dort über Prag und Wien nach Rom, das er am 3 I . Dezember des
Jahres 1841 erreichte. Hier fühlte sich Josef Spithöver zu Hause und wurde seßhaft. 1845 gründete er die erste deutsche Buchhandlung in Rom. Er war sehr erfolgreich und erlangte einen ansehnlichen
Wohlstand. Für das St.-Josef-Stift sollte es aber von besonderer Bedeutung werden, daß er in diesen Jahren günstig ein Grundstück für den Bau eines Wohnhauses erwarb. Als nämlich 1871 Rom
Hauptstadt des Königreiches Italien wurde, kaufte der Staat die Liegenschaft Spithövers, um dort das Regierungsviertel mit seinen Auslandsvertretungen zu errichten. Dadurch machte Josef Spithöver einen beträchtlichen
finanziellen Gewinn. Für seine Landsleute stand Spithövers Haus in Rom immer offen. Handwerksgesellen
verschaffte er Arbeit, den Studenten war er Freund und Helfer und den r ömischen Künstlern ein großer Gönner. Führende Positionen hatte Spithöver im kirchIichen Leben inne. Mit Papst Pius IX.
verband ihn eine persönliche Freundschaft. Dadurch war es ihm möglich, Audienzen für deutsche Pilger und Freunde zu vermitteln. Unermüdlich war Spithöver im Dienst der christlichen Caritas
tätig.
Noch heute befindet sich im St.-Josef-Stift ein kunstvolles Kruzifix, das Papst Pius IX. Spithöver als Dank und Anerkennung für seine großen Verdienste vermachte. Es ist aus den alten Kranen des
Kölner Domes vom Künstler Eschenbach für Papst Pius IX. gefertigt worden. Ursprünglich war dieses Kunstwerk für das Sterbezimmer der Dienerin Gottes Anna Katharina Emmerick bestimmt. Da dieser Raum
jedoch damals noch nicht als Kapelle eingerichtet werden konnte, erhielt es im neuen Krankenhaus von Sendenhorst einen würdigen Platz. Spithövers wache Haltung für soziale Fragen wurde entscheidend
geprägt durch Begegnungen mit Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler und einem französischen Großindustriellen. Aus dieser Haltung heraus stiftete er ein Heim für deutsche Waisenkinder in der Schweiz.
Aber er vergaß auch nicht seine arme Heimatstadt Sendenhorst. Dort stellte er einen beachtlichen Betrag für den Bau der Sendenhorster Kirche St. Martin zur Verfügung. Seine größte Stiftung dieser Art
war das St.-Josef-Krankenhaus, das am 16. September r 1889 in seinem Beisein eingeweiht wurde. Am 12. Januar 1892 starb Spithöver in Rom. Die Bürger der Stadt Sendenhorst halten sein Andenken in
Ehren durch eine Bronzeplastik, die am Höckerskamp aufgestellt wurde. Die Straße gegenüber dem Krankenhaus wurde zur Erinnerung an den großen Sohn der Stadt Spithöverstraße genannt.
Die Geschichte der Gründung bis heute
Da die Stadt Sendenhorst nicht einmal die Mittel aufbringen konnte, um ein bereits vorhandenes Armen- und Siechenhaus
zu erhalten, war sie erst recht nicht in der Lage, das dringend benötigte Krankenhaus zu bauen.
Es war ein großes Glück, daß es gelang, Josef Spithöver für das Projekt zu interessieren. 762000 Goldmark brachte er in den Jahren 1887 bis 1889 auf, um das Krankenhaus zu errichten und - was beinahe
noch wichtiger war - für die wirtschaftliche Absicherung zu sorgen. Dem Haus wurden ein Kindergarten und eine Wäscherei angegliedert, die allen Sendenhorstern zur Verfügung standen.
Spithöver bestimmte, daß bedürftige Bürger der Gemeinde kostenlos betreut und gepflegt werden sollten. Gemäß seiner Anregung übernahmen den Pflegedienst von Anfang an die Franziskanerinnen von
Münster / St. Mauritz.
Auf Wunsch des Stifters wurde das neue Krankenhaus unter den Schutz des heiligen Josef und der heiligen Elisabeth gestellt und ihm der Name St.-Josef-Stift gegeben.
In den ersten Jahrzehnten des Bestehens deckte das Stiftungsguthaben von
immerhin 300.000 Goldmark jede Unwirtschaftlichkeit. Das änderte sich schlagartig durch die Inflation, die das Barvermögen zu nichte machte. Das Krankenhaus geriet in wirtschaftliche Not.
Zwangsläufig mußte man sich nach zusätzlichen Aufgabenumsehen. 1922 wurde daher eine Heilstätte für Knochen-, Drüsen- und Gelenkt Tuberkulose eingerichtet. Begründet und wesentlich mitgestaltet wurde
diese Heilstätte von dem geistlichen Leiter Dr. Goossens und dem späteren Landesobermedizinalrat Dr. Lintel-Höping. Betrieben wurde sie zunächst in enger Zusammenarbeit mit der Hüffer-Stiftung in
Münster.
Die Knochen-, Gelenk- und Drüsentuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die damals in den meisten Fällen durch Kuhmilch übertragen wurde. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Erkenntnis
durch, daß Tbc-befallene Rinderbestände die wesentliche Ursache für die enorme Ausbreitung dieser Krankheit waren, die außerdem durch unzureichende Ernährung und die schlechte Wohnungssituation in
Not und Kriegszeiten sehr begünstigt wurde. Freiluftliegebehandlungen, ausgewogene kalorienhaltige Ernährung und eine Immobilisierung der betroffenen Knochen und Gelenke waren die wesentlichen therapeutischen Maßnahmen in
den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts. Später gewann dann die operative und medikamentöse Therapie zunehmend an Bedeutung.
Bald nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es, diese
Krankheit weithin zu überwinden. Die hygienischen Bedingungen besserten sich, und neue Medikamente standen zur Verfügung. Vor allem durch die Einführung Tbc-freier Milchkuhbestände ging die
Neuinfektion erfreulich zurück. So stand das St.-Josef-Stift vor der Aufgabe, neue
Betätigungsfelder zu suchen. Als artverwandtes Gebiet bot sich die Orthopädie an. Die orthopädische Klinik wurde wesentlich von Dr. Book aufgebaut und später erweitert. 1979 1979 wurde Dr. Sundermann
deren neuer Chefarzt. Die operativen Behandlungsmöglichkeiten
orthopädisch Erkrankter nehmen noch immerzu und ermöglichen die Heilung vieler neuer Krankheitsbilder. Besonders spezialisiert hat man sich auf Hüft-, Knie- und Wirbelsäulenerkrank ungen. Die
Implantatchirurgie ist daher ein wichtiges Arbeitsgebiet.
Das
Belegkrankenhaus für allgemeine Erkrankungen wurde Ende 1979 geschlossen, so daß sich die Möglichkeiten der fachspezifischen Betätigung erweiterten.
In diesem Zusammenhang kam im September 1980 zur sch on bestehenden orthopädischen Fachklinik
eine rheumatologische Klinik unter Leitung von Professor Dr. Fricke hinzu . Zur chirurgischen Behandlung von Rheumakranken wurde 1982 eine rheumaorthopädische Abteilung eingerichtet. Prof. Dr.
Miehlke wurde deren Chefarzt.
Im selben Jahr richtete Dr. Marie-Luise Schweppe eine Abteilung für Anästhesie ein. Im Jahr 1987 konnte dem Krankenhaus eine betten führende Abteilung für Intensivmedizin übergeben werden.
Am Anfang war das Belegkrankenhaus
Bis zur Einrichtung der Spezialabteilung für Knochen-, Drü sen- und Gelenktuberkulose Anfang der zwanziger Jahre
diente das St.-Josef-Stift der Sendenhorster Bevölkerung ausschließlich als allgemein es Krankenhaus.
So wie es der Stifter festgelegt hatte, wurden Bedürftige unentgeltlich von
den Franziskanerinnen
von Münster St. Mauritz gepflegt. Die ärztliche Betreuung nahmen die Sendenhorster Ärzte wahr. Dr. Geiping war der erste Belegarzt am St.-Josef-Stift.
Nach dem Ersten Weltkrieg folgte ihm Dr. Untiedt. Vom Jahre 1920 an bis zu seinem Tode1950 hat dieser sich sehr für die Sendenhorster Bevölkerung und das Krankenhaus eingesetzt. Er war hier während
des Zweiten Weltkrieges der einzige Arzt. In den Jahren nach 1930 waren alle in Sendenhorst niedergelassenen Ärzte auch als Belegärzte im St.-Josef-Stift tätig: von 1940 bis1959 das Chirurgenehepaar
Dres. Schulz, dem1959 Dr. A lthoff folgte; schon 1950 war Dr. Schäfer als praktischer Arzt hinzugekommen; in den Jahren von 1973 bis 1978 versah Dr. Bottez diesen Dienst; von 1964 bis 1976 Dr.
Meisterernst und Dr. Seiling. Ihnen schenkten die Bürger ihr Vertrauen , gleich ob Kinderkrankheiten kuriert werden mußten, eine Geburt anstand oder gar eine Operation. Noch heute werden in
Sendenhorst viele Geschichten erzählt, die von der großen Beliebtheit der Belegärzte und der Verbundenheit mit ihnen zeugen.
Als Sendenhorst Bischofssitz war
Im Casino erinnert eine Gedenktafel daran, daß der damalige Bischof von Münster,
Clemens August Graf von Galen, seit dem 14, Oktober 1944 für länger als ein Jahr Gast im St, -Josef-Stift war.
Nachdem seit September 1944 eine Anzahl besonders schwerer Bombenangriffe große Teile der Stadt Münster sehr stark zerstört hatte, war es dem Bischof fast unmögl ich geworden, seine Aufgaben von
Münster aus überhaupt noch wahrzunehmen, zumal er selbst obdachlos geworden war.
Das relativ nahe gelegene Sendenhorst schien eine günstige
Ausweichmöglichkeit zu bieten, da die kleineren Orte bislang wenig unter den Angriffen zu leiden hatten, Allerdings war das St,Josef-Stift auch schon längst überbelegt mit Kranken, Verwundeten und
Ausgebombten.
Die damals Verantwortlichen rechneten es sich aber als Ehre an, noch irgendwie Platz zu schaffen, und so konnte der Bischof am 14, Oktober mit wenigen Habseligkeiten, die auf einem kleinen
Lieferwagen Platz fanden, zwei Räume im Stift beziehen.
Neben dem kleinen Schlafzimmer, das auch als Studier- und Empfangsraum dienen sollte, 'lag ein größeres Zimmer, in dem der Bischof mit dem Generalvikar und
anderen engen Mitarbeitern, die ebenfalls in Sendenhorst weilten, die Mahlzeiten einnahm. Dieser Raum war gleichzeitig die Zentrale des Bischöflichen Generalvikariates, das über mehrere Orte der
Umgebung verteiIt arbeitete.
Es hat sich für das Bistum als sehr vorteilhaft erwiesen, daß Bischof von Galen diese Möglichkeit im St.-Josef-Stift eingeräumt werden konnte. Soweit es die Zeitläufe überhaupt noch zuließen, konnte
er über das Kriegsende hinweg von Sendenhorst aus seine Aufgaben gut wahrnehmen. Nachdem sich Ende des Jahres 1945 die Verhältnisse wieder etwas normalisiert hatten, kehrte er am 18. Dezember 1945
nach Münster zurück.
5 Männer, ein Gedanke: Alles zum Wohl des Stiftes
Dr. theol., Dr. phil. Goossens
Dr. theol., Dr. phil. Goossens Eduard Goossens wurde am 16. April 1887 in Straelen am Niederrhein
geboren. In Münster In Münster studierte er Theologie und Philosophie. Am 1. Juni 1912 erhielt er die Priesterweihe. Im Oktober des darauffolgenden Jahres kam Goossens als Rektor an das
St.-Josef-Stift. Mit großer Energie war er darauf bedacht, das Werk Josef Spithövers weiter auszubauen.
Nach dem Ersten Weltkrieg drohte dem St.Josef-Stift der finanzielle Untergang. Dr. Goossens suchte und fand neue Wege, die wirtschaftliche Not zu beseitigen. Nach und nach errichtete er eine
Heilstätte, die damals ihresgleichen im Lande suchte. Er war nicht nur ein kluger Bauherr, sondern auch ein hervorragender Finanzmann. Ende der zwanziger Jahre erwarb er
einen Bauernhof und errichtete eine Nutzgärtnerei, was sich in den nach folgenden Not jahren als besonders wertvoll erwies, in denen die Verpflegung der Patienten mit eigenen Produkten sichergestellt
werden konnte.
Stets war Dr. Goossens bemüht, den Kranken zu helfen und ihnen den Aufenthalt im St.-Josef-Stift so angenehm wie möglich zu gestalten. Er hat sich aber auch um die freie Wohlfahrtspflege sehr
verdient gemacht. Er wurde Vorsitzender des Vereins für Kinderhilfe, der Kindern aus ganz Deutschland die Möglichkeit zur körperlichen und seelischen Gesundung zu gebensuchte. Darüber hinaus war er
erster Vorsitzender des Reichsverbandes Katholischer Anstalten der Kinderfürsorge in Deutschland. Das Land Preußen verlieh ihm daher die Ehrenurkunde für Verdienste um die Volkswohlfahrt. Dr.
Goossens konnte diese Urkunde nicht mehr in Empfang nehmen. Nach 16jähriger Tätigkeit am St.-Josef-Stift starb er am 23. Juli 1929.
Bilder: Gut Röper wurde 1927 von Dr. Goosens erworben
Monsignore Prälat Ulrich Huthmacher
Der am 26. August 1886 in Kirchhellen geborene Ulrich Huthmacher empfing am 21.5.1910 die Priesterweihe
und kam 1929 als Nachfolger von Dr. Goossens nach Sendenhorst. ...
Der am 26. August 1886 in Kirchhellen geborene Ulrich Huthmacher empfing am 21.5.1910 die Priesterweihe und kam 1929 als Nachfolger von Dr. Goossens nach Sendenhorst.
Im St.-Josef-Stift führte er erfolgreich das Werk seines Vorgängers fort, indem er neue Erweiterungen und Verschönerungen der Stiftsanlage vornahm. So wurde ein geräumiges Wohn- und
Verwaltungsgebäude gebaut, und ein großer Erweiterungsbau, den noch Dr. Goossens erstellen ließ, wurde unter Huthmacher mit modernen Einrichtungen ausgestattet. Der schon begonnene Ausbau zur
Spezialheilstätte für Knochen und Gelenktuberkulose erforderte die Einrichtung moderner Isolierstationen und den Ausbau der Krankenhausschule.
Als Priester war er selbstverständlich besonders besorgt um die Ausschmückung der Kapelle. Bald nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es ihm, für die beschlagnahmten Glocken Ersatz zu beschaffen. Den
Ausbau der Patientenbibliothek sah er als seelsorgerischen Auftrag an.
In der Kriegs- und Nachkriegszeit war er Flüchtlingen, Obdachlosen und Vertriebenen ein verständnisvoller Helfer.
1946 wurde Huthmacher zum Prälaten und päpstlichen Geheimkämmerer ernannt. Im St. Josef- Stift nannte man ihn liebevoll "Unser Prälat"
Sein hohes soziales Verantwortungsgefühl und ein großes Verständnis für die Sorgen und Nöte des Nächsten zeichneten den Menschen Huthmacher zeit seines Lebens aus. Sein seelsorgerisches Tun und sein
karitatives Wirken hatten ihre Wurzeln in dem unerschütterlichen Glauben an die Barmherzigkeit Gottes. Am 15. Dezember 1956 starb er nach 27 segensreichen Schaffensjahren in Sendenhorst.
Der am 26. August 1886 in Kirchhellen geborene Ulrich Huthmacher empfing am 21.5.1910 die Priesterweihe
und kam 1929 als Nachfolger von Dr. Goossens nach Sendenhorst. ...
Der erste hauptamtliche Chefarzt des St. Josef-Stiftes, Dr. Josef Lintel-Höping, entstammte einer traditionsreichen westfälischen Bauernfamilie aus Senden. Das Abitur bestand er 1907 am Gymnasium
Laurentianum in Warendorf; im Jahre 1912 legte er an der Universität Kiel sein Staatsexamen ab. Es folgte eine Ausbildung an Krankenhäusern in Köln, Mönchengladbach und Duisburg. Seine medizinische
Prägung jedoch erhielt er an der Hüffer-Stiftung in Münster. Er beschreibt 1937 in einem Brief, wie es von dort aus zur Verbindung mit dem St.-Josef-Stift kam: "Nachdem die Lazarettabteilung des
Krankenhauses in Sendenhorst aufgelöst war, suchte das Krankenhaus nach neuen Belegungsmöglichkeiten ...
Da die Zahl von Kindern mit Knochen- und Gelenktuberkulose ständig
stieg, setzte man sich mit meinem damaligen Chefarzt Dr. Becher von der Hüffer-Stiftung in Verbindung und bat diesen, zur Kontrolle dieser orthopädischen Fälle und zur notwendigen Behandlung einmal
wöchentlich herüberzufahren. Dr. Becher bat mich, für ihn regelmäßig diese Aufgabe wahrzunehmen. Also fuhr ich wöchentlich nach Sendenhorst, wo ich für den Landesfürsorgeverband die
inzwischen eingerichteten Krüppelsprechstunden hielt. Das starke Anwachsen dieser Erkrankungen, besonders in den Jahren 1924 bis 1926,ließ es dann im Jahre 1927 zweckmäßig erscheinen, einen beamteten
Landeskrüppelarzt einzustellen. Diese Steilung habe ich unter der Bedingung angenommen, daß ich meine Tätigkeit in Sendenhorst in dem bisherigen Umfang und in der bisherigen Stellung weiter
durchführen könne."
Bis 1952 war Dr. Lintel-Höping Landeskrüppelarzt, Chefarzt bis 1960. Wegen seiner hervorragenden Leistungen wurde er 1954 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet. Für sein
kommunalpolitisches Engagement verlieh die Stadt Sendenhorst ihm zu seinem 70. Geburtstag die Ehrenbürgerwürde. Außerdem bekam er die Verdienstplakette des Kreises Beckum. Der Heilige Vater in Rom
ernannte ihn zum Ritter des heiligen Silvester. Im hohen Alter von 97 Jahren starb er am 28. Februar 1984 in Münster.
Am 27. September 1906 wurde Dr. Fritz Lohmann in Neuss am Rhein geboren. Nach seiner Schulzeit in Münster
studierte er Theologie in Innsbruck und Münster. 1930 zum Dr. ph il. promoviert, wurde er
am 19. Dezember 1931 im Hohen Dom zu Münster zum Priester geweiht. Während der Kriegsjahre verbrachte er längere Zeit in Jugoslawien und Italien, bevor er 1947 als Vikar nach Stadtlohn kam.
1957 trat er die Nachfolge von Prälat Huthmacher am St.-Josef-Stift in Sendenhorst an. Zwanzig Jahre war er Leiter des Stifts. In all diesen Jahren hat Dr. Lohmann, der aus einer Kaufmannsfamilie
stammt, bewiesen, daß er neben seelsorgerischen auch hohe kaufmännische Fähigkeiten besitzt. Viele bedeutende Bauwerke des Stifts wurden während seiner Amtszeit
errichtet. Diese baulichen Erweiterungen, aber auch die ausgezeichneten ärztlichen und pflegerischen Leistungen waren wesentliche Voraussetzungen, daß das St.-Josef-Stift die
Krankenhausbedarfsplanung derJahre 1977 bis 1980 überstanden hat, ohne in ein Alten- und Pflegeheim umgewandelt zu werden.
In den Jahren seines Schaffens in Sendenhorst war sich Dr. Lohmann stets bewußt, daß-der Patient mehr braucht als eine gute Medizin. Er hat immer den ganzen Menschen gesehen. Seels orgerische
Betreuung, gesunde Ernährung und künstlerische Anregung durch Musik, Malerei und Skulpturen sind seiner Ansicht nach für die Gesundung des Menschen ebenso wichtig.
Aufgrund seiner großen Leistungen für das St.-Josef-Stift und die Stadt Sendenhorst verlieh der Rat der Stadt Dr. Lohmann im September 1986 die Ehrenbürgerwürde.
Im Jahre 1960 wurde Dr. Heinrich Book als zweiter Chefarzt in der
Geschichte des St. -Josef-Stiftes Nachfolger von Dr. Lintel-Höping. Sein Verdienst ist die gelungene Umwandlung des Krankenhauses von der Heilstätte für Knochen-, Drüsen- und Gelenktuberkulose in
eine orthopädische Klinik, die ein wesentlich umfangreicheres Gebiet konservativ und chirurgisch behandelte.
Insbesondere muß daran erinnert werden, daß seit jenen Jahren das
künstliche Gelenk eine ganz neuartige Hilfe für den arthrosekranken Patienten brachte. Mit Erreichen seines 65. Lebensjahres gab er im Jahre 1979 die Verantwortung für die orthopädische Klinik
ab.
Rektoren und Leiter des St.-Josef-Stiftes
1889 - 1893 | Anton Beckmann Karl Schlathölter, Spiritual |
1894 | Anton Borgmann |
1895 - 1899 | Franz Schröder |
1899 - 1909 | Wilhelm Broecker |
1909 - 1912 | Bernhard Wessels |
1913 - 1929 | Adolf Rolfshofen |
1929 - 1956 | Ulrich Huthmacher |
1957 - 1977 | Dr. phil. Friedrich Lohmann |
ab 1977 | Leitung durch einen Krankenhausvorstand |
08/1977 Verwaltungsdirektor Leiterin d. Pflegedienstes Ärztlicher Direktor |
Alfons Ofenbach Schwester M. Turibia Dr. Heinrich Book |
04/1979 Verwaltungsdirektor Leiterin d. Pflegedienstes Ärztlicher Direktor |
Alfons Ofenbach Schwester M. Turibia Dr. Hans-Hermann Sundermann |
09/1980 Verwaltungsdirektor Leiterin d. Pflegedienstes Ärztlicher Direktor |
Alfons Ofenbach Schwester M. Bartholda Dr. Hans-Hermann Sundermann |
10/1983 Verwaltungsdirektor Leiterin d. Pflegedienstes Ärztlicher Direktor |
Alfons Ofenbach Schwester M. Augustini Dr. Hans-Hermann Sundermann |
03/1984 Verwaltungsdirektor Leiterin d. Pflegedienstes Ärztlicher Direktor |
Werner Strotmeier Schwester M. Augustini Dr. Hans-Hermann Sundermann |
07/1988 Verwaltungsdirektor Leiterin d. Pflegedienstes Ärztlicher Direktor |
Werner Strotmeier Schwester M. Everhilde Dr. Hans-Hermann Sundermann |
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Das Kuratorium - Denn es muß alles seine Ordnung und Leitung haben
Das St.-Josef-Stift ist eine katholische rechtsfähige Stiftung
privaten Rechts. Die Stiftung wird durch ein Kuratorium aus fünf Personen gerichtlich und außergerichtlich vertreten.
Die Satzung sagt aus, daß der Vorsitzende des Kuratoriums vom Bischof von Münster ernannt wird. Der stellvertretende Vorsitzende ist der jeweilige Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St.
Martin.
Die weiteren drei Kuratoriumsmitglieder, die aus dem Gebiet der Gemeinde Sendenhorst stammen sollen, werden für fünf Jahre gewählt und vom Diözesanbischof bestätigt. Eine wichtige Aufgabe dieses
Gremiums sind die Aufsichtsfunktion und die Entwicklung langfristiger Zukunftsperspektiven für das Krankenhaus. Daher sollte es aus Mitgliedern bestehen, die auf verschiedenen einschlägigen Gebieten
Fachkompetenz besitzen .
Die Krankenhausbetriebsleitung ist dafür verantwortlich, daß die Ziele des Trägers realisiert werden. Im St.-Josef-Stift führt sie die Bezeichnung "Krankenhausvorstand".
Die Grundordnung für katholische Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen
geht davon aus, daß der leitende Arzt, die Leiterin des Pflegedienstes und der Leiter des Wirtschafts- und Verwaltungsdienstes den Krankenhausvorstand bilden, wobei die Beteiligten nicht
Interessenvertreter ihres Fachbereiches sind, sondern gleichrangig jeweils aus ihrer spezifischen Erfahrung das Gesamtanliegen des Krankenhauses mittragen und verwirklichen . Das setzt voraus, daß
die Mitglieder der Krankenhausbetriebsleitung nicht nur kompetente Vertreter ihres Faches sind, sondern daß sie sich in die ganzheitliche Sicht des christlichen Krankendienstes eingearbeitet haben
und dieses auch den anderen Mitarbeitern vermitteln können.
Aus den Protokollbüchern des Kuratoriums des St.-Josef-Stiftes Sendenhorst.
Zusammensetzung des Kuratoriums seit Mai 1893
Vorsitzende:
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Ein nicht wegzudenkendes Stück Stift, das auch sein 100-jähriges feiert -
Die Krankenschwestern vom 3. Orden des heiligen Franziskus
Nicht nur das St. - Josef - Stift. sondern auch die Krankenschwestern
vom 3. Orden des heiligen Franziskus begehen ein Jubiläum. Bei der Eröffnung des Hauses am 16.September 1889 zogen auch die ersten Schwestern ein. Es waren: Schwester Edeltrudis, geb. Agnes Loh, aus
Nordhorn, die bis zu ihrem Tod am 22.Mai 1909 das Amt der Oberin bekleidete; sie starb im Alter von 74 Jahren. Mit ihr kam die 25jährige Schwester Ambrosia,
geb. Maria Segbert, aus Ibbenbüren. Bald folgten eine dritte und vierte. Bei der starken Entwicklung des Stiftes stieg die Zahl der
Schwestern zeitweilig auf dreißig an. Heute stehen hier noch 17 Franziskanerinnen im Dienst der Kranken.
Die Oberinnen des
St. - Josef - Stiftes in Sendenhorst seit der Gründung im Jahr 1889:
1889 - 1909 Schw. Edeltrudis (1889 - 1909) folgten im Amt:
1909 - 1919 Schw. Milburgis. geb. Maria Beiring, aus Lette b. Coesfeld
1919 - 1922 Schw. Donatilla, geb. Katharina Kottmann. aus Ankum
1922 - 1928 Schw. Viktoriana, geb. Anna Fehmer, aus Billerbeck
1928 - 1934 Schw. Serva, geb. Elisabeth Bürger, aus Gescher
1934 - 1940 Schw. Priscilliana, geb. Auguste Edelkötter, aus Wolbeck
1940 - 1945 Schw. M. Potamia,geb. Gertrud Kösters, aus Dolberg
1945 - 1952 Schw. M. Hemiteria, geb. Josephine Austrup. aus Greven
1952 - 1957 Schw. M. Autberta,geb. Gertrud Obens. aus Gescher
1957 - 1958 Schw. M. Theresia, geb. Maria Hugenroth, aus Ostbevern
1958 - 1965 Schw. M. Radboda, geb. Gertrud Klute, aus Stadtlohn
1965 - 1971 Schw. M. Osfrieda. geb. Wilhelmine Löken, aus Marl
1971 - 1980 Schw. M. Turibia, geb. Maria Büssing.aus Emstek
1980 - 1983 Schw. M. Barthola.geb. Ursula Thoben,aus Quakenb rück
1983 - 1988 Schw. M. Augustini, geb. Martha Bertels, aus NeuenkirchenJRh.
seit 1988 Schw. M. Everhilde, geb. Paula Gehring, aus Neuenkirchen/Rh.