650 Jahre Stadt Sendenhorst Heinrich Esser | Stadtdirektor |
Mit Schreiben vom 17.Juni 1964 (Nr.1799/64-15.2.1.-Dr.Ko.) stellt das Staatsarchiv
Münster fest, dass gegen eine Feier des 650. Jahrestages der ersten Erwähnung Sendenhorsts als Stadt ("opidum") keine Einwände zu erheben sind, da die älteste bekannte Urkunde, die Sendenhorst als
"opidum" bezeichnet, am 11. August 1315 ausgestellt ist. Es ist begreiflich und erfreulich, dass aus Anlaß dieses Jubiläums das Verlangen rege geworden ist, eine kurze
Darstellung von der Entwicklung der Stadt zu geben, die Leistungen, die sie aufzuweisen hat, darzustellen sowie die Aufgaben, die noch zu erfüllen sind, darzutun. Die Stadt wird noch aus Anlaß ihres
Jubiläums ein Heimatbuch herausgeben. Sendenhorst liegt im nordwestlichen Gebiet des Landkreises Beckum, wo gemeinsame Grenzen mit den Landkreisen Lüdinghausen, Münster und Warendorf bestehen. Das
Gebiet der Stadt umfasst eine Fläche von nur etwa 490 Hektar, während die sie umgebende Fläche des Kirchspiels mit den 7 Bauerschaften Bracht, Brock, Jönsthövel, Hardt, Rinkhöven, Elmenhorst und
Sandfort um das Zehnfache größer ist. Die Einwohnerzahl der Stadt beträgt etwa 5.000, die des Kirchspiels dagegen nur 1.000.
Sendenhorst hat seine Geschichte. In dem sich über das 9. bis 11. Jahrhundert erstreckenden Heberegister der Abtei Werden ist Sendenhorst bezeichnet als Sendonhurst und Sindenhurst, während die der
gleichen Zeit entstammende Freckenhorster Heberolle den Namen Sendinhurst nennt. Da hier schon in früher Zeit große Gerichtsverhandlungen stattfanden, mag der erste Teil des Namens Sendenhorst von
diesen Synoden herstammen. Der zweite Teil des Namens läßt auf eine waldreiche Gegend schließen. Die Freigrafschaft Sendenhorst nahm unter den Freigrafschaften des Hochstiftes Münster einen nicht
unbedeutenden Platz ein. Wenn der Name Sendenhorst auch erst um die Wende des vorigen Jahrtausends bekannt wird, so haben doch schon weit eher hier menschliche Ansiedlungen bestanden. Bei den
Ausschachtungsarbeiten am hiesigen Martiniring im Jahre 1949 wurden Teile eines frühgermanischen Gräberfeldes aufgedeckt. Wie der Vorgeschichtsforscher Dr. Gollub, Münster, feststellte, sind die dort
gefundenen Urnen vor etwa 2.500 Jahren von den hier wohnenden Kelten oder den nachfolgenden Germanen der Erde übergeben worden.
Das Siegel der Stadt, dessen ältester Abdruck aus dem Jahre 1489 [Anmerkung: Das älteste Siegel ist
mittlerweile aus dem Jahre 1398 bekannt] erhalten ist, zeigt den heiligen Martin, den Patron der Sendenhorster Pfarrkirche, zu Pferde sitzend, wie er seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Die
Häufung der Zeugnisse für den städtischen Charakter Sendenhorsts seit 1315 und ihr völliges Fehlen in den leicht zugänglichen Urkundenveröffentlichungen in der Zeit vorher, läßt darauf schließen,
dass Bischof Ludwig II., Landgraf von Hessen, der in der Zeit von 1310-1357 das Stift Münster regierte, Sendenhorst zu einer Stadt machte. Die Stadt wurde mit Wall und Graben befestigt. Das Stadtbild
läßt heute noch deutlich die Lage der ehemaligen Befestigungswälle mit den genau den Himmelsrichtungen entsprechenden Stadttoren erkennen. An diesen Stellen sind heute die Hauptortsdurchfahrten. Die
vier Stadttore sind inzwischen (1772) verschwunden, und die Befestigungswälle sind gefallen bis auf den sogenannten Judenwall als Begräbnisstätte für die damals in Sendenhorst beheimateten Juden. An
den Grabsteinen sind noch deutlich die Namen der Stammeltern der bekannten Kaufmannsfamilie Alsberg zu erkennen. Für jedes seiner Kinder richtete Alsberg von hier ein Geschäft ein, immer in einer
anderen Stadt. So entstanden in den Jahren 1875 bis 1880 als letzte von den vielen die Firma "Gehr. Alsberg" in Osnabrück, Köln, Hamm, Bielefeld und Dortmund." Wo heute die Promenaden einen
Grüngürtel um den Stadtkern bilden, war früher der äußere Wassergraben der Befestigungsanlage. Kriegswirren, verheerende Brände und mancherlei andere Unruhen nahmen in der Geschichte der Stadt einen
großen Raum ein. Es kann hier nicht auf Einzelheiten eingegangen werden. Inschriften im Gebälk einiger Häuser weisen auf Brände hin, die oft ganze Teile der Stadt in Schutt und Asche legten. Nur der
größte Brand sei hier erwähnt, der im Jahre 1806 in wenigen Stunden 154 Wohnhäuser vernichtete. Auch der Turm der alten Kirche, das Rathaus und das Pfarrhaus wurden ein Raub der Flammen. Ober den
Schaden, den dieser gewaltige Brand anrichtete, berichtet eine Urkunde, die im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin aufbewahrt wird. Der Wiederaufbau der Stadt fand damals nach einem, für die damaligen
Verhältnisse großzügigen Bebauungsplan statt, dem. es dann auch zu danken ist, dass Sendenhorst jetzt für eine alte Landstadt verhältnismäßig breite Straßen hat.
Bild: Ansicht aus der Zeit von Osten
Sendenhorst Stadt und Kirchspiel bildeten immer ein politisches Gemeinwesen. Es gehörte zu Anfang des vorigen Jahrhunderts zum fürstbischöflichen Amt Wolbeck. Zu diesem Amt gehörten damals 6 Städte,
nämlich Ahlen, Beckum, Telgte, Drensteinfurt, Wolbeck und Sendenhorst und außerdem noch 37 Kirchspiele. Als am 1. Januar 1804 das ganze Erbfürstentum Münster in vier landrätliche Kreise aufgeteilt
wurde, kam Sendenhorst m. a. an den Kreis Warendorf. 1808 schenkte Napoleon das ehemalige Erbfürstentum Münster dem Großherzog von Berg, der es in Departements und diese dann weiter in
Arrondissements und Kantone aufteilte. Sendenhorst gehörte zum Departement Ruhr, Arrondissement Hamm, Kanton Ahlen. 1811 wurde der Kanton Sendenhorst (mit Wolbeck, und Amelsbüren) gebildet, den man
dem Bezirk Dortmund eingliederte.
Nach Beendigung der französischen Fremdherrschaft im Jahre 1813 kam Sendenhorst im Zuge der Neuordnung der Kreise durch Freiherr von Vincke in den Kreis Beckum. Bürgermeister Langen (nach dem im
Osten der Stadt eine Straße benannt ist) führte damals die Verwaltungsgeschäfte in Sendenhorst bis 1820. Ihm folgten bis 1822 von Westhofen, bis 1824 Röhr und bis 1833 Markus. Dann übernahm Amtmann
Johann Heinrich Brüning die Verwaltung von Sendenhorst, der seit 1815 das Amt Vorhelm leitete. Es wurde eine Art Personalunion.
Am 14. 10. 1851 wurde dann im Reg.-Amtsblatt (S. 280) mit Bezug auf § 156 der Gemeindeordnung vom 11. 3. 1850 bekanntgemacht, dass die Einsetzung des Gemeindevorstandes in der Stadt Sendenhorst am
28. d. M. erfolgen, mithin die Einführung der Gemeindeordnung an dem gedachten Tag dort beendigt sein wird. Es sind gewählt und bestätigt resp. ernannt worden, so heißt es dort: 1. der seitherige
Amtmann Kreuzhage aus Everswinkel zum Bürgermeister, 2. der Stellmachermeister Hermann Tawidde aus Sendenhorst zum Beigeordneten. Damit erhielt die Stadt Sendenhorst wieder ihren eigenen
Bürgermeister, sie wurde gleichzeitig auch amtsfreie Gemeinde. Es war aber auch damit die Trennung von Stadt und Kirchspiel Sendenhorst vollzogen, die etwa 100 Jahre andauerte. Das Kirchspiel
Sendenhorst gehörte in dieser Zeit zum Amt Vorhelm; eine Lösung, die, besonders in späterer Zeit, zu Schwierigkeiten führte, denn Stadt und Kirchspiel blieben immer eine Kirchengemeinde, ein
Schulverband wie auch wirtschaftlich und kulturell eine Einheit.
Bild: Ansicht von der Südstraße
Seit dem 1. April 1955 sind Stadt und Kirchspiel Sendenhorst in einem Amt vereinigt und haben so auch wieder eine gemeinsame kommunale Verwaltung. Die Stadt hat äußerlich keine Kriegsschäden
erlitten. Im Kirchspiel (Bauerschaft Rinkhöven) waren einige Bauernhöfe zerstört.
Die Einwohnerzahl stieg in der Stadt von 2681 im Jahre 1939 auf etwa 5.000. Das sind etwa 85 % im Kirchspiel stieg sie von 809 (1939) auf 1417 (1950) und beträgt jetzt noch etwa 1.000. Zeitweilig
waren im Kirchspiel ebenso viele Flüchtlinge und Vertriebene wie Einheimische. Die hoffremden Familien aus den Bauerschaften wurden nach und nach von der Stadt aufgenommen. Mit dem Anwachsen der
Bevölkerung wie auch mit der Entwicklung und Neuansiedlung von Industriebetrieben traten aber neue Aufgaben an die Stadt heran, Aufgaben, wie sie eine frühere Zeit nicht gekannt hat, Aufgaben, deren
Lösung die Gegenwart, getragen von dem sozialen Gedanken, gebieterisch erheischte.
Eine kommunale Politik auf breiter Grundlage mit höheren Zielen mußte einsetzen, die sich den schnell wechselnden und zunehmenden Bedürfnissen der Stadt anpasste und weit ausschauend auch den
Forderungen der Zukunft schon gerecht zu werden suchte. Das die Stadt diese ihre Aufgabe erkannt und ihre Lösung gefordert hat, dafür dienen zum Beweise die mannigfachen Leistungen auf vielen
Gebieten. Die Wohnbauförderung war und ist ein besonderes Anliegen der Stadt. Viele stadteigene Grundstücke wurden im Erbbaurecht zur Verfügung gestellt, um den Bauherren mit einem geringen
Erbbauzins das Bauen zu erleichtern. Der hiesigen katholischen Kirchengemeinde gebührt ganz besonderer Dank, weil sie ebenfalls durch Bereitstellung großer Wohnbauflächen im Erbbaurecht wesentlich
zur Linderung der Wohnungsnot beigetragen hat.
Nach der Währungsreform im Jahre 1948 wurde mit der ersten geschlossenen Siedlung am Martiniring begonnen, wo 26 Eigenheime gebaut wurden. Anschließend sind im Norden der Stadt westlich der Telgter
Straße 81 Wohnhäuser errichtet, später östlich der Telgter Straße 42 Eigenheime und größere Mietwohnhäuser. Zur organischen Erweiterung der Stadt folgte im Südosten für eine Fläche von etwa 50 Hektar
ein Baulandumlegungsverfahren mit fast 300 Grundstücksbeteiligten, wo inzwischen bereits mehr als 100 Wohnhäuser errichtet sind. Auf Grund alt dieser Maßnahmen darf man hoffen, dass es gelingen wird,
eine der schlimmsten Folgen des unglücklichen Krieges zu mildern.
Bild: Ansicht von Westen
Besonders hervorgehoben zu werden verdient die erfreuliche Tatsache, dass an dem Wohnungsbau die Flüchtlinge und Vertriebenen wesentlich beteiligt sind, und sie so nach Jahren der Not und des Elends
hier eine zweite Heimat gefunden haben. Die neuen Baugebiete sind durch die gut angelegten und gepflegten Vorgärten der Häuser zum Schmuck unserer Stadt geworden. Die besten Vorgärten werden
alljährlich in einem Vorgartenwettbewerb prämiert.
Neben der Förderung des Wohnungsbaues ist die Stadt Sendenhorst bemüht, neue Industriebetriebe in Sendenhorst anzusiedeln. Sie zeigt sich hierfür sehr aufgeschlossen. Ihren Bemühungen ist es
gelungen, dass sich zwölf neue Betriebe hier ansiedelten, die der Eisen-, Holz-, Textil- und auch der Kunststoffbranche angehören. Viele neue Arbeitsplätze wurden dadurch für bisherige Auspendler
geschaffen. Aber über 500 Auspendlerfahren heute noch nach draußen zu ihren Arbeitsplätzen. Sendenhorst verfügt noch über größeres, aufgeschlossenes, gemeindeeigenes Industriegelände (auch mit
Bahnanschluss). Günstige Voraussetzungen für weitere Industrieansiedlungen sind somit noch vorhanden.
In Verbindung mit dieser regen, das wirtschaftliche Leben so stark befruchtenden Bautätigkeit steht der Ausbau neuer Straßen, der Kanalisation, der Wasserversorgung und der Straßenbeleuchtung. Die
Straßenbeleuchtung wurde in den Jahren nach der Währungsreform für den Stadtkern neu ausgebaut und mit den neuen Baugebieten erweitert. Sie umfasst zurzeit 105 Leuchtstellen, die nachts durchgehend
brennen. Kanalisiert waren in Sendenhorst bei Kriegsende nur wenige Straßen. Im Jahre 1954 wurde ein neuer Kanalisationsplan für das ganze Stadtgebiet aufgestellt. Hiernach ist die Kanalisierung nach
und nach ausgeführt, so dass nunmehr alle Straßen an das städtische Kanalnetz angeschlossen sind. Die unzureichenden Gefällverhältnisse im hiesigen Gebiet erforderten den Einbau von drei
Pumpstationen, die das Abwasser heben müssen. Aus den Baugebieten nördlich der Bahnlinie wird das Abwasser durch Druckrohrleitungen in das Kanalnetz gepumpt. Dort ist im wesentliche das Trennsystem
durchgeführt, um möglichst nur Schmutzwasser befördern zu müssen, während im übrigen Stadtgebiet Mischwasserkanalisation eingerichtet ist. Die neue Kläranlage (Schreiber-Klärwerk) liegt südlich der
Stadt am Helmbach, sie ist berechnet für 10.000 Einwohner und EWG. Durch Anschluss des vorhandenen Emscher-Klärbeckens kann die Kapazität der Kläranlage im Bedarfsfalle auf etwa 13.000 EWG erhöht
werden.
Und von Norden...
Ein besonderes Problem stellte nach dem Kriege die Wasserversorgung im Stadtgebiet dar. Eine öffentliche Wasserversorgung gab es nicht. Die Hausbrunnenversorgung war völlig unzureichend. Sie
lieferten bis auf nur wenige Brunnen zu wenig oder ungenießbares und verfärbtes Wasser. Jahrelange Verhandlungen um eine öffentliche Wasserversorgung führten schließlich im Jahre 1950 zum Erfolg. Mit
nicht weniger als 22 Behörden musste damals verhandelt werden, die alle ihr Jawort geben mussten. Ausgeführt wurde die Erstanlage von den Francke-Werken in Bremen. Mit bewunderungswürdigem Eifer
wurden die Erarbeiten von den Sendenhorster Bürgern ausgeführt, eine Leistung, die besondere Anerkennung verdient. Rat und Verwaltung der Stadt machten mit den Erdarbeiten den Anfang. Die
Bürgerschaft Sendenhorst stellte zudem zinslose Darlehen auf zehn Jahre zur Verfügung. So wurde die öffentliche Wasserversorgung von den Bürgern für die Bürger der Stadt eine echte
Gemeinschaftsleistung. Die Hauptleitungen erreichen heute immerhin eine Länge von etwa 18 Kilometern. Das Straßennetz im Stadtgebiet ist seit der Währungsreform wesentlich erweitert worden; zu den
vorhandenen 38 Straßen kamen 44 neue hinzu. Die alten Straßen mit Kopfsteinpflaster und den Kieselköpfen haben inzwischen Asphaltdecken erhalten. Die Straßen im Stadtkern sind bis auf die, die der
Unterhaltung des Landschaftsverbandes (Landesstraßenbauamt) unterliegen, so ziemlich alle in einem befriedigenden Zustand. Es bleibt zu hoffen, dass auch der Landschaftsverband (Landesstraßenbauamt)
den Ausbau seiner Straßen bald den heutigen Verkehrserfordernissen anpasst, Treppenstufen, die vor etwa 15 Jahren noch auf vielen Bürgersteigen Hindernisse für den Fußgänger waren, sind bis auf
einzelne, nicht mehr störende Stufen, beseitigt.
In der Sendenhorster Schulgeschichte stammt die älteste Nachricht aus dem Jahre 1571. Über die Zahl der Schulkinder wird berichtet,
dass 1613 etwa 50, 1777 über 100 Kinder die Schule besuchten. Die Juden unterhielten in den Jahren 1838 bis 1870 eine eigene Schule, die von etwa 14 Kindern besucht wurde. Später wurden sie der
Volksschule überwiesen. 2 Schulgebäude wurden bei dem großen Brand im Jahre 1806 ein Raub der Flammen. Neue Schulen waren dann am Kirchplatz und an der Nordstraße. Sie reichten aber nicht für die 343
Kinder, weshalb im Rathaus ein Raum dazu genommen wurde. Stadt und Kirchspiel als Schulgemeinde errichteten dann im Jahre 1873 das heute noch vorhandene Schulgebäude an der Schulstraße. Nach dem
Kriege war dieses Schulgebäude über die Maßen durch den notwendigen Schulunterricht infolge der stark angestiegenen Schülerzahl (74S) beansprucht. Hier galt es, schnellstens Abhilfe zu schaffen. Im
alten Rathaus am Westtor - gegenüber dem St.-Josef-Stift - und in zwei dahinter liegenden Holzbaracken, die noch von der Hitler-Jugend (HJ) Gebietsführung übriggeblieben waren, war von 1946 bis 1949
das Hittorf-Gymnasium von Münster untergebracht. Als dieses Gymnasium Ostern 1949 wieder nach Münster zurückging, zogen zunächst acht Klassen der Volksschule dort ein. Sieben Klassen blieben im
Schulgebäude an der Schulstraße. Der Schulunterricht fand damit sein Ende. Gleichzeitig wurden Vorbereitungen zur Errichtung einer neuen Schule eingeleitet. Am 13. Oktober 1951 konnte die neue
Kardinal-von-Galen-Schule mit elf Klassenräumen als katholische Volksschule eingeweiht und bezogen werden. Diese Schule ist benannt nach dem tapferen Kämpfer für Recht und Ordnung, dem Fürsprecher
der Armen und Bedrängten, dem unbeirrbaren Streiter für Wahrheit und Glauben Seiner Eminenz dem Hochwürdigsten Herrn Clemens August Kardinal von Galen, Bischof von Münster, dem die Stadt Sendenhorst
das Ehrenbürgerrecht in dankbarer Erinnerung an seinen Aufenthalt in unserer Mitte in den schweren Jahren 1944-45 verlieben hat. Bis November 1948 besuchten auch die evangelischen Kinder die hiesige
katholische Volksschule. Auf Wunsch der Eltern wurde dann für die 120 evangelischen Kinder eine dreiklassige evangelische Volksschule eingerichtet, die zunächst auch in den Holzbaracken, dann aber im
Schulgebäude an der Schulstraße untergebracht war. 1961 wurde dieses Schulgebäude von der Regierung Münster nach Art und Lage als abgängig erklärt.
Die Kardinal-von-Galen-Schule - kath. Volksschule - war inzwischen auch nicht mehr ausreichend. Deshalb
entschloss sich der Amtssschulverband zur Errichtung einer neuen evangelischen und katholischen Volksschule auf dem bereits planmäßig hierfür ausgewiesenen Schulgelände am Teigelkamp. Beide Schulen
erhielten je vier Klassenräume und einen gemeinsamen Werkraum. Die katholische Volksschule am Teigelkamp bleibt so lange Filialschule der Kardinal-von-Galen Schule, bis sie auf sechs Klassenräume
erweitert wird. Die evangelische Volksschule erhielt die Bezeichnung „Melanchthon-Schule“ (M. ist reformierter Theologe und Pädagoge von 1497-1560.) Eine weiterführende Schule in Sendenhorst war die
vollausgebaute Rektoratsschule, die dem Staatl. Gymnasium Laurentianum in Warendorf (mit Abschlussprüfung für U 11) unterstand. Sie bestand von 1859 bis 1907, sie wurde 1920 als öffentliche Sch0le
wieder neu gegründet und von 1924 bis Ostern 1940 als Privatsch0le geführt. Unterhaltungsträger waren die Stadt- und die Landgemeinde Sendenhorst. Beide Gemeinden waren zu finanzschwach, um die
Schule weiterzuhalten. In der Folgezeit war Sendenhorst ohne weiterführende Schule.
Erst Ostern 1964 kam Sendenhorst wieder zu einer solchen, als die hiesige katholische Kirchengemeinde eine private Realschule für Jungen und Mädchen errichtete. Dass die Realschule gleich mit zwei
Parallelklassen beginnen mußte, läßt die Dringlichkeit für eine solche Schule besonders deutlich erkennen. Sie ist zunächst im neuen Schulgebäude der katholischen Volksschule am Teigelkamp
untergebracht, bis der in der Planung stehende Realschulbau am Wasserturm vollendet ist. Durch den Bau geeigneter Übungsstätten ist der Sendenhorster Jugend die Möglichkeit zum Turnen, Spiel und
Sport gegeben. 1957 wurde ein neuer Sportplatz mit Laufbahn eingeweiht. 1961 wurde die große Turn- und Sporthalle am Westtor ihrer Bestimmung übergeben. 1964 wurde ein Tennisplatz neben der
Sportballe angelegt. Eine zweite Turnhalle wird z. Z. an den Schulen am Teigelkamp gebaut. Damit sind wichtige Voraussetzungen erfüllt zur Förderung der Gesundheit, der Körperertüchtigung und der
sinnvollen Freizeitgestaltung.
Ein Jugendfreizeitheim mit den erforderlichen Räumen wird z. Z. von der katholischen Kirchengemeinde in Sendenhorst an der Kirchstraße errichtet. Damit wird eine neue moderne Borromäusbücherei
verbunden, die allen Bevölkerungskreisen offensteht. Auf der Jugend beruht unsere Zukunft, sie trägt in diesen Zeiten das Licht unserer Hoffnung. Sie kann und muß dereinst der jetzigen Generation den
Dank abstatten für die mannigfaltigen Gelegenheiten, die diese ihr unter großen Opfern zur Ausbildung bietet. Dann wird das für Schulen, Körperertüchtigung und die Weiterbildung aufgewendete Kapital
reiche Zinsen tragen, wenn die hier erzogene Jugend nicht nur imstande ist, den Anforderungen des Berufs zu genügen, sondern auch durch Fleiß, Selbstzucht und Pflichtgefühl sich selbst befähigt hat,
an der Gestaltung Vaterland mitzuarbeiten und mitzuwirken. Besondere Bedeutung hat das große Krankenhaus, das St.-Josef-Stift, am Westtor, eine Stiftung des Sendenhorster Bürgers Josef Spithöver, der
in Rom zu großem Vermögen gelangte. Die Verbundenheit mit seiner Vaterstadt bekundete er durch die Stiftung dieses Hauses, dessen Bau im Jahre 1887 begonnen und am 16. Sept. 1889 feierlich eingeweiht
wurde. Dem großen Wohltäter zu Ehren erhielt eine in der Nähe des Stifts gelegene Straße die Bezeichnung Spithöverstraße. In den letzten Jahren ist das Krankenhaus ganz wesentlich erweitert worden.
Es verfügt über etwa 300 Krankenbetten. Ein Teil des Stiftes ist allgemeines Krankenhaus. Der größte Teil ist orthopädische Klinik und Heilstätte für Knochen- und Gelenktuberkulose.
Dazu gehört eine neue, moderne und umfangreime Bäderabteilung, wo sämtliche medizinischen Bäder verabreicht werden. Weiter gehört dazu eine öffentliche Volksschule (Sonderschule) mit sechs
Planstellen, in der die schulpflichtigen kranken Kinder unterrichtet werden. Sie ist im Pavillonstil erbaut und so gestaltet, dass die Betten herausgefahren und der Unterricht im Freien in den
schönen Grünanlagen gegeben werden kann. Dem langjährigen Chefarzt dieses St.-Josef-Stiftes, Herrn Landesobermedizinalrat a. D. Dr. med. Josef Lintel-Höping, verlieh die Stadt Sendenhorst das
Ehrenbürgerrecht in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um den Aufbau und die Entwicklung der Spezialheilstätte für Knochen-, Gelenk- und Drüsentuberkulose, die nach der ersten Inflation hier
errichtet wurde, und für seine Mitarbeit im Rat der Stadt, zuletzt als stellv. Bürgermeister. Am 12. Juli 1964 wurde vor dem Hauptportal des St.-Josef-Stiftes eine Bronzeplastik von dem Leiter des
Hauses, Herrn Direktor Dr. Lohmann, eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Entwurf und Modell stammen von dem Bildhauer Ulrich Conrad aus Worpswede, der Bronzeguss aus der Metallgießerei Hardt
in Köln-Kalscheuren. Die Sprache der Gebärden dieses Males ist so eindeutig und ausdrucksstark, dass sie von jedem verstanden werden kann: Drei Männer, den Blick nach oben gerichtet, mühen sich
darum, einen Schwerkranken jemand zuzuführen, von dem Heilung der Krankheit erwartet wird, wie es im Evangelium von der Heilung eines Gelähmten durch Christus heißt: "Und sie trugen einen Gelähmten
zu ihm."
Eine echte Aufgabe der Stadt- und der Landgemeinde Sendenhorst und der Bürgerschaft ist es, dem hiesigen St.-Josef-Stift bei der großen Sorge um das Wohl und Wehe der Kranken nach besten Kräften zu
helfen. Möge das neue Mal vor dem Hauptportal als Ausdruck der Nächstenliebe jeden an diese Pflicht erinnern. Durch eine große Parkanlage hat das St.-Josef- Stift Erholungsflächen für seine
gehfähigen Patienten geschaffen.
Im Mittelpunkt der Stadt steht der massige Bau der Pfarrkirche St. Martini, umgeben von hohen Linden. Dieser Bau gibt Zeugnis von opferfreudigem Bürgersinn. Eine gründliche Renovierung hat 1964
stattgefunden, verbunden mit der Neuerrichtung zweier Andachtskapellen und dem Neubau einer Sakristei außen um den Chorraum. Eine Erneuerung des Kirchplatzes ist noch vorgesehen.
Rund um den Stadtkern entstandene öffentliche Grün- und Gebäudeanlagen wie z. B. der Friedhof, Sportplatz, die Krankenhausanlage,
Schulen, Kindergarten, evangelische Kirche, alte private Gartenflächen und die im Norden gelegene, etwa 50 Gärten umfassende Dauerkleingartenanlage sowie die neugestaltete Nordenbleiche wirken wie
ein zusammenhängender Grüngürtel. Diese Grünfläche legt sich wie ein Gürtel um den alten Stadtkern und bildet zwischen dem alten Stadtteil und den neuen Baugebieten das auflockernde Bindeglied.
Im neuen östlichen Stadterweiterungsgebiet liegt in bester Verkehrs und Geschäftslage der Lambertiplatz, der als neuer Marktplatz mit dem alten Ortsmittelpunkt in räumlich enger Beziehung steht. In
den Grünflächen können bei Bedarf weitere öffentliche Gebäude errichtet werden. So ist z. B. in der Grünfläche am Höckerskamp Teigelkamp eine zukünftige Kirchenplanung vorgesehen und in der
Grünanlage des alten Friedhofes ein zweiter Kindergarten geplant.
Viele der Aufgaben, welche die neue Zeit der Stadt auferlegt, sind, wie aus vorstehenden Ausführungen hervorgeht, in Angriff genommen und der Lösung nähergebracht werden, viele harren noch der
Erfüllung, wie z. B. Erschließung neuer Baugebiete und Förderung familiengerechter Wohnungen für alle, Sanierung des Stadtkern und Verschönerung des Stadtbildes, aber auch der Bau einer Badeanstalt
sollte dazugehören, ebenso die Förderung des kulturellen Lebens und der hierzu erforderlichen Einrichtungen.
Das alle sind große Aufgaben in einer kleinen Stadt im Vergleich zur vorhandenen Finanzkraft. Doch dürfen wir nicht verzagen, sondern gemein am daran arbeiten. Es gilt, den heimatlichen Boden durch
planmäßige, zielbewusste Arbeit zu bereiten, auf dem die Zukunft unserer Stadt emporwachsen kann. Dazu bedarf es aber der Anteilnahme und Mitwirkung der gesamten Bürgerschaft. Eine solche Mitarbeit
hat zur Voraussetzung die Einsicht in und das Verständnis für die mannigfaltigen Aufgaben unserer Zeit und auch eine gerechte Würdigung der Leistungen, die bereits vorliegen. Nur auf solchem Grunde
kann eine echte Heimatliebe entstehen, die wiederum Kräfte weckt zur weiteren Entwicklung unserer Stadt Gebe Gott unserer Heimat eine friedliche und glückliche Zukunft!
Sendenhorst im Jahre 1965 - Zur 650-Jahr-Feier Sendenhorst
Grußwort aus "Westfälische Nachrichten"
Festlich geschmückte Straßen, Plätze und Häuser laden zum Besuch unserer Jubiläums-Stadt ein. Inmitten der Stadt erstrahlt unsere St.-Martini-Pfarrkirch.Festlich geschmückte Straßen, Plätze und
Häuser laden zum Besuch unserer Jubiläums-Stadt ein. Inmitten der Stadt erstrahlt unsere St.-Martini-Pfarrkirche in hellem Scheinwerferlicht. Dem Jubiläum angepaßte Schaufenster-Auslagen geben
Zeugnis von der Regsamkeit unseres
Gewerbes und Handels. Behagliche Gaststätten laden zum Verweilen ein.
Ein Gang durch und um Sendenhorst wird das Bewußtsein geben, auch nach dem wechselvollen Zeitgeschehen der Jahrhunderte das Ererbte und Überkommene erhalten, gemehrt und verschönert zu haben. Das ist
Anlaß zu berechtigtem Stolz und inhaltsvollem erinnern.Mit Freude und Genugtuung kann festgestellt werden, daß Sendenhorst dank der Mithilfe aller Bürger, der alteingesessenen und der zugezogenen,
aus der Kraft ihres echten Bürgersinnes schöner geworden ist.
Auf die zum Jubiläum herausgegebene Festzeitschrift und den Prospekt weisen wir empfehlend hin; ebenso auch auf eine Ausstellung im alten Pfarrhaus. Sie vermitteln einen kurzen geschichtlichen Abriß
und einen kleinen Einblick in die Entwicklung und das Zeitgeschehen unserer Stadt. Wir hegen den Wunsch, daß diese Jubiläumswoche eine echte Heimatwoche werde und sehen in ihr eine Begegnung der
Vergangenheit unserer Stadt mit einer möglichst glückhaften Zukunft. Mögen alle Gäste und Freunde unserer Stadt, insbesondere auch alle ehemaligen Sendenhorster, viele schöne St unden und Tage in
Sendenhorst erleben und in bester Erinnerung behalten. Feiern wir unser Stadt-Jubiläum mit dem Wunsche, daß Gott unsere liebe alte Heimatstadt segne und beschütze.
Sendenhorst, im September 1965 Brandhove, Bürgermeister | Esser, Stadtdirektor
Grußwort aus "Glocke"
Die 650-Jahr-Feier der Stadt Sendenhorst geht aus von einer Urkunde vom 11. August 1315, in der lt. Staatsarchiv Münster die älteste Erwähnung von Sendenhorst als Stadt (Opidum) nachgewiesen wird.
Wann Sendenhorst Stadt geworden ist, läßt sich auf Jahr und Tag nicht bestimmen. Die Häufung der Zeugnisse für den städtischen Charakter Sendenhorsts seit 1315 läßt darauf schließen, daß Bischof
Ludwig II, Landgraf von Hessen, der von 1310 bis 1357 das Stift Münster regierte, Sendenhorst zu einer Stadt machte. Ein Heimatbuch mit umfassender Darstellung der Geschichte Sendenhorsts fehlt z. Z.
noch. Das diesjährige Jubiläum soll aber Anlaß zur Herausgabe eines solchen Heimatbuches sein.
Möge diese Jubiläumswoche nicht nur Anlaß zu äußeren Festlichkeiten sein, sondern auch zur Besinnung auf unseren eigenen geschichtlichen Standort in der wechselvollen Geschichte unserer Heimat
anregen. Möge es so eine echte Heimatwoche werden. Dieser Idee dienen alle ihre Veranstaltungen. Wir sehen in dieser Jubiläumswoche eine Begegnung der Vergangenheit unserer Stadt mit einer möglichst
glückhaften Zukunft.
Allen Gästen und Freunden unserer Stadt, insbesondere auch allen ehemaligen Sendenhorstern, rufen wir ein herzliches Willkommen zu. Möge sie viele schöne Stunden und Tage in unserer Jubiläumsstadt
erleben und in guter Erinnerung behalten. Feiern wir unser Stadtjubiläum mit dem Wunsche, daß Gott unsere liebe alte Heimat Sendenhorst segne und beschütze.
Brandhove, Bürgermeister | Esser, Stadtdirektor
Das Programm der Festwoche
Samstag, 4. September
09.45 Einläuten der Festwoche
10.00 Eröffnungsfeier im Kasino des St.-Josef-Stiftes
12.00 Enthüllung der Bronze-Plastik St. Martini
15.00 Beginn des Reitturniers, Reitplatz Alter Postweg
15.45 Ankunft des Jubiläums-Kaffee-Sonderzuges aus Münster
20.00 Reiterball im Festzelt
Sonntag, 5. September
Festgottesdienste:
9.00 Ev. Pfarrkirche
10.30 Kath. Pfarrkirche
11.00 Platzkonzert, Festzelt
11-13 Aufstieg eines Freiballons, Teigelkamp
14.00 Kreis-Reitturnier, Reitplatz Alter Postweg
15.00 Eröffnung der Ausstellung „Sendenhorst - Gestern und Heute“, Altes Pastorat
20.00 Festzelt
Montag, 6. September
8.00 Schützenfest der Johannis-Bruderschaft, Kirchgang, Königsschießen
15.00 Große Modenschau im Festzelt
19.00 Polonäse und Festball der Johannis-Bruderschaft
Dienstag, 7. September
20.00 Sendenhorst „singt und spielt“, im Festzelt Uraufführung: „Böorgermester Langen un des Kosaken 1813
Mittwoch, 8 September
20.00 Brillant-Feuerwerk und Großer Zapfenstreich im Garten des St.-Josef-Stiftes
Donnerstag, 9. September
Tag des Sportes
9-12 Bundesjugendspiele und „Bunter Rasen“ aller Schulen
14-17 Erwerb des Sportabzeichens, Übungen in der Leichtathletik, Volkstanz und Staffeln
17.30 Fußballspiel: BV 09 Bor. Dortmund (Amat.) gegen SG Sendenhorst 1910 e. V.
Freitag, 10 September
19.00 Lambertusfeier, Lambertusplatz
20.00 „Ostdeutscher Abend“ mit Tanz und Trachtengruppen, im Festzelt
Samstag, 11. September
15.00 Einsatzübung Freiw. Feuerwehr und DRK
17.00 Luftballon-Wettbewerb der Kinder, Sportplatz
19.00 Totengedenkfeier am Kriegerehrenmal. Die Gefallenen und Vermißten werden im Lichtbild gezeigt
20.00 Wiedersehensfeier mit ehemaligen Sendenhorstern, Unterhaltung mit Theo Breider, Festzelt
Sonntag, 12. September
9.15 Festgottesdienst anläßlich der 100-Jahr-Feier der St.-Martini-Kirche
11.00 Platzkonzert, Festzelt
14.00 Sternmarsch der Spielmannszüge und Kapellen
15.00 Festzug: Sendenhorst im Wandel der Zeiten
20.00 Großer Festball im Festzelt
Weitere Stimmen in den Westfälischen Nachrichten
Eine Fülle von großen Sorgen - Bürgermeister Heinrich Brandhove nennt als das wichtigste Ziel der
Sendenhorster Kommunalpolitik: „Zufriedene Bürger“ - Um dieses Ziel jedoch zu erreichen führt der Bürgermeister gleich mehrere dringende Aufgaben an. An erster Stelle steht die Lösung des
Pendlerproblems, wozu eine weitere Ansiedlung von Klein- und Mittelindustrie unerläßlich ist. Damit verbunden werden soll eine weitere Stärkung der Wirtschaftskraft.
Als dringend wird von Heinrich Brandhove auch der Bau der Umgehungsstraße angesehen, um den Durchgangsverkehr aus der Stadtmitte herauszubekommen, und dann erwähnt der Bürgermeister auch schon den
Sanierungsplan, der sich zwar über Generationen erstrecken wird, von dem man sich jedoch vor allem eine Bereinigung der Verkehrsverhältnisse verspricht. Alte und unansehnlich Häuser werden weichen
müssen, neue Wohngebäude werden entstehen. Als weitere bisher ungelöste Frage nannte Bürgermeister Brandhove den Bau eines Schwimmbades, wobei er an den Bau einer Kleinschwimmhalle denkt, die sich an
sonnigen Tagen öffnen läßt und die damit zu einer Kombination zwischen Frei- und Hallenbad wird. - Erfreut zeigte sich der Bürgermeister darüber, daß in der neuen Realschule eine Aula eingerichtet
wird, von der er sich neue Impulse für das kulturelle Leben in der Stadt Sendenhorst verspricht.
Für Paul Rehsöft, viele Jahre Mitglied der Sendenhorster Stadtvertretung liegen die dringendsten Zukunftsaufgaben klar auf der Hand. Vordringlichstes Problem: Bau der
Umgehungsstraße, egal, ob im Süden oder im Norden. Zweite dringende Aufgabe: Fortführung der Erschließung von Siedlungsgebieten, um neuen Wohnraum zu schaffen für Arbeitskräfte, die Voraussetzung
sind für die Ansiedlung weiterer Industriezweige. Paul Rehsöft ist gegen die Ansiedlung von Industrie um jeden Preis. Vielmehr müssen Aufwand, der sich ergibt aus Grundstücksbereitstellung und
Erschließung, und Nutzeffekt in einem gesunden Verhältnis stehen. Anzustreben sei eine krisenfeste Mittelindustrie. Gerüstet sei die Stadt auf die neuen Aufgaben insofern, als mit dem Bau der
Realschule anstehende Schulprobleme gelöst erscheinen und die Stadt mit der Erstellung von Sporthalle und Spielplätzen für die Zukunft geplant habe. Wenn eine Schwimmanlage heute noch fehle, so sei
man bemüht, auch dieses Projekt zu verwirklichen, zumal eine erste Rücklage bereits im vergangenen Jahr gebildet werden konnte. Nicht unerwähnt bleiben soll ein privater Wunsch von Paul Rehsöft: Die
Aufstellung von Ruhebänken an der Straßen in Stadtnähe.
Sendenhorst im Festtagskleid
Wenn diese Beilage der Westfälischen Nachrichten erscheint, dann erstrahlt die Stadt Sendenhorst in ihrem schönsten Festtagskleid. Denn wer möchte sich zum Geburtstag seinen Gästen und Gratulanten
nicht im besten Aufzug präsentieren, zumal die Jubilarin immerhin auf das staatliche Alter von 650 Jahren zurückblicken kann. Dabei verschweigt sie uns - wie typisch für das weibliche Geschlecht -
ihr wirkliches Alter, denn eine Geburtsurkunde kann sie uns nicht vorlegen. Vielmehr müssen wir uns beziehen auf eine Urkunde aus dem Jahre 1315, in der die Dame Sendenhorst erstmals die
Ehrenbezeichnung Stadt trägt. "
Sicherlich ist es nicht eigene Schuld, daß der Geburtsschein nicht vorgelegt werden kann, denn wenn man im Laufe der Jahrhunderte gleich mehrmals verwüstet und geplündert wurde, wenn man insgesamt
sieben Großbrände zu überstehen hatte, wenn Krieger und Soldaten in den Mauern ihr Unwesen getrieben haben, dann ist der Verlust der Urkunde nicht verwunderlich. Katastrophen größten Ausmaßes, denen
Jahre der Not und des Hungers folgten, konnten die Stadt Sendenhorst nicht unterkriegen, und für die Robustheit spricht, daß sie sich selbst da wieder erholt hat, als sie einige Male völlig in Schutt
und Asche gelegt wurde. Das war in den Jahren 1323 und 1529. Und als vor 80 Jahren in Sendenhorst der letzte Großbrand wütete, da legte die Jubilarin sich eine Garde entschlossener Männer zu in der
Form einer Freiwilligen Feuerwehr, die weitere Brände in dem bisherigen Ausmaß bis auf den heutigen Tag verhindern konnte. Auch Seuchen wie Pest, Typhus und Lepra konnten die Stadt nicht auslöschen.
Auch die Maul- und Klauenseuche, selbst heute noch verbreitet, brachte der Bevölkerung große Verluste. Aber die Jubilarin war aus echtem westfälischen Holz, ausgezeichnet mit der Widerstandskraft der
Eiche. Sie überstand alle Katastrophen, das Auf und Ab im Wandel der Zeiten, und zeigt sich zum Geburtstrag, als hätte sie nur gute Tage erlebt. Gesund in der Struktur, mit einer noch kleinen, aber
lebensfähigen Industrie, mit florierendem Handel und Gewerbe stellt sie im Herzen des Kirchspiels mit rund 5.000 Einwohnern eher den Dorftyp als den Typ der Kleinstadt dar.
Sie ist nicht nur erholt, sondern kann sich bereits den Luxus wertvoller Schmuckstücke leisten, zu denen moderne Schulen, Grünanlagen und vor allem neuzeitliche Sportanlagen zählen.Sendenhorster
Bürger waren ihrer Zeit weit voraus. Sie hatten schon vor fast 100 Jahren ihr „Wirtschaftswunder“. Als kurz nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 im Sendenhorster Kreidemergel Strontianit
gefunden wurde, da verließen Bauernknechte, Kötter und Heuerlinge vielfach die Höfe, da hielt es Weber nicht mehr an den Webstühlen. Sie alle wollten teilhaben an den wertvollen kohlesauren
Salzkristallen. Selbst aus der Nachbarschaft kamen Arbeiter. Aus dem großen Boom jedoch wurde nichts. Die Industrie, die die Kristalle zur Zuckerfabrikation verwendete, hatte bald keine Verwendung
mehr, die Fremden gingen in ihre Heimatorte zurück und mit ihnen Sendenhorster Arbeiter, die außerhalb der Stadt Beschäftigung suchten.
Damit war das Pendlerproblem geboren, an dem die Stadt heute so sehr krankt, denn fast 600 Sendenhorster haben ihre Arbeitsstellen in Münster oder anderen umliegenden Orten. Bisher waren Bemühungen
der Stadt um weitere Industrieansiedlungen nicht sehr von Erfolg gekrönt, obwohl mehrere Industriebetriebe neu angesiedelt werden konnten. Dabei hat die Stadt auf dem Gebiet des Wohnungsbau
erhebliche Vorleistungen erbracht. Seit 1948 wurden fast 800 Wohnungen erstellt - 1914 gab es in Sendenhorst etwa 400 Wohnungen - 85 Hektar wurden neu erschlossen. Schritt gehalten mit dem
Wohnungsbau hat der Schulbau: Dem Neubau der Kardinal-von-Galen-Schule im Jahre 1951 folgte schon zehn Jahre später die Teigelkampschule. In der Planung ist die Realschule am Wasserturm. Sie hat ihre
Vorgängerin in der Rektoratsschule die von 1859 bis 1907 und von 1920 bis 1940 bestanden hat. - 50 Kinder besuchen 1613 die Volksschule, 300 Jahre später waren es 472, und heute werden fast 700
gezählt, von denen 135 der evangelischen Schule und 56 der Sonderschule im Josefstift angehören. In diesen Zahlen enthalten sind die Schulkinder aus den sieben Bauerschaften des Kirchspiels, denn
seit altersher bildet das Kirchspiel kirchlich und schulisch mit der Stadt eine Einheit. Eng verbunden mit dem Schulleben ist die Schaffung von Sportanlagen: Neben moderner Sporthalle und
Sportgelände hat die Stadt auch eine Turnhalle erbaut, die in diesen Tagen ihrer Bestimmung übergeben werden soll. In der Diskussion steht der Bau einer Schwimmhalle. Auf dem Kultursektor ist an die
Einrichtung einer Institution gedacht, die in Form einer Volkshochschule arbeiten soll. Durch ihre besondere Lage am Rande der Kreise Münster, Beckum. Lüdinghausen und Warendorf hat die Stadt im
Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Ämtern angehört.
Im 17. Jahrhundert war sie Bestandteil des Amtes Stromberg, später gehörte sie zu Wolbeck, von 1804 bis 1808 zum Kreis Warendorf und bis 1811 zum Kanton Ahlen im Arrondissement Hamm des
Ruhrdepartments Dortmund, das von dem Schwager Napoleons, Großherzog Joachim von Berg, verwaltet wurde. Später wurde Sendenhorst selbst Kanton, und nach Beendigung der französischen Herrschaft im
Jahre 1813 kam die Stadt zum Kreis Beckum. Mit dem Amt Vorhelm war sie von 1833 bis 1851 in einer Verwaltung verbunden, bis die Stadt einen eigenen Bürgermeister erhielt. Die Trennung vom Kirchspiel
Sendenhorst war vollzogen, ein Zustand, der in der Zukunft immer wieder Kritiker fand. Bauern und Städter gingen in eine Kirche, in eine Schule, waren Mitglieder von Genossenschaften, Feuerwehr und
Darlehnskasse, hatten ein gemeinsames Krankenhaus, doch ihre Verwaltungen waren getrennt. Verwaltungstechnischer Mehraufwand, Verzögerungen bei getrennten Verhandlungen, zum Teil lange Wege zur
Verwaltung waren die Folge. Trotzdem dauerte dieses Kuriosum über ein volles Jahrhundert. In langwierigen Verhandlungen, in denen Kirchspielbürgermeister Antonius Schulze Horstrup sich in besonderem
Maße für eine Wiedervereinigung mit der Stadtgemeinde eingesetzt hatte, wurde schließlich am 1. April 1955 die Zusammenführung von Stadt und Kirchspiel erreicht. Wegen seines besonderen Einsatzes in
dieser Frage wurde Bürgermeister Schulze Horstrup 1964 zum Ehrenbürger des Kirchspiels ernannt. - Heute arbeiten Stadt und Kirchspiel in der Amtsvertretung Hand in Hand. Gemeinsame Aufgaben, die
Kirche, Schule, Kultur oder Straßenbau betreffen, werden gemeinsam gelöst, wobei sich Amtsdirektor Heinrich Esser als Bindeglied zwischen den Vertretungen erweist.
Schon in nächster Zeit werden Fragen von besonderer Bedeutung auf beide Gemeinden zukommen: Neben der Erweiterung der Teigelkampschule um vier Klassenräume werden sich die Vertretungen auch über
Möglichkeiten der Erstellung eines Schwimmbades unterhalten müssen. Auch der Bau einer Leichenhalle oder Erweiterung des Friedhofs zählen zu den Problemen, die beide Gemeinden in gleichem Maße
angehen.Ein „Staedeken“ wird die Stadt Sendenhorst in einer Urkunde aus dem Jahre 1790 genannt, als Fürstbischof Heinrich Graf von Schwarzenberg die Sendenhorster Privilegien bestätigte. Unter den
landtagsfähigen Städten wurde Sendenhorst nie erwähnt. Später, am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert, bemerkte die preußische Verwaltung: Sendenhorst ist ganz unbedeutend, nur der Verfassung nach
eine Stadt. Deshalb möge man sie auch steuerlich wie das flache Land behandeln. An anderer Stelle lesen wir, daß die Stadt lediglich am Rande der Verkehrswege liege und ihr daher keinerlei Bedeutung
zukomme. Immerhin jedoch liefen durch den Ort schon in frühester Zeit die Fern- und Königsstraßen, später rollte der Salzhandel von Soest nach Münster über Sendenhorst, und Soldaten aller Völker
zogen durch die Stadt. Mitte des vorigen Jahrhunderts fand Sendenhorst durch den Bau der Straße nach Drensteinfurt Anschluß an die 1848 eröffnete Eisenbahnlinie Münster-Hamm, und fast 60 Jahre später
erhielt die Stadt mit dem Bau der Eisenbahnlinie Münster-Neubeckum auch einen eigenen Bahnhof, womit sie verkehrstechnisch bestens erschlossen ist.
Wenngleich die Stadt nach dem Großbrand 1806 die Durchgangsstraßen in großzügiger Weise angelegt hatte, so konnte sie die stürmische Entwicklung des Straßenverkehrs nicht voraussehen. Die Straßen
sind zu eng. Vor allem der überaus starke Lastzugverkehr, der Tag und Nacht durch die Innenstadt rollt, stellt für die Bevölkerung eine nicht mehr zumutbare Belästigung dar. Seit vielen Jahren bemüht
man sich um Abstellung dieses Mißstandes, ein Plan für eine Umgehungsstraße wurde entworfen, die Trassenführung im nunmehr abgeschlossenen Flurbereinigungsverfahren berücksichtigt. Doch wenngleich
die Stadt alle Vorarbeiten abgeschlossen hat, so scheiterte das Bauvorhaben bisher an der ungelösten Frage der Führung dieser Straße im Raum Münster-Albersloh. Dieses Argument sollte jedoch nicht
allein ausschlaggebend sein; denn wenn man das Land von Vorhelm bis zur Waldmutter die Straße großzügig ausgebaut hat, weshalb sollte es dann nicht möglich sein, die Straße als Umgehungsstraße
südlich um den Ort herumzuführen und in der Höhe der Krankenhausgärten wieder auf die alte Trasse zu führen? Wann das Reststück bis Münster ausgebaut würde, sollte für Sendenhorst von sekundärer
Bedeutung sein.
WERNER RABENECK
100 Jahre St.-Martini-Pfarrkirche
Pfarrer Lorenbeck kaufte eine Schleuse für den Kirchbau - aus: Die Glocke - Donnerstag, 2. September 1965
Sendenhorst. Nunmehr sind 100 Jahre verflossen, seit Bischof Johann Georg die Sendenhorster Pfarrkirche zu Ehren des heiligen Bischofs von Tours, des heiligen Martinus, weihte.-
Bild:
Kirche März 2012 - Mond, Venus und Jupiter sichtbar - by CH
Vor 140 Jahren wurden die ersten Schritte zum Kirchenbau getan. Wenn die Verwirklichung dieser ersten Entschlüsse volle 40 Jahre in Anspruch nahm, so muß wohl dieser lange Zeitraum ausgefüllt gewesen
sein mit vielen Sorgen, Schwierigkeiten und großen Opfern. Der Väter Werk und Taten sind es wert, daß ihrer aus Anlaß der Jahrhundertfeier gedacht wird.
Das frühere Gotteshaus, ein schlichter Bau im romanischen Stil, war eine Kreuzkirche, deren Längsachse 93 Fuß gleich 29 m Quadratfuß, gleich 400 Quadratmeter betrug. Mehrere Brände und „der Zahn der
Zeit“ hatten das Gotteshaus arg mitgenommen. Bei dem großen Brande am 29. April 1806, als ein großer Teil der Stadt eingeäschert wurde, brannte der Kirchturm aus; die Glocken schmolzen, und das
Mauerwerk des Turmes erlitt weite Risse. Infolge der Kriegsjahre unterblieb die Renovierung.
Während zunächst ein Erweiterungsbau geplant war, kam man in einer Konferenz am 11. Mai 1836 unter Vorsitz des Landrats zu dem Beschluß, die Kirche von Grund auf neu zu bauen. Pfarrer Lorenbeck hatte
große Pläne und auch die Tatkraft zu ihrer Durchführung. Durch die Verlegung des Friedhofs aus der Mitte der Stadt zum Osttor im Jahre 1843 wurde für den Kirchenbau freies Gelände geschaffen. Zur
derselben Zeit stellte der Pfarrer Pastoratsgrundstücke auf dem Nienkamp zur Ausbeutung des Lehmes zur Verfügung und schloß mit dem Ziegelmeister Hartmann aus Amelsbüren einen Vertrag auf Herstellung
von Ziegelsteinen zum Preise von 2 Thlr. pro 1000 Stück. Da das Ergebnis des Probebrandes günstig ausfiel, wurde beschlossen, die ganze Kirche in Ziegelrohbau auszuführen.
Ein weiteres Jahrzehnt verging, bis das Vorhaben des Pfarrers zur Reife kam. Diese Zeit wurde zur Vergrößerung des Baukapitals, zur Beschaffung der Materialien und Ausarbeitung der Pläne
benutzt.
Seit 1840 war die Schiffahrt auf dem Max-Clemens-Kanal, der hauptsächlich von dem Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719 bis 1761) von Münster bis Maxhafen bei Neuenkirchen bei Rheine gebaut
war, eingestellt. Das Material der Schleuse kam zum Verkauf. Im Kirchspiel Greven befand sich die Steinschleuse, die Pfarrer Lorenbeck von Greven aus, wo er vorher als Kaplan tätig gewesen war,
kannte. Er kaufte diese Schleuse für den Kirchenbau. die gewaltigen Quadern wurden dann durch Fuhren auf schlechten Wegen jahrelang herbeigeschafft. Oft brachten vier Pferde nur einen einzigen Stein
über die etwa acht Stunden lange Wegestrecke. Die Steine der Schleuse fanden später zum Sockelmauerwerk und dem großen Westturm Verwendung.
1853 wurde zunächst im Pastoratsgarten eine große Notkirche gebaut. Dann wurde mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen. Am Dienstag, 21. August 1855, wurde in Anwesenheit des Bischofs Johann Georg
der Grundstein gelegt. Der Bau konnte beginnen. Der große Kirchplatz glich einem riesigen Steinlager. Hunderte von fleißigen Händen regten sich. Hunderte von Pferden schafften jahrelang Baumaterial
zur Baustelle. Tagtäglich sah man den Pfarrer im Arbeitskleid auf der Baustelle. Bei all den Mühen, die er länger als ein Vierteljahrhundert auf die Durchführung seiner Lebensaufgabe verwendete,
blieben ihm schwere Sorgen und Enttäuschungen nicht erspart. Pfarrer Lorenbeck starb kurz vor Vollendung des Baues am 6. Januar 1865, tief betrauert von der ganzen Gemeinde. Zwei Jahre nach seinem
Tode wurde ihm auf dem Friedhof ein Denkmal gesetzt mit der Inschrift: „Dem Erbauer der Kirche die dankbare Gemeinde“.
Bei schönstem Herbstwetter, in der Martinoktav, am Dienstag, 14. November 1865, hielt der Bischof Dr. Johann Georg Müller seinen Einzug in das festlich geschmückte Städtchen, um am folgenden Tage das
neue Gotteshaus dem hl. Martinus zu weihen. Unter seinem Nachfolger, dem Pfarrer Reinermann, wurde im Jahre 1868 der große Westturm fertiggestellt und eingeweiht.
Nun ragt schon seit 100 Jahren der stolze Kirchbau mit seinen drei Türmen und vielen Türmchen inmitten der Stadt zum Himmel empor und ruft uns zu: „Sursum corda!“ Empor die Herzen.
nen ächten Senhuörsken
Der „aolle Klaore“ in Sendenhorst, der Stadt der zwölf Brennereien - aus: Die Glocke, B. Fascies - Freitag, 3.
September 1965 So mannigfaltig wie Art und Brauch, Landschaft und Kultur sind auch Speis und Trank. Vielgerühmt ist der Wein vom Rhein, vielgetrunken wird Münchener, Dortmunder, Westfalia und
Langenberger Bier. Hier soll von dem guten „aollen Klaoren“ dem heimatlichen, bodenständigen Branntwein, die Rede sein. Die Frage liegt nahe: „Seit wann gibt es überhaupt Brennereien und damit
Branntwein?“
DIE 1. BEKANNTE ERWÄHNUNG VON SENDENHORST ALS STADT: Verpachtung des „Campus
Wolthardino infra opidum Sendenhorst“ durch das Kloster Überwasser in Münster an die Geschwister Wolthardino am 11. August 1315.
Die „Geschichte der deutschen Kornbrennereien“, herausgegeben von der Fachgruppe Kornbrennereien der Wirtschaftsgruppe Spiritusindustrie (Berlin 1936), läßt uns folgendes wissen: „Die Ahnen des
Kornbrenners waren deutsche Bauern in den Getreidegegenden Deutschlands. Die ersten Kornbrennereien waren landwirtschaftliche, mit dem Bauernhof eng verbundene Betriebe. Für die Bauern war die
Kornbrennerei die notwenige Fortsetzung ihres landwirtschaftlichen Betriebes, ein Mittel zur Verwertung des Ernteüberschusses und vor allem ein Mittel zur Erzeugung des Kraftfuttermittels Schlempe.
Die Branntweingewinnung war Nebensache. In einem wie starkem Umfange sich das Bedürfnis zur Einrichtung landwirtschaftlicher Brennereien geltend gemacht hat, zeigt die Aufzählung von 22 969
Brennereien im Jahre 1831 in Preußen, wovon 69 Prozent auf dem Lande betrieben wurde.
Wann nun hier die erste Brennerei entstanden ist, kann mit einiger Sicherheit nicht festgestellt werden“.
In der Akte Commissionis des Kriegs-Commissari Kurlbaum betreffs Lage und Gewerbe, Verhältnisse der Städte und Wiegbolde des Erbfürstentums Münster wird über Sendenhorst unterm 2. April 1803
folgendes geschrieben: „Es befinden sich hier überhaupt nur drei Brandwein-Brenner, welche nur allein im Winter und alsdann auch nur bei Tage und nicht die Nacht hindurch brennen. Einer dieser
Brandweinbrenner, der Colon und Bürger Suergeist (heute Tergeist), wohnt außerhalb der Stadt nahe vor dem Tore.“ Weiter heißt es: „In der Nähe wohnt keiner, der Brandwein brennt. Der nächste
Brandweinbrenner wohnt ein bis eineinhalb Stunde von der Stadt“. Die statistische Aufnahme von 1816 zeigt vier Branntweinbrennereien an. Diese waren Suergeist (heute Tergeist), Brüning (heute
Roetering), Böcker (heute Triebus) und Frede. In den nächsten Jahrzehnten folgten Arens-Sommersell, Beumer-Jönsthövel, Böcker-Laink, Vissing, Bonse, Everke, Elmenhorst, Panning, Silling (Oststraße),
Silling (Weststraße), Suermann, Topp-Herweg, Wieler-Ridder, Werring-Löbker, Homann-Telges, Horstmann-Rhemen, Werring-Zurmühlen.
Seit alters geht nun das Gläschen mit dem „aollen Klaoren“ in froher Runde um. Der Bergmann gönnt sich seinen verdienten Halben, wenn er aus der Grube kommt; der Maurer gebraucht einen „Kluck“ bei
seinen Arbeiten; in der Erntezeit schenkt der Bauer den fleißigen Helfern einen „aollen Klaoren“ ein, und auch am Stammtisch wird er gern getrunken. Im Hause bewillkommnet er die Gäste und
verscheucht nach allzu guter Mahlzeit jegliche Beschwerden des Leibes. Nicht zu missen ist der Korn in der Schlachtzeit. Pannhas, Töttchen und das leckere Mett wären ohne ihn unverdaulich. Die
kräftigen Esser würden traumschwere Nächte erleben gleich Jans Baunenkamp, den Karl Wagenfeld während der bösen Hungersnot 1917 leibhaftig zur Hölle fahren ließ, weil er als Hamster gegen die Gesetze
des Vaterlandes gesündigt hatte. Unter Umständen vermag der „ächte Senhuörske“ einen Mann umzuwerfen, was mehrere Episoden bezeugen. Auch in der Hausapotheke nimmt der Schnaps einen Platz ein, einmal
als Hausmittel bei Zahnschmerzen usw. und zum anderen als Vorbeugungsmittel. Vielfach wird heute noch nach dem Haarschneiden der Kopf mit „Fusel“ eingerieben.
Wie nun der „aolle Klaore“ in Sendenhorst, der Stadt der zwölf Brennereien, besungen wird, zeigt das folgende Lied, das die Sendenhorster Johannisbrüder schon vor Jahrzehnten in ihr Liederbuch
aufgenommen haben. Gesungen wird es nach der Melodie „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein“:
Viel Schönes giff’t up düse Welt, watt lecker iss to drinken, weil hät de Saken alls telt, de uss doht fröndlik winken. Man drinket Beer, man drinket Wien, un Sekt drinkt wull en Daohren; men’t beste
iss bie Lust und Pien en schönen „Aollen Klaoren“. Valerie, valera usw.
Det Muorgens fröh, so giegen tein, freist eenem nao de Bollen; man ätt däorum en Töttken sik un drinkt „En halwen Aollen“. Det Middags, eh‘ man geiht to Disk, schmäck gued so’n kleines Schlücksken.
Det Aobends, kuort vüör Schlaopengaohn, bekümp em guet en Klücksken.
Bi Kärmiss, Kinddaup, Schützenfest iss he nich to entbehren, man drinkt em in dat kleinste Nest, well will uss dat verwehren? En „Aollen Klaoren“ drinkt de Buer, de Raot, de Büörgermester, de
Handwiärks- un de Arbeitsmann, de Schwiene kriegt de Trester.
Nu giff et aower manche Lüe, de daoht dat schrecklich finnen, wenn eener sik maol aff un to ess döht „en Halwen“ günnen. Vüör düsse Mensken will wi uss wahrhaftig nich verkrupen; wie drinket doch,
ähr tom Verdruß; man brukt jä nich to supen!
Von’t beste Korn, dao mot he sien, gebrannt up zünft’ge Wiese, dann schmäck viel biätter he äs Wien, vertappt in guede Hüse. Men well uss giff Katuffelschnaps un läöt sik den betahlen, äs wäör et
„gueden Aollen“ west, den sall de
Aus der lokalen Wirtschaft
Damenkleider von „Domina“ - Zuschnitt in Lüdinghausen - Fertigung in Sendenhorst - Zur
Bereicherung der Sendenhorster Industrie beigetragen hat die Niederlassung der Domina-Kleidung GmbH, die vor zwei Jahren nach Sendenhorst kam und rund 40 Frauen und Mädchen beschäftigt. Zirka 250
Damenkleider und Röcke werden hier täglich gefertigt. Eigentlich ist es nur eine Teilfertigung, denn in Sendenhorst wird nur genäht. Man erhält die zugeschnittenen Stoffteile von der Gregor Mai KG in
Lüdinghausen. Teamarbeit wird hier groß geschrieben, denn jede Näherin hat eine ganz bestimmte Aufgabe: Die eine näht lieber und besser lange Bahnen, die andere ist Spezialistin für kurze
Kragennähte, die dritte bügelt ausschließlich Nähte aus. Die Arbeit vollzieht sich reibungslos wie an einem Fließband, das Surren der Nähmaschinen ist kaum zu hören, und so ist die Atmosphäre alles
andere als das, was man sich unter herkömmlichen Nähsälen vorstellt.
Die Hardt heute (Bild 2007, by DPuziak) - Bausand wird schon lange nicht mehr
abgebaut.. Heute ein Naherholungsgebiet!Bausand aus Sendenhorst - Vor einigen Jahrzehnten standen auf dem sandigen Boden der Hardt Kiefern- und Fichtenwälder, durch eine Birkenallee wanderte man
zur Waldmutter. Heute erinnern nur noch ein paar Kiefern an den einstigen Waldbestand. Die Hardt gleicht heute einem Seen- und Dünengebiet. Ein langgestreckter Sandrücken zieht sich von Osten nach
Westen zur Stadt hin. Funde, wie Feuersteine, zerbrochene Urnen, rote Ziegelsteine lassen eine frühe Besiedlung erkennen.
Wirtschaftlich werden große Teile der Hardt seit vielen Jahren als Sandkuhlen ausgebeutet. Um einem schnellen Abbau vorzubeugen, werden auch tiefere Sandschichten abgebaut. Verwendet wird der Sand
vor allem zu Bausand als auch zur Herstellung von Kalksandsteinen. Durch den Abbau bildeten sich mehrere kleinere Seen, die im Sommer von Badelustigen gern zum Baden aufgesucht werden. An den
Stellen, wo sich keine Seen gebildet hatten, wurde auf die abgetragene Fläche wieder Mutterboden aufgetragen, so daß das Land von der Landwirtschaft weiterhin genutzt werden konnte.
Kaninchen zum Hobby - 29 Mitglieder und sechs Jugendliche
zählen der Kaninchenzuchtverein W 392 Sendenhorst. 360 eingetragene Rassetiere sind in den Ställen dieser Mitglieder zu Hause. Josef Engelbert als Vorsitzender und Günther Wuttke haben es
verstanden, aus diesem Verein, der im nächsten Jahr auf ein 50jähriges Bestehen zurückblicken kann, eine verschworene Gemeinschaft zu machen. Bei rund 80 000 organisierten Kaninchenzüchtern in der
Bundesrepublik macht sich der Sendenhorster Verein vielleicht etwas klein aus, doch sprechen die Erfolge für sich: Neben vielen Preisen auf Ausstellungen unterer Ebene konnten 1964 von den
Sendenhorster gleich zwei Landesmeister gestellt werden. Auf Alaska trug sich Karl Kobus in die Siegerliste ein, und B. Engbert errang auf Kleinchinchilla den Sieg. Auch auf der Westfalenschau waren
Sendenhorster Züchter vertreten. Mit ihrer Arbeit tragen die Züchter bei zu sinnvoller Freizeitgestaltung; Preise und Diplome geben Ansporn zu noch besseren Leistungen, und so helfen die
Sendenhorster mit, dem Idealtyp des Kaninchens möglichst nahe zu kommen.
Kegelbahnen - Weit über die Grenzen der Bundesrepublik sind Joka-Kegelbahnen, ein Begriff, der für Qualität bürgt, ein Name aber auch, hinter dem nur der Eingeweihte den Namen des Unternehmers,
Josef Kleineaschoff, vermutet. Der Betrieb wurde vor rund 15 Jahren gegründet, zog vor drei Jahren ins Industriegelände und hat sich derart entwickelt, daß die Kapazität voll ausgelastet ist. Zum
Teil sind Lieferzeiten nicht zu vermeiden. Die Firma Joka stellt vollautomatische Kegelbahnen her, die führend sind in ihrer Perfektion und die vor allem in die Benelux - Länder und Österreich
exportiert werden. In Österreich wurde eine eigene Generalvertretung eingerichtet. Selbstverständlich bleibt ein Großteil der Anlagen auch in der Bundesrepublik. Eigene Monteure besorgen die
Aufstellung, die nach strengen Richtlinien erfolgt, wobei die Firma mit dem DKB eng zusammenarbeitet. Neben den eigentlichen Bahnen werden auch die dazugehörigen Anlagen in eigener Fabrikation
gefertigt. Ausgeliefert wird mit der Bahn oder mit dem Lastzug.
Speisequark aus Sendenhorst führend - Molkereibetrieb ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor für die Stadt
Sendenhorst - Neuzeitliche Quarkzentrifuge verarbeitet stündlich 800 bis 1000 Kilogramm - Als Paul Rehsöft sen. vor nunmehr fast 60 Jahren in Sendenhorst eine Molkerei eröffnete, da konnte der
damals knapp 30jährige Bauerssohn aus Mecklenburg nicht ahnen, welche steile Aufwärtsentwicklung dieses Unternehmen einmal nehmen würde, da hatte er keine Vorstellung davon, daß der Molkereibetrieb
sich nicht nur zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt Sendenhorst, sondern darüber hinaus sich entwickeln würde zu einem der führenden Betriebe Westdeutschlands in der
Speisequarkerzeugung.
Als Paul Rehsöft vor fünf Jahren eine moderne Quarkzentrifuge in Betrieb nahm, die in der Stunde 800 bis 1000 Kilogramm verarbeiten kann, da stieg die Molkerei zu den führenden Quarkherstellern in
Nordrhein-Westfalen empor, stammte doch jede zehnte verkaufte Packung Quark aus dem Sendenhorster Betrieb. Speisequark, Magerquark, 20 und 40-prozentiger Sahnequark, sowie Schichtkäse sind die
Spezialitäten aus dem Hause Rehsöft. Daneben kommt der Herstellung von Süßrahmbutter ganz besondere Bedeutung zu, während die Trinkmilchherstellung gegenüber diesen Produkten immer mehr in Rückstand
geriet und heute im wesentlichen nur noch für die Versorgung der Gemeinde betrieben wird. Die Beliebtheit der Erzeugnisse aus der Sendenhorster Molkerei ist wohl begründet, wenn man die überaus
zahlreichen hohen Auszeichnungen als Maßstab für die Qualität der Produkte aus dem Hause Rehsöft setzt. Bei den auf freiwilliger Basis durchgeführten DLG-Prüfungen wurden.
Zu diesem Leistungsstand beigetragen haben neben dem fachlichen Können der Mitarbeiter vor allem der technischen Neuerungen aufgeschlossene Eigentümer Paul Rehsöft, der auch im Interesse seiner
Milchanlieferer, es verstanden hat, mit der Zeit zu gehen, der - auch das erscheint nicht alltäglich - nicht vom Schreibtisch aus die Geschicke der Molkerei leitet, sondern der selbst in
Gummistiefeln und Arbeitskittel im vielseitigen Produktionsbetrieb eingeschaltet ist. Nur dadurch war es möglich, daß modernste Verpackungsmaschinen stehen neben neuzeitlichen Kühlräumen und daß die
Kannenanlieferung abgelöst werden kann durch einen modernen Tankwagen; nur so ist es zu verstehen, daß die Eigenanlieferung aus Sendenhorst und den Bauerschaften durch Zukäufe ergänzt werden
muß.
Der heutige Eigentümer Paul Rehsöft übernahm den väterlichen Betrieb im Jahre 1931, nachdem der Vater 1922 im Alter von nur 44 Jahren verstorben war und die Mutter das Unternehmen zunächst
weitergeführt hatte. Stetige Ausweitung der Produktion bedingten eine Ausweitung der Räumlichkeiten, und so wurde in den Jahren 1948/49 Käserei und Kesselhaus errichtet, ein Erweiterungsbau folgte,
in dem Milchannahme und -ausgabe, Labor, Lagerbehälter, Käserei und Kühlräume eingerichtet wurden. Auch diese Maßnahmen trugen wesentlich dazu bei, daß der Betrieb zu dem wurde, was er heute
darstellt: Ein nicht wegzudenkender Wirtschaftsfaktor der Stadt Sendenhorst.Große Preise für Quark, Süßrahmbutter und Trinkmilch errungen. Anton-Fehr-Medaillen zieren den Plakettenschrank ebenso wie
viele andere Medaillen und Urkunden. Auch bei Prüfungen auf unterer Ebene wurden im Bereich des Landes Nordrhein-Westfalen und der Landwirtschaftskammer hervorragende Ergebnisse erzielt, kurz: Der
Name Sendenhorst ist auf dem Sektor der milchverarbeitenden Betriebe mit Qualität verbunden.
Die letzten Jubeltage im 650jährigen Sendenhorst
Historischer Festzug zum Jubiläumsabschluß | Feuerwehr und DRK zeigten Einsatzleistung | 1000 Kinderballone auf der Reise | Eindrucksvolles Heldengedenken | Wiedersehen
SENDENHORST. Die Jubelstadt stand zum Ende ihrer Festwoche noch einmal mehr als vorher im
Blickpunkt der Öffentlichkeit. Am Samstagnachmittag legten Freiwillige Feuerwehr und DRK-Zug mit einer gemeinsamen Katastrophenübung am Gebäude der Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft
Zeugnis von ihrer Einsatzbereitschaft und ihrem Können ab. Zwei Stunden später starteten tausend Kinderluftballons vom Sportplatz aus zu einem Weitflug, von dem noch zu hören sein wird. Um 19 Uhr
gedachte die Bevölkerung ihrer Toten und Vermißten in einer einmalig feierlichen Weise vor dem Kriegerehrenmal und am Abend trafen sich frühere und jetzige Sendenhorster zu einem großen Wiedersehen
im riesigen Festzelt.
Bild: Die große ausfahrbare Leiter mußte an dem hohen Gebäude eingesetzt werden.
Am Sonntagmorgen gedachten die katholischen Gläubigen der hundertjährigen Tradition der Pfarrkirche St. Martin und am Nachmittag strömten tausende und abertausende von Besuchern aus nah und fern in
die Jubelstadt und sahen dort den fast 3 km langen Festzug „Sendenhorst im Wandel der Jahrhunderte“.
Bei der Feuerwehr- und DRK-Übung war angenommen, daß im Gebäude der „Bäuerlichen“ ein Feuer ausgebrochen sei, bei dem es Vergiftungen gab und bei der Menschen aus
rauchvergifteten Räumen gerettet werden mußten. Während ein Teil der Wehrmänner unter der Gesamtleitung ihres Wehrführers und stellv. Kreisbrandmeisters Everke das Gebäude löschte - auch die
ausfahrbare Leiter mußte dazu eingesetzt werden - bemühten sich andere unter Schutzmasken um das Auffinden und Bergen der Verletzten. Sobald diese aus dem Gebäude getragen waren, nahmen sie die
Helferinnen und Helfer des DRK-Zuges unter Leitung von der Kreisbereitschaftsführerin Frau Roetering in ihre Obhut, versorgten sie zunächst und transportierten sie dann mit
Sanitätskraftwagen ab.
Beim großen Luftballonstart war die Ungeduld der Kinder schuld, daß es nicht zu dem geplanten Massenstart kam. Feuerwehrmänner -
gerade von der Schauübung zurückgekehrt - füllten die Ballons mit Gas, wie sie schon am vergangenen Sonntag den großen Freiballon der Westfälischen Nachrichten mit 600 cbm gefüllt hatten, kleine
Zettel mit der Anschrift des Absenders wurden befestigt, und dann vertraute man die Fracht den Wolken an. Allerdings war es ziemlich windstill und nur langsam
entfernten sich die Ballons vom Platz.
Bild rechts: Besonders eindrucksvoll war die Heldengedenkstunde, bei der Bilder aller im 2. Weltkrieg gefallenen und vermißten Sendenhorster gezeigt
werden.
Besonders eindrucksvoll hatte man die Heldengedenkfeier gestaltet. Vor dem Kriegerehrenmal am Osttor war eine Leinwand aufgespannt, auf die man im Laufe der Feier zunächst die Namen und dann ein Bild
jedes einzelnen Gefallenen und Vermißten des zweiten Weltkrieges in alphabetischer Reihenfolge projizierte. „Ich bete an die Macht der Liebe“ und das Lied vom guten Kameraden, vorgetragen von der
Stadtkapelle sowie ein sinnvolles Gedicht dreier Schüler waren die einzige akustische Untermalung dieser stillen und gerade deshalb so eindrucksvollen Gedenkfeier.
Bild : Plattdeutsch unterhielt
Theo Breider aus Münster die alten und jungen Sendenhorster im Festzelt.
Viele freudige Begrüßung, viel Erzählen, Wiedererkennen und Wiedersehen gab es dafür abends im bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt bei einer Wiedersehensfeier, zu der viele alte
Sendenhorster in ihre Heimat gekommen waren. Bürgermeister Brandhove hieß alle herzlich willkommen, ehe Bernhard Fascies Erläuterungen zu einer Dia-Serie vom alten und heutigen Sendenhorst gab. Dann
aber ging es mit Schwung und Theo Breider aus Münster in den zweiten unterhaltenden Teil, in dem das Plattdeutsch dominierte, gemeinsam Volkslieder gesungen wurden und die Freude über die altbewährte
heimatliche Gemeinschaft nicht nachließ.
Was Sendenhorst zum Abschlußtag mit seinem Festzug zu bieten hatte, übertraf
alle Erwartungen. In stilechten Kostümen sah man da die Geschichte der Stadt auf Rädern an sich vorbeirollen und in historischen Fußgruppen vorüberziehen. Es begann mit den Edlen von Sendenhorst in
alter Ritterrüstung und Kettenhemd und endete mit dem heutigen Stadtrat im schwarzen Anzug. Dazwischen aber gab es keine Epoche und kein geschichtliches Ereignis, das nicht erwähnt und gezeigt wurde.
Das alte Stadttor mit dem Wächter davor, die preußischen und französischen Grenadiere der Napoleonischen Zeit, die Kosaken von 1813 mit ihren grimmigen Schnurrbärten, die gute alte, gelbe
Postkutsche, die Werkstätten der Innungen und Zünfte, Rübezahl mit seinen Zwergen als Beitrag der Vertriebenen, und vieles andere mehr zog an den nach tausenden zählenden Zuschauermassen vorbei, ehe
ein Füllhorn aus Blumen die Reihe der Wagen abschloß. Alle Vereine und Verbände folgten mit ihren Fahnenabordnungen und den allerletzten Schluß bildete Sendenhorsts Original, der Glocken-Becker, auf
seinem alten Fahrrad mit den Westfälischen Nachrichten auf dem Gepäckträger und seiner Ausschellglocke in der Hand.
Dieser Zug war ein würdiger Abschluß und letzter Höhepunkt in der Festwoche der 650jährigen Stadt, die wenn auch nicht groß, lebt und blüht wie eh und je und der man weitere hunderte von Jahren nicht
zu wünschen braucht, weil sie den Geist in sich trägt, der eine Fortsetzung der traditionsreichen Geschichte erwarten läßt.
vh
⇱ ⇖ ↑
Von der Stiftung zum Fachkrankenhaus
Krankenhaus verdankt Gründung großherziger Spende von J. Spitthöver - Seit 1920 eine der führenden Kliniken für Gelenk- und Knochenerkrankungen - 16. September 1964 75 Jahre her...
SENDENHORST Das Krankenhaus verdankt Gründung einer großherzigen Spende von J.
Spitthöver - Seit 1920 eine der führenden Kliniken für Gelenk- und Knochenerkrankungen - Am 16. September 1964 waren es 75 Jahre her, daß das Sendenhorster St.-Josefs-Stift seiner Bestimmung
übergeben werden konnte. Aus dem Krankenhaus für Sendenhorster Bürger, aus Altersheim und „Kinderbewahranstalt“ hat sich im Laufe der Jahrzehnte unter der Leitung fortschrittlicher Ärzte eine
Spezialklinik entwickelt, die auf dem Gebiet von Gelenk- und Knochenerkrankungen verschiedenster Art zu den führenden Häusern ihrer Art zählt.Der erste Schritt zur Spezialklinik wurde in den 20er
Jahren getan, als man unter der Leitung von Chefarzt Dr. Goosen der Fachrichtung Orthopädie besondere Bedeutung zukommen ließ. In Verbindung mit der Hüfferstiftung wurden Rachitiserkrankungen
erfolgreich behandelt, und hier war es der spätere Chefarzt Dr. Lintel-Höping, der die Klinik in 38jähriger Tätigkeit zielstrebig und erfolgreich zu ihrer heutigen Bedeutung führte. Die Stadt
Sendenhorst hat diese Arbeit durch Verleihung der Ehrenbürgerrechte an Dr. Lintel-Höping gewürdigt. Heute führt Dr. Book sein Werk fort.
In Sendenhorst ist man trotz größter Opfer und finanzieller Belastungen stets mit der Zeit gegangen. Modernste Operations-, Untersuchungs- und Behandlungsräume, Gymnastiksäle, Massage- und Baderäume,
sowie ein kleines Schwimmbassin gehören ebenso zur Ausstattung, wie die lichtdurchfluteten Säle für Kinder, die fast kontinuierlich übergehen in die architektonisch reizvollen Parkanlagen.
Angegliedert ist dem Haus eine Sonderschule, in der die Kinder, die einen Großteil der rund 240 Patienten ausmachen, zu jeweils zwei Jahrgängen unterrichtet werden. Wenn das Stift in diesem Jahr in
Verbindung mit dem Stadtjubiläum sein 75jähriges Bestehen feiert, dann wird man eines Mannes in ehrender Weise denken, der durch seine hochherzige Spende den Bau des Hauses ermöglicht hat: Joseph
Spitthöver, eines Sohnes der Stadt, der als Buchbinder in der Fremde durch Fleiß, Können und Glück in der Fremde zu Wohlstand und Reichtum gelangt war. Als Geselle ging der 1813 Geborene als
24jähriger „auf die Walz“, kam vier Jahre später nach Rom und fand hier liebevolle Aufnahme im Kreis der deutschen Kolonie. Aus dem Buchbindermeister wurde ein wohlhabender Buchhändler, der es
verstand, durch Handel mit Wertpapieren seinen Wohlstand stetig zu vergrößern. Zu ausgesprochenem Reichtum jedoch führten umsichtige Grundstücksspekulationen.
Das Geld geriet in die richtige Hand: Spitthöver förderte den Bau von Kranken- und Heilanstalten, erbaute in der Schweiz ein Waisenheim, förderte den Kirchbau in Sendenhorst und schenkte seiner
Heimatstadt schließlich 350 000 Goldmark für den Bau des heutigen Krankenhauses. 1887 wurde der Grundstein gelegt, am Tage der Einweihung zwei Jahre später bereitete die Stadt dem Stifter einen
großartigen Empfang.
Drei Jahre später, am 12. Januar 1892 starb in Rom der große Wohltäter der Stadt Sendenhorst und wurde auf dem Campo Santo an der Seite seiner drei Jahre älteren Schwester Clara begraben.
Erschließung durch Bahn um 1900
Verkehrstechnische Erschließung durch die Bahn um 1900 von großer Bedeutung | Heute nachmittag Sonderzug der Westfälischen Landeseisenbahn im Bahnhof Sendenhorst | Erinnerungen werden wach
SENDENHORST Wenn heute nachmittag der bis auf den letzten Platz besetzte
Sonderzug der Westfälischen Landeseisenbahn im Bahnhof Sendenhorst einläuft, dann werden Erinnerungen wach an die Zeit vor nunmehr über 50 Jahren, als die Bahnstrecke Münster-Neubeckum festlich
eröffnet wurde und die WLE besseren Zeiten entgegensah, als es heute der Fall ist.
Am 30. September des Jahres 1903 brachte das Münsterische Intelligenzblatt, die Vorgängerin der Westfälischen Nachrichten, unter der Überschrift „Sendenhorst im reichen Flaggenschmuck“ folgenden
Bericht über die Einweihung: „Mit einem Sonderzug, der mit grünen Zweigen und bunten Fähnchen geschmückt war, fahren die Festteilnehmer von Münster nach Neubeckum. Überall wurden die Festteilnehmer
mit Böllerschüssen begrüßt. Von Neubeckum ging es dann um 11 Uhr 40 zurück.
Auf der Station Sendenhorst sprach Bürgermeister Hetkamp. Die Festgäste blieben 40 Minuten lang zur Eiinnahme des Frühstücks hierselbst. 500 Butterbrote waren in fünf Minuten vergriffen. Nicht minder
wurden die verschiedenen Fässer Bier im Angesichte der sengenden Sonnenglut leer getrunken. Auch der berühmte Sendenhorster Korn fehlte nicht. - Um 7 ½ Uhr langte der Zug wieder auf unserer Station
an, wo abermals ein festlicher Empfang stattfand. Vom Bahnhof aus wurde unter Vorantritt einer eigens engagierten Kapelle ein Fackelzug veranstaltet. Einen würdigen Abschluß fand die Feier im Saale
des Herrn B. Schramm durch einen Kommers, der die Teilnehmer bis zum frühen Morgen in der fidelsten Stimmung beisammen hielt.“
Schon einen Tag nach der Eröffnung wurde berichtet, daß der Andrang der Fahrgäste so stark sei, daß die Züge sich bedeutend verspäteten, und einige Tage später wurde bereits eine erste Bilanz
gezogen: Am ersten Tag wurden befördert nach Albersloh 19 Personen, Angelmodde 167, Enniger 6, Neubeckum 89. Sendenhorst 28 und zwei Hunde … Insgesamt wurden 477 Personen befördert. Dazu kamen noch
zwölf Hunde.
In der Tat: In den Jahren 1904/05 wurde ein verfügbarer Überschuß von 720 228,69 Mark erzielt. 1907/08 waren es 768 100,94 Mark, wobei diese Summen jedoch auf alle Strecken der WLE bezogen sind.
Immerhin wurde 1907/08 auf der 35,54 Kilometer langen Strecke Münster - Neubeckum ein Überschuß von 4040 Mark pro Kilometer erzielt, eine Summe, die sich sehen lassen kann. Dividenden von maximal 5,8
Prozent konnten an die Aktionäre ausgezahlt werden.
Das alles fällt heute fast in das Land der Märchen. Es war einmal … Obwohl die Westfälische Landeseisenbahn mit der Zeit gegangen ist, obwohl sie die Zeichen der modernen Industrialisierung erkannt
hat, die Kosten für Modernisierung und Rationalisierung konnten durch den Bahnbetrieb nicht aufgefangen werden. Die Gemeinden als Aktionäre wurden um Zeichnung neuer Aktien angehalten, um dringendste
Maßnahmen durchführen zu können. Die Gemeinden verschlossen sich - wenn auch oft widerwillig - diesen Wünschen nicht, denn wenngleich sich vor allem der Personenverkehr heute auf die Straße verlegt
hat, so kommt der WLE doch vor allem als Verkehrsträger für Güter und Waren auch heute noch besondere Bedeutung zu, zumal der Gütertransport auf der Schiene die ohnehin überbelasteten Straßen
erheblich entlastet.
Wie gesagt: Man ist mit der Zeit gegangen. Der fauchende unverwüstliche Teckel wurde ersetzt durch kraftstrotzende Dieselmaschinen, der Pängel-Anton durch moderne Triebwagen und Diesellokomotiven.
Der Wagenpark - 1908 zählte man 1300 Güterwagen und 68 Personenwagen bei 37 Lokomotiven - wurde durch neuzeitliche Fahrzeuge ersetzt. Doch der WLE geht es nicht anders als dem großen Bruder von der
Bundesbahn: Hier gilt der Fahrplan der Not, der Sparsamkeit und der Bescheidenheit, wie es Studienrat i. R. Franz Predeek in seinem Heftchen anläßlich der Jubiläumsfahrt eines Eiltriebwagens im Jahre
1953 so treffend ausdrückte. Was wird die Zukunft bringen? Heute noch fahren viele der rund 600 Pendler aus Sendenhorst mit dem Zug nach Münster. Werden auch sie eines Tages mit dem Kraftfahrzeug zu
ihren Arbeitsstellen fahren?
Schmunzelnd erzählte mir vor einiger Zeit ein alter Sendenhorster folgende - nicht unbedingt wahre - Begebenheit aus den Anfängen der Landeseisenbahn auf der Strecke Münster-Neubeckum. Zwischen
Sendenhorst und der Alst soll der Personenzug plötzlich eine Notbremsung vorgenommen haben, weil eine Kuh auf den Schienen stand. Kurz vor Albersloh mußte dann der Zug nochmals anhalten. Wieder stand
eine Kuh auf den Gleisen. - Es soll dieselbe gewesen sein
Historisches am Rande
1965 schon lange her.... Kein Geld für Salzvorräte - zum Bürgerbuch der Stadt Münster - Mängel der
Feuerlöschpolizei - Führerschein für Fahrräder - Vom Taler zur harten DM - Über die Genossenschaft - Gewerkschaften
-
Kein Geld für Salzvorräte - Magistrat forderte Salzniederlage für Sendenhorst
Für den Menschen des 20. Jahrhunderts ist das Salz in der Suppe eine Selbstverständlichkeit. In der guten alten Zeit, der vielgepriesenen, war es das nicht. In einer Entschließung des Magistrates aus
dem Jahre 1804 wird die Einrichtung einer Salzniederlage in Sendenhorst gefordert, da kaum der dritte Teil der Bewohner sich wegen Mangel an Geld einen Salzvorrat für 14 Tage, der etwa fünf Pfund
entspricht, anlegen konnte. Nach einem Hebezettel aus dem Jahre 1814 war die Bevölkerung offensichtlich zur Abnahme einer bestimmten Menge Salz verpflichtet, wofür beträchtliche Steuern zu zahlen
waren.
37 in die Stadt - Zur Geschichte der Stadt Münster
legt das Bürgerbuch der Stadt Münster von 1538 bis 1660 vollständiges Material vor
In den Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster (Verlag Aschendorff, Münster) legt das Bürgerbuch der Stadt Münster von 1538 bis 1660 ein massiertes, ungewöhnlich vollständiges
Material vor, das u. a. dartut, welchen großen Anteil die Städte, Dörfer und Höfe des platten Landes an der Ergänzung des städtischen Bürgertums hatten. Das Münsterische Bürgerbuch enthält 5334
Eintragungen. Der Landkreis ist hieran mit 152 Nennungen beteiligt.
Es sind 14 Gemeinden des Kreises in dem Bürgerbuche vertreten. An der Spitze dieser Gemeinden liegt Ahlen mit 49, es folgt Sendenhorst mit 37 Eintragungen. Nach diesen Beurkundungen, die Sendenhorst
betreffen, gehen über den Erwerb der Bürgerschaft in Münster auf und zogen nach Sendenhorst. Die restlichen 34 Eintragungen über den Erwerb der Bürgerschaft in der Stadt Münster betreffen
Einzelpersonen, Ehepaare und Familien, die aus Sendenhorst zuzogen. In 16 Fällen sind die Berufe der Zuzügler aus Sendenhorst angegeben. Es handelt sich um je einen Arbeitsmann, Bäcker, Tuchscherer,
Färberknecht, Kannengießer, Kaufmann, Altflicker, Hutmacher, um zwei Bäcker und zwei Schneider sowie um vier Tuchmacher.
Mängel der Feuerlöschpolizei dem Fürsten berichtet - Wehrübung statt Volksfest
Schon zur Zeit des Fürstbistums Münster hatte Sendenhorst ein Gericht. Der Sprengel umfaßte die Stadt Sendenhorst und die Kirchspiele Albersloh, Drensteinfurt, Horstmar, Rinkerode und Sendenhorst.
Unter diesem Gericht ist das sogenannte Markengericht zu verstehen, das im fürstbischöflichen Amte Wolbeck in den Händen mehrerer Magistrate lag. Nach der Auflösung des fürstbischöflichen Amtes
Wolbeck kam Sendenhorst an den ersten preußischen Kreis Warendorf.
Das Gericht in Sendenhorst blieb während der ersten preußischen Herrschaft zunächst noch bestehen. Am 22. März 1804 berichtete der Richter von Sendenhorst dem Landrath Freiherrn von Ketteler auf
Harkotten über Mängel der Feuerlösch-Polizey. In der Vorlage heißt es u. a.: Es wäre zu wünschen, wenn die an vielen Orten gewöhnlichen Scheiben- und Vogelschießen lieber, wenn sie ja als eine Art
Volksfest unter gewissen nötigen Einschränkungen beibehalten werden sollen, wenigstens zum Teil einmal des Jahres zu weit zweckmäßigeren und nützlicheren Übungen in der Feuerbekämpfung angewendet
würden
Führerschein für Fahrräder - Eine Kuriosität aus dem Jahre 1901
Jeder Radfahrer im Gebiet der Provinz Westfalen muß laut Verordnung des Provinzialrates im Besitz einer Radfahrkarte sein. Man mußte die Karte bei sich führen und - ähnlich wie heute der
Führerscheininhaber - aufsichtsführenden Beamten auf Verlangen vorzeigen. Die Karte wurde ohne Eignungsprüfung des Inhabers von der örtlichen Polizeibehörde jeweils für den Zeitraum eines Jahres
ausgestellt. Jugendliche unter 14 Jahren erhielten die Karte auf Antrag des Vormundes. Höchststrafe bei Nichtbeachten dieser Vorschrift: 60 Mark, eine für damalige Verhältnisse recht harte
Strafe.
Vom Taler zur harten DM - Öffentliche Sparkasse feiert 100jähriges Bestehen
Es hat zahlreiche Schwierigkeiten gegeben, bis die öffentliche Sendenhorster Sparkasse vor nunmehr fast 100 Jahren ihre Pforten öffnen konnte. Bestrebungen gab es schon in den 40ger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts, doch wurde das Statut erst 1866 genehmigt. Ein Jahr später folgte die Eröffnung im Hause Roetering. Die Sparkasse für die Stadt Sendenhorst und das Amt Vorhelm entwickelte
sich prächtig, der erste Jahresabschluß wies die Summe von 18 776 Talern, neun Silbergroschen und zwei Pfennigen als Einlagenbestand auf, wovon 13 251 Taler ausgeliehen waren. Schon 1883 konnten die
ersten Überschüsse an den Gewährsträger gezahlt werden.Fast 50 Jahre wurde die Kasse von Angehörigen der Familien Roetering und Brüning verwaltet. Dann zog man in das neue Rathaus, und vor nunmehr
sechs Jahren konnte die Kasse erstmals in ein eigenes Gebäude ziehen. 1923 hatte Heinrich Dorsel, der seit 1905 als Gegenbuchführer bei der Kasse beschäftigt war, die Leitung übernommen und behielt
sie bis März 1948. Sein Sohn übernahm die Leitung wieder vor einem Währungsschnitt und führt das Unternehmen auch heute in einer Zeit der vollsten Blüte gemeinsam mit zwei Beamten, 15 Angestellten
und fünf Lehrlingen. Moderne Einrichtungen und Maschinen zeugen von dem Fortschritt, der auch in den Kassenräumen Einzug gehalten hat.
Alle für einen -
Von besonderer Wichtigkeit vor allem für die Bürger aus den Reihen der Landwirte und Bauern war die Gründung der Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft im Jahre 1903, zu der sich 49 Männer
entschlossen hatten.
Neben den Bauern zählten Sendenhorster Brenner und Ackerbürger zu den Gründern dieser Gemeinschaft, die über 60 Jahre hinweg den Mitgliedern nicht nur wirtschaftlichen Nutzen gab, sondern darüber
hinaus auch das Gefühl, zum Wohle des gesamten Bauernstandes zusammengeschlossen zu sein. Besonderen Anteil an der Gründung hatte der langjährige Vorsitzende Heinrich Rothkötter aus der Bracht, der
mit besonderem Eifer genossenschaftlichen Geist unter seine Berufskollegen trug. Wie alle Unternehmen dieser Art, weitete sich auch diese Genossenschaft in nichtgeahntem Ausmaß aus, so daß in den
Jahren 1948/49 ein neues Hauptlager mit einer Gesamtfläche von 6000 Quadratmetern und Gleisanschluß erstellt werden mußte, 1952 folgte ein Düngelager und ein Jahr später eine Fuhrwerkswaage.
Böllerschüsse
11. März 1903:
Jubiläumsfeier Sr. Heiligkeit Papst Leo XIII. im Horsmannschen Saale. Abends vorher Ankündigung des Festes durch Böllerschüsse. – 21. April: Heute Nachmittag lief der erste Transportzug, festlich
bekränzt, in den Bahnhof ein. Böllerschüsse wurden abgegeben. 30. September: Feierliche Eröffnung der neuen Bahn . . . Überall wurden die Festteilnehmer mit Böllerschüssen begrüßt. 8. Juli 1904:
Festprogramm des Allgemeinen Schützenvereins. Ankündigung des Festes um 5½ Uhr durch Revolver- und Böllerschießen.
Nachtarbeit
9. Mai 1904:
Die Unterrichtszeit in der gewerblichen Fortbildungsschule darf des Abends nicht über 8 Uhr hinaus ausgedehnt werden.
Gewerkschaften
26. August 1904: Einige rote Brüder aus Dortmund hatten die Absicht, die Werbetrommel zu rühren für die freie sozialdemokratische Gewerkschaft.